Test: Spaß mit dem Hacke-Peter

The Cursed Crusade Test

Harald Fränkel 29. September 2011 - 18:38 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Schnipp, schnapp: Der Kollege links verliert einen Unterschenkel, als Denz mit einem mächtigen Zweihänder zuschlägt. 
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Rätsel für Amöben
The Cursed Crusade wirkt überdies unfertig, nicht poliert und stellenweise derart banal, dass es manchmal beinahe körperliche Schmerzen verursacht. Habt ihr einen Abschnitt von sämtlichem Gesindel befreit, winkt das Spiel meist mit einem ganzen Zaun in Richtung Level-Ausgang. Jener blinkt dann nämlich wie blöde. So heftig, dass Epileptiker vermutlich subito in Ohnmacht fallen. Manchmal gibt ein alter Karren optisch Alarm, damit wir ihn bitte, bitte wegschieben mögen. Hin und wieder funkt eine Tür SOS, die so groß ist wie ein Scheunentor. Oder das Spiel deutet aufdringlichst auf eine Stelle, wo Denz und Esteban per Räuberleiter weiterkommen. Bleibt die Frage: Warum haben die Macher nicht gleich riesige Exit-Schilder an die markanten Stellen gepappt? Mit Verlaub, plumper geht's kaum.
 
Obwohl … doch, einen haben wir noch! Wenn Esteban trocken konstatiert: „Wir sitzen fest! Keine Chance, diese Türen mit unseren Schwertern zu durchbrechen!“ Und Denz erwidert: „Das sind hölzerne Türen? Dann lass uns einheizen!“ Halbwegs informierte Spieler und sogar Amöben schalten in diesem Moment natürlich sofort zum Höllenmodus. Der erlaubt es nämlich, Feuerbälle zu schleudern. Schwupps, schon sind die Türen Vergangenheit.
 
Hach ja, manchmal würden wir uns einfach wünschen, auch selbst ein bisschen nachdenken zu dürfen. Doch in Cursed Crusade gerät sogar der gute Ansatz mit der Zweitdimension zur Farce. Der hätte noch weit mehr Ansätze für Rätsel liefern können – so wie es vor vielen Jahren schon bei Prey der Fall war, als Indianer Tommy die Umgebung per Geistreise erkundete. Stattdessen dient die kreuzritterliche Version nur mal dazu, marode Mauern zu enttarnen, um dort durchzubrechen. Ein wenig dünn das Ganze.
 
Bug-Wahn
 
Wenn Spieler der hartkernigen Zielgruppe abfällig von „Casualisierung“ sprechen, meinen sie wahrscheinlich die zuvor genannten unschönen Augenblicke. Dazu passt es, dass Waffen wie Armbrust und Bogen fast von selbst zielen. Ihr müsst lediglich anlegen und das Fadenkreuz in die Nähe eines Gegners bewegen, schon wird es blitzartig auf den Pixelbuben gesaugt. Dann braucht ihr Bolzen oder Pfeil nur noch auf die Reise schicken. Und dann wären da noch die kleinen und großen Bugs …
 
An einer Stelle mussten wir eine der 36 Missionen neu starten, weil sich Genosse Denz bei einer Burgbelagerung irgendwie hinter einer mobilen Schutzwand verkeilt hatte. Der olle Schisser! Einmal hat sich Esteban in einem Level verheddert. Viermal kam es vor, dass sich irgendwo im Level ein letzter Feind versteckte, was uns daran hinderte, weiterzukommen. Also war nerviges Suchen angesagt. So etwas sind natürlich Kardinalfehler, die einerseits von schlechtem Spieldesign zeugen und andererseits von mangelhaften KI-Routinen. Denn einer der Gegner war schlichtweg zu doof, zu Denz und Esteban zu finden. Er lief, bis wir ihn freundlicherweise erlösten, ständig vor eine Wand. Und auch bei der Sprachausgabe stimmte was nicht. Es kam mehrfach vor, dass Stücke eines Dialogs nicht zu hören waren. Ein Hurra auf die einblendbaren Untertitel!
 
