Rüdiger Steidle 12. August 2020 - 15:42 — vor 3 Jahren aktualisiert
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Troya selbst verfügt über drei Mauerringe. Der äußerste ist noch vergleichsweise einfach per Belagerungstürmen zu überwinden...
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Alter Reichsverwalter
Das strategische Level hat Creative Assembly aber inzwischen fast perfektioniert, und auch bei Troy verbringen wir die meiste Spielzeit wieder auf der globalen Karte. Dort handeln wir Deals mit anderen Anführen und Fraktionen aus (deren Verhältnis und Reaktionen übersichtlich aufbereitet werden), verwalten unsere Provinzen (Steuern, Erlasse, Tribute), bauen unsere Städte und Siedlungen aus (was Militär, Wirtschaft oder Bevölkerung zugute kommt) und bewegen unsere Helden, Spione und Priester sowie natürlich unsere Armeen übers Land. Das Spielgebiet umfasst weite Teile Griechenlands, die ägäischen Inseln, Kreta sowie die Westküste der heutigen Türkei. Wie eingangs beschrieben dehnt sich euer Handlungsspielraum aber weniger weit aus als bei den vorangegangenen Serienfolgen, bietet aber genügend Abwechslung für interessante Begegnungen und Platz für mehrere Dutzend Stämme, die alle miteinander interagieren.
Auch wenn die Entwickler das Interface optisch an die Thematik angepasst haben, ist Troy auf den ersten Blick als Total War zu erkennen und spielt sich auch so. Veteranen finden sich entsprechend schnell zurecht, auch wenn das eine oder andere Menü verrutscht ist und sich manche Statistiken oder Aktionen an anderer Stelle wiederfinden. Man ärgert sich sogar wieder über die gleichen kleinen Unzulänglichkeiten der Bedienung. Wer weniger Erfahrung mitbringt, wird für den Einstieg lange Zeit brauchen. Zwar geben sich die Macher alle Mühe, Neulingen die ersten Schritte mit mehreren Tutorialmissionen, einem klugen Berater und einer umfassenden, aber nicht immer detaillierten In-Game-Hilfe zu erleichtern. Aber die schiere Komplexität, die verschachtelten Menüs und die Flut an Hinweisen und Aufgaben können auf Unbedarfte schon erdrückend wirken.
Immer etwas zu tun
Es gibt immer etwas zu tun, überall werden kleine Geschichten erzählt und winken verlockende Belohnungen für leichte bis anspruchsvolle Missionen. Viele davon werden automatisch generiert. Die nimmt man eben mit, wenn sie zufällig auf dem Weg liegen, schenkt ihnen aber keine größere Beachtung. Dann gibt es aber auch noch die Story-Aufgaben, die in der einen oder anderen Form Bezug auf die Ilias nehmen und je nach Spielcharakter ganz unterschiedlich ausfallen. König Agamemnon beispielsweise ist anfangs noch nicht der mächtige Anführer, den wir vom Feldzug gegen Troja kennen. Er muss zuerst die zerstrittenen Stämme Atticas einen, um zum Großkönig aufzusteigen. Wenn ich auf solche Geschichten wenig Wert lege, lässt mir das Spiel netterweise genügend Freiheiten, die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden und selbst zu entscheiden, wie ich meine finalen Ziele erreiche. Langfristig kommt es aber zwangsweise zum Zusammenprall zwischen Danaern und Pelasgern, Westen und Osten.
Troy ist auch im Spiel die schier uneinnehmbare Festung aus der Sage: Ohne einen einzigen Trupp verfügt sie über eine Garnison aus 20 starken Einheiten (20 ist die Maximalgröße einer Armee, maximal 40 Einheiten pro Seite können gleichzeitig auf dem Schlachtfeld stehen). Und um die aus drei Festungsringen bestehende Trutzburg erfolgreich angreifen zu können, muss entweder kürzlich ein starkes Erdbeben stattgefunden haben (darauf wird man ab ca. Runde 40 immer wieder hingewiesen) oder eine von zwei weiteren Vorbedingungen (darunter das Trojanische Pferd) als Event stattgefunden haben.
Neben Armeen, Helden und Priestern bewegen wir auch Agenten als Spielfiguren über die Karte. Diese können extrem mächtige (aber teure) Aktionen ausführen, beispielsweise gegnerische Anführer meucheln.
