Höllenritt oder Splattershit?

Shadows of the Damned Test

Sven 22. Juni 2011 - 22:53 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Schimpfworte, Blut und nackte Haut – Shadows of the Damned richtet sich klar an ein volljähriges Publikum.
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Freude und Frust bei der GrafikShadows of the Damned nutzt, wie so viele Actionspiele, die Unreal Engine 3. Freude und Frust halten sich dabei die Waage: Einerseits bleibt der Bildaufbau stets flüssig – selbst im Kampf mit riesengroßen Zwischengegnern konnten wir keinerlei Ruckler feststellen. Andererseits konnten wir die vielen matschigen Texturen und das merkliche Nachladen von Objekten (trotz langer Ladezeiten!) nicht übersehen. Wir störten uns aber nicht sonderlich daran, zumal viele Texturen schlicht von der Dunkelheit verschluckt werden. Uns nerven eher die durchweg düsteren und dreckigen Farben: Natürlich fangen sie die Grundstimmung des Spiels gut ein, und gelegentlich sorgt ein übertrieben bunter Level für Kontrast. Aber insgesamt fehlt es doch an Abwechslung.

Während die Optik Wünsche offen lässt, stellt uns die Akustik vollends zufrieden: Den Soundtrack würden wir uns zwar nicht auf einer CD anhören, aber zu der ausgefallenen Action auf dem Bildschirm passt er wunderbar. Von verzerrten Klängen aus einem Synthesizer über harte Gitarrenriffs bis hin zu den treibenden Rhythmen lateinamerikanischer Musik – an Abwechslung mangelt es hier beileibe nicht! Ein großes Lob verdient außerdem die Sprachausgabe: Garcia spricht mit mexikanischem Akzent, Johnson mit einem zynischen Tonfall und Christopher stets mit leichtem Schluckauf. Kurzum: Die Sprachausgabe ist grandios. Sie liegt allerdings nur in englischer Sprache vor, deutsche Untertitel können bei Bedarf zugeschaltet werden. Sie können jedoch nur einen Teil des Wortwitzes einfangen. Dies liegt schlicht daran, dass es für viele englische Aussprüche und Redewendungen kein deutsches Pendant gibt. Daher wirkt die deutsche Übersetzung oftmals unfreiwillig komisch.

Derber Humor 
Die Unterwelt lebt von ihrem kruden Humor. Beispiel gefällig?
Shadows of the Damned richtet sich an ein volljähriges Publikum. Angeblich ließen sich die Entwickler von dem schäbigen Stil des Grindhouse-Filmgenres inspirieren – derber Humor, Blut im Überfluss und ein offener Umgang mit sexuellen Inhalten gehören hier zur Tagesordnung. Mit Duke Nukem Forever hat es dennoch wenig gemein: Plumpe Anmachsprüche und flache Witze sucht ihr hier vergebens. Garcia und Johnson stehen eher auf Wortspiele, schräge Vergleiche und aus dem Zusammenhang gerissene Zitate. Das hat durchaus Niveau!

Übrigens: Die Monster in der Unterwelt lieben Märchen – wenngleich diese etwas morbider als unsere irdischen Erzählungen ausfallen. Gelegentlich kommt ihr daher an großen Märchenbüchern vorbei, die auf massiven Sockeln stehen. Zwar müsst ihr ihnen keine Beachtung schenken, aber wir empfehlen euch dringend, die Bücher aufzuschlagen und euch die Märchen von Johnson vorlesen zu lassen. Wir lachten jedenfalls Tränen!

Allerdings könnt ihr die Zwischensequenzen, so lustig sie auch sein mögen, nicht abbrechen – selbst wenn ihr den Abschnitt wiederholen müsst, bleibt euch nichts anderes übrig, als sie erneut in voller Länge anzusehen. Und erneut. Spätestens beim vierten Neu-Durchleiden ein und derselben Cutscene wünscht ihr euch im echten Leben einen Totenköpfe-verschießenden Raketenwerfer.

Wenn ihr gegen den Tod höchstpersönlich antretet, solltet ihr zunächst seiner fliegenden Klinge ausweichen, und dann im Gegenzug seine Maske treffen. Geht eure Lebensenergie zur Neige, verkleinert sich euer Sichtfeld.

