Voice of Cards - The Isle Dragon Roars

Voice of Cards - The Isle Dragon Roars Test+

Digitales Pen & Paper mit und aus Karten

Simon Schuhmann / 6. November 2021 - 15:00 — vor 2 Jahren aktualisiert

Teaser

Spielkarten als Kernelement in Rollenspielen sind keine Besonderheit mehr. Mit Voice of Cards gehen die kreativen Köpfe hinter der Nier-Reihe zwar einen ähnlichen Weg, aber auf ihre eigene Weise.
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal


Mit Voice of Cards – The Isle Dragon Roars wagt Entwicklerstudio Square Enix das Experiment, dem alten Genre des JRPGs einen neuen Kniff in der optischen Gestaltung zu verleihen. Anstatt wie in anderen Vertretern, wie etwa Final Fantasy, großen Fokus auf die grafischen Details zu legen, kommt dieser Titel mit der Prämisse daher, alles in Kartenform darzustellen. Die Idee für solch einen außergewöhnlichen Ansatz stammt von Creative Director Yoko Taro, der die Arbeit an Voice of Cards zwischen Nier Reincarnation und Nier Replicant begonnen hatte. Ursprünglich als Smartphone-Spiel gedacht, entwickelte sich aus dem Projekt ein Titel für den PC, PlayStation 4 und Nintendo Switch.

Der Blick hinter die schicke Fassade offenbart jedoch: Voice of Cards ist ein herkömmliches JRPG der alten Schule. Die Story dreht sich um einen unbedeutenden Schwertkämpfer, der von einer Kopfgeldjagd auf einen Drachen Wind bekommt. Aus Geldmangel entscheidet er sich dazu, das Biest zu erlegen. Die Rettung der Welt ist ein netter Nebeneffekt seines Ausflugs. Da sein Schwert allein jedoch nicht ausreicht, sucht er nach weiteren Mitstreitern. Nach und nach sammelt er also Gefährten, die zufälligerweise alle unterschiedliche Waffenarten bevorzugen. Also begibt sich die zusammengeschusterte Truppe auf eine Reise quer durch das Land, um die Belohnung einzukassieren. Die Geschichte ist also wahrlich nichts Besonderes, doch zum Glück gibt es in einem Rollenspiel noch andere Spielelemente.
Der Ersatz für nicht vorhandene Cutscenes: Eingesprochene Texte auf Karten.
 

Juwelenbasiertes Kämpfen

In den rundenbasierten Auseinandersetzungen agieren die Kampfteilnehmer abhängig vom Wert ihrer Geschwindigkeit nacheinander, wobei die Figur mit der höchsten Zahl als erstes eine Aktion ausführen darf. In klassischer Manier könnt ihr angreifen, Fähigkeiten einsetzen oder Items verwenden, wobei die meisten Aktionen Juwelen verbrauchen. Pro Zug generiert ihr einen dieser Edelsteine, wodurch Taktik gefragt ist, denn ein mächtiger Zauber kann dabei schon einmal drei von ihnen verbrauchen. Da sich eure Figuren die Ressource teilen, müssen die nachfolgenden Charaktere mit weniger auskommen und gegebenenfalls auf den Einsatz ihrer Fähigkeit verzichten. Ein halbwegs guter Kampfplan kann daher nicht schaden, damit ihr zum Beispiel nicht in die Situation kommt, euch nicht mehr heilen zu können.

Viele der Fähigkeiten dienen dazu elementaren Schaden auszurichten, der abhängig von den Resistenzen und Schwächen der Gegner mal höher und mal niedriger ausfallen kann. Hierbei gelten die üblichen Videospielgesetze: Feuer ist schwach gegen Wasser, Wasser ist schwach gegen Blitz und so weiter. In manchen Fällen könnt ihr zusätzliche Zustände bei euren Feinden hervorrufen, sofern die mitgewürfelte Augenzahl einen Mindestbetrag anzeigt. So kann es hilfreich sein, den stärksten Gegner einer Truppe einzufrieren, wodurch er nicht mehr angreifen kann und ihr euch um seine lästigen Schergen kümmern könnt. Da jeder eurer Charaktere unterschiedliche Fähigkeiten beherrscht und erlernt, beginnt das taktische Verständnis bereits in der Auswahl der aktiven Gruppe und ausgewählten Fähigkeiten. Der Schwierigkeitsgrad ist über das gesamte Spiel hinweg angenehm ansteigend, wenngleich wirklich herausfordernde Bosskämpfe nach meinem Geschmack zu selten in Erscheinung treten.
Ein Frostblitz für zwei Juwelen? Na Logo!
 