Reines Solo-Abenteuer
Das technische Grundgerüst hat Troy weitgehend unverändert vom Vorgänger Three Kingdoms übernommen. Sowohl die strategische Übersichtskarte als auch die herein gezoomten taktischen Schlachtfelder sehen traumhaft malerisch aus, auch wenn man in der Praxis die Kamera selten nah genug heran fährt, um all die aufwendigen Animationen, liebevoll detaillierten Landschaften und abwechslungsreichen Figuren gebührend zu bewundern. Auch die Klangkulisse ist von gewohnt hoher Qualität: Der Soundtrack ist angemessen episch, die deutschen Synchronsprecher professionell und passend.
Die Systemanforderungen fallen für ein Strategiespiel allerdings relativ hoch aus. In voller HD-Auflösung und mit maximalen Details lief der Titel auf den Mittelklasse-Testsystemen beider Tester nicht immer ruckelfrei. Bei einem Tester gab es gelegentlich sogar unerklärliche Aussetzer, bei denen das Spiel für ein, zwei Sekunden regelrecht hängen blieb. Vielleicht eine Nebenwirkung der berüchtigten Denuvo-Kopierschutzttechnik? Ansonsten lief Troy aber gerade für einen Total-War-Titel überraschend fehlerfrei, auch wenn es angesichts der Komplexität sicher wieder den einen oder anderen Patch brauchen wird, um Balancing-Schwächen und Bugs zu beheben. Das sind Serienkenner aber gewohnt.
Ungewohnt ist dagegen, dass es anders als in Three Kingdoms diesmal keinen Mehrspielermodus gibt. Aber ehrlich: Die Kampagnen waren für Multiplayer-Partien immer zu lang und die Schnellgefechte zwar spaßig, aber da hatte man an einem Wochenende alles Lohnenswerte gesehen.
Als Gratisspiel ist Total War Saga - Troy ein unschlagbares Angebot. Wer zumindest einen Hauch von Interesse am Szenario und an komplexer Globalstrategie mitbringt, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich hatte jedenfalls eine Menge Spaß im alten Griechenland!
Troy war für mich außerdem eine willkommene Gelegenheit, lange verblasstes Schulwissen über Homers Epos aufzufrischen. Tatsächlich verweist das Spiel an vielen Stellen gekonnt auf die Vorlage, ohne sich aber sklavisch an die Überlieferung zu halten – das würde den Spieler auch zu vieler Freiheiten berauben. Aus Sagengestalten werden besondere, aber sich irgendwie erklärende Kampfeinheiten, und ob die Götter so starke Auswirkungen haben, weil sie existieren oder weil die Menschen an sie glauben, lässt das Spiel im Prinzip auch offen. Durch diesen Dreh ist Troy tatsächlich ein "historisches" Total War, kein Bruder von Warhammer.
Troy punktet mit den gewohnten Stärken von Total War. Im Strategiemodus zeigt es sich sogar abwechslungsreicher als zuletzt Three Kingdoms, weil es unterschiedlichere Spielweisen zulässt und von fast allem mehr bietet: ein komplexeres Ressourcenmanagement, ein interessantes Glaubenssystem, spannendere Aufgaben, eine dichtere Story, größere Entscheidungsfreiheit und interessantere Entwicklungsmöglichkeiten beim Rollenspiel. Andere Bereiche wie die Spionage wurden dafür zusammengestrichen.
Allerdings würde ich Troy trotz dieser Vorteile und des sympathischen Szenarios im Direktvergleich unter dem letzten Teil der Hauptreihe einordnen und erst recht unter den beiden Warhammer-Teilen. Denn auf dem Schlachtfeld bietet es mir einfach zu wenige Truppentypen und zu geringe Unterschiede zwischen den Fraktionen, um wirklich vielfältige Taktiken und langfristig motivierende Scharmützel zu ermöglichen. Tatsächlich wiederholt sich der Ablauf der Gefechte schnell, und so habe ich im Test fast alle Begegnungen berechnen lassen. Damit verliert Troy aber einen entscheidenden Vorteil der Total-War-Serie: den einzigartigen Mix aus Strategie und Taktik. Es ist immer noch ein gutes, spannendes Spiel. Aber mir gefallen die Vorläufer einfach besser.
Meinung: Jörg Langer
Über die Wertung haben wir uns ein wenig gestritten, sie ist so etwas wie eine "gemeinsame subjektive Kompromisswertung". Will heißen: Bei Rüdiger wäre, von unten kommend, keine 8 vorne gestanden, bei mir eher eine 9. Wenn euch an Total War schon immer vor allem die Historie und das Kampagnenspiel gefallen hat, könnt ihr eine halbe bis ganze Note drauf zählen.
