Carpe Diem, das wussten schon die alten Römer. Und auch der junge Schwabe im fernen Frühsonnenaufgangsland beherzigt an seinem letzten Tag in Tokio diese Regel. Dieser Tag sollte ihn aufs Oktoberfest im Hibiya Park, in ein Love Hotel in Kabukichou, nach Akihabara, in ein Maid Café, in eine Karaoke-Bude und schließlich in ein Izakaya führen. Und durch volle U-Bahnhöfe, einsame Gassen und überfüllte Straßen.
Und damit Hallo zur Foto-Reportage "Jörg in Tokio 2016", Tag 5! 85 annotierte Fotos warten auf euch beziehungsweise 90, wenn ihr Premium-Mitglieder von GamersGlobal seid (Infos hier) und/oder für die TGS-Aktion gespendet habt. Für letzteres möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bedanken, mit hat's viel Spaß gemacht!
Frühstück der anderen Art: Wenn in der Auslage ein Schildchen mit "Corn Bread" steht, erwarte ich, nun ja, ein Brötchen aus Maismehl. Was ich nicht erwarte, ist ein Weißbrotbrötchen mit Maiskörnern drin.
Gleich mal eine Denksportaufgabe für euch: Wenn ich ein Lungenvolumen von 3,5 Litern habe und der Strohhalm des von mir hier im Foto gehaltenen süßen Kaltgetränks mit Koffein und Matcha-Tee-Geschmack einen Durchmesser von 0,5 Zentimeter sowie eine Länge von 12 Zentimetern hat, das Getränk 400 ml umfasst, und ich ferner die Luft über Wasser 75 Sekunden lang anhalten kann – wieviel schaffe ich dann mit dem ersten Zug?
Übrigens verursacht so ein langer Zug (es waren in Wahrheit natürlich mehrere) bestialische Schmerzen und Erfrierungserscheinungen in der Stirngegend. Also genau das, was ich am frühen Morgen brauche, wenn ich mir viel, sehr viel sogar, vorgenommen habe an diesem Tag.
Da das Oktoberfest in Hibya um 11 Uhr begann an diesem Sonntag, hatte ich es gar nicht mal so eilig, denn man ist recht schnell nach Zentral-Tokyo gefahren (der Hibiya-Park liegt gleich neben dem Imperial Garden, und dieser nahe der Tokyo Station beziehungsweise Ginza). Also konnte ich mich ein wenig in den unterirdischen Welten der Shinjuku Station umsehen.
Na, von Idolmaster Cinderella Girls Starlight Stage, natürlich! Also einem F2P-Videospiel von Bandai Namco Games. Nicht auf den ersten Blick zu sehen, zumindest nicht, wenn ihr diese Galerie+ am Smartphone anseht (Frevel!): die Scheibe ist dreidimensional und steht auf einem schrägen Podest, die Figuren darauf wiederum sind Papp-Aufsteller. So eine Manga/Spiele-Werbung hätte ich mal gern in der Münchner U-Bahn.
Von der Tokio Station aus nach Süden führen erhöhte Geleise mitten durch die Stadt. Da aber der Platz begrenzt ist, wird auch der Bereich unter den Geleisen genutzt, und zwar von kleinen Shops und Izakayas (Ess-und-trink-Kneipen). Falls ihr euch fragt, ob so ein wenige Meter über einem dahinratternder Zug nicht ziemlich laut ist: Ja.
Einige Meter weiter fand ich diese interessante Nutzung einer rundbogenartigen Aussparung in der Trasse. Seht euch mal die Farben der halb verdeckten Fußmatte an, die Flagge links oder die Möbelbeinchen rechts. Ob dies ein subtiler Hinweis war, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand?
Wo alles so zugebaut ist, wirken vier mal vier Meter freie Fläche schon fast wie eine Oase, den so mancher gerne für eine Rast nutzt. Selbst wenn es nur ein Doppel-Parkplatz mit Getränkeautomat ist.
Und dann war ich auch schon am Hibiya-Park angekommen, hier blicken wir vom nordöstlichen Eingang aus nach Südwesten, wo sich das berühmte Oktoberfest befinden soll. Wobei das echte ja eher West-Nordwest liegt, 6000 Meilen entfernt.