Mein PC, eine tolle Stimme und ich

Die Darstellung in Form der Karten löst bei mir das Gefühl hervor, ein Pen-and-Paper-Abenteuer zu erleben, obwohl ich im realen Leben noch nie eines gespielt habe. Verstärkt wird das durch den Erzähler der Geschichte, der gleichzeitig alle Aktionen kommentiert, die Texte und Dialoge vorliest und sogar das Gähnen anfängt, wenn ihr euch eine Weile nicht bewegt. Diese Stimme schlüpft demnach in die Rolle eines Gamemasters, der euch an die Hand nimmt und euch das Spielgeschehen offenbart. Sowohl die englische als auch die japanische Sprachausgabe sind hierbei sehr passend gewählt und sind eines der Highlights in Voice of Cards.

Die Sprache der Texte und der Untertitel könnt ihr hingegen aus einer größeren Auswahl bestimmen, wobei sich gelegentlich Unstimmigkeiten erkennen lassen. So wurden im Deutschen etwa zahlreiche Charakternamen ohne ersichtlichen Grund geändert, was gerade zu Beginn für etwas Verwirrung sorgt, wenn das Geschriebene nicht mit dem Gesprochenen inhaltlich übereinstimmt. Kann man sich dennoch einmal damit arrangieren, dann mindert es die qualitativ hervorragende Sprachausgabe nicht.
Dem armen Skelett war zu heiß, daher hat es wohl zu viel am Eis genascht und ist eingefroren.
 

Nicht bummeln

Auf der Suche nach lukrativen Nebenbeschäftigungen oder großangelegten Quests werdet ihr euch schwertun, denn mit seinen rund fünfzehn Stunden Spielzeit bietet Voice of Cards nicht viel Raum für optionale Tätigkeiten. Hin und wieder können auf der Oberwelt zufällige Ereignisse auftreten, die jedoch binnen weniger Sekunden oder Minuten bereits abgeschlossen sind. Die Aufgaben der Bewohner halten sich ebenfalls im Rahmen und können schnell abgearbeitet werden.

Eine weitere Option, zusätzliche Zeit in das Spiel zu investieren, sind die Besuche der Spielhallen in den verschiedenen Städten, in denen ihr euch in einem Kartenspiel (was auch sonst...) versuchen könnt. Diesem fehlt es leider an jeglicher Spannung und es ist so sehr vom Glück abhängig, dass meine Lust darauf schnell verflogen ist. Nicht sonderlich gesteigert wurde meine Lust durch den Umstand, dass bis zu drei Gegner ebenfalls teilnehmen können. Denn deren Züge müsst ihr zwangsweise komplett ansehen, was eine Partie unnötig in die Länge zieht. An ein Gwent aus The Witcher 3 oder Triple Triad aus Final Fantasy 8 kommt das namenlose Spiel aus Voice of Cards also bei weitem nicht ran.
Der Marktplatz dieser Stadt wirkt nicht sehr belebt, eine Begleiterscheinung des gewählten Grafikstils.
 

Übersicht dank Karten

Euren gesamten Spielfortschritt könnt ihr im Menü nachprüfen, wobei dies auch der Ort ist, um Hintergrundinformationen über Charaktere und Gegner zu erfahren. Zusätzlich ist es euch möglich Anpassungen an eurer Truppe vorzunehmen und sie optimal für die weiteren Strapazen vorzubereiten. Da die Anzahl an Möglichkeiten, sprich die Menge der verschiedenen Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten, recht begrenzt sind, ist das Menü übersichtlich. Dies kann vor allem Einsteigern entgegenkommen, die noch nicht mit der Materie komplexerer JRPGs vertraut sind, aber trotzdem einen kleinen Zeh in das Wasser dieses Genres tauchen wollen. Für viele Experten wird dennoch alles vorhanden sein, was sie von so einem Titel erwarten.