Ich hatte keine großen Erwartungen an Total War Troy und wurde mehr als positiv überrascht. Neben unzähligen kleinen Neuerungen oder Neu-Abwandlungen sind es vor allem die acht (mit Kostenlos-DLC Amazonen: neun) Fraktionen, die sich wirklich, wirklich unterschiedlich spielen. Einmal durch die Ausgangslage, aber natürlich auch durch die fraktionsexklusiven Zusatz-Regeln. Zwar habe ich nur Menelaos (Sparta) und Achill länger gespielt, aber auch in die anderen Fraktionen kurz reingeschaut, und traue mir zu, das entsprechend abzuleiten. Und da jeder zwei Extra-Regeln hat, kann auch eine davon (wie bei Achilleus die Duelle) eine Niete sein – denn die Stimmungsschwankungen bei Achill sind der Hammer, ich beende sogar Kriege oder entlasse unmotivierte Generäle, um Achills Missmut zu verhindern.
Der zweite große Pluspunkt von Total War Saga - Troy ist das komplexe Wirtschaftssystem, das sich nicht nur aus den fünf Ressourcen zusammensetzt, sondern auch der genialen Idee, diese jeweils auf vier Arten abbauen zu können: Mit niedrigen Anfangskosten und niedrigem Output, mit höherem Output aber Nachteilen, mit hohem Output aber horrenden Upgrade-Kosten, oder mit sehr hohem Output und massiven Wachstumsnachteilen für die Provinz. Ich habe schon lange nicht mehr so viel über meine Ausbreitungs- und Städteausbau-Strategie nachgedacht in einem Strategiespiel, und in einem Total War erst recht nicht!
Dazu kommen viele Versatzstücke, die man so ähnlich schon aus anderen Serienteilen kennt, etwa die Diplomatie aus Three Kingdoms (gut!), die Riten aus Warhammer (hier sind es Gebete), angepasst ans Griechenszenario. Ganz ehrlich: "Total War Saga" ist unterverkauft, das hier ist ein vollwertiges, großes, kompexes Total War. Ob die Idee, gerade dieses kostenlos im Epic Store zu veröffentlichen, aufgeht? Vermutlich wäre ein simplerer Teil besser gewesen.
Total War Saga - Troy PCLinuxMacOS
Einstieg/Bedienung
Für Veteranen gewohntes Interface
Gefechtssteuerung folgt Echtzeit-Standards
Optionales, ausführliches Tutorial plus Übungsschlachten
Nützliche Schnellzugriffstasten
Ratgeber und Hilfefunktion
Interaktives Nachschlagewerk
Geschwindigkeit in Taktik-Schlachten regelbar
Verschachtelte Menüs und Anzeigen im Strategiemodus
Gewohnte kleine Nervigkeiten wie unpräzise Schaltflächen, überladene Menüs, umständliche Kameraführung
Spieltiefe/Balance
Einzigartiger Mix aus Globalstrategie und Taktik
Terrain hat spürbare Auswirkungen auf Gefechte
Zwei verschiedene Routen zum Sieg
Lange Kampagnen mit viel Wiederspielwert dank Fraktions-Spezialregeln
Von Held zu Held unterschiedliche Spielweisen
Charakterentwicklung mit Tiefgang
Starke, aber nicht übermächtige Anführer mit einzigartigen Fähigkeiten
Transparentes Diplomatiesystem
Fordernde Spielwirtschaft
Religion als wichtiger, lohnender "Wirtschaftsfaktor"
Viele Missionen und Aufträge, teils zufällig, teils Story-relevant
Antagonisten sorgen für Spannung im Endgame
Liebevolle Umsetzung der Vorlage ohne sklavische Vorbildtreue
Relativ kompetenter Computergegner
Beschränkte Einheitenauswahl, weniger Truppentypen als in allen Vorgängern
Schlachten laufen meist ähnlich ab (aber: Engstellen-Maps)
Anfangs verwirrende Menge an Fraktionen, Bündnissen und Beziehungen
Verbände agieren zu sehr als unteilbare Einheiten statt als individuelle Soldaten
Guerilla-Taktiken der KI nerven
Grafik/Technik
Malerische Übersichtskarte und bildschöne Schlachtfelder
Sehr detaillierte Einheitenmodelle mit vielfältigen Animationen
Atmosphärische Licht- und Wettereffekte mit teils taktischer Komponente
Seltene, dafür aber umso spektakulärere Spezialeffekte, etwa bei Heldenduellen
Testversion hatte Aussetzer
Relativ hohe Systemanforderungen
Grafikstil zu stark Fantasy und zu wenig historisch
Sound/Sprache
Wesentlich bessere Übersetzung als zuletzt bei Three Kindoms
Kompetente, passende Synchronsprecher
Vielfältige Effekte und Einheitenmeldungen
Passender, wenn auch etwas unauffälliger Soundtrack
Klingt doch super. Wobei ich zugeben muss - gekauft hätte ich es mir vermutlich nicht, aber wenn Epic mir das unbedingt schenken will ... da will ich mich nicht wehren.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 56324 - 12. August 2020 - 16:27 #
Ach, was hab ich gelitten im Alt-Griechisch-Unterricht...
