Depression unter dem Gaming-Deckmantel

Computerspiel-Sucht User-Artikel

ChrisL 27. Oktober 2019 - 11:24 — vor 4 Jahren aktualisiert
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Auch das MMO Dark Age of Camelot sog den Betroffenen ein.
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Wie lange hat es gedauert, bis der stärkste Drang zu spielen, nachgelassen hat?

Es dürfte mehrere Wochen gedauert haben, bis ich wieder eine korrekte Zeitplanung hatte. Das bedeutete zum Beispiel, morgens den Rechner gar nicht erst anzuschalten, sich Zeit für das Frühstück zu nehmen und mehr.

Was hat dir persönlich geholfen, die Sucht letzlich zu besiegen?

Geholfen habe ich mir selbst, nachdem der berühmte Aha-Moment eingesetzt hatte. Es ist wirklich schwer, sich jemandem anzuvertrauen. Die eigene Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann, hat natürlich den Anstoß gegeben.

Da ich damals kurz vor dem Rausschmiss aus der Wohnung stand und somit obdachlos gewesen wäre, habe ich mir das klare Ziel gesetzt: Nie wirst du aus eigener Schuld nochmal in diese Situation kommen! Dann habe ich mir einen kleinen Plan erdacht, wie ich diese vier Jahre in den nächsten vier Jahren aufhole. Eine eigene Zeitplanung habe ich mir ebenfalls verordnet, die mir viel geholfen hat. Obwohl ich meinen Vier-Jahres-Plan wegen anderer Veränderungen, die ich so nicht planen konnte, nicht ganz umsetzen konnte, bin ich jedoch auf diese Weise wieder auf den richtigen Weg gekommen.

Welche Reaktionen gab es aus deinem familiären Umfeld und Freundes-/Bekanntenkreis während des extremen Spielens?

Natürlich hieß es immer, dass ich zu viel zocke. Da meine Familie jedoch in Deutschland und Österreich verteilt ist, bestand nicht immer die Kontrolle über meinen Spielekonsum. Somit war ich völlig frei, wie viel Zeit ich für das Spielen aufwende.

Hattest du dich deinem Umfeld irgendwann offenbart? Wie waren die Reaktionen?

Es ist eher so, dass das Umfeld bei mir nachgefragt hat, was ich so treibe. Ich hatte mich im Laufe der Zeit von etlichen Kontakten zurückgezogen. Dass dem Ganzen eine Depression zu Grunde lag, weiß bis heute nur eine Person. Diese Person war natürlich nicht erfreut, gerade weil ich es erst letztes Jahr gesagt habe. Jedoch wusste ich es selbst bis dahin nicht besser, weil ich es immer nur auf die Spiele geschoben hatte.

Grundsätzlich gab es vom Umfeld heftige Reaktionen, auf die ich jedoch nicht näher eingehen möchte.

Gab es Rückfälle? Wie hoch ist das Risiko, in alte Muster zu verfallen?

Da im Hintergrund eine Depression war, ist ein Risiko, erneut zu versumpfen, immer vorhanden. Eine Depression wird man nicht wirklich los, sie macht einfach Pausen. Ich habe jedoch Schritte eingeleitet, dass es nicht mehr vorkommt. Wobei es natürlich nie 100 Prozent Sicherheit sind.

Wie sahen diese Schritte aus?

Ich bin wieder deutlich sportlicher geworden. Außerdem habe ich wieder Kontakt zu vorher abgebrochenen Kontakten aus dem Bekanntenkreis gesucht. Weiterhin habe ich mich etliche Zeit in die Arbeit gestürzt. Ebenfalls hilft, sich im Hirn eine Grenze zu setzen. Das ist bei mir ein gewisser Zustand der Nervosität. Wenn dieser da ist, dann habe ich genug gespielt und höre auf.

Gab es Dinge (Pflichten, Alltägliches, andere Hobbys und so weiter) die unter der Spielesucht vernachlässigt wurden?

Dass alltägliche Dinge liegen bleiben, ist immer ein Anzeichen einer Sucht. Natürlich ist die Hausarbeit nicht mehr gemacht worden, das Essen wurde auf Pizza und Cola reduziert, die Körperhygiene wurde vernachlässigt. Aus der Zeit habe ich mir gesundheitlich einiges geholt, das mir immer noch Probleme bereitet.

