Test: Lokomotivführer werden

Train Simulator - Railworks 2010 Test

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Sofern ihr dies möchtet, könnt ihr jedes einzelne Bedienelement im Cockpit mit der Maus ansteuern. Alternativ lässt sich die Steuerung aber auch auf das Wesentliche (Gas geben und Bremsen) reduzieren.

Geeignet für Einsteiger- und Experten

Railworks 2010 bietet einen vereinfachten Modus für Anfänger an, in dem der ungeduldige Lokführer-Aspirant sofort loslegen darf. Mehr als das Betätigen einer Taste zum Beschleunigen und einer zum Bremsen wird euch hier nicht abverlangt. Im Expertenmodus hingegen gibt es viel mehr zu tun: Stromabnehmer müssen ausgefahren, Sandstreuer ausgelöst und bis zu vier verschiedene Bremssysteme separat bedient werden. Besonders viele Steuerelemente erwarten den Spieler in einer altmodischen, aber stilechten Dampflok. Unter anderem können dort von euch die Kohlenschaufelrate erhöht, die Zylinderhähne geöffnet, die Dampfwassermenge reduziert oder der Feuerraum geöffnet und geschlossen werden.

Teure Erweiterungen, kostenloser Editor
Gut zu beherrschen: Mit dem Editor könnt ihr eigene Szenarios entwickeln.

Da Railworks auf dem internationalen Markt schon seit einem Jahr erhältlich ist, hat sich mittlerweile eine rege Community gebildet, die auf diversen Webseiten selbstgebastelte Inhalte sowohl gratis als auch kostenpflichtig zur Verfügung stellt. Auch über die Online-Vertriebsplattform Steam, an die Railworks 2010 zwingend gekoppelt ist, sind viele Add-ons verfügbar. Die Preise bewegen sich zwischen 4 EUR für eine einfache Rangierlok bis hin zu 40 EUR für das Paket "Glasgow Airport Rail Link", das mehrere Züge, fünf Szenarios und einer Nachbildung des Glasgower Flughafens umfasst. Auch die Add-ons des Vorgängers Rail Simulator sind kompatibel und können in Railworks 2010 geladen werden. Wer sämtliche bislang erhältliche Zusatzinhalte erwerben möchte, der muss bereits mehr als 400 EUR investieren...
 
Zum Glück gibt es eine günstige Alternative: Mit dem integrierten Editor könnt ihr euch selbst an neuen Szenarien versuchen. Das Repertoire an Objekten ist dabei dasselbe wie bei den mitgelieferten Szenarien, man kann diese sogar direkt per Mausklick auf das Editorsymbol anpassen und gleich in der veränderten Welt weiterfahren. Objekte wie Bäume, Autos oder Häuser werden im Editor per Mausklick selektiert und dann mit drei verschiedenfarbigen Pfeilen auf sehr einfache Weise im 3D-Raum verschoben und gedreht. Doch trotz der einsteigerfreundlichen Bedienung, lässt sich ein völlig eigenständiges Szenario nicht in wenigen Minuten realisieren: Gerade das durchweg hohe Niveau der kostenpflichtigen Inhalte erfordert eine lange Einarbeitungszeit.

Auf bergigen Abschnitten müssen wir uns anstrengen, dass wir nicht zu viel Geschwindigkeit einbüßen, andernfalls können wir die knappen Zeiten des Fahrplans nicht einhalten.

Fazit: Pflichtkauf für Eisenbahn-Fans

Der Beruf des Lokführers mag für den einen faszinierend, für den anderen langweilig sein. Die grundsätzliche Frage, ob ihr einen Zugsimulator ansprechend findet, müsst ihr daher für euch selbst entscheiden. Für Fans des Genres ist Train Simulator - Railworks 2010 allerdings ein echter Pflichtkauf! Ihr merkt dem Programm die Erfahrung der Entwickler, die sich seit gut einem Jahrzehnt mit dem Thema Eisenbahnsimulation beschäftigen, deutlich an. Die Landschaften sind detailliert und auch abseits der Strecke lassen sich immer mal wieder kleinere Details entdecken, die euch das Gefühl vermitteln, durch eine echte Welt zu fahren. Eisenbahnliebhaber freuen sich über akkurat nachgebildete Lokomotiven, Strecken und die zahllosen Add-ons, die bereits dank der großen Community verfügbar sind. Und wer möchte, der kann mit dem Editor eigene Szenarios entwickeln.