"Singe den Zorn, o Göttin des Peleiaden Achilleus, ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte und viele tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden und dem Gevögel. So ward Zeus Wille vollendet: Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich entzweiten Atreus Sohn, der Herrscher des Volks, und der edle Achilleus."
Das Spiel scheint wesentlich spaßiger zu sein als die Illias zu übersetzen (und in meinen Fall voraussichtlich auch mit mehr Erfolgschancen). Also auf nach Troja! Mal schauen, ob Rüdiger mit seiner "vorsichtigen Annäherung von unten" Recht behält oder doch Jörg, der Troy-Fanboy.
Jörg Langer
Chefredakteur - P - 468609 - 12. August 2020 - 22:08 #
Am wichtigsten ist, das Provinzsystem zu verstehen, also dass es Haupt- und Nebensiedlungen gibt mit unterschiedlichen Schwerpunkten, und dass die sich Dinge wie Zufriedenheit oder Rekrutierungsoptionen teilen, wenn sie in derselben Provinz liegen. Und dass dir komplett kontrollierte Provinzen Vorteile bieten.
Bei Rome 2, als es eingeführt wurde, habe ich echt lange (= mehrere Partien) gebraucht, um das zu kapieren.
Player One
16 Übertalent - 4429 - 12. August 2020 - 17:35 #
Warum nicht, mit den Szenarien der Elfen und Chinesen konnte ich mich nicht anfreunden, da werde ich hier auf jeden Fall mal rein schauen. Vorausgesetzt, dass das Thermometer mal wieder in Regionen fällt, die menschliches Leben ermöglichen.
Player One
16 Übertalent - 4429 - 13. August 2020 - 20:48 #
Gute Idee, allerdings befürchte ich, dass er das Liedgut seiner Lieblingsinterpretin vor sich her summt, damit hätte ich dann ein Problem. Die Dame ist zwar schön anzusehen aber musikalisch nicht mein Fall.
Jörg Langer
Chefredakteur - P - 468609 - 12. August 2020 - 18:14 #
Shogun 2 ist ein schönes Spiel und weniger komplex :-) Und durch das gebirgige Terrain (wenige Wege zwischen Städten) zieht die KI besser, finde ich :-)
Wird auf jedem Fall irgendwann gespielt. Zumindest ein neuer Rechner muss vorher endlich mal her. Und je nachdem, warte ich dann auch noch die (dann verbleibende) Zeit ab, bis es auf Steam erhältlich ist.
Wobei auf den neuen Rechner vermutlich früher oder später dann auch der Epic Store kommt.
Vom Szenario find ich das erstmals seit Rome 2 wieder interessant. Nach meiner damaligen Vollenttäuschung hätte ich es mir zwar dennoch nicht gekauft, aber so werd ich es mir wohl mal anschauen. Ich bin aber skeptisch, ob es mich mit der Serie wird versöhnen können. Allein dieses Troja, das im äußersten Mauerring aus ganzen 3 notdürftig zusammengelehmten Bauernhüttchen besteht, raubt mir schon wieder jede Atmosphäre. Ich versteh ja, dass man beim Realismus gern mal Abstriche machen muss für die Spielbarkeit, aber da kann ich auch gleich Schach spielen.
Jörg Langer
Chefredakteur - P - 468609 - 13. August 2020 - 9:18 #
Vielleicht ein Tipp: Sparta scheint mir eine dankbare Einstiegsfraktion zu sein: Schön am Rand gelegen, frühe Verbündete, unstressige Spezialmechaniken...
Ich habe mich bisher gegen den Epic Store gesträubt und habe noch keinen Account. Aber was die an kostenlosen Spielen anbieten ist schon sehr verlockend. Mal schauen. evtl. nehme ich es mit. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft und Steam ist eh schon zu übermächtig...
Rüdiger Steidle
Freier Redakteur - P - 17268 - 13. August 2020 - 10:31 #
Nur Mut. Es ist einfach nur ein Shop. Muss man nicht nutzen, aber ihn aktiv zu boykottieren, wie es bei einem Teil der Spielerschar in Mode ist, ist schon etwas albern. Die Software selbst bleibt leider weit hinter dem Steam Client zurück, aber der hat auch ein paar Jahre Entwicklungsvorsprung. :-)
Jörg Langer
Chefredakteur - P - 468609 - 14. August 2020 - 16:06 #
Ich hatte mir die vor Jahren auch mal anschauen wollen (du meinst doch Divide et Impera, richtig?), aber irgendwie haben mich 1.500+ Einheitentypen dann doch sehr schnell abgeschreckt. Wieso setzen diese Fan-Mods eigentlich immer so auf superkomplexe Masse, das braucht doch niemand? Oder tue ich dem Teil da Unrecht?