Welche weiteren Probleme ergaben sich duch die Sucht?

Die Ernährung hat gelitten und ich habe etliche Kilo zugenommen. Ebenfalls hat die Beinmuskulatur abgenommen, da ich nur noch gesessen habe. Dazu etliche Hautprobleme, da nur kurzes Lüften frische Luft gebracht hat. Ebenfalls hat das Zeitgefühl nachgelassen.

Hattest du trotz allem noch Spaß am Spielen oder überwog der Zwang/Druck?

Damals musste natürlich das Belohnungszentrum im Hirn stimuliert werden, gerade weil ich bei Mechwarrior 4, das ich schon erwähnte, ein sehr guter Spieler mit einem Clan war, der europaweit gegen andere Clans angetreten ist. Dadurch wurde ich mehr vom Erfolg gelockt als ich wahrnahm. Somit war es aus meiner jetzigen Sicht innerer Zwang, zu spielen. Es ist nicht einfach, das allgemeingültig zu beschreiben, da es wohl immer auf den eigenen Charakter ankommt.

Auch heutzutage kann ich es mir nicht vorstellen, meine Freizeit ohne Videospiele zu bestreiten. Nur die aufgewendete Zeit hat sich verändert. Spiele wie The Witcher 3 habe ich zwar dennoch an drei Tagen fast ohne Schlaf zum großen Teil durchgespielt – es ist einfach super :) –, doch dabei handelt es sich inzwischen um Einzelfälle, während es zuvor die Regel war. Außerdem setze ich mir öfter Zeitrahmen, in denen ich zocke. Zudem ist etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen Schluss, um einen ruhigeren Schlaf zu gewährleisten.

Wie bewertest du die WHO-Entscheidung, Computerspielesucht zukünftig als Krankheit zu behandeln.

Grundsätzlich auf jeden Fall wichtig, da es erst mit der Digitalisierung unserer Welt aufgetaucht ist. Denn davon ausgehend sind ebenfalls andere Krankheiten drin (Bewegungsapparat, Hautkrankheiten und andere). Es stellt sich jedoch die Frage, wer denn überhaupt als Fachmann dafür zuständig ist: Der normale Hausarzt? Ein Psychologe? Wird dann noch eine Zusatzausbildung nötig? Das ist absolut noch nicht klar. Außerdem sollte man bedenken, dass es kein weltweites Problem ist, sondern eines der wohlhabenden Industriestaaten.

Mit dem Wissen von heute: Was hättest du anders machen müssen, um es nicht so weit kommen zu lassen?

Ganz simpel: Arbeiten. Natürlich sind ebenfalls andere Hobbys hilfreich. Ich habe mir deswegen andere gesucht, die mich vom Rechner loseisen. So bin ich wieder dem Thema Klemmbausteine verfallen, mit denen ich mich stundenlang beschäftigen kann. Das ist noch im wahrsten Sinn des Wortes Handarbeit und ich muss völlig anders denken. Außerdem gehe ich jetzt regelmäßig wandern, weil ich währenddessen meine Gedanken sortieren kann.
 
Studie des Oxford Internet

Institute
Im Oktober 2019 stellte das Oxford Internet Institute die Ergebnisse einer Studie vor, die auf den Daten von 1.000 Jugendlichen basiert.

Zusammenfassend heißt es, dass es keine Beweise dafür gibt, dass es sich bei Computerspielsucht um eine klinische Erkrankung handelt. Zudem sollen andere Studien es versäumt haben, den breiteren Kontext dessen zu untersuchen, was im Leben junger Menschen vor sich geht.

Zur vollständigen Studie.

Reaktionen auf die WHO-Entscheidung

Der Beschluss der Weltgesundheitsorganisation, Computer- und Videospielsucht als eigenständige Krankheit anzuerkennen, wird unterschiedlich bewertet.