Zum Erschrecken einiger mir entgegenkommender Japaner musste ich unwillkürlich und kompulsiv mitsingen, als ich dem Oktoberfest näher kam: "... auch ich hab' ihre Nummer schon, unter 32-16-8 herrscht Konjunktur die ganze Nacht!" Zum Glück ist es um die Deutschkenntnisse der Tokioter nicht allzugut bestellt, sonst hätten sie mich unter Umständen entweder der Polizei gemeldet oder aber, wahrscheinlicher, nach Roppongi verwiesen. Dort soll es Rotlicht-Etablissements geben, die auch Ausländer bedienen.
Die Musik stammte von der "German band" (das sind Österreicher, liebe Japaner!) Anton & the Funny Guys, die aber auch bekannte englische Gassenhauer im Repertoire haben, nicht nur die Spider Murphy Gang. Hier allerdings machen sie gerade eine Pause.
Wie aber geht man vor, wenn man im einzigen (Mini-) Festzelt oder an den ringsrum stehenden Tischen etwas zu sich nehmen will? Es ist ganz leicht: Nähert euch zunächst einem der etwa ein Dutzend Essensstände, die meisten mit deutschen Brauereien assoziiert.
Beim Näherkommen fällt euch vermutlich auf, dass die Speisen, den Fotos nach zu urteilen, nicht übermäßig viel mit Oktoberfest-Kost zu tun haben. Insbesondere werdet ihr euch fragen: Kruzifix, wo san'd' Hendl? (auf Hochdeutsch: "Wo, wenn ich höflicherweise fragen darf, sind bitteschön die Brathähnchen?"). Die Speisenauswahl entspricht eher dem, was man uns Deutschen in Japan so zuschreibt, nämlich WÜRSTE.
Aber egal, wir sind ja bei der Anleitung, wie man bestellt. Ihr merkt euch also ein Bildchen (oder gar die Katakana- respektive Kanji-Beschreibung, sofern ihr sie lesen könnt), um sie beim Näherkommen an den Stand ...
... sofort wieder zu vergessen. Also, äh, ich wollte, Moment, Übersprungshandlung Brille putzen, äh, ja?
Jedenfalls wird euch bei fast jedem Stand noch mal eine oder ein Standangestellter nach euren Wünschen fragen und euch bei Bedarf auch "beraten", was denn besonders gut schmeckt auf der Karte. Auf meine Nachfrage "Ist das nicht alles ziemlich teuer?" bekam ich übrigens von beiden angesprochenen Karten-Hochhaltern ein entwaffnend ehrliches "Ja, ist es" zurück.
Na gut, also zum Stand, Essen bestellt, alles easy. Die Portionsgröße ist allerdings sehr überschaubar bei japanischem Essen – wenn man wie ich fast direkt aus USA kommt, ist die Diskrepanz noch größer.
Beim Bier muss man noch ein Pfand zahlen, diese 1000 Yen lasse ich in der folgenden Betrachtung weg: Netto kostete ein Bier zwischen 1200 und 1600 Yen. Allerdings für einen halben Liter! Nun ist zwar auch im Maß Bier auf der Wiesn kein ganzer Liter drin, außer, der Ausschank meinte es sehr, sehr gut mit eurer Bedienung, aber wenn ihr 0,9 Liter Bier für 10 bis 11 Euro in Relation setzt zu 11 bis 15 Euro für 0,5, kann man schon von kaum zu übertreffendem Wucher sprechen.
Aber egal: Mit meinen beiden etwa 0,3 Zentimeter dicken Leberkas-Scheiben (Fleischkäse-Scheiben), vom japanischen Kassierer kontinuierlich "Kese" genannt, bevor ich ihm etwas interkulturellen Austausch angedeihen ließ, garniert von etwa 30 Gramm Sauerkraut und zwei Klecksen Senf (unterschiedlichen Typs) suche ich mir einen Platz im Festzelt. Und dort ist die Stimmung, gegen 12:00 Uhr oder so, erstaunlich gut!
