Mit der aufgeladenen Waffe „Celestial Claw“ verschießt ihr im aktivierten Soul-Modus für kurze Zeit brennende Mini-Planeten, die euren Feinden kräftig einheizen.

 

The Art of War - Waffen, Power-ups und Soul-Modus

Natürlich dürft ihr auf eine Auswahl an diversen Waffen zurückgreifen, um euch eurer Haut zu erwehren. Neben eurer Standard-Waffe, einer Doppel-Axt namens „Axe of the Black Labyrinth“ (die auf den Nahkampf beschränkt ist), dürft ihr bis zu sechs weitere Waffen in den Levels aufsammeln. Darunter einen knorrigen Zauberstab, der blaue, feindsuchende Energieprojektile ausspuckt oder ein Schwert, mit dem ihr nahen Feinden die Klinge spüren lasst oder per Wurf auch weiter entfernte Gegner treffen könnt. Eine Mini-Planeten-verschießende Waffe, die „Celestial Claw" (quasi der Rocket-Launcher-Ersatz) ist auch mit dabei, oder ein werfbarer Streitkolben, mit dem ihr eure Feinde an Wände (fest-)nageln könnt.
 

Das „Flight“-Power-up links im Bild verleiht euch kurzzeitig die Fähigkeit zu fliegen.

Bis auf die erwähnte Doppel-Axt benötigen alle anderen Waffen verschiedenes Mana (von dem es vier verschiedene Arten gibt), das ihr entweder von besiegten Feinden erhaltet oder in den Levels verstreut aufsammelt. Diverse Power-ups verleihen euch kurzfristig besondere Fähigkeiten, sodass ihr beispielsweise für kurze Zeit unverwundbar seid oder in höher liegende Level-Areale fliegen könnt, die ansonsten zu Fuß nicht zugänglich sind.

Getötete Gegner hinterlassen zudem sogenannte Seelenkugeln verschiedener Größen, die aber auch in der Level-Umgebung zu finden sind. Habt ihr die Anzeige der Seelenleiste komplett gefüllt, könnt ihr den speziellen „Soul-Modus“ aktivieren, mit denen all eure Waffen mächtiger werden - und jetzt auch Spezialattacken ermöglichen. So könnt ihr beispielsweise mit der aufgeladenen „Aeternum“-Waffe ein kleines schwarzes Loch erschaffen, das nahe Gegner einfach einsaugt und verschlingt. Sieht optisch cool aus und ist zudem ungeheuer effektiv! 

Lediglich die Anzahl von nur sieben unterschiedlichen Waffen ist mir im Rückblick gefühlt etwas zu gering ausgefallen, ein schönes Zehner-Arsenal wäre jedenfalls nicht verkehrt gewesen. Das gleiche gilt auch für die Abwechslung bei den Feinden. Zwar hat jede der Welten ihr spezifisches Set an Gegnern erhalten, allerdings wäre bei den Modellen ein wenig mehr Varianz und Detailfreude - auch in optischer Hinsicht - wünschenswert gewesen. Das ist jetzt von mir ganz klar „Meckern auf hohem Niveau“, unerwähnt wollte ich das jedoch nicht lassen.
 

Retro made by Unreal Engine 4 - Optik und Technik

Unter der Haube von Amid Evil steckt - wie bereits erwähnt - die Unreal-Engine 4 aus dem Hause Epic Games, die für den Titel vom Studio entsprechend kräftig modifiziert wurde. Indefatigable hat das ästhetische Kunststück fertiggebracht, den typischen Grafikstil der Neunziger-Shooter mit einem moderneren, opulenten Anstrich auf den Bildschirm zu zaubern, den damals vorherrschenden Pixel&Low-Poly-Look aber weitestgehend beizubehalten.

Die phantasievoll gestalteten Welten wurden darüber hinaus mit einem kräftigen Farbtupfer ausgestattet - und statt wie damals auf platte Bitmap-Gegner zu treffen, erwarten euch jetzt echte 3D-Modelle der Feinde. Wohldosiert eingesetzte Licht- und Partikeleffekte in den Umgebungen tragen im Verbund mit stimmigen Hintergrundpanoramen und dynamischen Schattenwürfen zur weiteren Veredelung des brillanten Optik-Gesamtpakets bei.

Links: Der Level „Selenic Stronghold“ vor dem RTX-Update für Amid Evil. (Herstellerbild)	Rechts: Mit dem RTX-Update fallen die Schattenwürfe sowie die Belichtung der Szenerie deutlich stimmiger aus.  (Herstellerbild)

Mit einem späteren Update wurde die Unterstützung von RTX-Grafikkarten nachgereicht und die Welten an mehreren Stellen mit optischen Enhancements aufgebohrt. Darunter fallen etwa verbesserte Schattenwürfe sowie zusätzliche Spiegelungen/Reflexionen. Auch einen komplett neuen „RTX-Feature“-Level gab es als Bonus obendrauf, der aber auch ohne die entsprechende Grafikkarte und RTX-Features spielbar ist. 

Daneben wird mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten nicht gespart: Ihr könnt jederzeit in den Optionen das „Field of View "(FOV) modifizieren, oder gezielt die grafische Darstellung vergröbern und so eurem persönlichen Geschmack angleichen. Mittels des integrierten Cheat-Menüs könnt ihr, neben den üblichen Code-Eingaben für Unverwundbarkeit oder den sofortigen Zugriff auf alle Waffen, zudem eine „Like it's the 90s“-Farben-Palette und andere anwerfen, die visuell deutlich farbärmer ausfallen.
 