Gemeinsam mit mehreren seiner Kollegen wandte sich zum Beispiel der Psychologe Andy Przybylski von der Universität Oxford in einem offenen Brief an die WHO. Unter anderem wurde in diesem vor dem Risko gewarnt, dass entsprechende Diagnosen missbraucht werden können. Darüber hinaus müsse untersucht werden, ob bei Patientinnen und Patienten, die übermäßig oft und lange an Konsole oder Computer spielen, nicht vorrangig Probleme wie Depression oder soziale Angststörungen behandelt werden müssten.

Branchenverbände wie der hierzulande tätige game oder die US-amerikanische Entertainment Software Association (ESA) sehen die WHO-Entscheidung ebenfalls kritisch, was kaum überraschen dürfte, ist doch der Spielemarkt viele Milliarden US-Dollar schwer.

So weist etwa der Verband der deutschen Games-Branche darauf hin, dass „die Anerkennung einer Sucht nach Computer- und Videospielen als Krankheit sehr problematisch [bleibt], da nach wie vor die notwendige wissenschaftliche Basis für eine solch weitreichende Entscheidung fehlt.“ Darüber hinaus könnten „eigentlich gesunde Kinder und Jugendliche stigmatisiert werden“ oder auch „eine Pathologisierung zu zahlreichen Fehldiagnosen führen.“ Der Verband setzt daher auf „das möglichst frühe Erlernen von Medienkompetenz als zentrale Schlüsselkompetenz.“

Auch die ESA ist der Meinung, dass das aufgenommene Krankheitsbild nicht auf hinreichend belastbaren Beweisen basiert, um dessen Einbeziehung in eines der wichtigsten Instrumente der WHO zur Festlegung von Normen zu rechtfertigen.

Nach Ansicht der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, ist es richtig, dass das „dauerhafte exzessive Computerspielen nicht mehr bagatellisiert wird.“ Zudem ist es ihr wichtig, dass es bei der ICD-Einstufung „nicht darum gehe, das Online- oder Konsolenspielen zu verteufeln oder zu verbieten, sondern darum, klar aufzuzeigen, wo die Grenze zwischen Spaß und Sucht liege.“

Dr. Vladimir Poznyak vom Programm Suchtmittelmissbrauch der Weltgesundheitsorganisation, macht deutlich, dass nicht allein wissenschaftliche Beweise der Grund für die Aufnahme von „Gaming Disorder“ in die Internationale Klassifikation der Krankheiten sind (siehe dazu auch dieses WHO-Video).

Auch „der Bedarf an Behandlung und die Forderung nach einer Anerkennung seitens der behandelnden Mediziner, die sich davon erhoffen, dass die Forschung verstärkt wird, dass vorbeugende Maßnahmen durchgeführt werden können und dass man sich mehr mit den gesundheitlichen Folgen dieser Sucht befasst“ haben zum WHO-Beschluss beigetragen, führt Poznyak weiter aus.

Abschließend sei auf die 148. Episode des Podcasts „Auf ein Bier“ hingewiesen, in der es um das Thema Videospielsucht geht und zu der die Ärzte Daniel Illy und Jakob Florack – die in Berlin eine Sprechstunde für Videospiel- und Internetabhängigkeit anbieten – als Gäste zu Wort kommen.
 
Laut game-Verband spielen hierzulande aktuell etwa 34 Millionen Menschen an Computer oder Konsole.
ChrisL 27. Oktober 2019 - 11:24 — vor 4 Jahren aktualisiert
RoT 21 AAA-Gamer - P - 26097 - 27. Oktober 2019 - 11:09 #

Spannendes Thema, ich hoffe ich finde im Laufe des Tagen mal eine ruhige Miunute...
Danke Chrisl

xan 18 Doppel-Voter - P - 11650 - 27. Oktober 2019 - 11:22 #

Wichtiges Thema und mutig sich selber dazu zu äußern! Ich stimme im vielen zu, dass eine Eigenerkenntnis kommen muss, um das Problem anzugehen. Ist aber ja bei vielen Süchten der Fall. Mittlerweile gibt es genug Studien, die die Auswirkungen von Sport, festen Rhythmus und bessere Ernährung auf das Gehirn untersucht haben. Lediglich die schlechte Sicht auf die Zunft der Psychologen Teile ich nicht.

Danke für den Artikel.

