Silver Chains

Silver Chains Test

Verstörende Gruselvilla

Benjamin Braun / 7. August 2019 - 9:00 — vor 4 Jahren aktualisiert
Steckbrief
PCPS4SwitchXOne
Survival-Horror
12
Headup Games
06.08.2019
Link
Amazon (€): 63,95 (PlayStation 4), 5,89 (PC)

Teaser

Eine Prise Amnesia, ein Hauch von Outlast und ein altes Anwesen im England zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Mischung klingt schon mal sehr gut! Ob sie hält, was sie verspricht, klären wir im Test.
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Mancherorts würde man Peter nach seinem Unfall wohl fragen, ob er den Führerschein in der Lotterie gewonnen hat. Zu seiner Verteidigung könnte ich anführen, dass es auf dem Feldweg zu der viktorianischen Villa stockfinster war. Die schlechten Sichtverhältnisse auf dem Weg zum Schauplatz des Egosicht-Adventures Silver Chains dürften Entwickler Cracked Heads Games aber ziemlich egal gewesen sein. Wichtig scheint für das russische Studio nur zu sein, mich ohne weitere Erklärungen vor dem Gebäude abladen zu können.

Gut fünf Stunden später weiß ich erheblich mehr, bin Geistern, sprechenden Puppen sowie todbringenden Monstern begegnet und habe seltsame Rituale durchgeführt. Wirklich schlauer bin ich am Ende zwar nicht, möchte euch im Folgenden aber dennoch verraten, weshalb ich trotz einiger Tücken Spaß mit Silver Chains hatte.
Geisterbegegnungen gibt es in Silver Chains einige. Aber was haben sie eigentlich mit Hauptfigur Peter zu tun?


The Others and me

Nachdem Peter vor der Villa zusammengebrochen ist, lande ich in dessen Rolle zunächst mal in einem alten Kinderzimmer. In der Umgebung verteilte Schriftstücke des damaligen Kindermädchens geben erste Hinweise darauf, was lange Zeit zuvor im Jahr 1900 auf dem Anwesen vorgefallen ist – und was Peter selbst damit zu tun haben könnte. Das ist über weite Strecken nicht unspannend, aber letztlich scheint den Autoren der Geschichte, die winzige Parallelen zu Alejandro Amenábars Gruselfilm The Others aufweist, irgendwann die kreative Puste ausgegangen zu sein.

 
T.V. Kaiser könnte es kaum besser beschreiben: ein Teufelskreis.
Intensive Momente hat Silver Chains dennoch einige. Die meisten davon haben Jump-Scare-Charakter, wenn plötzlich schemenhafte Gestalten vor uns auftauchen und gar mit uns kommunizieren. Truhen oder Türen öffnen sich immer wieder mal wie von Geisterhand, begleitet von dramatischen Soundeffekten. Da kommt es durchaus zu Schrecksekunden, bei denen gefühlt das Herz für einen Augenblick die Arbeit einstellt.
 

Grusel, Grauen, Gänsehaut

Zur Atmosphäre tragen auch die guten Sprecher bei, die es auch in der hiesigen Fassung nur auf Englisch gibt – dafür jedoch sorgt Publisher Headup Games für eine gute deutsche Textlokalisation, die auch sämtliche Schriftstücke umfasst. Sehr gut ist, dass Dialogzeilen abhängig von der Länge skaliert werden, sodass Silver Chains insbesondere bei kürzen Sätzen einen hohen Lesekomfort erreicht. Ausschließlich in Textform eingeblendete Gedanken von Peter werden gemessen an der Länge aber teils viel zu kurz eingeblendet.

Musik kommt in Silver Chains nur selten zum Einsatz. Im Wesentlichen braust sie nur in den Verfolgungssequenzen auf, bei denen ich meist panisch auf einen Kleiderschrank zustürze, um mich zu verstecken. Zur Wehr setzen kann ich mich nämlich nicht, packt mich ein Verfolger, bin ich tot. Das erinnert entfernt an Spiele wie Outlast 2 (im Test: Note 7.5), allerdings gibt es in Silver Chains nicht überall Gegner. Tatsächlich sind Fluchtsequenzen wie die beschriebene nur selten und an bestimmten Punkten in der Story. Wirkung zeigen sie definitiv, lassen später allerdings nach. Ob euch der Verfolger nämlich beim Betreten des Wandschranks sieht, spielt keine Rolle. Einige Sekunden später flaut die Musik wieder ab und ich weiß, dass ich mich bis zur nächsten Begegnung in Sicherheit wiegen kann.

In einer letzten Verfolgungssequenz auf dem Dachboden ist Verstecken dann keine Option mehr. Daher stand ich während dieser durchgehend unter Hochspannung. Obwohl ich letztlich aber nur einmal versagte und mich erwischen ließ, hat mich der dort relativ weit entfernte Rücksetzpunkt aber dennoch ziemlich genervt.
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In gewisser Weise werdet ihr in Silver Chains auch zum Puppetmaster, oder vielleicht auch nur zu einem Drahtzieher?
Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 7. August 2019 - 9:12 #

Schade, da hatte ich mir mehr erhofft, danke für den Test.

