Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer:
Hilf auch du mit!
Mit
Papers, Please erschien ein ungewöhnliches Indie-Spiel, das sich nur schwer in ein Genre eingrenzen lässt. Ob es nun eher als Adventure, Puzzle- oder Detektiv-Spiel gesehen werden kann, ist schwer zu sagen – eher handelt es sich um ein Mix aus all diesen Genres. Sicher, es wird dem Spieler höchste Aufmerksamkeit vor allem bei Details abverlangt, doch viel mehr steht dessen persönliche Integrität und das Gewissen auf der Probe. Papers, Please ist das dritte Werk von
Lucas Pope, mit den besten Elementen der beiden Vorgänger.
Die frühen 80er Jahre: Der fiktive, kommunistische Staat Arstotzka hat seinen sechs Jahre andauernden Krieg mit dem Nachbarstaat Kolechia beendet. Die Grenzen sollen wieder eröffnet werden – hier findet ihr euch als ein Grenzinspektor in einem kleinen Zollhaus an der Grenze der beiden Staaten wieder. Gesichert durch eine hohe Mauer, Wachpersonal und einer Todeszone ähnlich der DDR, sucht eine große Schlange verschiedener Menschen ihr Glück in Arstotzka – und müssen zuerst die Zollkontrolle über sich ergehen lassen. Der Staat spendiert dem Spieler und seiner Familie eine Wohnung in einem Hochhaus – fortan will diese mit dem Lohn des aktuellen Jobs versorgt werden. Eine Trainingsmission gibt es nicht, mit der ersten Person, die ihren Pass vorlegt, beginnt das Spiel.
Tricks, Tränen und Toleranz
Jeder Pass verfügt über Details wie ein Name, Geburtsdatum, Passfoto, Herkunft, Landeswappen und ID-Nummer. Ziel des Spiels ist es, die Daten aller Personen zu überprüfen und bei Unregelmäßigkeiten der Angaben nachzufragen und gegebenenfalls Untersuchungen oder Verhöre anzuordnen. Zum Schluss entscheidet ihr euch, ob ihr das Visum genehmigt oder nicht. Diese Prozedur findet in 31 Arbeitststagen (=Missionen) statt, an dessen Ende euch eine Auswertung eurer Leistung dargestellt wird. Je besser eure Leistung, desto höher euer Lohn, mit dem ihr Miete, Nahrung und Heizkosten für Familie bezahlt. Nun aber erlebt ihr als Spieler eine Menge Fallstricke unterschiedlichster Herkunft: Personen versuchen den Spieler auszutricksen, zu belügen, zu bestechen, zu bedrängen, anzuflehen oder ans Gewissen zu appellieren.
Als wäre der soziale Druck nicht groß genug, legt der Staat Arstotzka allen Personen, die über die Grenze wollen, neue Auflagen auf – für den Spieler bald ein wahrer Papierkrieg. Da wollen nun nicht nur der einfache Pass, sondern auch Daten mit Aufenthaltsgenehmigungen, speziellen Identifikationspässen, Arbeitsgenehmigungen, diplomatischen Pässen, Gesundheitsdaten oder Verbrecherkarteien überprüft werden. Der restriktive Staat Arstotzka kennt da kein Pardon: werden Personen eines anderen Staates aus reglementierten Gründen nicht akzeptiert, ist deren Pass abzulehnen. Den Frust der Personen bekommt von Flüchen bis hin zur Gewaltandrohung ihr ab. Nun versuchen einige besonders gewiefte Personen den Spieler zu bestechen – und da geht die Zwickmühle los. Fürstlich entlohnt wird der Spieler nämlich überhaupt nicht – es herrscht chronische Geldknappheit. Diese entscheidet letztendlich, ob der Spieler Bestechungsgelder annimmt, um damit die Heizkosten für die Familie zu bezahlen, oder ob zuhause gespart wird, woraufhin die Familie in Kürze erkrankt. Stirbt die Familie an Krankheit oder Unterernährung, ist es aus und vorbei.
 |
Eine Waffe? Akzeptieren, ablehnen oder Zuchthaus? |
Ohnehin wartet das Spiel mit sehr vielen, moralischen Dilemmas auf. Diese werden mit einem dezenten, aber bald spürbaren Zeitdruck erhöht, denn ein Arbeitstag geht von 6:00 Uhr morgens bis 6:00 abends. Der Lohn macht sich an der Anzahl der bearbeiteten Personen fest. Je länger ihr also euch Zeit für eine Kontrolle nehmt, desto weniger Leute könnt ihr abarbeiten. Einige Grenzgänger geben an, verfolgt zu werden, andere möchten ihre getrennte Familie wieder vereinen. Wieder andere ersuchen die Einwanderung, weitere sind nur auf der Durchreise. Ihr entscheidet mit einem roten oder grünen Stempel über deren Schicksale. Nach 31 Arbeitstagen endet der Story-Modus, 20 Spiel-Enden erwarten euch. Davon sind sieben Enden für das gesamte Durchspielen der Story-Kampagne gedacht. Die anderen 13 Enden erwarten den Spieler bei vorzeitigem Ruhestand, Ableben oder Knastaufenthalt. Denn schnell werdet ihr als Spieler in subversive Quereleien zwischen Staaten, Terroristen und Gangstern hineingezogen, die ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen. Schusswaffengebrauch wird im weiteren Spielverlauf bald notwendig, denn täglich versuchen Terroristen, mit Bomben und Anschlägen die Grenze zu destabilisieren. Reagiert der Spieler schnell genug, kann er mit einem gezielten Schuss dem herannahenden Terroristen erledigen.