Zu meinem ganz großen Erstaunen schmeckt der Leberkäse wie Leberkäse und das Sauerkraut wie Sauerkraut und der Senf wie Senf. Nur satt bin ich von der Kleinkind-Portion nicht geworden, darum hole ich mir noch mal Nachschub. Irgendwas mit marinierten Hühnchen-Stückchen und gebratenem asiatischen Gemüse, also typisch Oktoberfest.
Ach so, das Wichtigste habe ich noch gar nicht erwähnt!
Danach beeilte ich mich, nach Shinjuku zu gelangen, denn kraft umgekehrter Spendenziel-Liste war meine zweite Priorität heute das Love Hotel. Und die Karaoke-Bar hatte ich ja auch nachzuholen. Und Akihabara. Und die Spiele-Arcade. Aber es war ja noch früh am Nachmittag, und so stiefelte ich durch das sonntägliche Shinjuku, das hier fast ausgestorben wirkt.
Und natürlich solche. Das Foto hier stammt bereits aus dem Love-Hotel-Bezirk, offenkundig besteht dort nachts ein teils großer Flüssigkeitsbedarf. Gegen 13:00 hingegen war die Straße weitgehend leer.
Und schon bin ich mitten drin in den Love Hotels. Was gestern in der Dämmerung schön verrucht wirkte, sieht jetzt ganz normal aus. Naja, sieht man mal von den großflächigen Zimmerfotos an den Wänden, den seltsamen Namen und den komischen Schildern ab.
In San Francisco ist das "W" eines der angesagtesten Hotels in Messenähe, und maßlos überteuert. Dafür ist es schick und auch leger und rappelvoll mit wichtigen Leuten. Aber einen gelben Elefanten am Eingang hat es nicht!
Beim Avyss begann ich mich erstmals, mit der Preisgestaltung zu beschäftigen. Aha, Rest oder Stay, das macht irgendwie Sinn, aber was sollen diese anderen Angaben?
Der Name dieses Love Hotels ist mir entfallen, aber es gehörte zu den kompliziertesten von der Preisgestaltung her. Blickt man da wirklich durch, wenn man mit seiner Liebsten, vermutlich angetrunken, in tiefster Nacht vorbeistolpert?
Apropos: Die Liebste müsst ihr mitbringen, die Love Hotels bieten meines Wissens keinerlei sexuellen Dienstleistungen an. Es handelt sich wirklich um klassische Stundenhotels, deren Reiz darin besteht, Privatsphäre zu bieten, die vielen vor allem jungen Japanern offensichtlich abgeht. Dünne Wände, winzige Appartments, teils sehr lange Anfahrtszeiten nach Tokio...
Aber ich sollte mich langsam mal entscheiden! Ich orientiere mich zunächst einmal am Preis und dann den Fotos, so vorhanden. Hmmm, wäre Raum #407 nicht was, im Hotel Liberty? 2.800 Yen könnte ich mir auch leisten, nur was heißt es genau, dass ich zeitlich in die Kategorie "2" bei "Service Time" falle? Ich gehe weiter...
Nein, das Hotel "Stolz" ist mir zu stolz auf seine Abzockerei, und dass es die Preise noch mal nach Short, Rest und Stay unterteilt, macht die Sache eindeutig zu kompliziert.
Da ich mir kein X für ein O vormachen lasse, blieb ich bei diesem Hotel hängen. Offenkundig haben es kluge Leute ersonnen: Für Entscheidungsschwache gibt's einfach zwei Eingänge, einmal links in das Hotel "X", und einmal ins "O". Beide sind mit die billigsten, die ich bislang gesehen habe, wobei meine Hoffnung ist, dass es wirklich die 3.800 Yen vom Schild sind, die gerade gelten, und das das nicht der Stundenpreis für Freitagvormittag ist.
Da ich im "O" aufgrund der etwas höheren Preisgestaltung die aufwändigeren Zimmer vermute, schreite ich mutig durch den Eingang rechts...
... und finde mich in einem spiegellastigen Foyer, in dem es absolut still ist, und wo ich keinerlei Rezeption sehe. Vielmehr ist dort eine Automatenwand, an der ich mein Zimmer wähle. Jedes hat eine eigene Spiegelkachel; die freien werden angezeigt (sein Foto leuchtet dann). Es sind so gut wie alle Zimmer frei, die nicht-freien werden vermutlich gerade geputzt, wer außer mir geht sonntags gegen 13:30 ins Love Hotel?
