Kreative Mörderjagd

The Sexy Brutale Test

Benjamin Braun 9. Dezember 2017 - 15:44 — vor 6 Jahren aktualisiert
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... Xbox-Fassung rechts. Der Switch-Version fehlen zudem die Spiegel-, Licht- und Schatteneffekte der anderen Konsolen-Fassungen.
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Mehr Detektiv als Rätsellöser

Der spielerische Anspruch von The Sexy Brutale besteht in erster Linie daraus, die richtigen Informationen zu finden und die notwendigen Aktionen innerhalb des Zeitfensters richtig zu koordinieren. Das ist in den ersten Spielabschnitten noch überschaubar, wird später aber zunehmend komplexer. Mit jedem geretteten Gast erweitert ihr das begehbare Areal des Anwesens – wobei ihr in jedem „Gebiet“ eine Standuhr findet, die ihr nach Bedarf als Rücksetzpunkt aktiviert. Während manche Durchgänge nur durch Kenntnis eines Codes zu öffnen sind, könnt ihr magische Barrieren erst sehr spät überwinden oder umgehen. Ab und zu wird das Spielprinzip auch mit richtigen Rätseln kombiniert. Damit etwa eine tödliche Falle versagt, müsst ihr an mehreren Apparaten innerhalb des Hauses die korrekte Einstellung vornehmen.
 

Sieben Masken

Trotz der steigenden Bewegungsfreiheit aber ist The Sexy Brutale linear angelegt. Ihr rettet die Gäste in einer festen Reihenfolge und schaltet so weitere Teile des Hauses frei. Mit der Rettung der Gäste erweitert ihr zudem euer Repertoire an zusätzlichen Masken. Die von Charakter Trinity gibt euch beispielsweise das „perfekte Gehör“. Solltet ihr gerade ein Gespräch belauschen, die Beteiligten jedoch flüstern, versteht ihr mit Trinitys Maske dennoch jedes Wort. Die Maske von Willow ermöglicht es, Geister und andere Dinge zu sehen, die anderen verborgen bleiben.

Sieben Masken gibt es insgesamt im Spiel – inklusive der, die der Held von Beginn an trägt. Frei nutzt ihr die allerdings nie, sondern aktiviert die vorhandenen Masken einfach kontextsensitiv, indem ihr den Aktionsknopf haltet. Das klingt vielleicht kritisch, da bei freier Nutzung ein höherer Spielanspruch möglich gewesen wäre. Wir glauben allerdings, dass es für den Spielfluss abträglich gewesen wäre, hätte Tequila Works die Verwendung der Masken anders gestaltet. Durch die vorhandene Form ergeben sich folglich keine Längen. Der Spielumfang ist mit circa sechs bis sieben Stunden dennoch sehr ordentlich – Komplettisten, die ein optionales Ende freischalten möchten, können gut und gerne noch eine Stunde draufrechnen.
Der Hauptsaal des namensgebenden Kasinos "The Sexy Brutale" ist nur ein Beispiel für den hübschen Grafikstil des Spiels.
 

Atmosphärisch gut

Alternativen The Sexy Brutale

Die Zeit zurückspulen könnt ihr auch in Dontnods Episoden-Adventure Life is Strange (im Test: Note 8.0). Ereignissen durch eure Einflussnahme eine Wendung geben könnt ihr auch im atmosphärisch besonderen, herzerweichenden Last Day of June (im Test: Note 8.0) Ihr wollt knifflige Puzzles gepaart mit einer atmosphärischen Spielwelt? Dann könnte euch The Witness (im Test: Note 7.5) interessieren.
Bei der Präsentation setzt The Sexy Brutale auf einen erwachsenen Comiclook. Daran ändern auch die putzigen Charakteranimationen oder die mit übergroßem Köpfen ausgestatteten Figuren nichts. Wir können grundsätzlich nur den Raum sehen, in dem wir uns aktuell befinden. Alles drumherum bleibt tiefschwarz, was entfernt an ältere Rollen- oder Strategiespiele aus der Vogelperspektive erinnert. Besonderen Wert legen die Macher (Tequila Works entwickelte das Spiel gemeinsam mit dem britischen Studio Cavalier Game Studios) auf die Sounduntermalung.

Zwar verzichtet The Sexy Brutale gänzlich auf Sprachausgabe, dafür ist die Musikuntermalung stimmig. Auch diese bietet eine Mischung, die im ersten Moment nicht zusammenpassen will. In den jeweiligen Situationen jedoch ergibt es absolut Sinn, wenn mal mysteriöse Klavierstücke zu hören sind, mal Jazz-Musik im Stil der Goldenen Zwanziger. Sehr großen Wert legen die Entwickler auch auf die zentralen Soundeffekte wie das Ticken der Uhr oder das Läuten der Glocke um Mitternacht, was den kunstvoll-mysteriösen Touch von The Sexy Brutale unterstreicht.