Unser Fazit
Mit ein bisschen Feinschliff hätte Cursed Crusade richtig krachen können. Aber so läuft das manchmal: Das Potenzial, in der Bundesliga mitzuspielen, ist da, wird aber verschenkt – eventuell auch wegen Zeitmangels. So bleibt am Ende nur die bereits eingangs erwähnte Zweite Liga. Wobei diese, und das meinen wir keineswegs abfällig, ja auch ihre Fans hat. Gerüchten zufolge sollen sogar bei Alemannia Aachen welche gesichtet worden sein. Aus diesem Grund und weil ein Titel mit einer Benotung von 6.5 gern reflexartig vom Lust-Radar der Leser verschwindet, sei noch mal ausdrücklich klargestellt: Diese Wertung sagt nicht, dass ein Spiel schlecht ist.
 
Wer sich am einen oder anderen Detail nicht stört, kann mit Cursed Crusade seinen Spaß haben. Schließlich sind auch TV-Seifenopern bisweilen recht unterhaltsam. Wenn euch bei Hack-and-Slay-Spielen am wichtigsten ist, dass das Kampfsystem ordentlich was hergibt, dürft ihr einen Blick riskieren. Interessant könnte der Titel ferner für Menschen sein, welche vielleicht nicht schon durch alle God of Wars dieser Welt und deren Klone gewuselt sind. Spieler, die ein Faible fürs Mittelalter haben, kommen ebenfalls infrage. Oder eben Liebhaber kooperativer Modi. Das Ritterspektakel aus dem Franzosenland sieht jedenfalls recht hübsch aus, wird ab dem vierten von fünf Kapiteln richtig herausfordernd und liefert eine Spielzeit von plus/minus zehn Stunden. Für heutige Verhältnisse ist das ordentlich – und es muss ja nicht immer gleich der Heilige Gral sein.
 
Autor: Harald Fränkel (GamersGlobal)
 The Cursed Crusade
Einstieg/Bedienung
  • Tutorial …
  • Drei Schwierigkeitsgrade
  • ... das aber sehr hektisch ist
  • Speicherpunkte immer nur zwischen den Missionen
  • Übertrieben viele Quick Time Events
Spieltiefe/Balance
  • Abenteuerstory mit historischem Hintergrund
  • Viele freischaltbare Kombos
  • Drastische Finishing Moves
  • Rollenspielelemente
  • Waffen nutzen sich ab …
  • Ordentliche Zwischensequenzen (überspringbar)
  • Herausfordende Boss-Kämpfe
  • Vierter Schwierigkeitsgrad freischaltbar
  • Interaktive Objekte
  • Versteckte Extras zum Sammeln
  • Idee einer Parallelwelt-Mechanik …
  • Verirren unmöglich
  • Button Mashing wird selten belohnt
  • Schlauch-Levels ohne große Überraschungen
  • Einengendes Gameplay-Korsett
  • Diverse Bugs
  • Vereinzelt Kameraprobleme
  • … allerdings viel zu schnell
  • Lösung von „Rätseln“ meist zu offensichtlich
  • Vereinzelt Kameraprobleme
  • Vereinzelt Kameraprobleme
  • Unsichtbare Levelgrenzen
  • Schusswaffen zielen fast von selbst
  • Schwierigkeitsgrad kann nicht gewechselt werden
  • … aus der man mehr hätte rausholen müssen
Grafik/Technik
  • Glaubwürdiger Grafikstil ...
  • Ansehnliche Spielfiguren
  • Ungeschnitten 
  • ... mit Schwächen im Detail
  • Peinliche Physikeffekte
Sound/Sprache
  • Stilistisch passende Musik …
  • Dramatische Tötungs- und Sterbegeräusche
  • ... die sich aber ständig wiederholt
  • Sprachausgabe setzt zeitweise aus
Multiplayer
  • Kampagne kooperativ spielbar
  • Online und Splitscreen (wahlweise vertikal/horizontal)
  • Keine Deathmatches o.ä.
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Userwertung
5.5
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23.09.2011
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Harald Fränkel 29. September 2011 - 18:38 — vor 12 Jahren aktualisiert
Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 29. September 2011 - 19:02 #