Ich bekomme vom Automaten einen kleinen Zettel mit der "301" und schaue mich ratlos um. Hinter der Spiegelwand geht der Raum noch weiter, dort scheint so etwas wie ein Büro zu sein, hinter einem Durchgang. Ah, die Spiegelwand dient auch als Sichtschutz, um die Anonymität der Kunden zu sichern. Ich rufe den Aufzug und fahre mit klopfendem Herzen in den 3. Stock.
Soll ich da jetzt wirklich rein? Ist das nicht superpeinlich? Mir vielleicht schon, aber das angelesene Wissen, dass da japanische Geschäftsleute auch einfach drin übernachten, wenn sie es mal wieder nicht rechtzeitig für die letzte Bahn um 0:30 aus dem Saufgelage geschafft haben, gibt mir wieder Mut. Ich öffne die Tür...
... und stehe in einem winzigen Vorraum, in dem zwei Leute nur Platz hätten, wenn sie schlanke zwei Leute sind. Wie eben die meisten Japaner sind. Hinter mir fällt die Tür ins Schloss, vor mir ist sie noch zu, links befindet sich, was denn sonst, ein Automat. Im Gegensatz zu den teils englischen Schildern draußen ist hier alles Japanisch. Die aktuelle Uhrzeit wird im Display angezeigt, darunter springt eine zweite Anzeige auf "1" um und eine Minute später auf "2" – aha, der Automat hat gemerkt, dass ich da bin, und meine Zeit läuft.
Das Foto zeigt die Tür zum Flur, und diese ist, wie ich nun bemerke, fest verschlossen. Ich bin also eingesperrt in Raum Nummer 301. Vermutlich ist das die Garantie, dass der oder die Nutzer auch wirklich zahlen am Ende. Im Notfall könnte man wohl den grünen Knubbel abreißen und manuell rauskommen, aber dann wird vermutlich Alarm ausgelöst. Sehr beruhigend, das alles!
Ich öffne also die Innentür und erblicke ... etwas, das ich euch erst im Reportage-Video "Jörg in Tokio" zeigen werde. Es wird sich lohnen, versprochen! Hier einstweilen nur ein Blick aufs Nachtschränkchen, mit den üblichen intrikaten Details japanischer Service-Mentalität: Kondom und Taschentücher – kann man sicher brauchen!
Ich halte mich insgesamt etwa eine knappe halbe Stunde lang im Raum auf, um ihn genauestens zu untersuchen und für das Video zu dokumentieren. Doch meine Unruhe wird immer größer: Was, wenn ich das mit den 3800 Yen fehlinterpretiert habe, wenn es in Wahrheit der Preis pro Stunde war, oder nur ein Spezialangebot, das nicht gilt?
Hastig führe ich im Vorraum eine 5.000-Yen-Note ein und drücke auf den Bezahlen-Knopf rechts...
... und mit dem Ausspucken des Wechselgelds (darunter ein natürlich gebügelter 1000-Yen-Schein, wie meistens aus den Automaten) öffnet sich die Außentür. Noch mal davongekommen!
Stolz, die Prüfung hinter mich gebracht zu haben, verlasse ich die Love-Hotel-Gegend und will nach Akihabara. Noch in Shinjuku sehe ich aber diese Szene: Gesperrte Straße, Passanten darauf, so auch dieser Priester – was ist da los?
Keine Zeit, das rauszukriegen, ich muss zur U-Bahn.
Ich bin nicht zum ersten Mal in Akiba, wie wir Akihabara-Veteranen sagen, insoweit fällt mir die anfängliche Orientierung leicht. Außerdem kann man auch einfach den Leuten mit komischer Kopfbedeckung oder Plüschtier am Rucksack aus der Bahnstation heraus folgen.
Dass es in Akihabara um Manga, Maids und Co. geht (und auch immer noch um Elektronik, schließlich hatte der Stadtteil einmal den Beinamen "The Electric Town"), ist nicht zu übersehen. Aber heute überwiegen Mangas und Krimskrams deutlich alles andere.