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161753 - 27. Oktober 2019 - 11:22 #

Interessanter und lesenswerter Artikel!

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65103 - 27. Oktober 2019 - 11:37 #

Ein Bericht zu diesem Thema, aus erster Hand, ist natürlich besonders interessant. Es freut mich, dass du deinen Weg zurück in die Realität gefunden hast.

Maverick 34 GG-Veteran - - 1329566 - 27. Oktober 2019 - 11:40 #

Starker und lesenswerter Artikel, der sich mit einem schwierigen Thema befasst und zum Nachdenken über das eigene Spielverhalten anregt. ;)

Restrictor81 22 Motivator - - 31295 - 27. Oktober 2019 - 12:02 #

Super Artikel. Danke.

Jac 19 Megatalent - P - 15595 - 27. Oktober 2019 - 12:34 #

Ein sehr ernsthafter Artikel, der insbesondere durch die Schilderung des Betroffenen zum Nachdenken anregt. Klasse!

Otto 14 Komm-Experte - 1837 - 27. Oktober 2019 - 12:35 #

Super und mutiger Artikel. Über ein Thema was gerne totgeschwiegen und verharmlost wird, besonders von uns. Und in der tat kann Videospielsucht am ende tödlich sein.

Unregistrierbar 18 Doppel-Voter - 10829 - 27. Oktober 2019 - 12:44 #

Vielen Dank für diesen Artikel.

Ich muss allerdings davor warnen, sich von der beschriebenen "Selbsttherapie" inspirieren zu lassen. Bei allen Süchten ist es weitaus erfolgversprechender, sich jemandem anzuvertrauen. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann die Schamschwelle stark verringern.

zuendy 16 Übertalent - 4547 - 27. Oktober 2019 - 13:46 #

Ist halt abhängig davon was man hat, woher es kommt, ob man Rückendeckung von seinem Umfeld hat und viele viele weitere Faktoren. Ist jedes Mal eine individuelle Geschichte. Ließ man ja aus der Beschreibung oben heraus, das ihm/ihr der Weg zum Therapeuten null gebracht hat.
Ich denke, wenn man zur Selbsterkenntnis kommt regelmäßige Bewegung und diese Erkenntnis - oh jetzt geht es im Kopf schon wieder los, jetzt muss ich aufhören, ist man auf einem guten Weg.

Mein persönliches Risiko waren viele Jahre, Erfolge zu machen. Ich liebe es erfolgreich zu sein, egal in welcher Form. Bei einem abgeschlossenen Spiel ist halt mit dem Finale Schluss. Wenn es kein Ende gibt und es immer nur Microerfolge gibt, hatte mir das auch gereicht, die konnten sich auch ruhig wiederholen. Zum Glück konnte ich das für mich mit Inselkampf und Legend of the Green Dragon erkennen (waren abstrakt genug, um sich davon lösen zu können, dennoch sehr viel Zeit investiert), um so mit WoW erst überhaupt nicht anzufangen (wäre mein Spiel gewesen, auch heute noch). Letztlich dennoch alles Peanuts zum oben erzählten Lebensweg.

Unregistrierbar 18 Doppel-Voter - 10829 - 27. Oktober 2019 - 14:16 #

Das Problem bei der Selbstanalyse ist, dass man sich selbst bescheisst.
Man kennt das von Alkoholikern - sie gestehen sich nicht ein, ein Problem zu haben, glauben, sie könnten jederzeit aufhören, halten Rückfälle für bagatellisierbar, planen den Einkauf schon so, dass sie meinen, Alkohol kaufen zu müssen usw.
Ein menschliches Gegenüber sagt einem diese Wahrheiten ins Gesicht, da gibts keinen Selbstbetrug und das hält einen dann eher von einem Rückfall ab als man selbst.

zuendy 16 Übertalent - 4547 - 27. Oktober 2019 - 17:46 #

Und das ist nur eine Sichtweise auf diese Herausforderung, bescheißt sich denn wirklich jeder permanent selbst, nur um der Wahrheit nicht ins Gesicht zu sehen?

Und ja, natürlich gibt es diese Fälle, oft genug, nur sind nicht Alle so.