Testfazit: Dreckig, düster, gut?Man nehme eine dreckige, düstere Unterwelt und füge die Schussgefechte aus Resident Evil 5, den verrückten Humor aus No More Heroes sowie das eigenwillige Design aus Killer7 hinzu. So in etwa dürften jedenfalls Suda 51, Shinji Mikami und Kollegen an Shadows of the Damned heran gegangen sein. Und das mit gutem Grund: Die aus Resident Evil entnommene Steuerung lässt euch zielsicher durch die Hölle schreiten, die Schusswechsel sind zudem spannend in Szene gesetzt. Garcia und Johnson nehmen außerdem kein Blatt vor den Mund: Schimpfworte und Flüche gehören ebenso zur Tagesordnung wie Dialoge, die nur so vor Wortwitz sprühen. Auch in Sachen Blutvergießen steht Shadows of the Damned den Abenteuern von Travis in No More Heroes in nichts nach.

Das ändert allerdings nichts daran, dass es der Unterwelt mitunter an grafischer Abwechslung mangelt. Zudem schummelten sich einige grobe Schnitzer in die Spielmechanik: Klare Treffer werden teils als solche nicht erkannt, weil die Kollisionsabfrage versagt. Außerdem: Wieso ist Garcia unverwundbar, wenn er zur Seite hechtet? Statt der Gefahr im letzten Augenblick und mit einem blauen Auge zu entkommen, könnt ihr euch so jedwedem Schaden entziehen. So wird die Dramatik der spannenden Schusswechsel leider untergraben. Und, zuletzt müssen wir auch die 2D-Abschnitte tadeln: Die Idee hierzu ist zwar stimmig, sie wurde aber schlampig umgesetzt – wir hatten keinen Spaß damit.

Doch in Wahrheit entscheidet es sich nicht an diesen rationalen Faktoren, ob man Shadows of the Damned lieben oder hassen wird. Wenn ihr auf Grindhouse, auf immer neue Untoten-Attacken, auf aberwitzigen Humor steht -- was wartet ihr noch?

Autor: Sven Ohnstedt / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)


 Shadows of the Damned
Einstieg/Bedienung
  • Bewährte Resident-Evil-Steuerung
  • Beiläufiges, aber intuitives Tutorial, Lektionen später nachschlagbar
  • Einsteiger vermissen "Aufschalten"
  • Cutscenes (auch wiederholte!) können nicht abgebrochen werden
Spieltiefe/Balance
  • Unverbrauchtes Szenario
  • Charakterstarke Helden treffen auf herrlich fiese Widersacher
  • Derber, erwachsener Humor
  • Sinnvolle Rücksetzpunkte
  • Waffen haben gute Balance
  • Sinnvolle Spezialfunktionen
  • Jedes einzelne Upgrade lässt die (nur drei!) Waffen spürbar stärker werden
  • Erfolgreiche Schusswechsel sind (mangels Zielhilfe) Sache des Spielers
  • Nur wenige offene Areale, kaum Interaktion mit der Umgebung
  • Garcia nimmt während der Ausweichmanöver niemals Schaden
  • Bei Zwischengegnern werden klare Treffer mitunter nicht erkannt
  • Langweilige 2D-Abschnitte
  • Die wenigen Rätsel wirken deplatziert
Grafik/Technik
  • Dreckige Farben passen zur Grundstimmung des Spiels
  • Verrückte und übertrieben bunte Levels sorgen für optische Abwechslung
  • Kein einziger Ruckler während der gesamten Spielzeit
  • Texturen teils sehr matschig; zudem sichtbares Textur-Nachladen
  • Lange Ladezeiten nach dem Ableben
  • Auf Dauer ist die dreckige Farbgebung etwas eintönig, und teils zu dunkel
Sound/Sprache
  • Grandiose englische Sprachausgabe
  • Der ausgefallene Soundtrack fängt die Stimmung gut ein
  • Deutsche Untertitel ohne Wortwitz
Multiplayer
Nicht vorhanden  

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Userwertung
7.7
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Action
3D-Action
ab 18
18
Electronic Arts
21.06.2011
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PS3360XOne
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Sven 22. Juni 2011 - 22:53 — vor 12 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 22. Juni 2011 - 23:14 #

Etwaige Fehler in diesem Artikel sind keine Fehler, sondern Dämonen. Dämonen! Jagt die Dämonen! Entlarvt sie! Schlagt sie auf den Antwort-Pflock!