Ein in vielerlei Hinsicht aussergewöhnliches Spiel, das wichtige Themen mit Ernsthaftigkeit und Tiefgang präsentiert, unbequeme Entscheidungen verlangt und dabei den Spasszwang von Computerspielen kritisch hinterfragt. Eine echte Weiterentwicklung des Mediums. Danke für den Test.
Danke für den Test. Sehr schräge Spielidee, ich mag das.
Ich glaube ich kratze meine letzten Rubel zusammen und schlage zu!
Schöner Test, danke dafür.
Danke! Mehr von solchen Ungewöhnlichen Spiele-Perlen :))
Bleibt auf der Gaming-Wunschliste :)
Das Introbild erinnert mich irgendwie an Raid over Moscow vom C64. :)
Sehr schöner Test, danke! :) Ich hatte bisher noch nichts davon gehört, aber das Spielprinzip klingt wirklich extrem spannend.
Klasse Text, macht Lust auf mehr. Wird wohl ein "must have" für mich werden.
Habe bisher 3 Enden freigespielt und es fesselt immer noch.
Von mir eine klare Kaufempfehlung!
Glory to Arstotzka!
schade das es das nicht auf deutsch gibt, würde ich gerne mal antesten aber mein englisch ist eher bescheiden
Toller Test, das Spiel sieht ganz nach einer richtigen Indie-Perle aus. Wird direkt gekauft!
Schöner Test, danke!
Sehr spannend. Danke für den guten Bericht!
Sehr gelungener Test, der alle Aspekte beleuchtet und den Blick schön darauf lenkt, was die Faszination des Titels ausmacht. Habe direkt Lust auf diese Spiel-Erfahrung bekommen.
Danke sehr.
Danke für den Test. Genau von solchen Spielen/Tests würde ich gerne noch viel mehr sehen.
Ich hab schon mal an einer Grenze geschwitzt, im Zug nachts zwischen Polen und Weißrußland, als mich ein Grenzer mit Schäferhund auf russisch angebrüllt hat, weil er irgendein Problem mit meinem Paß hatte. Dann hat aber der Typ neben mir im Abteil, der nichts außer einem halben Dutzend "Panasonic"-Kartons dabei hatte, ein Bündel Dollar-Bargeld aus der Innentasche seiner Lederjacke gezogen und ihm 100 USD gegeben. Schon war der Grenzer weg, Mr. Lederjacke hat mich angelächelt und dann weitergeschlafen (wollte auch kein Geld zurück), und ich hab nicht gewußt, ob ich wach war oder geträumt hatte.
Ach ja, und nochmal habe ich ein Grenzproblem mit Dollars gelöst: Aber das Königreich Kambodscha hat sich "ganz offiziell" mit 50 USD einen schönen grünen Stempel im Paß abkaufen lassen; den schönsten, den ich bisher habe.
Also, was dieses Spiel angeht: mich reizt das irgendwie, so merkwürdig es auch ist.
Jetzt bin ich wirklich neugierig auf das Spiel. Der Test ist echt gut geschrieben.
Hatte mich schon gefragt wann ein GG Test zu dieser Perle kommt. Danke dafür!
Guter Test, macht auf jedenfall Laune mal reinzuschauen.
Hatte es durch einen Zufall gefunden, ausprobiert und beim Release gekauft. Es macht immer wieder Spaß. Da werde ich doch gern zum Bürokraten.
Die Beta Version lässt sich als Demo übrigens immer noch von der HP (siehe Steckbrief) runterladen zum ausprobieren obs einem gefällt.
Ich bin nicht so ganz überzeugt, aber die Idee als solche gefällt mir.
Schöner Test! :)
Guter Tip, danke!
Hört sich interessant an. Guter Test!
Danke für den Test, sollte mir das Spiel bei Gelegenheit mal ansehen.
Danke für diesen schönen Artikel! Ich besitze selbst das Spiel und habe auch viel Spaß daran.
Grad auf Steam vergünstigt zu haben. Ist super!
Dieses Spiel hat mich wirklich gefesselt. Die Entscheidungen stürzen einen in moralische Dilemmata, welche selbst Kohlberg nicht ohne weiteres lösen könnte. Sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen.
Super Artikel!
Wow, irgendwie kannte ich bisher immer nur den Namen. Sieht total spannend aus, danke für den Test!