Death Crown

Death Crown User-Artikel

Strategischer Minimalismus

Hannes Herrmann / 9. Januar 2021 - 13:44 — vor 2 Jahren aktualisiert
Steckbrief
PCPS4SwitchXOne
Strategie
Echtzeit-Strategie
Co5monaut
Co5monaut
23.08.2019
Link

Teaser

Kennt ihr noch die Grafik des ZX Spectrum? Die sah damals schon besser aus als dieses Spiel. Spaß macht es dennoch.
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Lasst mich euch mit einem imaginären Streitgespräch Death Crown – dieses 1-bit-Minimalstrategiespiel mit Hexfeldern – schmackhaft machen.
 
A: Ein gutes Spiel braucht geile Grafik!
Ich: Nee, Gameplay ist viel wichtiger – hier ein tolles Spiel mit 1-Bit-Grafik und groben Pixeln.

 
 A: Wie? Das Spiel hat nur 2 Farben und ist grobklotziger als Minecraft? Da muss man ja direkt wieder wegsehen, um Folgeschäden zu verhindern.
Ich: Nicht wirklich, die Optik ist stilsicher und das Gewusel eigentlich sehr hübsch. Überall bewegt sich etwas, auf Screenshots natürlich schwer zu vermitteln.
 
 A: Dann hat es doch sicher mehr Spieltiefe als Strategic Command WW2, diese für Jörg maßgeschneiderte Generalssimulation?
Ich: Nein, es gibt nur drei Gebäude und einen Truppentyp je Fraktion.

A: Hat es denn dann wenigstens eine tolle Story, so wie Return of the Obra Dinn?
Ich: Nunja, deine Fraktion möchte gern alle Schlachten und Missionen der Kampagne gewinnen – das war's auch schon.

A: Wie jetzt, das auch nicht? Ich glaube dir langsam nicht, dass du Spaß mit dem Spiel hattest.
Ich: Doch, durchaus. Aber lies selbst.

Bauen ist des Herrschers Pflicht

In Death Crown steuert ihr eine Hand, ähnlich Black & White. Ihr prügelt allerdings keine riesigen Haustiere, sondern gebt direkte Anweisungen. Genau wie die stilsichere Grafik, sind diese auf das Notwendigste reduziert. Ihr könnt drei Gebäude bauen und verkaufen oder Angriffe befehlen. Durch die Beschränkung auf nur drei Gebäudetypen, Minen für Gold, Grüfte für Skelette und Türme zur Abwehr, gleichen die Partien – besonders in den Anfangsminuten – einer dynamischen Schachpartie. Was setze ich zuerst? Die Mine, um schneller Gold anzuhäufen oder doch die Gruft, um ein paar schnelle Treffer am gegnerischem Schloss zu landen? Brauche ich für die Anfangswelle unbedingt einen Turm?

Um bei der Schachanalogie zu bleiben: Es ist auffällig, dass euer Gegner eure Züge teilweise abwartet, um entsprechend zu reagieren. Je nach Karte müsst ihr sogar eure liebgewonnene Eröffnungstaktik anpassen. So ist auf Karten, bei denen Felsen oder Wald das verfügbare Bauland begrenzen, vielleicht ein schneller Turm für den Landgewinn gefragt. Turm und Krypta annektieren beim Bau das umliegende Brachland und lassen euch expandieren. Könnt ihr vor dem Gegner die armee-stärkenden Kristalle beanspruchen oder den gut zu verteidigenden Pass? Einige Geländearten wirken sich auf die Baukosten oder die Standfestigkeit der Bauten aus, was erneut Varianz in die Missionen bringt.
 

Kämpfen und Siegen

Während ihr mit dem Drei-Tasten-Baumenü virtuos die Landschaft umgestaltet, müsst ihr eurer Armee Ziele zuweisen. Von allein machen die Grüfte gar nichts. Erst, nachdem ihr ihnen eine Route zu einem feindlichen Ziel zugewiesen habt, werden regelmäßig eure Skelettsoldaten produziert und marschieren, nur aufgehalten von gegnerischen Türmen, unbeirrt zum Ziel, um dort auf einen Schlag das Zeitliche zu segnen. Es gibt wohl keine Milch bei den Untoten, um die Knochen zu festigen. Die Zerbrechlichkeit gilt allerdings auch für die gegnerischen menschlichen Soldaten – die sind wohl besonders aufopferungsvoll. Sobald das Ziel zerstört ist, hört die Produktion auch schon wieder auf. Ihr solltet also immer nach schnarchenden Grüften Ausschau halten und die Ziele je nach Situation anpassen. Bereits nach fünf Treffern fallen die Schlösser – aber auch eure Kathedrale der Finsternis – zusammen.
 

Die Kampagne

Die Missionsauswahl findet auf einer schicken „Weltkarte“ statt, kleine Fähnchen stehen für offene Missionen oder gar Spezialmissionen mit Bossgegnern. Ihr könnt jederzeit aus ein bis drei Folgemissionen mit steigendem Schwierigkeitsgrad wählen. Beißt ihr euch an einer Vier-Schädel-Mission noch die Zähne aus, lohnt es sich, zuerst die niedrigstufigen Missionen zu erfüllen. Jede Mission belohnt euch mit Kristallen, mit denen ihr eure Gebäude verbessern könnt. Der Turm schießt so schneller, die Grüfte produzieren Skelette fixer und die Kathedrale lernt sich zu verteidigen. Die Obermotze sind aber nicht einfach größere Schlösser mit mehr Lebenspunkten. Ihr müsst Würfel, Pyramiden oder einen Magierturm, der eure Gebäude stiehlt, besiegen. Jeder der Bosse erfordert ein Umdenken des Schema F und eine eigene Strategie. Mit 08/15-Taktik kommt ihr nicht immer weiter.
 