Wenngleich das Gesamtergebnis atmosphärisch sehr gut gelungen ist, zeigt die technische Umsetzung Mängel. Immer wieder kommt es zu Slowdowns, wenn wir mit Lafcadio durch eine Tür in den nächsten Bereich gehen. Die Ladezeiten sind trotz der technisch nicht gerade aufwendigen Grafik zudem etwas zu lang. Das gilt indes für alle Fassungen des Spiels. In der Switch-Version friert beim Nachladen aber immer wieder für bis zu 30 Sekunden das Bild vollständig ein, bevor es weitergeht. Das ist nicht schön, erweist sich letztlich jedoch als verschmerzbares Problem. Denn unspielbar wird The Sexy Brutal nicht. Eine schlechte Switch-Umsetzung wie bei Tequila Works' letztem Spiel Rime (im Test: Note 7.5) müsst ihr nicht befürchten.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)


 

Meinung: Benjamin Braun

Mit The Sexy Brutale beweist Tequila Works, dass man auch mit einfachen Mitteln und trotz doofen Titels ein Spielerlebnis der besonderen Art erschaffen kann. Es macht einfach Spaß, das Herrenhaus zu erkunden und einen Weg zu finden, die Morde zu verhindern. Nicht nur die Spielmechanik finde ich gut, sondern auch die kruden Charaktere. Mit ihnen darf ich mich zwar nie im selben Raum aufhalten, sie aber durchs Schlüsselloch beobachten, um Türcodes oder einfach nur mehr über sie zu erfahren. Sehr gelungen finde ich zudem, wie sich die Geschichte entwickelt. Wer genau ist eigentlich für die hinterhältigen Morde verantwortlich und welche Motive liegen dem mörderischen Treiben zugrunde?

Damit will ich nicht sagen, dass The Sexy Brutale erzählerisch ein Meilenstein sei – das ist es nicht. Aber es hält die Spannung konstant aufrecht und überrascht zum Ende hin gar mit der einen oder anderen Wendung, die man nicht vermutet hätte. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Spiel über die gesamte Spielzeit hinweg sowohl spielerisch als auch inhaltlich motiviert.

The Sexy Brutale ist aber nicht bloß ein kreatives und unterhaltsames Abenteuer, sondern auch eins, das stilvoll präsentiert wird. Der Comic-esque Look gepaart mit der Iso-Perspektive passt einfach wie die Faust aufs Auge und die Musik unterstreicht mit ihrem Ohrwurm-Charakter das Szenario stets passend. Wer atmosphärische Rätselspiele mag, der kommt hier definitiv auf seine Kosten! Kleine technische Abstriche müssen Spieler der Switch-Version zwar machen. Im Großen und Ganzen kann sie aber mit den Fassungen aus dem April mithalten.
 
The Sexy Brutale SwitchXOne
Einstieg/Bedienung
  • Gute, eingängige Steuerung
  • Tastenbelegung auf Switch entgegen der "Nintendo-Konventionen" kann verwirren
Spieltiefe/Balance
  • Enorm motivierendes, cleveres Spielprinzip mit Zeitloop
  • Koordiniertes Vorgehen wichtig
  • Ein paar nette Rätsel
  • Spannende Geschichte mit überraschenden Wendungen
  • Großer Schauplatz, lohnenswerte Erkundung
  • Ordentliche Solospielzeit (ca. 7 Stunden)
  • Geringer Wiederspielwert
  • Könnte schwieriger sein
Grafik/Technik
  • Schöner comichafter, aber vergleichsweise erwachsener Grafikstil
  • Putzige Charakteranimationen
  • Detaillierte Umgebungen
  • Spiel friert beim Nachladen oft sekundenlang ein (Switch)
  • Switch-Fassung hat weniger Effekte als PC, Xbox One, PS4
Sound/Sprache
  • Stimmungsvolle Musik
  • Gute Soundeffekte
  • Keine Sprachausgabe
Multiplayer

Nicht vorhanden
 
8.0
Userwertung8.1
Hardware-Info
Minimum: Win 7, i5-3450, Geforce GTX 660, 8 GB RAM, 3 GB HDD
Maximum: Win 10, i7-7700K, Geforce GTX 1080, 8 GB RAM, 3 GB HDD
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
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Amazon.de Aktuelle Preise (€): 29,99 (PS4)
Benjamin Braun 9. Dezember 2017 - 15:44 — vor 6 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 468612 - 9. Dezember 2017 - 15:44 #

Viel Spaß beim Lesen!