Ja genau, ich meine Divide et Impera. Und es stimmt schon, es gibt viel mehr Einheiten als im Vanilla Rome 2. Die gibt es aber nicht alle zu ueberall und zu jeder Zeit. Viele Einheiten koennen zB nur aus ihren heimischen Regionen rekrutiert werden und haben dann einen regional angepassten Namen - sind aber weitgehend identisch zu ihrer "generischen" Referenzeinheit. Das finde ich eigentlich ganz gut, weil es den Regionen und Einheiten mehr Identitaet verleiht. Stoeren tut mich das alles nicht, im Gegenteil - und ich mag definiv auch keine Spiele/Mods die neue Elemente nur der Komplexitaet wegen hinzufuegen.
Was mir super an der Mod gefaellt sind drei Sachen:
1. Das Population System. Die Bevoelkerung ist in Klassen eingeteilt (Patricii, Plebs, Proletarii, Peregrini (Auslaender/Fremde)) und alle Einheiten werden historisch akkurat aus ihren jeweiligen Pools rekrutiert.
Das fuegt dem Spiel eine sehr angenehme Komplexitaet hinzu, da man sich nun gut mit dem Wachstum der jeweilen Bevoelkerungsschichten befassen muss. Die Groesse der Pools wiederum bestimmt stark die Rekrutierungsmoeglichkeiten jeder Provinz. Und das hat durchaus einen starken strategischen Effekt. Wenn ich aus einer Stadt zb fast alle Patricii rekrutiere weil ich unbedingt 8 Einheiten Equites haben will, dann wird es viele Jahre dauern bis sich die Patricii Schicht erholt und ich dort wieder aus dem Pool rekrutieren kann. Btw, wenn ich Einheiten aufloese, werde die den Pools der lokalen Region hinzugefuegt.
2. Die Kampagnen KI. Der Computer spielt viel aggressiver (oder eher aktiver) und baut viel bessere Armeen - die er auch sinnvoll einsetzt. Als ich zB als Rom mit 1.5 vollen Stacks in Taras einmarschiert bin hat sich Pyrrhus mit seinem vollen Stack uber das Meer nach Appollonia zurueck gezogen statt um die Stadt zu kaempfen, nur um dann zwei Runden spaeter mit drei vollen Stacks Magna Graecia wieder anzugreifen. Das hat mich ganz schoen schwitzen lassen.
3. Das Spielgefuehl. Es gibt noch einigen andere neue System (zb Supply, Ressourcen) die das Spiel strategisch viel tiefer machen. Ich habe selten (eher noch nie) in einen TW Spiel so viel ueber Reichsverwaltung nachgedacht oder so ausgiebig Feldzuege geplant wie hier. Auch der typische Schneeballeffekt, wo man mit seinen 4 vollen Stacks durch die Lande zieht und jede zweite Runde eine neue Stadt erobert, stellt sich hier nicht so einfach ein.
Mein Hauptkritikpunkt ist die Uebersicht der Modifier bei Charakteren. Charaktere haben viel mehr Traits/Skills und die werden im Tooltip als unsortierte Liste angezeigt. Das ist sehr unuebersichtich und zT sind die Effekte redundant oder heben sich auf. Zum Beispiel man bekommt +5% tax rate von einem Trait und -3% tax rate von etwas anderem, dann steht im Tooltip nicht einfach der akkumulierte Effekt "+2% tax rate" sondern es stehen zwei Eintraege mit +5% und -3% dort und die stehen auch nicht unbedingt untereinander sonder an beliebigen Stellen der Liste). Da ich aber kein exakt numerisches Minmaxing betreibe sondern meine Charaktere grob nach Themen entwickele (Stadtverwalter mit +Tax/Commerce Traits, General mit +campaign movement und -upkeep) macht mir das nicht viel aus.
Falls sich jemand ein YT Video mit einer Zusammenfassung zu der Mod anschauen moechte, diese hier fand ich ziemlich gut: https://www.youtube.com/watch?v=vDhIG2UHFsw&t=6s
Und hier sind detaillierte Beschreibungen der neuen Mechaniken von den Machern der Mod: https://divideetimperamod.com/guides/
Jörg Langer
Chefredakteur - P - 468609 - 14. August 2020 - 17:41 #
Danke für die ausführliche Zusammenfssung! Klingt, bis auf die Modifier, wirklich nicht schlecht. Aber gerade spiele ich noch Troy und halt parallel Warhammer 2 :-)
Gerne! Bis Medieval 3 oder ein anderes euro-historisches TW raus kommt wird ja noch einige Zeit vergehen in der man mal einen Blick auf Rome 2 DEI werfen kann um das Bedürfnis nach dieser Art von Spiel&Setting zu befriedigen.
