Warhammer 40.000 – Battlesector Test

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Natürlich kann ein virtuelles Tabletop-Produkt nie ganz das Gefühl einfangen, Science-Fiction-Schlachten mit Linealen, Würfel und ausufernden Regelwerken auszutragen, nachdem man in wochenlanger Kleinstarbeit die eigenen Spielzeugarmeen bemalt hat, um auf den plastischen Modellbaulandschaften einen möglichst feschen Eindruck zu hinterlassen. Doch auch wenn das Rundenstrategie-Spiel Battlesector keine präzise Umsetzung des berühmten Spielsystems Warhammer 40.000 von Games Workshop sein mag, bildet es dennoch genügend Elemente der analogen Vorlage ab.

In Battlesector schlüpft ihr in die stählernen Stiefel eines Kommandanten der Space Marines, der mit einer Kompanie Blood Angels seinen Heimatplaneten gegen eine Invasion der Tyraniden verteidigen soll. Diese außerirdischen Monster sehen den gefräßigen Aliens aus dem gleichnamigen Gruselklassiker tatsächlich nicht unähnlich.

Die Solokampagne führt euch linear durch 20 Missionen, die etwa zwölf bis 15 Stunden in Anspruch nehmen. Anschließend könnt ihr im Mehrspielermodus auch die andere Seite ausprobieren und mit menschlichen Widersachern Deathmatch-Duelle austragen. Zumindest empfiehlt sich diese Reihenfolge, um die jeweils etwa ein Dutzend Einheiten, das Kampfsystem und die diversen Sonderfähigkeiten richtig kennenzulernen. Die drei Übungseinsätze bringen euch nämlich nur die absoluten Grundlagen bei.

Infanterieeinheiten bestehen meist aus mehreren Kämpfern. Bei den Space Marines drei bis fünf, bei den Tyraniden mehr.

 

Quadratisches Feld der Ehre

Ihr führt anfangs eine Handvoll, später dann bis zu 20 Einheiten ins Gefecht, beginnend bei kleinen Abteilungen aus drei bis fünf Kämpfern, über einzelne Fahrzeuge oder Kampfroboter bis hin zu besonders starken Helden, die im Gegensatz zu ihren leicht ersetzbaren Untergebenen die Einsätze unbedingt überleben müssen. Das dreidimensionale Terrain ist in quadratische Bereiche unterteilt, jeder Trupp beansprucht ein Rechteck. Es gibt Bewegungspunkte (um die Kämpfer übers Schlachtfeld zu lotsen) und Aktionspunkte (primär zum Schießen oder für andere Aufgaben), wobei ihr die Abfolge frei bestimmen könnt. Erst ziehen, dann feuern, umgekehrt oder erst ein bisschen marschieren, dann ballern, dann Rückzug – alles möglich. Die Gefechtsmechanik unterscheidet zwischen Nahkampf auf direkt benachbarten Feldern und Fernkampf über größere Distanzen hinweg.

Die meisten Truppentypen sind für beide Begegnungen gerüstet, aber selten gleich gut: Sturmsoldaten beispielsweise dominieren mit ihren Kettenschwertern Nahkämpfe, gewinnen aber auf Entfernung mit ihren schwächlichen Bolzen-Pistolen bestenfalls einen Trostpreis. Die schwebenden Aufklärungsgleiter flitzen blitzschnell übers Gelände und empfehlen sich für Flankenangriffe aus der Ferne, sind aber extrem verwundbar, wenn sie in die Ecke gedrängt werden.

Zu beachten sind außerdem die Ausrichtung der Kontrahenten zueinander sowie natürlich Angriffs- und Abwehrwerte. Wenn etwa eure Incursoren mit ihren Raketenrucksäcken über Terraindeckung wie Felsen oder Mauern hinwegspringen und hinter den Gegnern landen, können sie dort viel Unheil anrichten.