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30604 - 9. Dezember 2017 - 15:51 #

Kopierschutz Steam? Auf Switch bzw. Xbox?

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62024 - 9. Dezember 2017 - 16:32 #

Ja, auf dem PC.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30604 - 9. Dezember 2017 - 17:11 #

Nichtmal da pauschal...

Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 10. Dezember 2017 - 11:45 #

Nicht pauschal, aber gegebenenfalls eben schon ;)

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30604 - 10. Dezember 2017 - 14:52 #

Gegebenfalls schon, d.h. also in den Wertungskästen wird einfach alles angehakt, was für eine der Plattformen zutrifft?

CBR 21 AAA-Gamer - P - 26589 - 13. Dezember 2017 - 9:56 #

Die erwähnten Kopierschutzvorrichtungen beziehen sich doch allesamt auf PC, oder?

Bei GoG gibt es das Spiel auch. Vielleicht könnte hier noch optimiert werden, dass diese Variante auch abgedeckt ist.

akoehn 18 Doppel-Voter - - 9007 - 9. Dezember 2017 - 16:01 #

Das Spiel hatte ich länger auf dem Radar, dann vergessen und Dank Test nun wieder auf dem Schirm. Schön, dass solche Spiele auch nach der Ersterscheinung noch nachträglich betrachtet werden.

FVTB (unregistriert) 9. Dezember 2017 - 16:58 #

Dito :)

Thunder_Road74 18 Doppel-Voter - P - 10116 - 9. Dezember 2017 - 16:56 #

Das ist komplett an mir vorbei gegangen, obwohl ich solche Spiele sehr mag. Umso schöner, dass es hier noch einen Test bekommen hat, danke dafür. Das Spiel werde ich mir wohl auch mal gönnen. :-)

floppi 24 Trolljäger - P - 52608 - 9. Dezember 2017 - 17:34 #

Irgendwie merkt man gar nicht das Benjamin weg ist bei dem Test-Output. ;)

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 9. Dezember 2017 - 17:36 #

Zumindest scheint er schwer Ersetzbar zu sein

Tasmanius 21 AAA-Gamer - - 28775 - 9. Dezember 2017 - 20:48 #

Ich muss ja gestehen, ich liebe eure Schiebe-Bilder und eure Screenshotboxen (die es leider selten gibt).

funrox 16 Übertalent - P - 5163 - 10. Dezember 2017 - 0:17 #

Habe das Spiel schon länger auf meiner Wunschliste. Nach diesem Test wird es wohl demnächst gekauft. Danke. :-)

Nivek242 33 AAA-Veteran - P - 880256 - 10. Dezember 2017 - 7:27 #

Danke, schöner Test.

Alain 24 Trolljäger - P - 47301 - 10. Dezember 2017 - 8:55 #

Ich kanns auch empfehlen. Ich konnte die Switch Version nicht abwarten und war auf dem PC ziemlich gefesselt.

blobblond 20 Gold-Gamer - P - 24478 - 10. Dezember 2017 - 15:33 #

War im December 2017 Humble drin, mal antesten!

Borin 16 Übertalent - P - 5254 - 11. Dezember 2017 - 10:20 #

Das hat mich auch gefreut, dass das im HB war.

Ich hatte vor längerer Zeit die Folge von Insert Moin dazu gehört (war eine freie Folge) und das klang durchaus interessant. Aber dann habe ich es irgendwie vergessen. Jetzt kommen Test und HB gerade gut zusammen, das schmeiße ich über den Jahreswechsel mal an.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40197 - 11. Dezember 2017 - 17:05 #

Das Spiel hatte ich noch gar nicht auf dem Radar. Liest sich sehr interessant :)

Michael Lambert (unregistriert) 11. Dezember 2017 - 21:49 #

Hi,

das sind die Tests, die ich gerne von euch sehen möchte !
Gratulation, bitte mehr Tests dieser Art.

Grüße
Michael

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45101 - 12. Dezember 2017 - 1:12 #

Von dem Titel hatte ich gehört, mich nicht weiter damit beschäftigt und nun hat der Test doch mein Interesse geweckt. Das Spielprinzip ist ungewohnt und optisch macht das Spiel einiges her.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10231 - 13. April 2018 - 12:18 #

...danke für die Info. Hab's gerade zum halben Preis gekauft und freu' mich schon drauf :-)