Jeder von euch dürfte die berühmten Langohren Bugs Bunny oder Roger Rabbit kennen, aber beim Namen Bucky O´Hare wird es bei den wenigsten klingeln. Kinder der 90er Jahre könnten den Captain einer mutigen Weltraum-Crew zumindest noch von den Samstag-Vormittag-Cartoons des Privatsenders Sat.1 kennen.
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Genau hier hatte der grüne Hase hierzulande seinen bisher ersten und einzigen Auftritt. Im Herkunftsland USA sah das zu dieser Zeit ganz anders aus. Bucky O´Hare war dort bereits seit geraumer Zeit als Held der gleichnamigen Comic-Reihe bekannt und hatte sogar eine eigene Action-Figuren-Serie. Da war es nur logisch, dass über kurz oder lang auch ein Videospiel für Nintendos populäre 8-Bit-Konsole erscheinen mußte. Und dieses Game sollte eindrucksvoll zeigen, was technisch aus dem betagten NES herausgekitzelt werden konnte.
Haddu Möhrchen?
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Bucky hüpft durch den Wald. |
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich 1992 tatsächlich gar kein NES besaß. Zu dieser Zeit steckte ich noch halsüberkopf in meiner C64- beziehungsweise etwas später dann in meiner SNES-Phase. Nintendos Kult-8-Bitter ging bedauerlicherweise spurlos an mir vorüber.
Dieser unhaltbare Zustand änderte sich allerdings, als ich vor einiger Zeit die Retro-Börse in Wien besuchte. Auf einem der Verkaufstische erspähte ich eine wunderbar erhaltene (und glücklicherweise nicht vergilbte) NES-Konsole. Bei einem Preis von gerade mal 20 Euro gab es natürlich kein Halten mehr. Als mir dann noch das hier besprochene Bucky O´Hare in die Hände fiel, war mein Glück perfekt.
Space - The final frontier
Bei Bucky O´Hare handelt es sich um ein klassisches Plattform-Action-Spiel mit deutlichen Anleihen bei der berühmt, berüchtigten
Mega Man-Reihe. Zur Ehrenrettung des Bucky-Entwicklers Konami sei aber gesagt, dass dieses Genre geradezu prädestiniert für die technischen Möglichkeiten des NES war und sich zu dieser Zeit größter Beliebtheit bei der zahlreichen Spielerschaft erfreute. Gottlob verzichtete Konami aber auf den bockschweren und teilweise unfairen Schwierigkeitsgrad der bereits erwähnten Mega-Man-Reihe. Aber lasst mich von vorne beginnen: Worum geht es bei Bucky O´Hare, dem Videospiel?
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Im Maschinenraum ist Vorsicht gefragt. |
Der kühne Bucky verdient sein Geld (wie bereits erwähnt) als Captain eines Raumschiffs. Mit der Hilfe seiner treuen Crew – dem cleveren Roboter Blinky, der vorwitzigen Ente Dead-Eye, der attraktiven Katzen-Dame Jenny und dem einzigen menschlichen Mitglied, einem geekigen Jungen namens Willy – sorgt Bucky im Weltraum für Recht und Ordnung. Natürlich braucht ein Held von Format auch einen entsprechenden Gegenspieler, und diese Rolle nimmt in diesem Fall der runzlige Frosch-Diktator Air Marshall mitsamt seiner garstigen Kröten-Armee ein. Natürlich kommt es wie es kommen muß. Bei einem heftigen Weltraum-Gefecht wird die tapfer kämpfende Crew rund um Captain Bucky entführt und auf verschiedene Planeten verschleppt. So weit, so abgedroschen.
Schneller, bunter, schöner
Na gut, den Literatur-Nobelpreis wird die Hintergrund-Story von Bucky O´Hare nicht einheimsen, aber darum geht es bei gestandenen Action-Titeln ja schließlich nicht. Viel wichtiger ist, wie sich das Ding spielt und ob die Grafik ordentlich was her macht. Zu dem zuletzt genannten Punkt brauchen sich die Entwickler wirklich nichts vorwerfen lassen: Was hier an kunterbunten Riesen-Sprites, fliegenden Objekten und detailliert gestalteten Szenarien gezeigt wird, hat fast schon 16-Bit-Niveau. Auch das berüchtigte NES-Flackern konnte ich gottlob zu keiner Zeit feststellen.
Bucky hüpft und ballert sich angenehm präzise durch die insgesamt acht Levels. Gerade bei kniffigen Sprung-Passagen fällt allerdings auf, dass die Kollisionsabfrage an manchen Stellen ein wenig ungenau geraten ist und so werdet ihr das eine oder andere Mal ungewollt in einen Abgrund plumpsen. Über Weiten des Spiels bleibt der Schwierigkeitsgrad aber moderat und die tierischen Gegner lassen dem Spieler immer genug Zeit zu reagieren und stürzen sich nicht genau dann auf einen, wenn man zu einem Sprung ansetzt oder eine Leiter hochklettert und kurzzeitig wehrlos ist.
