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Hallo, hier ist Christoph Vent von GamersGlobal mit dem Test zu The Crew 2 von Ubisoft. Die Fortsetzung des beliebten Open-World-Rennspiels mit Arcade-Fahrmodell macht ein paar Sachen anders als der Erstling, weist in anderen Punkten aber auch sehr viele Ähnlichkeiten zu diesem auf. So erkundet ihr erneut eine Miniatur-Variante der kompletten USA – dieses Mal allerdings nicht ausschließlich im Auto oder auf dem Motorrad, sondern auch in Flugzeugen und in Booten.

Beginnen wir doch gleich mit der Story von The Crew 2. Obwohl: die lässt sich innerhalb weniger Sätze zusammenfassen und kommt wie in den meisten Rennspielen nicht gerade kreativ daher. Eine Firma mit dem Namen Live – sie hat sich die Herstellung von Actionkameras und ähnlichen Gadgets auf die Fahnen geschrieben – veranstaltet quer über die USA verteilt diverse Rennevents. Ihr startet zu Beginn als Nobody, der sich in der Szene einen Namen machen möchte. Und damit das Ganze drumherum noch besser in die heutige Zeit passt, geht es euch nicht vornehmlich darum, steinreich zu werden, sondern möglichste viele Follower anzuhäufen.

Diese Follower bekommt ihr im freien Fahrmodus durch alle möglichen Aktionen, ob nun durch Drifts, Sprünge oder besonders knappe Ausweichmanöver. Ein richtiges Plus gibt es aber eigentlich nur in den Rennen, hier sind es auf einen Schlag auch gleich mal 2.000 neue Fans. Je mehr Follower, desto höher steigt ihr im Rang auf und desto mehr Rennveranstaltungen stehen euch zur Verfügung. Das Prinzip bietet nichts Neues, konnte mich aber stets ausreichend motivieren, weitere Rennen anzugehen und außerhalb der Events mal etwas riskanter zu fahren.

Das Fahrmodell von The Crew 2 erinnert stark an das des Vorgängers, dennoch hat es hier und dort ein paar Anpassungen gegeben. Während ich mit dem Fahrverhalten vom ersten The Crew trotz mehrerer Anläufe nie richtig warm wurde, kam ich nun nach kurzer Eingewöhnung bestens zurecht. Das liegt unter anderem daran, dass ich schon früh im Spiel ordentliche Fahrzeuge freischalte, die auch ohne zusätzliches Tuning brauchbare Fahreigenschaften aufweisen. Das Aufrüsten der Wagen funktioniert zudem jederzeit denkbar einfach über Fahrzeugteile, die ich als Belohnung für gewonnene Rennen erhalte. Im Vergleich zu einem ebenfalls voll auf Arcade ausgelegten Need for Speed fühlen sich die Autos von The Crew 2 aber auch voll aufgerüstet noch ein wenig schwammig an.

Mit genügend Übung sind dennoch alle Autos gut beherrschbar. Selbst ein wilder Mustang lässt sich nach den ersten Kilometern ohne Probleme in der Spur halten. Lediglich die Drift-Fahrzeugklasse würde ich nur jenen empfehlen, die Spaß daran haben, wenn bei wirklich jeder Lenkbewegung das Heck ausbricht. So viel Spaß ich außerdem mit den Autos habe, so misslungen finde ich die Cross-Motorräder. Weder kann ich mit ihnen gezielt Wheelies ausführen noch haben die Sprünge über die vielen Rampen auf den Motocross-Strecken irgendwie einen Adrenalinschub in mir ausgelöst. Auch das Kurvenverhalten der Bikes ist sehr hakelig.

Die neuen Boote und die Flugzeuge sind an sich eine tolle Ergänzung des Fuhrparks von The Crew 2. Besonders gelungen ist die Funktion, mitten in der Fahrt zwischen den drei Fahrzeugtypen wechseln zu können. Wenn ich möchte, kann ich also meinen Sportwagen mitten in Downtown LA in ein Flugzeug verwandeln, mich Richtung Pazifik aufmachen und dort im Boot ein wenig an der Küste entlangheizen. Die Steuerung der Boote und Flugzeuge ist dabei ähnlich einfach gehalten wie die der Autos.

