Verstörende Gruselvilla

Silver Chains Test

Benjamin Braun 7. August 2019 - 9:00 — vor 4 Jahren aktualisiert
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Erkundung spielt in Silver Chains eine wichtige Rolle. Der Verlauf ist trotz kleinerer Freiheiten aber vor allem linear und triggerbasiert.
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Die Suche nach dem Trigger

Von der Villa in Silver Chains ist zunächst nur ein kleiner Teil zugänglich. Zum Betreten anderer Räume benötigt ihr Schüssel oder einen Zifferncode. Die meisten Türen öffnen sich allerdings automatisch, sobald ihr bestimmte Fortschritte erreicht habt. Auch andere Ereignisse werden oft durch bestimmte Aktionen wie das Einsammeln eines Objekts getriggert. Die Linearität ist sehr hoch, ich darf mich zu späteren Zeitpunkten im Spiel aber phasenweise sehr frei durch die Villa bewegen. Einmal ist es mir gar erlaubt, auf der Suche nach einer Handvoll Gegenstände die Reihenfolge, in der ich sie sammle, leicht zu variieren.
 
Die Monokelansicht leitet euch manchmal direkt zu wichtigen Hotspots.
Immer mit dabei ist eine kleine Öllampe, die im wahrsten Sinne der Wortes Licht ins Dunkel bringt. Während das Teil im ersten Moment an Amnesia - The Dark Descent erinnert, gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied: der Brennstoff der Lampe ist unbegrenzt, ihr müsst also nicht auf den Verbrauch achten.

Etwas aufgesetzt wirkt ein später verfügbares Monokel, durch das ihr eine andere Sicht auf die Dinge erhaltet. Allerdings werden bestimmte Hotspots in der Villa auch durch Wände hindurch markiert. Gut, das ist besser, als blind suchen zu müssen. Aber zum brillanten Feature wird die Linse dadurch auch nicht gerade.
 

Und es gibt sie doch, die Rätsel!

Erfreulicherweise haben es trotz der Triggerfreudigkeit auch ein paar Rätsel ins Spiel geschafft. Cracked Heads Games überfordert euch mit meist ziemlich eindeutigen Hinweisen dabei jedoch nicht. So müsst ihr an einer Stelle etwa einen Mechanismus in bestimmten Häufigkeiten nach links oder rechts drehen, um an einen versteckten Schlüssel zu kommen. An anderer Stelle verwendet ihr einen Lampenschirm, um eine Geheimtür zu öffnen.

Genau dabei stand ich allerdings auf dem Schlauch. Ich wusste, da man das Objekt bereits in einer früheren Spielszene einsammeln kann, schlichtweg nicht mehr, dass ich das Ding überhaupt mit mir herumtrage. Selbstredend hätte ich mein Inventar öffnen und dort einen eindeutigen Hinweise finden können. Nur braucht man die Inventaransicht ansonsten eben nie im Spiel, Objekte in eurem Besitz wählt ihr zur Anwendung nicht manuell aus. Auch nicht so clever ist an einzelnen Stellen, dass Gegenstände sehr unauffällig neben Peter zu Boden fallen können. Wer nicht mitkriegt, dass da auf einmal irgendwas liegt, ohne das es nicht weitergeht, sucht sich später womöglich einen Wolf. Das hätte man leicht lösen können, indem dieses Objekt zumindest nach einer gewissen Zeit auch übers Monokel sichtbar wird.
Knifflig sind die Puzzles wie diese Coderätsel nicht gerade, aber immerhin gibt es welche im Spiel.


Gute Grafik, hohe Anforderungen

Cracked Heads Games setzt in Silver Chains auf die Unreal Engine und erreicht dabei visuell ein mehr als ordentliches Niveau für ein Indie-Spiel. Insbesondere die Licht- und Schatteneffekte können sich, trotz gelegentlicher Fehler, sehen lassen. Viele der Umgebungstexturen erreichen bisweilen fotorealistische Qualität, was allerdings eben bei weitem nicht immer gilt. Erwähnenswert finde ich, dass Peter im Spiel nicht bloß aus zwei Armen besteht, die etwa beim Tragen der Öllampe zu sehen sind, sondern sein Körper mindestens größtenteils modelliert ist. Ihr könnt also beim Blick nach unten Beine und Füße sehen, was in Silver Chains für meinen Geschmack besser aussieht als in den meisten Triple-A-Shootern, die sich an solchen Dingen probiert haben.