Da Empire damals tatsächlich mein Einstieg war und ich erst danach zu meinen Favoriten Medieval 2 und Rome gekommen bin, hätte ich da auch nichts gegen. Aber sag es nicht so laut! Wenn das der Jörg hört ... ;)
Viel Spaß beim Lesen! Eine Viertelstunde kommt auch noch :-)
Sehr gut. Die Viertelstunde finde ich oft sehr informativer als ein langer Text/Test.
Musste leider meine Rohaufnahmen wegwerfen, weil der Spielton fehlte. Anfängerfehler im neuen "Studio Süd" (mein Büro). Aber kommt noch :-)
So, schicke jetzt eine Not-Viertelstunde zum Rendern, wird aber erst morgen vormittag soweit sein dann.
Und die Viertelstunde ist immerhin knapp 30 Minuten geworden :-)
Freue mich drauf. Danke für die Nachtschicht!
Super, die schaue ich mir gerne an, vielen Dank. :-)
Sehr gut, dann warte ich auf das Video
Klingt doch super. Wobei ich zugeben muss - gekauft hätte ich es mir vermutlich nicht, aber wenn Epic mir das unbedingt schenken will ... da will ich mich nicht wehren.
Ich bin gespannt auf die 15minütige Bewegtdepesche.
Ich glaube ich tendiere eher in Jörgs Richtung. Ich werde asap reinspielen.
Ach, was hab ich gelitten im Alt-Griechisch-Unterricht...
"Singe den Zorn, o Göttin des Peleiaden Achilleus, ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte und viele tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden und dem Gevögel. So ward Zeus Wille vollendet: Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich entzweiten Atreus Sohn, der Herrscher des Volks, und der edle Achilleus."
Das Spiel scheint wesentlich spaßiger zu sein als die Illias zu übersetzen (und in meinen Fall voraussichtlich auch mit mehr Erfolgschancen). Also auf nach Troja! Mal schauen, ob Rüdiger mit seiner "vorsichtigen Annäherung von unten" Recht behält oder doch Jörg, der Troy-Fanboy.
Hatte seit der 5. Latein, zuerst den Bello Gallico, später Ovid, schreckliche und lustige Erinnerungen.
Wenn es auch für Gelegenheitsstrategen ist, schaue ich es mir vielleicht auch mal näher an.
Hmmmm... Musst dich schon auf eine ziemliche Lernkurve gefasst machen.
Für Noppes kann man ja mal reinschauen. Wäre dann nicht der erste Titel, wo ich nur mal reinschnuppern wollte, und dann kleben geblieben bin. :)
Am wichtigsten ist, das Provinzsystem zu verstehen, also dass es Haupt- und Nebensiedlungen gibt mit unterschiedlichen Schwerpunkten, und dass die sich Dinge wie Zufriedenheit oder Rekrutierungsoptionen teilen, wenn sie in derselben Provinz liegen. Und dass dir komplett kontrollierte Provinzen Vorteile bieten.
Bei Rome 2, als es eingeführt wurde, habe ich echt lange (= mehrere Partien) gebraucht, um das zu kapieren.
Danke für die Hinweise! Ich notier mir das mal. Mal sehen, ob das abgreifen klappt. Werde ja nicht der Einzige sein. ;)
Warum nicht, mit den Szenarien der Elfen und Chinesen konnte ich mich nicht anfreunden, da werde ich hier auf jeden Fall mal rein schauen. Vorausgesetzt, dass das Thermometer mal wieder in Regionen fällt, die menschliches Leben ermöglichen.
Thermometer ... ist das nicht der griechische Gott von Sommer, Sonne und Eiskrem?
Eher der Gott der nächtlichen Hitzequal. Wer braucht diese Temperaturen?
Keine Ahnung. Ich habe schon überlegt, Mick für zwei Wochen nach Kassel einzuladen. Endlich Schatten und Regen.
Gute Idee, allerdings befürchte ich, dass er das Liedgut seiner Lieblingsinterpretin vor sich her summt, damit hätte ich dann ein Problem. Die Dame ist zwar schön anzusehen aber musikalisch nicht mein Fall.