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61473 - 27. Oktober 2019 - 14:21 #

Ich lese da eher raus, dass es nie einen Kontakt zu einem Facharzt oder einem Psychologen gab, da der Betroffene nicht von diesem Beruf hält.

zuendy 16 Übertalent - 4547 - 27. Oktober 2019 - 17:54 #

Ja, das trifft es eher. Falsch aufgenommen. Sorry.

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61473 - 27. Oktober 2019 - 14:56 #

Ich stimme dir bei der Anmerkung zu.

Ja, es mag Menschen geben, die an Depression erkranken und sich da selbst wieder rausholen können.

Aber es ist auch hilfreich und gegebenenfalls sogar sehr sinnvoll, sich an ein externes Hilfesystem zu wenden und sich dort behandeln zu lassen.

Gerade bei Suchterkrankungen, wie du ja schon schriebst, ist meines Erachtens das aktive Rausbewegen aus den alten Strukturen sehr wichtig.

Der Verweis, dass der Betroffene nichts vom "Beruf" des Psychologen hält, mag eine Meinungsäußerung sein. Ich finde den Kontext alleinstehend aber unglücklich. Gerade in der Einleitung wird die häufige, aber falsche Reaktion auf psychische Erkrankungen gut dargestellt: Reiß dich zusammen.

Die Einbeziehung Externer ist nicht überflüssiges und häufig der erste, wichtige Schritt.

Das Familie den Betroffenen zur Seite steht, finanziell und moralisch unterstützt, ist wichtig. Allerdings können die auch Teil des Systems sein, Stichwort Co-Abhängigkeit. Ich berate eher dahingehend, sich an externe Stelle zu wenden für die professionelle Unterstützung, und die Familie als emotionale Stütze zu nutzen.

Ich merke gerade, dass mein Text viel länger und ausführlicher sein müsste, das passt hier aber eher nicht...

Edit: Um das nochmal deutlich zu machen: Jeder Mensch entscheidet sich für einen Weg, und es liegt mir fern, den Weg des Betroffenen hier schlechtreden zu wollen, schließlich hat zu dem gewünschten Erfolg geführt. Ich möchte aber auch schreiben, dass es auch ein Weg ist, sich bei Problemen oder Erkrankungen an Hilfssysteme zu wenden.

malkovic (unregistriert) 28. Oktober 2019 - 9:05 #

Und diesen Kommentar von SupArai hier möchte ich ganz klar unterschreiben. Auch wenn es natürlich schön zu lesen ist, dass sich der/die Betroffene im Artikel selbst rausgeholt hat (Hut ab!), sollte man sich in ähnlichen Situation, vor allem bei einer Depression, möglichst professionelle Hilfe suchen.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36251 - 28. Oktober 2019 - 11:13 #

Das stimmt. Und der Tipp mit der Arbeit funktioniert bei Alkohol-, Zigaretten- und Internetsucht nicht. Diesen Süchten kann man ja auch bei der Arbeit frönen. Das wird bei Computerspielen schwer, außer man hat sein eigenes Büro und nie Besuch.

Specter 18 Doppel-Voter - 11710 - 27. Oktober 2019 - 13:27 #

Der Artikel ist ein gutes Beispiel dafür, warum ich GG so schätze. Danke dafür! Eine inhaltliche Frage habe ich: Was sind Klemmbausteine? Das sagt mir so gar nichts...

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 27. Oktober 2019 - 13:45 #

Weil ich auch darüber gestolpert bin: Sowas wie Lego.

xan 18 Doppel-Voter - P - 11650 - 27. Oktober 2019 - 14:17 #

Der allgemeine Name für Lego, Cobi und andere Vertreter. Hat sich etwas eingebürgert, da Lego gerne jeden verklagt.

Specter 18 Doppel-Voter - 11710 - 27. Oktober 2019 - 15:21 #

Danke dir und dem Admiral.