Allerdings haben weder die Fahrten auf dem Wasser noch die Rundflüge einen ähnlichen Reiz auf mich ausgeübt wie das Erkunden der Spielwelt auf dem Asphalt oder Offroad. Insbesondere in der Luft hat die Freiheit in der Bewegung dann halt doch ihre Nachteile. Hier muss man sich dann schon selbst Ziele setzen, etwa besonders tief über die Landschaften zu fliegen oder halt auch einfach mal nur die Aussicht zu genießen. Das gilt übrigens generell für den freien Spielmodus: Da ihr euch von Anfang an zu sämtlichen Events per Blitzreise teleportieren dürft, ist das freie Erkunden als reiner Bonus zu verstehen.

Das soll nun aber auf keinen Fall als generelle Kritik am freien Modus verstanden werden. Wer nämlich abseits von Rennen mit Zielvorgaben einfach mal nur gerne in einem schicken Wagen seiner Wahl durch die Gegend fährt, wird mit The Crew 2 sicher glücklich werden. Dazu trägt auch die alles in allem gelungene Spielwelt bei. Die USA wurden dafür natürlich in einem deutlich kleineren Maßstab umgesetzt – vom nordöstlichen Rand in Maine bis nach Los Angeles sind es per Luftlinie etwas mehr als 100 Kilometer. Dennoch wurden weitestgehend alle wichtigen Städte sowie Wahrzeichen in das Spiel integriert. Die große Spielwelt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten wird allerdings auch durch einen Mangel an Details erkauft. Die Verkehrsdichte ist gerade außerhalb von Städten enorm gering, die wenigen Fußgänger haben nicht mehr als eine Alibifunktion und hätten auch gleich komplett fehlen können.

Die eigentlichen Rennevents punkten mit Abwechslung. In den Rally Raids jagt ihr querfeldein gegen die Zeit durch die Natur und müsst lediglich die wenigen Checkpoints mitnehmen, während ihr euch in Street Races meist in Städten klassische Rennen liefert. Die Boote benutzt ihr in normalen Rennen gegen andere Jetboats oder ebenfalls in Zeitattacken. Als Flugzeugpilot müsst ihr hingegen eure Flugkünste unter Beweis stellen und entweder eine Liste von Stunts wie Rollen oder Loopings ausführen oder in den Air Races mit hohem Tempo durch Riesenpylonen hindurchfliegen.

Die Rennen gegen KI-Gegner haben allerdings einen Makel namens Gummiband. Ihr könnt noch so perfekt fahren – und doch werdet ihr es nie schaffen, dem restlichen Fahrerfeld gänzlich zu entkommen. Das mag zwar relativ egal sein, wenn ihr noch genügend Zeit zum Aufholen habt. Leistet ihr euch aber in der letzten Kurve einen Fahrfehler, kann es das mit dem kompletten Rennen gewesen sein. Mir ist es beispielsweise bei einem rund zwölfminütigen Harley-Rennen von Las Vegas nach Yosemite passiert, dass ich nach 95 Prozent an einem Felsen hängengeblieben bin. Da es in The Crew 2 auch keine Rückspulfunktion wie bei Forza Horizon gibt, war der Ärger entsprechend groß.

Schon nach wenigen Spielstunden zeichnet sich ab, dass ihr euch neue Fahrzeuge in The Crew 2 wirklich verdienen müsst. Anfänglich dürft ihr euch fehlende Fahrzeuge für neue Eventtypen noch leihen, später müsst ihr sie jedoch im eigenen Fuhrpark besitzen. Günstig sind die Karren allerdings nicht – ein Rally-Cross-Wagen liegt je nach Leistung bei rund 300.000 Credits – in normalen Rennen verdient ihr mal nur knapp 15.000, mal auch über 20.000 Credits. Selbst wenn ihr Bonusaufgaben wie die Foto-Challenges mitnehmt, in denen ihr euch etwa bei einem Donut auf dem Times Squares ablichten müsst, dauert es seine Zeit, bis ihr euch einen neuen Wagen leisten könnt.