Ich mag das Spiel. Werd es mir aber erst holen, wenn es für die PS3 im Preis reduziert wurde.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9421 - 29. September 2011 - 19:12 #

Ja, eine 6.5 heisst nicht dass es schlecht ist - dem stimme ich zu.
Mich persönlich interessiert allerdings hier weder Spieltyp noch das Setting (geht mir aber auch bei Spielen wie Starcraft 2 oder Call of Duty so und die spiele ich auch nicht).
Ein Trackmania 2 hat auch (nachvollziehbar) mäßige Wertungen bekommen und ich habe es mir dennoch gekauft und finde es gut. Allerdings ging das auch für 20 EUR beim Start über den virtuellen Ladentisch.

Problematisch ist halt dass der Spieler heutzutage eigentlich total übersättigt und wer kauft schon einen B-Titel zum AAA-Preis?

Ich denke da werden viele Spieler wie Keksus über mir erstmal abwarten bis es das Ding für nen 10er gibt.

Fischwaage 17 Shapeshifter - 6765 - 29. September 2011 - 19:13 #

Sieht zu aus als gäbe es ausserhalb der großen Firmen keine Talente mehr...
Kommt mir jedenfalls so vor da es in den letzten Jahren ein großes Spiel mehr von einem kleinen Studio gegeben hat.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9421 - 29. September 2011 - 19:18 #

Ich sag nur Magicka :)
Ok, vielleicht nicht "groß" in dem Sinne aber halt genial.

Weepel 16 Übertalent - 4275 - 29. September 2011 - 19:24 #

Auch wenn's weder Top-Titel noch Gurke ist, der Test war sehr lustig zu lesen. Extra Kudos für den "Hacke-Peter ersten Ranges"!

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20270 - 29. September 2011 - 19:28 #

Hm, ich find das interessant. Aber ich werds wohl auch dann eher erst als Budget kaufen. Dann bin ich mal gespannt ob ich 6.5 für angemessen halte. ;)

rastaxx 16 Übertalent - 5055 - 29. September 2011 - 19:40 #

leiber herr fränkel, die bezeichnung "hackepeter" bezeichnet doch "mett". ich persönlich finde mett ganz großartig, soll nun im satz,

"unser lieber Herr Denz als Hacke-Peter ersten Ranges" (s.1 unter spaß im doppelpack)

impliziert sein, dass der held = mett = grandios ist? ooooder, dass er ziemlich zerschnetzelt daher kommt?

Hacker-Pschorr (unregistriert) 29. September 2011 - 20:14 #

Ich tippe auf ge äh zerschnetzelt ^^ Lustiger Test übrigens.

Wiolant 10 Kommunikator - 494 - 29. September 2011 - 20:11 #

Der Minuspunkt "Vereinzelt Kameraprobleme" unter dem Reiter "Spieltiefe / Balance" ist doppelt angegeben.

Harald Fränkel Freier Redakteur - P - 13774 - 30. September 2011 - 9:25 #

Ups, danke für den Hinweis!

mohnagilden (unregistriert) 29. September 2011 - 20:31 #

die steuerung auf pc ist eine reinste katastrophe.
an der kirchen stelle am anfang wär ich fast verzweifelt, kann ja nich riechen das ich erst den knopf drücken muss sobald der im inneren kreis ist... da kommt man nicht von alleine drauf, schon garnicht wenn der tod hinter einem her ist... ich habs einfach nicht gerafft und da ist der spielspaß dann auch schon flöten gegangen, ganz aus wahr es dann an der stelle wo man die burg stürmt, wie man so gut wie garnichts machen muss, zielen? fehlanzeige, alles automatisch. das spiel ist gruselig, mir läufts eiskalt den rücken runter wenn ich an die steuerung denke.