Autor: Simon Schuhmann; Redaktion: Dennis Hilla (GamersGlobal)

 
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Meinung: Simon Schuhmann

Zwar bietet Voice of Cards im Kern keine bahnbrechenden Neuheiten oder kann durch eine imposante Geschichte auftrumpfen, dennoch erledigt es alle für ein spaßiges Rollenspiel erforderlichen Aufgaben sorgfältig. Die Kämpfe bieten genug Tiefe, ohne dabei zu komplex zu sein und sind im Schwierigkeitsgrad angenehm. Die Figuren erfüllen ihren Zweck und schaffen es insbesondere durch nette Dialoge und dank eines hervorragenden Sprechers unterhaltsam zu sein. Der Look in Form der Karten hat es mir ebenfalls angetan, auch wenn damit ein Verzicht auf hübsche Cutscenes oder bildgewaltige Partikeleffekte einhergeht.

Mit etwa 15 Stunden Spieldauer ist Voice of Cards also ein netter Zeitvertreib, um auf das nächste RPG-Schwergewicht zu warten. Auch Genreeinsteiger oder Fans eines analogen Pen & Papers können Gefallen finden, zumal die Steuerung leicht zu erlernen ist und die rundenbasierten Kämpfe keinen Zeitdruck oder flinke Reaktionen erfordern.
 
Voice of Cards PC
Einstieg/Bedienung
  • Leicht verständliche Bedienung
  • Übersichtliches Menü

 
Spieltiefe/Balance
  • Angenehm ansteigender Schwierigkeitsgrad
  • Zufallsereignisse bringen kurzfristig Abwechslung
  • Taktikverständnis erforderlich, aber nicht überfordernd
  • Einige entdeckbare Schätze
  • Entspanntes Erzähltempo
  • Zu wenig echte Herausforderungen
  • Nahezu keine Nebenquests
  • Optionales Kartenspiel zu langweilig
  • Storytwists zu vorhersehbar
Grafik/Technik
  • Interessanter Karten-Look
  • Kurze Ladezeiten
  • Keine echten Cutscenes
Sound/Sprache
  • Hervorragender Sprecher
  • Gelungene musikalische Untermalung
  • Keine deutsche Vertonung
  • Namen in deutschen Texten unterscheiden sich vom Original
Multiplayer
  • Lokaler Multiplayer des Kartenspiels für bis zu vier Personen
 
8.0
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
Hardware-Info
Minimum: Win 8.1, A8-7600/ i3-2100, R7 260X/  GTX 650, 4 GB RAM, 5 GB Speicherplatz
Maximum: Win 8.1, A8-7600/ i3-2100, R7 270X/  GTX 660, 4 GB RAM, 5 GB Speicherplatz
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
Simon Schuhmann 6. November 2021 - 15:00 — vor 2 Jahren aktualisiert
Das Gurke 16 Übertalent - P - 4243 - 6. November 2021 - 15:22 #

Interessant, das wirkt wie etwas das ich mit meinem aktuellen Zeitbudget in einem Monat tatsächlich schaffen könnte :-)

Player One 16 Übertalent - 4429 - 6. November 2021 - 16:30 #

Schöner Test und die Demo fand ich auch ganz gut, allerdings sind mir die aktuell aufgerufenen 29,90€ etwas zu teuer. Da muss ich nochmal drüber schlafen.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9437 - 6. November 2021 - 16:56 #

Ja so vom Gefühl her hätte ich da nen 10er weniger veranschlagt.