Gut gegen Böse

Death Crown wurde ursprünglich im August 2019 mit einer Kampagne der Untoten veröffentlicht, die in weniger als fünf Stunden locker schaffbar ist. Durch einige Gratis-Updates gibt es nun auch eine Kampagne der Menschen und auch Dämonen könnt ihr via DLC auf Feldzug schicken. Neben der Kampagne, die auch im Koop gespielt werden kann, stehen euch noch genretypisch Scharmützel oder Zweispielergefechte (mit Maus und/oder Tastatur) zur Auswahl.
 
In längeren Partien leidet oft die Übersicht, sodass es schwer zu erkennen ist, welche Armee wohin will. Hier müsst ihr euch einen guten Überblick antrainieren und Schwachpunkte des Gegners gnadenlos ausnutzen – sonst enden viele Partien trotz Trial-and-Error mit einer Niederlage. Death Crown ist ein innovatives, unkompliziertes Retro-Strategiespiel, das sich wohl am ehesten mit Bad North vergleichen lässt. Für die schnelle Partie am Abend super geeignet. Eine von Microsoft Azure unterstützte KI oder tolle Rendersequenzen dürft ihr nicht erwarten, dafür kostet es mit gut neun Euro auch nur einen schmalen Taler, im Sale noch einiges weniger.
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Die Kampagnenkarte der Menschen (in Bewegung dann doch etwas hübscher).
Hannes Herrmann 9. Januar 2021 - 13:44 — vor 2 Jahren aktualisiert
Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29490 - 9. Januar 2021 - 13:25 #

Danke für den UA. Den Look fand ich schon immer interessant und gar nicht abschreckend, nun weiß ich auch, wie das Gameplay läuft. Werde ich bei Gelegenheit mal anspielen.

StefanH 25 Platin-Gamer - - 60370 - 9. Januar 2021 - 15:31 #

Geht mir exakt genau so - Danke für den Artikel!

Norseman 17 Shapeshifter - P - 6715 - 9. Januar 2021 - 13:31 #

Das erwähnte Bad North war schon mal Klasse!
Death Crown sieht mir auch schön minimalistisch aus :-) und kommt auf jeden Fall auf meine Liste...

Faerwynn 19 Megatalent - P - 17871 - 9. Januar 2021 - 14:22 #

Ich find die Grafik überhaupt nicht häßlich, im Gegenteil. Wer sowas behauptet, der findet wohl auch nur naturalistische Bilder gut. ;)

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25505 - 9. Januar 2021 - 14:46 #

Hässlich ist sie nicht, jedoch schreckt mich die Grafik massiv ab. Das will ich meinen Augen nicht antun. Das ist wieder so ein Indiespiel, das einen guten spielerischen Kern hat, aber grafisch für mich abstoßend ist. Daher muss der Entwickler auf mein Geld verzichten.

Sciron 20 Gold-Gamer - 24179 - 9. Januar 2021 - 14:54 #

Bad North fand ich für ein paar Stunden echt unterhaltsam. Das hier sieht mir aber echt zu grob aus. Wenn ich mir vorstelle, dass ich das auf meinem TV im Vollbild zocke. Nix gegen minimalistische Grafik, aber das geht voll an meinem Ästhetik-Geschmack vorbei.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - - 254999 - 9. Januar 2021 - 16:23 #

Interessant. Die Optik weckt Kindheitserinnerungen. Ich find solche Grafik durchaus hübsch, wie in Obra Dinn oder World of Horror.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 55391 - 9. Januar 2021 - 17:00 #

Jetzt darf ich den Spruch loswerden:
Bitte 1-Bit-Spielspass :]

Das Spiel sieht interessant aus. Guter Tipp, den ich sicher irgendwann mal ausprobieren werde.

CharlieDerRunkle 17 Shapeshifter - 6386 - 10. Januar 2021 - 3:03 #

Ich bin erst durch Gamers Global bzw. deinen Artikel auf dieses Spiel aufmerksam geworden. Hab's etwa 10 Minuten gespielt - und fand's Käse. :D Minimalismus fand ich gut als Grafik, im Gameplay hat's mich irgendiwe gestört, ich habe die ersten Level gewonnen und keine Ahnung, wieso. ^^ Mein Problem dabei war immer die (Un-)Übersichtlichkeit irgendwie und die indirekte Steuerung... nettes Spiel und schöne minimalistische Grafik, aber nicht für CharlieDerRunkle ^^

Ganon 27 Spiele-Experte - - 81354 - 11. Januar 2021 - 12:59 #

Definitiv nicht mein Spiel, aber ein schöner Artikel.
Ich frage mich allerdings gerade, ob es wirklich Grüfte heißt oder nicht eher Gruften sein müsste?

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42687 - 11. Januar 2021 - 14:21 #

Duden sagt Grüfte ;)

Danke für das Lob, auch wenn ich wesentlich länger als Gedacht für den Artikel gebraucht habe.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 81354 - 11. Januar 2021 - 14:29 #

Dann passt ja alles. :-)

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83154 - 11. Januar 2021 - 17:48 #

Darüber bin ich beim Redigieren auch gestolpert. :D

TheRaffer 23 Langzeituser - - 39475 - 13. Januar 2021 - 13:28 #

Die Grafik finde ich irgendwie cool. :)
Aber ist dennoch nicht mein Spiel.

Scando 24 Trolljäger - 54778 - 16. Januar 2021 - 11:37 #

Das Spiel ist bis zum 23.01. bei Steam für 2,75 Euro im Angebot.