An sich finde ich das auch gar nicht schlimm, schließlich ist in The Crew 2 auch der Weg das Ziel – und an Events mangelt es nicht. Allerdings könnt ihr gegen Echtgeld auch sogenannte Crew-Credits erwerben, wodurch der Eindruck entsteht, dass es Ubisoft auf ungeduldige Spieler abgesehen hat. Am Beispiel des genannten Rally-Cross-Wagens des Fabrikats Citroen würden sich die Kosten übrigens auf rund 6 Euro belaufen, abhängig von der Menge der Crew-Credits, die ihr euch leistet.

Ich hatte es bereits angesprochen: Die Spielwelt von The Crew 2 glänzt nicht gerade durch viele Details. Aber auch sonst ist der Open-World-Raser nicht gerade der hübscheste Vertreter seiner Art. Insbesondere bei den Umgebungseffekten wird sich stark zurückgehalten – dass ich über matschige Felder fahre, sehe ich ausschließlich an den Bodentexturen sowie etwas Schmutz, der sich wie aus Zauberhand auf dem Heck meines Wagens angesammelt hat. Auf der normalen PS4 poppen zudem regelmäßig Objekte in mittlerer Distanz auf, außerdem schwankt die Bildrate hin und wieder etwas. Letzteres ist auch auf der PS4 Pro zu beobachten, das Aufpoppen ist hier aber deutlich seltener. Besonders hübsch kommen die Lichteffekte, etwa bei Sonnenuntergang, daher.

Zum Abschluss noch ein wichtiger Hinweis: The Crew 2 benötigt zum Spielen zwingend eine Internetverbindung – und zwar nicht nur für den Koop-Modus für bis zu vier Spieler, sondern auch dann, wenn ihr es wie einen Solotitel spielen möchtet. Das funktioniert dann allerdings trotzdem problemlos. Andere menschliche Spieler haben mich in der Spielwelt jedenfalls nie gestört. PvP geht mit der aktuellen Version allerdings noch nicht – gegen andere Spieler dürft ihr erst mit einem Contentpatch antreten, der aktuell für den Dezember geplant ist.

Und damit zu meinem Fazit: Ich wollte das erste The Crew wirklich mögen und habe ihm mehrmals eine Chance gegeben. Das Fahrmodell hat mich dann aber doch immer wieder schnell genervt – ich hatte einfach keine Lust, meinen Wagen erst mühsam hochrüsten zu müssen, damit er sich halbwegs gescheit fährt. Umso überraschter war ich dann, als ich The Crew 2 vor einem Jahr erstmals auf der E3 anspielen durfte und ich richtig Spaß damit hatte.

Großen Gefallen hatte ich vor allem an dem Konzept gefunden, jederzeit zwischen Autos, Booten und Flugzeugen wechseln zu dürfen. Nun gut, dieses Extra hat sich in der Praxis als eher enttäuschend entpuppt. Trotzdem bringt die Erweiterung des Fuhrparks um die Jetboats und die Flieger einen deutlichen Mehrwert mit sich. Zwischendurch mal ein paar Kunstflugprüfungen abzulegen, hat mich doch immer wieder motiviert.

Perfekt ist auch The Crew 2 nicht. Gerade das Gummiband hat mich teils enorm genervt. Und die teuren Autos hinterlassen in Verbindung mit der Tatsache, dass ich sie auch gegen Echtgeld kaufen könnte, einen faden Beigeschmack. Allerdings sind diese Ärgernisse umso schneller wieder vergessen, wenn ich das nächste Event starte und mit meinem Audi TT RS quer durch die USA heize. Bei der Detaildichte der Spielwelt und auch dem Fahrmodell mag die Konkurrenz in Form von Forza Horizon 3 zwar klar überlegen sein – die reine Größe und den Wiedererkennungswert muss Ubisoft aber erstmal jemand nachmachen. Meine Wertung lautet daher 7.0 von 10.

Diesen Test gibt es als Audio, Video und Text. Weitere Informationen zum Spiel findet ihr auf GamersGlobal.de.