Hmmm...ich glaube ich gucke mir erstmal das Shogun 2 an und überlege, ob diese Art Spiel überhaupt was für mich ist ;)
Shogun 2 ist ein schönes Spiel und weniger komplex :-) Und durch das gebirgige Terrain (wenige Wege zwischen Städten) zieht die KI besser, finde ich :-)
Danke Dir! Dann sollte ich mich wirklich eher daran versuchen. :)
Na los Jorgos von den Putzbrunniaden! Schwing dich in deine Tunika kleb dir den Spartanerbart ans Kinn und ab ins nächste LP :D
Keine Chance, Wir haben noch einiges in der Neuen Welt zu wuppen!
Georgios Makridis vielleicht. (nur spontanes gegoogle, keine echte Sprachkenntnis.) ;)
Wird auf jedem Fall irgendwann gespielt. Zumindest ein neuer Rechner muss vorher endlich mal her. Und je nachdem, warte ich dann auch noch die (dann verbleibende) Zeit ab, bis es auf Steam erhältlich ist.
Wobei auf den neuen Rechner vermutlich früher oder später dann auch der Epic Store kommt.
Mein letzer Total War Teil liegt schon eine Weile zurück: Rome. Aber das Troy Szenario spricht mich an. Da werde ich rein schauen.
Ich mag das Szenario und werde es mir morgen im Epic Store anschauen.
Hab bis jetzt jeden Teil der Serie gespielt.
Vom Szenario find ich das erstmals seit Rome 2 wieder interessant. Nach meiner damaligen Vollenttäuschung hätte ich es mir zwar dennoch nicht gekauft, aber so werd ich es mir wohl mal anschauen. Ich bin aber skeptisch, ob es mich mit der Serie wird versöhnen können. Allein dieses Troja, das im äußersten Mauerring aus ganzen 3 notdürftig zusammengelehmten Bauernhüttchen besteht, raubt mir schon wieder jede Atmosphäre. Ich versteh ja, dass man beim Realismus gern mal Abstriche machen muss für die Spielbarkeit, aber da kann ich auch gleich Schach spielen.
Ich muss dringend wieder einmal Gemmells Troja lesen.
08:44 Uhr und noch nicht im Store erhältlich. "Coming Soon".
Hat jemand Infos ab wann es zum download freigegeben wird?
Update: 4-Players schreibt 15:00 Uhr MEZ
Danke für die Info.
Da werde ich wohl mal reinschauen, vielleicht wird das ja was mit mir und Troy.
Vielleicht ein Tipp: Sparta scheint mir eine dankbare Einstiegsfraktion zu sein: Schön am Rand gelegen, frühe Verbündete, unstressige Spezialmechaniken...
Danke, den Tipp kann ich bestimmt gebrauchen :-)
Ich habe mich bisher gegen den Epic Store gesträubt und habe noch keinen Account. Aber was die an kostenlosen Spielen anbieten ist schon sehr verlockend. Mal schauen. evtl. nehme ich es mit. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft und Steam ist eh schon zu übermächtig...
Nur Mut. Es ist einfach nur ein Shop. Muss man nicht nutzen, aber ihn aktiv zu boykottieren, wie es bei einem Teil der Spielerschar in Mode ist, ist schon etwas albern. Die Software selbst bleibt leider weit hinter dem Steam Client zurück, aber der hat auch ein paar Jahre Entwicklungsvorsprung. :-)
Seit 1500 für die nächsten 24h kostenlos verfügbar :)
Timeo Danaos et dona ferentes, ich bin gespannt...
In gewissen Spielerkreisen heißt es jetzt: Timeo EPIC et dona ferentes ...
Hihi, schöne Parallele :)
Den ständigen Wechsel zwischen deutscher und englischer Sprachausgabe fand ich etwas komisch und gewöhnungsbedüftig.
Habs mir auch mal geholt. Aber eigentlich spiele ich gerade Rome 2 mit DEI Mod, und muss sagen, das gefällt mir von allen TW Spielen am besten.
Ich hatte mir die vor Jahren auch mal anschauen wollen (du meinst doch Divide et Impera, richtig?), aber irgendwie haben mich 1.500+ Einheitentypen dann doch sehr schnell abgeschreckt. Wieso setzen diese Fan-Mods eigentlich immer so auf superkomplexe Masse, das braucht doch niemand? Oder tue ich dem Teil da Unrecht?
Ja genau, ich meine Divide et Impera. Und es stimmt schon, es gibt viel mehr Einheiten als im Vanilla Rome 2. Die gibt es aber nicht alle zu ueberall und zu jeder Zeit. Viele Einheiten koennen zB nur aus ihren heimischen Regionen rekrutiert werden und haben dann einen regional angepassten Namen - sind aber weitgehend identisch zu ihrer "generischen" Referenzeinheit. Das finde ich eigentlich ganz gut, weil es den Regionen und Einheiten mehr Identitaet verleiht. Stoeren tut mich das alles nicht, im Gegenteil - und ich mag definiv auch keine Spiele/Mods die neue Elemente nur der Komplexitaet wegen hinzufuegen.