Während ich an der Grafik an sich jedoch wenig zu meckern habe, scheinen die Macher die Technik dennoch nicht so gut im Griff zu haben, wie ich mir das wünschen würde. Denn ihr braucht schon relativ dicke Hardware, um das Spiel bei hohen Grafikeinstellungen flüssig spielen zu können. The Vanishing of Ethan Carter (im Test: Note 7.0) sah bereits vor Jahren auf Basis der Unreal Engine 3 nicht schlechter aus. Und selbst die neue Fassung mit Unreal Engine 4 ist nicht so ein Hardwarefresser wie Silver Chains. Womöglich ist auch genau diese offenbar mäßige Optimierung dafür verantwortlich, dass die Konsolenversionen des Spiels kürzlich auf unbestimmte Zeit verschoben wurden.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Dennis Hilla (GamersGlobal)


 

Meinung: Benjamin Braun

Ich mag Spiele in der Art von Silver Chains gerne, und so alte Herrenhaus-Settings sind bei Gruselspielen eh nie verkehrt. Spaß hatte ich in meinen rund fünf Stunden, ohne die vermeidbaren Hänger wären es wohl eher deutlich unter vier gewesen, mit Silver Chains in jedem Fall. Die Jump-Scares zünden und auch die Verfolgungssequenzen haben meinen Puls doch immer wieder ordentlich nach oben getrieben.

Es ist trotz überwiegend kleinerer spielerischer Mängel und der letztlich doof aufgelösten Story auch kein schlechtes Spiel. Aber nur, wer auch wirklich total auf Grusel-Abenteuer mit Exploring und gelegentlichen Schockmomenten steht, darf auch ernsthaft über eine Anschaffung nachdenken. Denn gute und vor allem bessere Alternativen gibt es eine ganze Reihe, selbst mit dem nunmehr neun Jahre alten Amnesia - The Dark Descent kann Silver Chains nicht mithalten. Titel wie Outlast setzen zwar mehr auf Action und Versteckspiele, bieten aber eben auch die packendere Geschichte.

Unterm Strich bleibt ein Grusel-Abenteuer, das ihr zwar nicht vorschnell von der Bettkannte stoßen solltet, bei dem aber gewiss keine dringende Notwendigkeit besteht, es gleich zu spielen.
 
Silver Chains PC
Einstieg/Bedienung
  • Solide Maus-Tastatur-Steuerung
  • Auch mit Gamepad spielbar
  • Holterdiepolter-Einstieg
Spieltiefe/Balance
  • Allgemein gute Grusel-Atmosphäre
  • Treffende Jump-Scares
  • Meist packende (kurze) Fluchtsequenzen
  • Die meiste Zeit über spannende Story
  • Ein paar nette Rätsel
  • Insgesamt stark triggerbasiert
  • Story-Auflösung schwach
  • Relativ kurz (maximal fünf Stunden)
Grafik/Technik
  • Gute, teils enorm detaillierte Grafik
  • Klasse Licht- und Schatteneffekte
  • Hardwareanforderungen deutlich zu hoch
  • Lange Ladezeiten
Sound/Sprache
  • Überwiegend tolle Soundeffekte
  • Gute englische Sprecher
  • Keine deutsche Sprachausgabe
Multiplayer

Nicht vorhanden
 
6.0
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
Nein
Hardware-Info
Minimum: Win 7, i5-3470 / AMD A8-7600, GTX 750 Ti/ Radeon R7 265, 5 GB RAM, 15 GB HDD
Maximum: Win 10, i5-6500/ Ryzen 5 1600, GTX 1070/ Radeon RX 590, 8 GB RAM, 15 GB HDD
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
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Amazon.de Aktuelle Preise (€): 63,95 (PlayStation 4), 5,89 (PC)
Benjamin Braun 7. August 2019 - 9:00 — vor 4 Jahren aktualisiert
Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 7. August 2019 - 9:12 #

Schade, da hatte ich mir mehr erhofft, danke für den Test.

LandvogtTM 06 Bewerter - 69 - 7. August 2019 - 9:18 #

"...und erreicht dabei visuell ein mehr als ordentliches Niveau für ein Indie-Spiel"...