Sobald ihr einen der Level-Bosse erledigt habt, kehrt eines eurer entführten Crew-Mitglieder zurück. Im weiteren Spiel könnt ihr dann auf Knopfdruck zu einem eurer Gefährten wechseln. Dieses Feature stellt euch vor die Wahl, mit welchem Charakter der jeweilige Spielabschnitt bestritten werden soll. Von dieser Möglichkeit solltet ihr auch Gebrauch machen, denn jeder eurer befreiten Kumpanen verfügt über spezielle Fähigkeiten. Der Roboter beispielsweise kann dank seines Jetpacks kurzzeitig abheben und so größere Abgründe überwinden. Die Kanone der flinken Ente Dead-Eye wartet dafür mit einem mächtigen Dreifach-Schuss auf, der euren Gegnern ordentlich einheizt.
Abwechslung wird GROSS geschrieben
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Auch Buckys Freundin Jenny macht eine gute Figur |
Wie bereits erwähnt, verstanden es die Mannen von Konami meisterhaft, die technisch doch arg limitierten Fähigkeiten des NES maximal auszureizen. Ihr hüpft in alle Richtungen durch die sanft scrollenden Levels und die graue Kiste geht dabei zu keinem Moment in die Knie. Die Spielabschnitte wurden grafisch abwechslungsreich gestaltet. Egal, ob fremde Planeten oder das Innere eines Raumschiffs. Die Grafik ist für NES-Verhältnisse wirklich atemberaubend und sehr farbenfroh. Auf den ersten Blick könnte Bucky O´Hare fast schon als ein frühes SNES-Spiel durchgehen. Die verschiedenen Levels werden zudem mit netten Standbildern im Cartoon-Stil überbrückt.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Sicherlich, die Sounduntermahlung kann mit dem überdurchschnittlich hohen Niveau des Titels nicht ganz mithalten, aber das lässt sich meiner Meinung nach verschmerzen. Die Musikstücke sind zwar flott und abwechslungsreich, aber den Mitpfeiff-Charakter eines Mega Man oder
Castlevania erreichen sie zu keiner Zeit. Auch die etwas monotonen 0815-Kröten-Gegner könnten dem Spieler (gemessen an heutigen Maßstäben) etwas störend auffallen. Man muss sich aber immer vor Augen halten, dass Bucky O´Hare mittlerweile zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Das waren aber auch schon die einzigen Kritikpunkte, die ich bei diesem hervorragenden Action-Titel ausmachen konnte.
Fazit: Pflicht-Hüpfer für NES-Besitzer
Fakt ist: Wer ein NES besitzt, sollte auch Bucky O´Hare in seiner Sammlung haben. Was mich an Mega Man immer gestört hat, nämlich der übertriebene Schwierigkeitsgrad und der immens hohe Frust-Faktor, ist bei diesem Titel zu keiner Zeit anzufinden. BOH ist beileibe nicht leicht, aber die Levels können mit etwas Übung und Geduld auch von Gelegenheitsspielern gemeistert werden. Dank der unterschiedlichen Fähigkeiten eurer Crew kommt zudem eine angenehm taktische Note ins Spiel, die man dem Titel beim ersten Blick gar nicht zutrauen möchte. Technisch wird, wie bereits erwähnt, alles aus der grauen Kiste herausgequetscht, was möglich ist, und BOH braucht sich wirklich nicht hinter Referenz-Titeln wie
Probotector oder
Castlevania 3 zu verstecken. Schade ist nur, dass Konami diesem Ausnahme-Titel bis heute keinen Nachfolger spendiert hat. Schlussendlich kann ich nur zu einem Urteil kommen: Fünf von fünf Karotten für Bucky und seine Mannschaft.
"attraktiven Hasen-Dame Jenny" sollte wohl eher Katzen-Dame heissen.
Ist berichtigt, danke.
Man sind das Preise bei eBay? Muss ich wohl leider erstmal drauf verzichten. :(
Die Preise für manche Nes Module sind mehr als gewaschen ;)
Ist mir gerade bei North & South aufgefallen.
Ein geniales NES-Spiel, leider auch eins der teuersten.
Und so ganz nebenbei: Klasse Test, gern mehr von solchen Klassikern!
Vielen Dank für den Test :)
Ich freue mich immer wieder an so manch altes Spiel erinnert zu werden, hätte ich das Teil, würde ich den Nes rauskramen und mich sofort ans spielen machen.
suuuper... -.- kaum les ich "Bucky O'hare" hab ich den blöden Refrain des Zeichentrickserienopenings im Ohr ... >_>
http://www.youtube.com/watch?v=HWS78HjqZzU
Bucky ging damals leider an mir vorbei. werd zumindest mal kucken obs die serie irgendwo im netz gibt
Schön geschriebener Test.
Klasse Review eines sehr charmanten NES-Spiels... habe es damals günstig bei einem Karstadt bekommen, kurz nach Erscheinen und aufgrund eines Etikettierfehlers um ca 80 DM billiger... habe es leider nie durchgespielt und inzwischen besitze ich das Modul leider nicht mehr... seufz!
Hab zu der Zeit zwar wirklich viel Cartoons gesehen, aber das sagt mir nichts. Und ein NES hatte ich auch nie. Trotzdem, interessanter Artikel, gut geschrieben. :-)