Wenn Pizza drin vorkommt, kann es kein schlechtes Spiel sein.

Abenteuer auf der Lego-Insel

Ja, ich weiß, was jetzt viele denken werden: "Da hat der sich mal wieder irgend so ein altes Spiel ausgesucht, das er mag, obwohl alle anderen das für Käse halten." Stimmt. Man muss aber eines vorweg sagen: Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen, die Abenteuer auf der Lego-Insel als Kind gespielt haben und beim Erinnern daran nostalgische Gefühle bekommen ('tschuldigung, hab was im Auge); und die anderen, die es nicht gespielt haben und ernsthaft den Geisteszustand von Leuten wie mir hinterfragen. Zugegeben, das Spiel ist nach heutigen Maßstäben unspielbar und eigentlich ziemlich mau (von der Kunst, das auf einem modernen Rechner zum Laufen zu bringen, mal ganz zu schweigen).

Auf der Lego-Insel leben diverse Lego-Figuren in ihren Lego-Häusern und fahren mit Lego-Fahrzeugen durch die Gegend und gehen ihren täglichen Beschäftigungen nach. Das ist der Plot des Spiels. Zu Beginn können wir eine von fünf Figuren wählen, als die wir spielen wollen. Da wäre erst einmal Pepper, ein Pizza-Lieferjunge. Außerdem die beiden Polizisten Officer Nick und Officer Laura. Und die Pflegeeltern von Pepper, Mama und Papa Brickolini, denen die Pizzeria auf der Insel gehört. Jede dieser Figuren hat eine spezielle Fähigkeit. Spielen wir beispielsweise Officer Nick, können wir durch Anklicken die Farben der Körperteile herumlaufender Lego-Figuren ändern. Je nachdem, für wen wir spielen, werden wir auch entsprechend von den Bewohnern der Lego-Insel angesprochen.

Was kann man in diesem Spiel eigentlich alles machen? Kurz gesagt: Nicht viel. Eigentlich. Wir können diverse Fahrzeuge bauen, zum Beispiel ein Rennauto, einen Hubschrauber und einen Jetski. Allerdings sind die Sets fest vorgegeben, wir können lediglich Farben und eventuell Aufdrucke verändern. Dabei ist anzumerken, dass es diese Sets tatsächlich zu kaufen gab, einige davon besitze ich sogar noch.

Im Information Center können wir unsere Spielfigur auswählen.

Es besteht die Möglichkeit, Rennen zu fahren oder Pizza-Liefer-Missionen anzunehmen. Oder wir laufen einfach über die Insel, genießen die Grafik (das konnte man damals tatsächlich!) oder sehen uns die kurzen Animationssequenzen an, die immer wieder ausgelöst werden. Dabei erzählen einem Figuren kleine Geschichten oder es passiert etwas lustiges, aber halt alles mit diesem typischen Lego-Humor. Lego an sich ist schon ziemlich lustig, weil's manchmal wirklich dämlich ist. Wir können beispielsweise die Kopfbedeckungen bzw. Frisuren der Figuren ändern, dann laufen da Leute mit einer Blume oder einer Katze auf dem Kopf herum, und niemand scheint sich daran zu stören.

Und wenn wir ein bisschen Action wollen, können wir als Pepper die Pizza-Liefer-Mission starten. Wir bringen eine Pizza zum Gefängnis, in der der einzige Verbrecher der Insel einsitzt: Der Steinbrecher. Warum er so ist, wie er ist, wird nicht wirklich erklärt. Er ist einfach anders als die anderen und liebt die Zerstörung. Im Englischen würde man sagen: "The Brickster [Steinbrecher] is a guy who just wants to watch the world burn!" Er entkommt mithilfe der Pizza aus dem Gefängnis und beginnt damit, die Häuser auf der Insel in ihre Bestandteile zu zerlegen, was zu verhindern unsere Aufgabe ist. Entweder wir schaffen es, dann feiern alle Einwohner der Lego-Insel, oder wir versagen. Dann heißt es zwar: "Macht nichts, wir können einfach alles wieder aufbauen.", aber als Kind hat mich das schon ziemlich mitgenommen, wenn ich da versagt habe. Ok, 22 Jahre ist schon ein stolzes Alter für ein Spiel. So, wie es Hunde-Jahre gibt, gibt es wohl auch Spiele-Jahre. Die Grafik - gut, reden, wir nicht drüber. Steuerung und Umfang des Spiels sind aus heutiger Sicht ziemlich lahm. Zugegeben, Abenteuer auf der Lego-Insel ist ein Spiel, das man wirklich nicht mehr nachholen kann oder sollte. Aber eines ist auch heute noch super: Der Soundtrack. Ich habe dieses Spiel mit etwa 8 Jahren gespielt und es geliebt, und jetzt für diesen Artikel nach 20 Jahren das erste Mal wieder gespielt, und dabei ist mir aufgefallen, wie genial doch der Soundtrack war! Ich müsste nur eines der Lieder hören und wüsste sofort, aus welchem Spiel es ist. Je nach Gebiet wird ein anderer Song im Hintergrund abgespielt, und da ist der eine oder andere Ohrwurm dabei.

Really there's no reason why the world shouldn't live on pizza pie!

Abenteuer auf der Lego-Insel war eines der ersten auf Polygonen basierenden Games, das ich gespielt habe. Ich denke, ein großer Teil der damaligen Faszination lag wohl darin, dass man in der Ego-Perspektive durch eine Lego-Welt laufen kann. Schon seit meiner Kindheit bin ich Lego-Fan (das Spielzeug, die Firma dahinter weniger, aber das ist ein anderes Thema). Und man sollte natürlich eines nicht vergessen: Für ein Spiel, dessen Zielgruppe Kinder sind, gelten andere Maßstäbe als für beispielsweise Call of Duty. Als Erwachsener kann man mit diesem Spiel nicht mehr viel anfangen, höchstens um in Erinnerungen zu schwelgen; jüngere Spieler wurden jedoch voll und ganz bedient.

Als Kind habe ich dieses Spiel geliebt. Und als Erwachsener fühlt es sich an wie der Sprung in eine Zeitmaschine. Wie eingangs erwähnt kann das wohl nur jemand nachvollziehen, der dieses Spiel damals gespielt hat.

Darf ich vorstellen? Der Steinbrecher. Also, wenn ich keine Pizza futtern dürfte, würde ich wohl auch Amok laufen.