LandvogtTM 06 Bewerter - 69 - 7. August 2019 - 9:18 #

"...und erreicht dabei visuell ein mehr als ordentliches Niveau für ein Indie-Spiel"...

Warum ist es für deine Wertung von Bedeutung, dass es sich um ein Indie-Spiel handelt? Gute Grafik ist gute Grafik (für mich). Da ist es doch unerheblich, wie viel Geld dem Entwickler zur Verfügung stand?
Wenn man die Bewertung von Grafik vom zur Verfügung stehenden Budget abhängig macht, dann kann man sich doch die Bewertung komplett sparen, oder sehe ich das falsch?
Sicher: Wenn ein Entwickler nicht so viel Geld hat, leidet evtl. auch die Grafik darunter. Na und? Dann ist die Bewertung dafür eben nur mittelmäßig. Macht ja auch nix, wenn der Rest stimmt. Aber nur weil ein Entwickler weniger Geld hat als ein anderer den Anspruch an Teilbereiche zu senken, halte ich für fragwürdig.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440704 - 7. August 2019 - 12:01 #

Ich bewerte die Grafik ja nicht anders, weil es ein Indie-Studio ist, das vielleicht nicht so viel Geld hat. Du interpretierst da, denke ich, einfach was rein, was man imo so nicht herauslesen kann. Es ist eine vergleichende Einschätzung der Grafikqualität in Bezug auf andere Indie-Spiele. Deshalb, und weil ebenfalls Unreal Engine, vergleiche ich es später ja auch mit The Vanishing of Ethan Carter. Wobei man wohl auch relativ leicht erklären könnte, weshalb Entwickler The Astronauts mehr aus der Engine rausgeholt hat, als es den Entwicklern von Silver Chains gelingt. The Astronauts bestand damals ja überwiegend aus ehemaligen Mitarbeitern von People Can Fly, die aufgrund der Arbeit an Gears of War, Bulletstorm und Co. einiges mit der Engine zu tun hatten.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 7. August 2019 - 10:54 #

Zwei Seiten geschriebener Test?! Danke! Ich freue mich :) Bin ich im Jahr 2015 aufgewacht? xD

euph 30 Pro-Gamer - P - 130157 - 7. August 2019 - 11:07 #

Das klingt so, als ob ich das mal auf die "im Sale"-Liste packen kann

Borin 16 Übertalent - P - 5255 - 7. August 2019 - 16:39 #

Für mich klingt es eher so, als bekäme ich es in zwei Jahren als Bonus im Humble Monthly. Dann kann ich einmal reinschnuppern.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130157 - 8. August 2019 - 6:30 #

Als PC-Spieler kann man damit auf jeden Fall rechnen.

paschalis 31 Gamer-Veteran - P - 446546 - 8. August 2019 - 23:10 #

Wenn es nicht vorher schon im Epic Games Store umsonst abgegeben wird.

FantasticNerd 24 Trolljäger - P - 47073 - 7. August 2019 - 11:54 #

Danke für den Test, klingt eher nach etwas das ich nicht in meiner Sammlung benötige.

advfreak 22 Motivator - - 32082 - 7. August 2019 - 12:36 #

Hätte es eine deutsche Vertonung so hätte ich vermutlich zugeschlagen, aber ich tue nicht Untertitel lesen bei einen Horror-Adventure. Ein No-Go!

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161777 - 7. August 2019 - 13:58 #

Die Versteckspiele fand ich schon in Amnesia nervig. Nichts für mich. Danke für den Test!

colonelgeil 17 Shapeshifter - P - 6610 - 7. August 2019 - 17:58 #

sowas will ich nur noch in vr zocken

rammmses 22 Motivator - P - 32649 - 7. August 2019 - 18:02 #

Klingt nach einem Spiel für mich. Ist bekannt, ob eine Umsetzung für Konsolen geplant ist?

Maverick 34 GG-Veteran - - 1330809 - 7. August 2019 - 18:23 #

Ja, ist geplant. Silver Chains soll auch für PS4, Xbox One und Switch erscheinen. ;)

rammmses 22 Motivator - P - 32649 - 7. August 2019 - 19:23 #

Sehr gut :D

Maverick 34 GG-Veteran - - 1330809 - 7. August 2019 - 18:22 #

Danke für das Review, war gut zu lesen. ;)

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40316 - 14. August 2019 - 7:40 #

Mit 4 Stunden erscheint mir das arg kurz. Aber wenn die Atmosphäre stimmt, kann das auch ausreichend sein. Schöner Sale-Kandidat...

Bonuspunkte für das Einbauen von T.V. Kaiser ;)

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440704 - 14. August 2019 - 18:41 #

Dumme Bezüge zur Popkultur, auch (oder gerade) wenn ich dafür die Zeitmaschine anwerfen muss, gehen bei mir immer. ;)