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61473 - 27. Oktober 2019 - 14:44 #

Danke für den Artikel.

zfpru 18 Doppel-Voter - 10896 - 27. Oktober 2019 - 16:47 #

Vorsicht, jetzt kommt der Laie und selbst zertifizierte Arbeitsmediziner im Hobby. Meine Qualifikation besteht im wesentlichen aus der Schwarzwaldklinik und Dr. House. Aber eine Frage habe ich dennoch. Wenn die eigentliche Erkrankung eine Depression ist, wäre das die Diagnose und das Zocken ein Symptom. Und wenn es so ist, verleitet die Diagnose Sucht nicht dann dazu, sich an den Symptomen abzuarbeiten, die dann nicht besser werde, weil die Ursache nicht angefasst wird?

Elfant 25 Platin-Gamer - 63208 - 30. Oktober 2019 - 22:31 #

Bewegung so wie soziale Kontaktpflege gehören zu den klassischen Therapien bei Depressionen. In sofern wurde die Ursache schon angefasst.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130121 - 27. Oktober 2019 - 17:19 #

Sehr guter Artikel, Danke ChrisL und dem anonymen User.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24310 - 27. Oktober 2019 - 17:22 #

"Inzwischen ist mir klar, dass unter dem Deckmantel des Zockens eine handfeste Depression steckte."

Das wäre aus meiner Sicht das eigentliche aber eben auch komplexere Thema gewesen.

amenon 17 Shapeshifter - 7271 - 27. Oktober 2019 - 17:37 #

Bin beeindruckt, welche Bandbreite hier immer wieder geboten wird. Danke für die Einblicke.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45112 - 27. Oktober 2019 - 20:31 #

Ein guter Artikel.
Ich finde es richtig und sehr wichtig, anzuerkennen, dass sich durch unser Hobby auch eine schwere Sucht entwickeln kann. Aber ignorieren sollte man dabei nicht, dass Süchte oft nur Symptome sind und keine für sich stehenden Erkrankungen. Depressionen wie im hier geschilderten Fall, traumatische Erlebnisse, schwierige soziale Umfelder und und und. Die Ursachen können vielfältig sein und neben der Sucht selbst muss es gelten, diese Ursachen zu behandeln.

Rainman 25 Platin-Gamer - - 55815 - 28. Oktober 2019 - 11:02 #

Gut zusammengefasst. Sehe ich genauso.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20270 - 27. Oktober 2019 - 23:24 #

Grundsätzlich war ich vermutlich immer Teil einer gefährdeten Gruppe. Aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich kein Suchttyp bin. Ja, ich hatte sehr intensive MMPORPG Phasen, und sicher hat mich das in der Gesamtheit ein oder zwei Semester/Halbjahre durch Schule/Ausbildung/Studium gekostet. Bei mir wurde nur nie der kritische Punkt überschritten das Spielen vor die wichtigen Dinge zu stellen. Wenn eine Prüfung anstand, dann wurde eben weniger oder nicht gezockt. Die Leute im Studium, bei denen es Probleme gab, haben dann eben nicht gelernt und einfach weitergezockt. Um ehrlich zu sein habe ich das oft unter dem Thema "Selbstdisziplin" abgehakt.

Der Artikel hat mit der Depression einen wichtigen anderen Blickwinkel drin, wobei da Zocken sicher nur eine mögliche Selbstmedikation ist.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56357 - 27. Oktober 2019 - 23:26 #

Ist ein schwer schwieriges Thema, mit dem ich mich selbst auch verdammt schwer tue. In meinem direkten Umfeld gibt es einige Personen, denen eine Depression ärztlich attestiert wurde. Und bei einigen fällt es mir leicht es nachzuvollziehen. Eine Freundin konnte aufgrund einer Angststörungen das Haus nicht mehr verlassen. Bei anderen empfinde ich es als "convenient Krankheit", die ich kaum nachvollziehen kann. Da treten mir Symptome zu selektiv auf, immer dann, wenn es grade "so gut passt".

Ich neige zu folgender Sichtweise:

Es gibt Phasen im Leben, wo dich eine Sache maximal motiviert. Und dann investierst du da sehr viel mehr als nur Zeit und Geld. Und natürlich entstehen dabei immer Zwänge! Wenn man sich was aufgebaut hat (Online-Spiel, Sport, Firma etc.), dann will man das ja nicht verlieren, also tut man auch viele Dinge "gezwungenermaßen", um das Level zu halten. Irgendwann lässt aber die Gesamtmotivation nach und vielleicht fasziniert dich dann etwas anderes. Daran empfinde ich nichts als "krankhaft". Man lässt nur seinem Trieb freien Lauf, unterwirft sich dabei gewissen Zängen und nimmt Nachteile in anderen Bereichen bewusst in Kauf. Irrational ja, Krankheit nein.