Solche Taktiken bleiben den schwer gepanzerten Aggressoren verwehrt. Dafür reißen die mit ihren kleinkalibrigen Miniguns schwach gepanzerte Opfer förmlich auseinander, beißen sich aber wiederum an Tyraniden mit dickeren Fell die Zähne aus. So entsteht zwischen den Truppentypen eine gut funktionierende Stein-Schere-Papier-Balance. Außerdem gibt es diverse Sonderfertigkeiten, welche die Scharmützel interessanter gestalten. Bruder Aeturo beispielsweise kann verwundete Verbündete einmal pro Runde heilen, während Sergeant Carleon ab und an einen Kampfjet anfordern darf, der gleich vier Felder mit vernichtendem Feuer bestreicht.

Gefallene könnt ihr nach der Schlacht einfach ersetzen – nur auf eure Helden müsst ihr Acht geben.

 

Von Sturmangriff zu Sturmangriff

Eine Mechanik, die weniger gut funktioniert, ist das sogenannte Momentum. Vereinfacht dargestellt: Mit jedem ausgeschalteten Gegner lädt sich für eine Einheit ein Energiebalken auf. Gefechtspausen lassen den Vorrat wieder schrumpfen. Ist die Anzeige gefüllt, darf der Trupp entweder ein bisschen weiter ziehen oder etwas besser ballern. Die Belohnungen fallen allerdings so enttäuschend aus, dass sich aggressives Vorstürmen, was das Momentum-System offensichtlich fördern soll, praktisch nie auszahlt. In den meisten Situationen ist ein allmähliches, vorsichtiges Vorrücken wesentlich erfolgversprechender.

Zumal man dann außerdem vom Abwehrfeuer-System profitiert: Einheiten, die nicht alle Aktionspunkte verbrauchen, beschießen im gegnerischen Zug automatisch Angreifer, die sich in Reichweite wagen. Das ist umso nützlicher, weil die Missionsdesigner im Solofeldzug gerne mal Gegner aus dem Nichts "heraufbeschwören", die dann ohne Vorwarnung über die Space Marines herfallen.

Haben eure Truppen beim Zugende noch Aktionspunkte übrig, werden sie automatisches Abwehrfeuer anwenden.

 

Starship Troopers lässt grüßen

Tatsächlich ist das Szenariodesign einer der Schwachpunkte von Battlesector. Es ist bis vielleicht auf die erwähnten "Monstrum Ex Machina"-Momente durchaus solide, aber es fehlt an Abwechslung, trotz unterschiedlicher Einsatzziele. Mal müsst ihr aus einem Hinterhalt ausbrechen, mal einen Kampfroboter eskortieren, mal unter beständigem Beschuss die Überreste von Gefallenen bergen. Aber der grundlegende Spielablauf ähnelt sich von einer Runde zur nächsten stark: Vorrücken, schießen, sichern. Vorrücken, schießen, sichern. Oder auch mal: Zurückfallen, schießen, sichern.

Das liegt hauptsächlich daran, dass eure Gegner, die Tyraniden, immer die gleiche Taktik anwenden: Sturmangriff, (fast) ohne Rücksicht auf Verluste. Der klassische Zerg-Rush lässt grüßen. Klar, das passt zum "Charakter" des alles verschlingenden Alien-Schwarms, und tatsächlich gibt der Computergeneral dabei eine durchaus respektable Figur ab – ist aber eben auch vorhersehbar.

Dazu kommt, dass zwar die Umgebungen wechseln, aber weder die Eiswüsten noch die Blutwüsten oder die Steinwüsten auf dem Planeten Baal Secundus sonderlich anspruchs- oder liebevoll gestaltet sind. Und dass man nach jedem Sieg noch unnötigerweise alle übrig gebliebenen Gegner über den Jordan senden muss, ist nun auch keine besonders tolle Design-Entscheidung.

Leichen pflastern ihren Weg: Battlesector geizt nicht mit Blut. Wie denn auch, wenn man die Blood Angels spielt...