Warum ist es für deine Wertung von Bedeutung, dass es sich um ein Indie-Spiel handelt? Gute Grafik ist gute Grafik (für mich). Da ist es doch unerheblich, wie viel Geld dem Entwickler zur Verfügung stand?
Wenn man die Bewertung von Grafik vom zur Verfügung stehenden Budget abhängig macht, dann kann man sich doch die Bewertung komplett sparen, oder sehe ich das falsch?
Sicher: Wenn ein Entwickler nicht so viel Geld hat, leidet evtl. auch die Grafik darunter. Na und? Dann ist die Bewertung dafür eben nur mittelmäßig. Macht ja auch nix, wenn der Rest stimmt. Aber nur weil ein Entwickler weniger Geld hat als ein anderer den Anspruch an Teilbereiche zu senken, halte ich für fragwürdig.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 7. August 2019 - 12:01 #

Ich bewerte die Grafik ja nicht anders, weil es ein Indie-Studio ist, das vielleicht nicht so viel Geld hat. Du interpretierst da, denke ich, einfach was rein, was man imo so nicht herauslesen kann. Es ist eine vergleichende Einschätzung der Grafikqualität in Bezug auf andere Indie-Spiele. Deshalb, und weil ebenfalls Unreal Engine, vergleiche ich es später ja auch mit The Vanishing of Ethan Carter. Wobei man wohl auch relativ leicht erklären könnte, weshalb Entwickler The Astronauts mehr aus der Engine rausgeholt hat, als es den Entwicklern von Silver Chains gelingt. The Astronauts bestand damals ja überwiegend aus ehemaligen Mitarbeitern von People Can Fly, die aufgrund der Arbeit an Gears of War, Bulletstorm und Co. einiges mit der Engine zu tun hatten.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20270 - 7. August 2019 - 10:54 #

Zwei Seiten geschriebener Test?! Danke! Ich freue mich :) Bin ich im Jahr 2015 aufgewacht? xD

euph 30 Pro-Gamer - P - 130121 - 7. August 2019 - 11:07 #

Das klingt so, als ob ich das mal auf die "im Sale"-Liste packen kann

Borin 16 Übertalent - P - 5255 - 7. August 2019 - 16:39 #

Für mich klingt es eher so, als bekäme ich es in zwei Jahren als Bonus im Humble Monthly. Dann kann ich einmal reinschnuppern.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130121 - 8. August 2019 - 6:30 #

Als PC-Spieler kann man damit auf jeden Fall rechnen.

paschalis 31 Gamer-Veteran - P - 445642 - 8. August 2019 - 23:10 #

Wenn es nicht vorher schon im Epic Games Store umsonst abgegeben wird.

FantasticNerd 24 Trolljäger - P - 47073 - 7. August 2019 - 11:54 #

Danke für den Test, klingt eher nach etwas das ich nicht in meiner Sammlung benötige.

advfreak 22 Motivator - - 32081 - 7. August 2019 - 12:36 #

Hätte es eine deutsche Vertonung so hätte ich vermutlich zugeschlagen, aber ich tue nicht Untertitel lesen bei einen Horror-Adventure. Ein No-Go!

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161753 - 7. August 2019 - 13:58 #

Die Versteckspiele fand ich schon in Amnesia nervig. Nichts für mich. Danke für den Test!

colonelgeil 17 Shapeshifter - P - 6609 - 7. August 2019 - 17:58 #

sowas will ich nur noch in vr zocken

rammmses 22 Motivator - P - 32639 - 7. August 2019 - 18:02 #

Klingt nach einem Spiel für mich. Ist bekannt, ob eine Umsetzung für Konsolen geplant ist?

Maverick 34 GG-Veteran - - 1329566 - 7. August 2019 - 18:23 #

Ja, ist geplant. Silver Chains soll auch für PS4, Xbox One und Switch erscheinen. ;)

rammmses 22 Motivator - P - 32639 - 7. August 2019 - 19:23 #

Sehr gut :D

Maverick 34 GG-Veteran - - 1329566 - 7. August 2019 - 18:22 #

Danke für das Review, war gut zu lesen. ;)

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40297 - 14. August 2019 - 7:40 #

Mit 4 Stunden erscheint mir das arg kurz. Aber wenn die Atmosphäre stimmt, kann das auch ausreichend sein. Schöner Sale-Kandidat...

Bonuspunkte für das Einbauen von T.V. Kaiser ;)

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 14. August 2019 - 18:41 #

Dumme Bezüge zur Popkultur, auch (oder gerade) wenn ich dafür die Zeitmaschine anwerfen muss, gehen bei mir immer. ;)