Als ich in einem Don-Quijote-Kaufhaus kurz nach weiteren Geschenken für die TGS-Topspender suchen wollte (ein paar hatte ich bereits in Chiba gekauft), merke ich, dass ich den Jackpot gezogen habe: Hier gibt es nicht nur auf zig Stockwerken Krims und Krams, sondern auch eine Game Arcade (ein weiteres Spendenziel), das örtliche AKB48-Theater (ihr wisst schon, dass ist diese supererfolgreiche Retorten-J-Pop-Band mit Dutzenden von Mitgliedern) und... ein Maid Café!
Allerdings ist die Schlange davor extrem lang, das wird nichts bei meinem knappen Zeit-Budget.
Egal, denn es ist nun wirklich kein Problem in Akihabara, weitere Maid Cafés zu finden. Sie sind zwar selten so prominent wie das eben von außen betrachtete im fünften Stock des Don Quijote, aber deshalb stehen ja überall die Maids rum und verteilen Flyer.
Dass man in Maid Cafés nicht fotografieren darf, weiß ich, aber dass ich selbst auf Nachfrage die Maid, die mir ihr Café schmackhaft machen will, nicht ablichten darf, erstaunt mich dann doch. Nicht mal ihre Preisliste darf ich knipsen! Also gehe ich weiter, und dasselbe Spiel noch mal. Dieses Café namens Mononopu aber hat es mir angetan, denn es scheint als Thema "Samurai" zu haben. Und die Maid schwört, dass das Café wirklich gleich um die Ecke ist, sie zeigt mir sogar die Gasse, in die ich rein muss (hinter der Haupteinkaufsstraße).
In dieser wirklich unansehnlichen Gasse geht es durch einen unansehnlichen Hauseingang, in dem nur ein einfaches Pappschild auf das Café hinweist, in einen unansehnlichen Lift Marke "Baujahr 1960", der innen mit pinkenem Stoff tapeziert ist. Dann in den vierten oder fünften Stock hoch, und ich sehe den ebenfalls nicht sehr vertrauenserweckenden Eingang.
Ab hier war Fotografieren wieder strengstens verboten!
Weshalb ich nur Fotos von dieser Preisliste gemacht habe (es sind "Pakete", und "meine" Maid hat mir erklärt, dass es ein FOTO mit ihr und ihren Freundinnen inklusive gibt, wenn ich eines nehme).
Naja, ein Foto von meinem "Gericht" habe ich auch gemacht, es war eine wirklich schön hergerichtete, völlig überteuerte Matcha-Eiskugel. Dazu bestellte ich einen Eiskaffee (das ist hier kalter Kaffee mit Eiswürfeln) und ein Ginger Ale, und zusammen mit der Eintrittsgebühr (500 Yen) und der Gebühr-pro-Stunde (500 Yen, zudem ein Getränk Mindestverzehr pro Stunde) war ich zu diesem Zeitpunkt schon knapp 5.000 Yen (50 Euro) los.
Nun ja, viel mehr kann ich euch nicht zeigen in dieser Fotogalerie, aber lasst uns vielleicht noch kurz zum Nachbartisch schauen, was da so verzehrt wurde, samt live angebrachter Ketchup-Verzierung.
Erzählen hingegen, erzählen könnte ich euch schon noch das eine oder andere...
... aber jetzt kommt's, das Fotografieren haben sie mir untersagt (bis auf das Essen, jenes abzulichten war erlaubt) – ich kann mich jedoch nicht daran erinnern, dass mir VIDEOS explizit verboten worden wären. Wer also in einigen Wochen das schon erwähnte Reportagevideo sehen wird, wird sich ein deutlich besseres Bild von meinem Besuch im Maid Café machen können. Inklusive singender Maids und teils begeisterter Gäste.
Und auch ich habe jetzt eine Kunden-Karte mit meinem Namen drauf, und spare mir bei etwaigen zukünftigen Besuchen die Eintrittsgebühr!
Es gibt allerlei Zeugs im Don Quijote, von Lebensmitteln über Medikamente und Fahrräder und Schuhe und Elektronik bis zu abstrusen Spielsachen und Kitsch und ... Verkleidungen.