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29632 - 6. November 2021 - 17:17 #

Das klingt ja wirklich ziemlich gut.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 6. November 2021 - 19:20 #

Klingt schon spannend, weil der Ansatz einfach so ungewöhnlich ist. Vielleicht gönne ich mir das Spiel tatsächlich mal.

reen 16 Übertalent - P - 4028 - 6. November 2021 - 21:00 #

Sauber, so muß das klingen
Jetzt erst mal Weiterschauen :-)

Cyd 20 Gold-Gamer - P - 22602 - 7. November 2021 - 12:15 #

Toller Test und vielen Dank dafür. Selten, dass ich mir ein Spiel kaufe, nur aufgrund eines Testes. Hatte das Spiel nicht auf dem Schirm, wusste nicht mal dass es existiert. Nun hab ich etwas Zeit darin verbracht und es gefällt mir außerordentlich gut. Nichts großes, weltbewegendes, aber als Feierabendspiel, um gemütlich durch die Lande zu ziehen, Monster zu verdreschen und mit Freude die wachsenden Zahlenwerte zu sehen, ist es mehr als gut. Nur eines "nervt" mich ein wenig: Mein Drang jede einzelne Karte auf dem Spielfeld umdrehen zu müssen... argh. Aber auch das macht ja irgendwie Spaß. ;)

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20286 - 7. November 2021 - 13:42 #

Sieht klasse aus, hab mir die Demo gezogen.

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61475 - 7. November 2021 - 17:01 #

Danke für den Test. Klingt nach einem interessanten Ansatz, der mir optisch gut gefällt. Um mich vor den PC zu ziehen, bietet es mir aber zu wenig.

Eventuell schlage ich mal für die Switch Lite zu, auf dem Handheld kann ich mir Voice of Cards gut vorstellen. Hat jemand Infos dazu, ob es das Spiel auf Cartridge geben wird?

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 8. November 2021 - 12:32 #

Derzeit sieht es nicht danach aus, aber das scheint mir die Art Spiel zu sein, das Spezialisten wie Limited Run in einer Kleinserie auflegen könnten.

SupArai 25 Platin-Gamer - - 61475 - 8. November 2021 - 15:56 #

Bei LRG bin ich allerdings raus.

Zum einen verpasse ich in der Regel die Verkaufsfenster. Und wenn ich dann Versandkosten und sonstige Gebühren gegenrechne, bin ich doch fast bei dem Sale-Preis im eShop (übertrieben gesagt).

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 9. November 2021 - 0:56 #

Ich mag halt physisch, weil die Datenträger auch noch funktionieren, wenn der eShop die Pforten längst geschlossen hat. Außerdem hat Nintendo eine derart dämliche Rechteverwaltung, dass ich auf meiner Lite keine Downloadspiele spielen kann, wenn meine Kinder auf der großen Switch online spielen, beispielsweise Animal Crossing. Modulspiele sind davon nicht betroffen. Da gebe ich gern ein paar Euro mehr für die physische Ausgabe aus, wenn es eine gibt.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266657 - 7. November 2021 - 17:59 #

Ich denke das werd ich mir mal anschauen.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66904 - 8. November 2021 - 12:43 #

Die Demo fand ich ganz nett, aber ich hab da schon gegen Ende gemerkt, dass es sich für mich relativ schnell abgenutzt hat. Daher lasse ich es erstmal aus.

CBR 21 AAA-Gamer - P - 26590 - 8. November 2021 - 15:55 #

Ich finde die Idee ganz nett. Aber der Preis ist mir zu hoch angesetzt und neben Steam gibt es noch einen Drittanbieter-Kopierschutz. Bei ersterem kann ich mir das auf die Wunschliste packen und auf einen Sale warten. Wenn noch Zweiteres dazukommt, ist mir das zu müßig.

Simonsen 16 Übertalent - 5410 - 8. November 2021 - 19:57 #

Das werde ich mir mal anschauen, erinnert etwas an Hand of Fate.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40317 - 18. November 2021 - 21:53 #

Irgendwie sind Spiele mit Karten nicht meins. Auch hier springt der Funke nicht über.

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 16. März 2022 - 21:47 #

Gerade 25% reduziert im eShop. Habe zugeschlagen.

Maverick 34 GG-Veteran - - 1330809 - 10. April 2022 - 18:15 #

Gerade den Test nachgeholt. Macht schon einen interessanten Eindruck, die Demo auf Steam werde ich mir bei Gelegenheit mal anschauen. ;)