Killerkom 11 Forenversteher - 560 - 29. September 2011 - 20:44 #

Och man... Phimose.... grrrr

Harald Fränkel Freier Redakteur - P - 13774 - 30. September 2011 - 9:21 #

Nachgeschaut? ;)

Anonymous (unregistriert) 30. September 2011 - 9:28 #

Sie Lümmel, Sie!

Gast (unregistriert) 30. September 2011 - 20:42 #

Und ich war grad am Essen :o

Wuslon 20 Gold-Gamer - - 21567 - 29. September 2011 - 22:23 #

Klasse Artikel, Herr Fränkel. Ich hoffe sehr, dass wir hier bald mehr von dir lesen dürfen!

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 30. September 2011 - 0:08 #

Das Spiel interessiert mich eigentlich nicht die Bohne, aber der Fränkelsche Test ist wieder so super geschrieben, flüssig zu lesen, lustig und informativ zu gleich, dass ich den Artikel mit Freude komplett gelesen habe. Großes Kino!

Harald Fränkel Freier Redakteur - P - 13774 - 30. September 2011 - 9:20 #

Ein schöneres Lob kann man kaum kriegen, danke.

Soul (unregistriert) 30. September 2011 - 3:14 #

Warum schafft es eigentlich niemand, mal ein richtig gutes Actionspiel oder Action-Adventure mit einem solchen Szenario hinzubekommen? Irgendwie sind die Spiele fast immer Schrott, dabei hätte ich so lust mal auf ein richtig gutes Spiel mit dem Szenario.

Jonas S. 21 AAA-Gamer - P - 25071 - 30. September 2011 - 6:37 #

Die Gamestar vergibt 58 % und zerfleddert es mehr oder weniger, finde diese Unterschiede der Wertungen immer interessant. Das Setting mag ich ja sehr gerne.

PatrickF27 10 Kommunikator - 542 - 30. September 2011 - 9:08 #

Splitscreen-Coop ist immer super, allein dafür wird's irgendwann für <20 € gekauft. Danke für den Test und bitte mehr von diesen "unbeachteten" Titeln.

mihawk 19 Megatalent - 16921 - 30. September 2011 - 9:23 #

Endlich wieder ein Artikel von Herrn Fränkel, absolute Spitze, hoffentlich gibt's noch mehr von dir in Zukunft !

Zum Spiel: Durchaus spielenswert, aber erst als Budget-Titel.

Goldfinger72 15 Kenner - 3366 - 30. September 2011 - 19:18 #

Ich mag das Spiel. Es ist kein Überflieger und verschenkt viel Potential, dennoch macht es Spaß sich durch die Gegnermassen zu schnetzeln. Die Wertung geht in Ordnung! Wer Fan des Genres bzw. des Settings ist, darf IMO noch 5% draufrechnen... :-)

MrSnoot (unregistriert) 3. Oktober 2011 - 21:33 #

Hi,

mir hat Castlevania: LoS sehr gut gefallen. Damit dürfte doch auch The Cursed Crusade Pflicht sein, oder?

Hat jemand beide gespielt und kann die Titel vergleichen? Was macht der eine besser, was der andere?

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174687 - 4. Oktober 2011 - 14:46 #

Extra-Kudos dafür, Interesse für ein Spiel zu wecken, trotz einer oberflächlich abschreckenden Wertung von 6.5

Mittelfristig wird dieser Titel es wohl jetzt in mein Regal schaffen. Dabei hatte ich ihn vorher überhaupt nicht auf dem Radar (ich hab ihn niht von the first templar unterscheiden können)

Lexxington 05 Spieler - 47 - 4. Oktober 2011 - 21:32 #

Grob gesagt kann man diesen Titel mit The First Templar vergleichen...beide sind nicht herausragend, aber durchaus unterhaltsam.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 12. Oktober 2011 - 5:12 #

An das Spiel musste ich auch zuerst denken, als ich das Aufmacher-Bild zum Test hier gesehen habe :)

Gameboy 06 Bewerter - 74 - 31. Oktober 2011 - 12:53 #

Splitscreen coop wird der hammer