Aber ich war ja nicht hier, um mir ein Schulmädchen-Kostüm zu kaufen oder eine Krankenschwester-Verkleidung. Ich war hier, um unseren verehrten TGS-Top-3-Spendern sowie dem ausgelosten weiteren Spender schöne Dinge zu kaufen. Die hier gehören jedoch nicht dazu (was wir demnächst losschicken, erfahrt ihr in einem Video, vermutlich schon am 22.9.).
Dann noch schnell ein Abstecher nach oben, denn im gleichen Gebäude ist auch das AKB-Theater, wo täglich zwei Dutzend kieksender Jung-Damen auftreten, die zu primitiven Rhythmen und Synthieklängen einfach gestricktes Liedgut zum Besten geben und dabei das tun, für das sie weltweit Millionen und Abermillionen von Fans haben: kawaii aussehen.
Und eine waschechte Arcade war auch noch in diesem Gebäude, ich konnte mein Glück nicht fassen. Den Arcade-Besuch streife ich hier nur kurz , aber im Reportage-Video werdet ihr einige Szenen zu sehen bekommen. Jedenfalls gibt es sie wirklich, die ihr jeweiliges Lieblingsspiel quasi blind beherrschenden Nerds.
Es war dann doch schon nach 18:00 Uhr, als ich mich zurück zur Akihabara Station machte – und das heißt: Es war so gut wie stockdunkel. Dafür geht ja die Sonne vor 5 Uhr auf, passt schon, irgendwie.
Zurück in der Shinjuku Station spürte ich zum ersten Mal eine Ahnung davon, wie 3,3 Millionen Passagiere am Tag zustandekommen. Mit anderen Worten: es war voll.
Sehr voll. Zumal dann, wenn man zweimal am Bahnhof vorbei muss. Ich hatte nämlich das starke Bedürfnis, die mitgeführten Don-Quijote-Einkaufstaschen loszuwerden und mich umzuziehen.
Nach dem neuerlichen Losziehen das Kontrastprogramm, keine 500 Meter entfernt: Ödnis vor einem Pachinko-Laden. Irgendwann in meinem Leben werde ich auch mal in so einem Pachinko-Laden spielen. Wenn effektivere Oropax erfunden wurden, oder wenn ich sowieso schon kompletten Hörverlust habe. Ich bin in zwei solcher Läden reingegangen, und jedes Mal schlug mir ein Lärm entgegen, der in Frequenz, Monotonie und Lautstärke mit einer Flugzeugturbine vergleichbar ist. Kein Klickern, kein Dingdong, keine Automaten-Tüdeltü, sondern einfach nackter, unbestimmter, rauschender, unsinniger Lärm. Sehr seltsam, das.
Ich wollte nun mein letztes TGS-Spendenversprechen einlösen: den Besuch eines Karaoke-Ladens. Ich entschied mich für Big Echo, was wohl eine von mehreren großen Ketten in Tokio ist. Außerdem sprach mich die englischsprachige Außenwerbung an...
... die sich innen dann aber eher als Kuchen entpuppte. Aber die jungen Japaner können meistens einige Brocken Englisch, und in Shinjuku sind sie dann doch eher an Touristen gewöhnt als anderswo.
Neben der Eingangstheke stehen Getränkespender (inklusive Heißgetränken), aus denen ich mich für den Stundenpreis beliebig bedienen durfte. Ich entschied mich für Kaffee und etwas Grünes. Die Menükarte wäre dann für Pizza, Bier und solche Sachen gewesen, aber ich wollte nach dem Karaoke noch Essen gehen.
Das ist sie, die Karaoke-Maschine, die Millionen von Songs kennt oder aus dem Internet downlädt oder wie immer das funktioniert. Die eigentliche Bedieunung erfolgt aber über ...
... ein Touchpad in ziemlich genau dem Format des WiiU Gamepads. Hmm, ob Nintendo die Displays der ganzen unverkauften Modelle vielleicht an Big Echo weiterverscherbelt hat? Zu meiner allergrößten Freude konnte ich die Bedienung auf Englisch umstellen und zudem auch nach englischen Songs suchen.
Wie ihr dem Foto entnehmen könnt, gibt es wirklich eine große Auswahl, allein zu Pink Floyd, was jetzt nicht gerade eine in Japan sehr bekannte Band sein dürfte.
