In der Hölle kommt die Cel-Shading-Technik besonders zur Geltung. Damit ist das Spiel auch näher an der Comic-Vorlage.

Tentakel als StarsWenn euch die Story-Elemente schnurz sind, zieht ihr kurzerhand die Knarren und Tentakel und zeigt den Bruderschaftlern, wer im Big Apple das Sagen hat. Star der Gefechte ist das Paar Tentakel auf Jackies Schultern. Mit dem linken Arm greift ihr alles was nicht niet- und nagelfest ist, mit dem Rest peitscht ihr auf eure Gegner ein – besonders makaber sind die kombinierten Aktionen beider Tentakeln, die immer in einer besonders makaberen und blutigen Hinrichtungsszene münden – neben dem Ableben des Kontrahenten erntet ihr noch ein Stück Gesundheit, werdet mit Munition beschenkt oder generiert aus der Seele des Verblichenen einen Schild, der euch vor Kugeln schützt.

Zudem wird jede Aktion im Spiel mit „Essenz“ belohnt, die ihr an bestimmten Punkten im Spielverlauf gegen neue Talente eintauscht. In den vier Talentbäumen erhöht ihr dann den Munitionsvorrat, fügt neue Exekutionen zu eurem Repertoire hinzu oder schaltet einen Insektenschwarm frei, der eure Gegner angreift. Euer treuer Begleiter aus eurem Kreuzzug gegen den Geheimbund ist ein Finsterling. Diesmal nur ein einziger Höllenaffe, der dafür umso mehr Charme versprüht und großartig in die Geschichte eingebunden wird. Meistens agiert er völlig autonom, an zwei Stellen dürft ihr aber auch in dessen Haut schlüpfen. Der Minion ist aufgrund seiner trockenen, beißenden Kommentare eine echte Bereicherung fürs Spiel.

Licht blendet Jackie nicht nur, sondern verwehrt ihm auch den Zugriff auf seine besonderen Dunkelheit-Fähigkeiten.

Taktisches Spiel mit Licht und Schatten Dunkelheit existiert bekanntlich nur dort, wo es kein Licht gibt. Tretet ihr in einen Lichtkegel oder wandelt ihr im grellen Strahl einer Taschenlampe, verschwindet die Dunkelheit und damit auch Jackies Tentakel. Das schwächt eure Kampfkraft und zudem eure Verteidigung. Denn mit euren gefräßigen Auswüchsen greift ihr auch Autotüren und ähnliches, um einen mobilen Schutzschild vor euch herzutragen. Aber ihr seid auch sonst anfälliger für Angriffe der Gegner: Sobald ihr ins Licht tretet, legt sich ein gleißend weißes Licht über die Umgebung. Dann noch die Gegner mit eurer Waffe zu treffen, ist gar nicht mal so leicht.

Taktisch vorzugehen hat deshalb in einigen Spielabschnitten oberste Priorität. Konkret heißt das: Ihr zerschießt zunächst sämtliche Lichtquellen und widmet euch erst dann mit Unterstützung der Dunkelheit euren Gegnern. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei euren Kontrahenten zu 80 Prozent um Menschen, die bei ihrer massenhaften Erscheinung vor allem eines sind: Kanonenfutter, in das ihr allerdings keinesfalls einfach hineinrennen könnt. Unter den restlichen 20 Prozent sind auch einige deutlich stärkere Adversarien. Sie verfügen ebenfalls über die Fähigkeiten der Dunkelheit, was sie zu formidablen Gegnern machen sollte. Diese schwierigeren Kämpfe sind jedoch rar gesät und insgesamt dann doch nicht so herausfordernd, wie wir uns das gewünscht hätten. Die meisten Begegnungen dieser Art gibt es nämlich erst relativ spät im Spiel, wenn ihr Jackie mittels Talenten schon ordentlich hochgezüchtet habt.

Der Mehrspieler-Modus ist leider allenfalls ein müder Abklatsch von Valves Zombiehatz Left4Dead.

KI mit durchschaubaren MusternDass ihr Waffen wie Pistole, Uzi oder Schrotflinte wild miteinander kombinieren könnt, ist zwar schön, spielerische Auswirkungen hat das aber kaum. Das liegt vor allem an der KI, die nur eine überschaubare Anzahl an Vorgehensweisen kennt und die sich deshalb mit allen Waffen ungefähr gleich gut besiegen lässt. Besonders schade finden wir, dass das auch für die Bosskämpfe gilt. Die sind nicht wirklich anspruchsvoller , sondern einfach nur besonders lang. Gerade dort wäre mehr spielerische Abwechslung und zudem die Möglichkeit für kreative Showdowns drin gewesen!

Und dann die größte Enttäuschung, die wir im eigentlich hochklassigen Brutalo-Spiel erleben müssen: Nach nur fünf, sechs Stunden ist Jackies Rückkehr dann auch schon  vorbei. Dann bleibt euch nur die Wahl, das ganze als "Neues Spiel+" mit den bereits freigeschalteten Talenten neu zu starten und auf stärkere Gegner zu treffen. Oder den Blutrache-Modus zu beginnen. Zu viert geistert ihr darin mit Freunden oder Unbekannten durch Nebenschauplätze der Hauptgeschichte und helft Jackie und Co. beim Erreichen ihrer Ziele. Klingt interessant, fühlt sich aber an wie ein Left 4 Dead in mittelprächtig. Immerhin ist der Mehrspieler-Modus der deutschen Version mit den internationalen Fassungen kompatibel. Größere Schwierigkeiten bei der Spielersuche als andere sollten Käufer der USK-Variante also nicht haben.

Kein konventioneller Shooter?The Darkness war alles andere als ein konventioneller Shooter. Als Shooter war es sogar relativ mies; die Ballerpassagen gehören rückblickend mit zum Schwächsten, was das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Den Unterschied machten seinerzeit zum einen einige grandiose Regieeinfälle. Wer wollte, schaute sich zum Beispiel mit Jenny ganze Filme auf der virtuellen Mattscheibe an, und nicht nur einen 10-Sekunden-Loop, wie es andere Spiele machen würden. Solche Details verstärkten die Bindung an die Charaktere und ließen uns insbesondere nachfühlen, was der Verlust von Jenny für Jackie bedeutete.

Zum anderen waren die mächtigen Tentakeln ein erfrischendes Element. Die Dunkelheit kroch durch Schächte, überfiel hinterrücks Gegner oder gab euch koboldartige Finsterlinge an die Hand, die ihr nach Gutdünken durch die Levels scheuchen konntet. The Darkness 2 ist diesbezüglich ähnlich gepolt, wenn diesmal auch keine vollständigen Filme auf Disc gebannt wurden. Da ihr mit Jackies Freunden  an vielen Stellen lange Gespräche über Gott und die Welt führen oder ihnen bei ihrer Freizeitgestaltung zuschauen könnt, entwickelt sich jedoch eine vergleichbar enge Bindung ans Geschehen. Allerdings auch nur, wenn ihr das wollt. Wenn ihr bloß auf Action gebürstet seid, lasst ihr die überwiegend optionalen Inhalte einfach weg. Das verkürzt natürlich die Spielzeit, und dann wird The Darkness 2 zu einem ziemlich konventionellen Shooter, Dunkelheit hin, Tentakel her.

Wie schon im Vorgänger könnt ihr auch in Darkness 2 ruhigere Passagen erleben. Nehmt euch diese Zeit, ist unser Rat.