Sobald jemand aber Dinge tut, obwohl sie ihm keine Freude (mehr) machen, dann ist das für mich die Schwelle zum krankhaften Suchtverhalten. Bzw. wenn man sich nicht einmal mehr zu den Dingen aufraffen kann, die einem eigentlich sehr viel Spaß machen, dann ist das die Schwelle zur Depression.

Ich bin kein Arzt, kein Psychologe oder Psychater. Aus meiner Sicht gibt es derzeit mehr Diagnosen als Kranke, aber ich kann mich irren. In dem Fall hier im sehr anschaulichen User-Artikel bin ich jedenfalls froh, dass sich anscheinend alles zum Guten gewendet hat und dass der-/diejenige den Ausweg aus dem Strudel gefunden hat!

Cupcake Knight 18 Doppel-Voter - 11032 - 27. Oktober 2019 - 23:31 #

"Sobald jemand aber Dinge tut, obwohl sie ihm keine Freude (mehr) machen, dann ist das für mich die Schwelle zum krankhaften Suchtverhalten."
Dann müsste der Großteil der Menschen aufhören zu arbeiten.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56357 - 27. Oktober 2019 - 23:38 #

Würde ein Großteil der Menschen sofort tun, wenn es für die Arbeit kein Geld gäbe.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20270 - 28. Oktober 2019 - 8:50 #

Wenn der Suchtstoff kein High erzeugen würde, würden sicher auch viele Süchtige aufhören.

Cupcake Knight 18 Doppel-Voter - 11032 - 28. Oktober 2019 - 11:11 #

Nein, das High ist irgendwann weg, wenn man süchtig ist.

Elfant 25 Platin-Gamer - 63208 - 30. Oktober 2019 - 22:33 #

Ja, aber dann ist man ohne den Suchtstoff down.

GeneralGonzo 14 Komm-Experte - 2355 - 28. Oktober 2019 - 12:18 #

Hmm, Ursache kann natürlich auch ein fehlender Partner sein, der zu so einer Sucht führt.
Ein (ehemaliger) Freund von mir schafft es nicht, eine funktionierende Beziehung aufzubauen, und flüchtet sich dann in seiner "Freizeit" in Computerspiele.
Ohne Partner fehlt natürlich jemand, der dich
a) ermutigt, kürzer zu treten mit dem Zocken
b) andere Hobbies in Partnerschaft ermöglicht
c) mahnende worte spricht....

Hinzu kommt, wie im Artikel erwähnt, das oft Arbeitslose, Studenten oder Schüler betroffen sind.
Warum? Weil hier die viele Freizweit einfach da ist. Wenn ich Arbeiten gehen muss, wird zumindest das ununterbrochene Zocken irgendwann doch unterbrochen...vom fehlenden Geld zu schweigen.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30620 - 28. Oktober 2019 - 12:40 #

Den letzten Satz verstehe ich nicht. Vom fehlendem Geld müssten doch die erwähnten Gruppen doch eher betroffen sein?

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40297 - 30. Oktober 2019 - 14:43 #

So, bin jetzt erst zum Lesen gekommen. Starker Artikel, der zum Nachdenken über das eigene Verhalten anregt.

Danke dafür!

Elfant 25 Platin-Gamer - 63208 - 30. Oktober 2019 - 22:57 #

Wenn ich mich recht erinnere, gibt es in der AeB - Folge noch eine interessante Aussage: Die WHO hat die Videospielsucht auf drängen asiatischer Staaten aufgenommen.

Die Oxforter Studie war bislang entgangen. Da danke ich für den Link.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266499 - 5. November 2019 - 21:01 #

Toller und wichtiger Artikel. Nur bleibt es leider bedauerlich, dass wie der hier angeführte Betroffene, so auch viele andere, die Existenzberechtigung des Berufszweiges Psychologe oder Psychotherapeut absprechen. So kann nicht allen geholfen werden.