Ich sang ein wenig, holte mir mehr zu trinken, sang noch mehr...
... und werde euch im Video mehr von meinem Besuch in der Karaoke-Bude zeigen. Ich weiß, das klingt wie ein einziger Werbetext für das Video heute, aber alles, was mit Bewegung, Sound und meinen im schlechtesten Sinne "erstaunlichen" Sangeskünsten zu tun hat, ist halt nur in einem Video rüberzubringen.
Da ich recht viel trank, um meine angegriffene Stimme zu ölen, musste ich natürlich auch mal eben schnell wohin – und stieß auf dieses Kleinod. Bitte vergrößern und jeden der neun Texte nebst Piktogramm zu verstehen versuchen. Es lohnt sich!
Nein wirklich, auch wenn ihr am Smartphone sitzt gerade: Zoomt unbedingt rein oder ladet das hinterlegte Bild und schaut es euch einzeln und reingezoomt an. Ich für meinen Teil verstehe beim besten Willen bei einem Drittel nicht, was da genau gemeint ist in Sachen ordo-pädagogischer Ansprache. Lasst uns Interpretationen austauschen!
Es war schon spät und das Wetter eher kühl (und teils regnerisch), also wollte ich meinen letzten Programmpunkt verwirklichen: Essen in einer Izakaya. Aber nicht in einem solchen Ding wie am Donnerstag, sondern in einer möglichst rustikalen, urtümlichen. Wo besser wäre die zu finden, dachte ich mir, als in der Memory Lane, einer – oder genauer: zweier – engen Gasse, angefüllt mit einer Izakaya nach der anderen?
... und fast alle winzig klein. Ihr seht ihr die gesamte Breite einer typischen Kneipe, die Wand rechts trennt sie von der nächsten, links kommt auch nichts mehr.
Die hier war etwas aufwändiger, aber wie die meisten überfüllt. Überhaupt waren trotz der Witterung viele Leute und auch Touris unterwegs – und wenn ich etwas nicht mag, ist es, beim Fotoknipsen andere Fotoknipser zu knipsen. Was fällt denen ein...?
... und fand schließlich ein eher großes, zweistöckiges Etablissement, das unten sehr voll, oben aber noch (oder schon wieder) ziemlich leer war. Es gab keine englische Karte, dafür Holztäfelchen mit den Gerichten an der Wand. Was tun?
Dem Wirt ungefähr beschreiben, dass ich Fleisch möchte. Spießchen kann ich sagen (Yakitori), Bieru bestellen auch, Edamame ebenfalls, was kann da schon schief gehen?
Wenig! Nur bin ich mir nicht ganz sicher, was ich da an Fleisch gegessen habe. Schmeckte ganz eigentümlich und war weich, fast auf-der-Zunge-zergehend weich.
Und die Spieße waren lecker, bis auf den mit Leber. Ich mag keine Leber, seit ich als Kind dazu gezwungen wurde, das zu essen. Liest du mit, Mutti? Noch heute habe ich eine Leber-Psychose! Du hast mir das... aber lassen wir das.
Ich bin schon in Kneipen mit wildfremden Japanern ins Gespräch gekommen, aber an diesem Abend nicht, obwohl zumindest diese Gäste sehr gesellig wirkten. Hat halt nicht sollen sein, und wofür gibt es ein Fenster nach draußen und ein Smartphone mit Internetverbindung?
Jedenfalls schaffte ich es unbeschadet ins Hotel, und darf mich mit diesem Foto vom Mode Gakuen Cocoon Tower und dem rechts davon befindlichen L-Building von allen Usern verabschieden. Danke für eure Aufmerksamkeit!
Für die Premium-User und TGS-2016-Spender habe ich als Bonus noch fünf Fotos vom nächsten Tag, also von meiner Abreise am Montagmorgen. Sie stehen unter dem Stichwort "seltsame kulinarische Mitbringsel aus Japan".
Kein Mitbringsel, aber dringend nötig für mich nach relativ kurzer Nacht: Meine letzte Portion Matcha Latte in diesem Jahr. Zur Abwechslung heiß statt kalt, nicht bei Starbucks (oder Staba, wie wir Japaner sagen), und nicht so penetrant süß. Mit anderen Worten: lecker!
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