Was mir super an der Mod gefaellt sind drei Sachen:
1. Das Population System. Die Bevoelkerung ist in Klassen eingeteilt (Patricii, Plebs, Proletarii, Peregrini (Auslaender/Fremde)) und alle Einheiten werden historisch akkurat aus ihren jeweiligen Pools rekrutiert.
Das fuegt dem Spiel eine sehr angenehme Komplexitaet hinzu, da man sich nun gut mit dem Wachstum der jeweilen Bevoelkerungsschichten befassen muss. Die Groesse der Pools wiederum bestimmt stark die Rekrutierungsmoeglichkeiten jeder Provinz. Und das hat durchaus einen starken strategischen Effekt. Wenn ich aus einer Stadt zb fast alle Patricii rekrutiere weil ich unbedingt 8 Einheiten Equites haben will, dann wird es viele Jahre dauern bis sich die Patricii Schicht erholt und ich dort wieder aus dem Pool rekrutieren kann. Btw, wenn ich Einheiten aufloese, werde die den Pools der lokalen Region hinzugefuegt.
2. Die Kampagnen KI. Der Computer spielt viel aggressiver (oder eher aktiver) und baut viel bessere Armeen - die er auch sinnvoll einsetzt. Als ich zB als Rom mit 1.5 vollen Stacks in Taras einmarschiert bin hat sich Pyrrhus mit seinem vollen Stack uber das Meer nach Appollonia zurueck gezogen statt um die Stadt zu kaempfen, nur um dann zwei Runden spaeter mit drei vollen Stacks Magna Graecia wieder anzugreifen. Das hat mich ganz schoen schwitzen lassen.
3. Das Spielgefuehl. Es gibt noch einigen andere neue System (zb Supply, Ressourcen) die das Spiel strategisch viel tiefer machen. Ich habe selten (eher noch nie) in einen TW Spiel so viel ueber Reichsverwaltung nachgedacht oder so ausgiebig Feldzuege geplant wie hier. Auch der typische Schneeballeffekt, wo man mit seinen 4 vollen Stacks durch die Lande zieht und jede zweite Runde eine neue Stadt erobert, stellt sich hier nicht so einfach ein.
Mein Hauptkritikpunkt ist die Uebersicht der Modifier bei Charakteren. Charaktere haben viel mehr Traits/Skills und die werden im Tooltip als unsortierte Liste angezeigt. Das ist sehr unuebersichtich und zT sind die Effekte redundant oder heben sich auf. Zum Beispiel man bekommt +5% tax rate von einem Trait und -3% tax rate von etwas anderem, dann steht im Tooltip nicht einfach der akkumulierte Effekt "+2% tax rate" sondern es stehen zwei Eintraege mit +5% und -3% dort und die stehen auch nicht unbedingt untereinander sonder an beliebigen Stellen der Liste). Da ich aber kein exakt numerisches Minmaxing betreibe sondern meine Charaktere grob nach Themen entwickele (Stadtverwalter mit +Tax/Commerce Traits, General mit +campaign movement und -upkeep) macht mir das nicht viel aus.
Falls sich jemand ein YT Video mit einer Zusammenfassung zu der Mod anschauen moechte, diese hier fand ich ziemlich gut: https://www.youtube.com/watch?v=vDhIG2UHFsw&t=6s
Und hier sind detaillierte Beschreibungen der neuen Mechaniken von den Machern der Mod: https://divideetimperamod.com/guides/
Danke für die ausführliche Zusammenfssung! Klingt, bis auf die Modifier, wirklich nicht schlecht. Aber gerade spiele ich noch Troy und halt parallel Warhammer 2 :-)
Gerne! Bis Medieval 3 oder ein anderes euro-historisches TW raus kommt wird ja noch einige Zeit vergehen in der man mal einen Blick auf Rome 2 DEI werfen kann um das Bedürfnis nach dieser Art von Spiel&Setting zu befriedigen.
Ich wünsche mir ein Total War Empire 2!
Ich auch! Ich auch!
Da Empire damals tatsächlich mein Einstieg war und ich erst danach zu meinen Favoriten Medieval 2 und Rome gekommen bin, hätte ich da auch nichts gegen. Aber sag es nicht so laut! Wenn das der Jörg hört ... ;)
Ein Empire 2 mit KI, mit Engländern in Indien und ohne indianische Schockkavallerie nehme ich jederzeit!