The Ambient Music and Sounds - Audiophiler Genuss

In Sachen Audiountermalung kann ich eigentlich auch nur ein Lob aussprechen: Der fulminant aufspielende Ambient-Soundtrack aus der Feder von  Komponist Andrew Hulshult (Dusk) beweist wieder einmal mehr, wie sehr das actionreiche Geschehen von einem musikalisch auf hohem Niveau angesiedelten Score profitiert und so den jeweiligen Spiel-Welten ein ganz bestimmtes musikalisches Flair verleiht.
 

Verbreitet Spiel-Flair: Die gelungene Symbiose zwischen Optik und Sound.

In den klassisch geprägten Fantasy-Umgebungen von Amid Evil übernimmt beispielsweise ein Arrangement von Klavier- und Streicher-Klängen beziehungsweise orchestrale Musik den dominanteren Part. Hingegen wird die kältere, unheilschwangere Atmosphäre des futuristischeren Welten-Designs des Öfteren von bass- und drumlastigen oder auch Electronic-Tracks getragen, die mittels Synthesizer-Effekten nochmals aufgewertet werden.

Das jeweilige akustische Feedback der Waffen (wie dem wuchtigen Doppel-Axthieb) klingt einprägsam und untermalt im Verbund mit den weiteren Sound- und Treffer-Effekten die flotten Gefechte auf den Punkt. 
 

Play it like it’s the 90's - Amid Evil's Triumph

Amid Evil ist eine exzellent gelungene Hommage, die das „Retro-Feeling“ der goldenen Egoshooter-Ära der Neunziger authentisch verkörpert, ohne jedoch gleichzeitig „alt“ zu wirken. Mit welcher Detailverliebtheit und Raffinesse die Levels der Welten - auch in technischer Hinsicht - produziert wurden, das ist bei Amid Evil für mich jedenfalls an allen Ecken und Enden sicht- und spürbar. Gegenüber seinen Mitkonkurrenten im Umfeld der Retro-Shooter ist Amid Evil meiner Meinung nach in Sachen Bildgewalt und Exotik der Welten mindestens einen Schritt voraus.
 

Amid Evil ist eine exzellent gelungene Hommage, die das Retro-Feeling der goldenen Egoshooter-Ära der Neunziger authentisch verkörpert.

Die Entwickler haben es wirklich bravourös verstanden, mit einem aktuellen Technikgerüst eine sich großartig steuernde, klassische Spielerfahrung umzusetzen, die dazu von den FPS noch extrem flüssig über den Bildschirm fluppt. Ich hatte jedenfalls lange Zeit nicht mehr so viel audiovisuellen Spaß beim Zocken eines auf Oldschool getrimmten Titels, das Teil rockt einfach und ist für mich ein heißer Anwärter auf den besten Retro-3D-Action-Titel der letzten Jahre!
 

Magische Wasserblasen dienen in manchen Levels statt Treppen zum Erreichen von höheren Ebenen.

Daran kann auch die letzte - und ziemlich abgefahrene - Welt mit dem Endgegner nichts ändern, die sich schon etwas ungewohnt spielt und vom Level-Design nicht jedem gefallen wird. Aber letztlich kann diese den ansonsten herausragenden Gesamteindruck nur wenig schmälern: In diesem Titel steckt so viel Design-Herzblut (mitsamt witziger Reminiszenzen an vergangene Shooter-Tage), Ideenreichtum und Detailversessenheit bei der künstlerische Gestaltung drin, davon können sich andere Studios gerne eine Scheibe abschneiden. Und diese Hingabe sollte belohnt werden, denn Amid Evil ist kein Action-Titel von der Stange. 

Daher kann ich für retro-affine FPS-Freunde bedenkenlos eine Kaufempfehlung geben - insbesondere Fans der genannten Raven-Software-Klassiker sowie des ersten Unreal von Epic sollte beim Zocken ein wohlig-warmes Gefühl über den Rücken laufen, wenn sie in den fremden Welten unterwegs sind. Die für Amid Evil aufgerufenen 17 Euro sind wirklich gut investiert und ihr erhaltet dafür eine ordentliche Spielzeit von gut zehn bis zwölf Stunden, alleine nur für die Singleplayer-Kampagne. Ein optionaler „Hordes of Evil“-Modus, in dem euch Wellen an Gegnerhorden in vorgegebenen Level-Arenen herausfordern, ist auch noch enthalten. Das Glanz- und Herzstück von Amid Evil ist und bleibt aber die famose Solo-Kampagne.

Und solltet ihr nach deren Durchspielen immer noch nicht genug bekommen haben von der gelungenen 3D-Action, dann dürft ihr euch 2021 auf das kommende Prequel Amid Evil: Black Labyrinth freuen, dass im September letzten Jahres angekündigt wurde - und definitiv ein Pflichtkauf für mich werden wird.

Im optionalen „Hordes of Evil“-Modus  könnt ihr zusätzlich in drei neuen Schauplätzen gegen ganze Wellen an Feinden kämpfen. Die abgebildete Szene zeigt euch einen Einblick aus der „Sol Arena“.