Kritik muss sich die Verkaufsfassung von Railworks 2010 beim Umfang gefallen lassen: Gerade einmal zwei deutsche Strecken, eine in den USA und fünf in Großbritannien sind eindeutig zu wenig. Diese mangelnde Auswahl zwingt euch geradezu zum Nachkauf teurer Add-ons. Davon abgesehen ist Train Simulator - Railworks 2010 aber eine gelungene Eisenbahnsimulation, die sowohl für Anfänger als auch für Experten ansprechende Herausforderungen bietet.

Autor: Florian Pfeffer / Redaktion: Carsten Justenhoven (GamersGlobal)

Einstieg/Bedienung Einsteiger- und Expertenmodus wählbar Signale werden im Handbuch aufgeführt und erklärt Interaktives Cockpit Tutorial-Videos... ...die aber nur auf der offiziellen Webseite angesehen werden können
Spieltiefe/Balance Zahlreiche Loks und Wagen "Deutschland-Inhalte" Editor Zu wenig Szenarios und Strecken Teure Zusatzinhalte Kaum Unterschiede zum Vorgänger
Grafik/Technik Hübsche Landschaften Geschehen auch abseits der Strecke (Autos, LKW, Passanten...) Detaillierte Lokomotiven Lange Ladezeiten Im Fenster-Modus mitunter instabil Auf Distanz teilweise unscharfe Texturen
Sound/Sprache Realistische Eisenbahnensounds Vollständig lokalisierte Bildschirmtexte und Handbücher
Singleplayer Abwechslungsreiche Strecken mit jeweils unterschiedlichen Herausforderungen 50 Szenarios Nur 8 Strecken in der Verkaufsversion Ohne Zusatzinhalte kaum Langzeitmotivation
Multiplayer Nicht vorhanden

Florian Pfeffer 13. Juni 2010 - 15:18 — vor 10 Jahren aktualisiert
ichus 15 Kenner - 2987 - 13. Juni 2010 - 17:12 #

Schöner Test und interessantes Spiel. Werde mal gucken, ob ich's für 'nen 10er mitnehme.

ganga 20 Gold-Gamer - 22831 - 13. Juni 2010 - 19:02 #

Schön dass bei GG auch solche Spiele getestet werden. Werde gleich mal reinlesen.

Christaneu 12 Trollwächter - 1145 - 13. Juni 2010 - 23:59 #

Für nen Simulator ne recht gute Wertung !

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110372 - 14. Juni 2010 - 8:57 #

Naja, auch bei Simulatoren gibt es unterschiedliche Qualitäten. Nicht jeder Simulator ist per se schlecht. Kommt halt auch drauf an, welcher Entwickler dahinter steckt :).

Clickmaster (unregistriert) 14. Juni 2010 - 0:39 #

Auch wenn ich kein Bahn-Freak bin, finde ich sowas toll. Vor allem wird es sowas nicht auf den drecks Konsolen geben und es handelt sich somit um ein sauber programmiertes COMPUTER-Spiel :).

Masters Voice (unregistriert) 17. Juni 2010 - 15:39 #

Hmm, da sollte sich mal jemand in Sachen "Densh de Go" kundig machen ... gab es lange vor irgendwelche PC-Eisenbahnsimulationen.

Nein den "Dreckskonsolen" gebührt leider der Privileg erstmal Zugsimulationen einem erweiterten Kreis von Spielern zugängig gemacht zu haben (Die Sinclair-Spiele wie "Southern Bell" und "Evening Star" außen vor gelassen).

Übrigens, letzte Reinkarnation von Densha de Go war auf der Wii (leider nur in Japan) :)

Fisch (unregistriert) 14. Juni 2010 - 2:17 #

Das schreit jetzt nach einem Vergleichstest mit Trainz 2010, dessen deutsche Fassung gerade erschienen ist. Auch hier gibt es die englische (australische) Fassung schon eine gewisse Zeit, es gibt eine aktive Community, die fleissig an neuem Content bastelt, seien es Lokomotiven, Wagen oder Objekte für die Landschaft. Bahnfans haben also momentan die Qual der Wahl!

Kilian 09 Triple-Talent - 230 - 14. Juni 2010 - 16:26 #

Als "echter" Lokführer kann ich euch versichern dass dieses Spiel (wie alle Vorgänger, inklusive Train Simulator) nichts mit einer Simulation die man auch annähernd so nennen kann zu tun hat. Mir ist schon klar dass es für ein kommerzielles Spiel schwierig ist das komplexe System Schiene richtig umzusetzen.
Obwohl es beim Flugsimulator ja auch recht gut hinhaut (sofern ich das beurteilen kann als Nicht-Pilot) - nur ist das für die breite Masse natürlich alles zu kompliziert.

Wer betrieblich und technisch eine halbwegs realistische Simulation möchte kommt an Zusi ( http://www.zusi.de/pages/anfang/start.php ) nicht herum, muss derzeit (neue Version in Entwicklung, übrigens in alleiniger Arbeit eines Programmierers!) allerdings mit einer ziemlich zurückgebliebenen Grafik vorlieb nehmen ;-)

Das nur mal als Expertenmeinung ...

Dennis Ziesecke 21 AAA-Gamer - 30866 - 14. Juni 2010 - 23:25 #

Naja, die meisten anderen neumodischen "Simulatoren" haben mit ihrem "Fachgebiet" ja auch eher am Rande zu tun. Ich werde keinen Bauernhof führen können nur weil ich den Landwirtschaftssimulator gespielt habe, ich werde keine Bahn unbeschadet von Hamburg nach München bekommen nach dem Genuß des Train-Simulators und glücklicherweise werde ich auch kein Exkrementenfachmann wenn ich den Klo-Simulator bis zum Abstinken gespielt habe ;) . Ich glaube, bei diesen Spielen erwartet niemand wirklichen Realismus. Wäre irgendwie auch langweilig.

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 15. September 2010 - 11:27 #

Da habe ich aus UK und den USA aber auch schon andere Kommentare gehört. Etliche Züge sollen ihren Vorbildern sehr nahe kommen was Beschleunigung und Bremsverhalten sowie die Geräuschkulisse angeht. Auch in der deutschen Community gibt es einige positive Stimmen von Leuten, die es besser wissen sollten.
Gut, die Umsetzung der Sicherheitssysteme, sei es die PZB oder das AWS, ist noch nicht wirklich realistisch wie auch der Vergleich zum ZuSi zeigt, aber dennoch soweit vorhanden, dass man sich zumindest sehr nahe an der Realität wähnt.
Und auch sonst: sehr detaillierte Modelle, häufig originale Sounds direkt an den echten Loks aufgenommen, voll funktionsfähige Führerstände und die schöne Grafik sorgen für ein vollwertiges Lokführererlebnis. Railworks ist sicher keine 100%ige Simulation bei der auch die letzte Schraube am hintersten Wagen noch akkurat berechnet wird, aber dann wäre das Programm für die breite Masse auch nicht mehr interessant. Die unterschiedlichen Fahrmodi von Einsteiger (Gas geben & bremsen) bis Experte (auf Bremsdruck achten, Radschlupf, Verhältnis von Dampferzeugung und Nutzung bei gleichzeitigem aufpassen auf den Wasservorrat bei Dampfloks) erreichen das eben. Wer einfach nur Zugfahren will kann das genauso tun wie die technisch interessierten, die am Simulationsaspekt interessiert sind.
Und man muss nun wirklich nicht 700 Euro für alle Addons ausgeben um hiermit Spaß haben zu können, dafür ist die Freeware Szene mittlerweile groß genug und wächst ständig weiter.

Rondidon 15 Kenner - 3108 - 19. Juni 2010 - 15:45 #

Naja, bei einem Train Simulator erwarte ich sehr wohl Realismus. Schließlich ist das weniger eine Spaßsimulation als ein Lernprogramm mit Spaß als Nebeneffekt. So sehe ich das auch beim Flight Simulator und bei ernsthaften Rennsimulatoren wie iRacing.

Wenn ich "spielen" will, hol ich mir ein Arcade-Spiel / früher nannte man es auch Konsolenspiel. z.B. NFS Underground oder auch Hawx.
Ich finde es eh bedenklich und eine Krankheit, dass alle Titel heutzutage auf Konsolen zugeschnitten und damit verniedlicht und deutlich vereinfacht geworden sind. Wo früher ernsthafte Flugsimulationen im 2. WK wie IL2 Sturmovik auf PC gespielt wurde, spielt man heute das unrealistischste Hawx auf Konsole. Wo früher Need for Speed 1,3,Porsche auf PC ein Riesenerfolg mit ihrem zumindest deutlich angedeuteten Realismus war, mussten ab Teil 7 Psedo-coole Machos in Tiefergelegten Golf GTIs herhalten, die wie ein Brett auf der Straße lagen und von jedem 2-Jährigen beherrscht werden konnten. Schade.