Anonymous (unregistriert) 23. Juni 2011 - 3:24 #

Letzte Seite: "Zwei kleine Wermutstropfen sind dabei allerdings auch geflossen: Zum einen könnt ihr die Zwischensequenzen, so lustig sie auch sein mögen, nicht abbrechen – selbst wenn ihr den Abschnitt wiederholen müsst, bleibt euch nichts anderes übrig, als sie erneut in voller Länge anzusehen. Und erneut. Spätestens beim vierten Neu-Durchleiden ein und derselben Cutscene wünscht ihr euch im echten Leben einen Totenköpfe-verschießenden Raketenwerfer." - ...und was ist der zweite Wermutstropfen? Ansonsten schöner Test. :-)

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 23. Juni 2011 - 11:38 #

Muss beim Redigieren passiert sein, ich hab das jetzt umformuliert.

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 23. Juni 2011 - 0:27 #

Cooler Test zu einem cool schrägen Spiel. Haben muss.

DerMitDemBlunt 14 Komm-Experte - 2483 - 23. Juni 2011 - 1:06 #

Könnte man das First 15min Video nicht direkt in den Test packen ? (also das es direkt abgespielt wird ohne erst auf den anderen Artikel zu verlinken ? )

Dead Eye (unregistriert) 23. Juni 2011 - 1:43 #

Könnte mir durchaus besser gefallen als der Duke, dort wollte der Humor bei mir einfach nicht zünden. Scheint jedenfalls recht interessant.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 23. Juni 2011 - 14:49 #

"Die aus Resident Evil entnommene Steuerung"

Heißt das man beim zielen "festgetackert" wird und nicht ausweichen kann, so wie bei RE5? -habs mir selbst beantwortet

Goldfinger72 15 Kenner - 3366 - 23. Juni 2011 - 10:27 #

Mir gefällt das Spiel aus etlichen Previews bisher sehr gut, daher habe ich es mir bestellt. Sich als versoffener Dämonenjäger durch die Unterwelt zu ballern, klingt interessant.

t4c 09 Triple-Talent - 322 - 23. Juni 2011 - 12:53 #

Einerseits finde hört sich das alles sehr spaßig an und ich würde es mir am liebsten sofort holen. No More Heroes hatte mir sehr gut gefallen und ich mag einfach solche total abgedrehten Spiele.
Aber dann lese ich "aus Resident Evil 5 entnommene Steuerung" und schiebe das Spiel schonmal auf einen Zeitpunkt, wo man es für 15 - 20€ bekommt. Ich komme mit der RE5 Steuerung einfach gar nicht klar. Die Figuren sind da alle so träge, man hat keinerlei Übersicht und während man zielt/schießt ist auch keine andere Bewegung möglich - bei mir kommt da kein Spielspaß auf.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 23. Juni 2011 - 14:54 #

Der Teil mit der RE5-Steuerung ist irreführend, stimmt so nämlich nicht. Im Videoreview auf gametrailers.com ist zu sehen das man auch während des zielens rumlaufen kann.

RE5-Steuerung wäre für mich nämlich auch nen komplettes K.O.-Kriterium gewesen.

Sven 18 Doppel-Voter - 9221 - 23. Juni 2011 - 15:33 #

Ja, man kann auch mit gezogener Waffe laufen. Davon hast du aber nur selten etwas, da die Gänge zu eng sind, um sich frei darin zu bewegen. Der Vergleich mit Resident Evil führt daher keinesfalls in die Irre - es spielt sich weitgehend gleich.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 23. Juni 2011 - 16:30 #

Selbstverständlich ist das irreführend, wenn geschrieben wird das die Steuerung aus Resident Evil 5 *übernommen* wurde, da das impliziert das ich im Zielmodus gänzlich bewegungsunfähig bin. Eine Designentscheidung die RE5 für mich unspielbar gemacht hat.

Und bei diesem Spiel ist es eben nicht so. Ob das dann in engen Gängen nur eingeschränkt nutzbar ist, ist erstmal nebensächlich. Wichtig ist das es grundsätzlich möglich ist!

Wie gesagt, aufgrund dieser (Falsch)information hätte ich mir das Spiel bspw. nicht gekauft. So bleibts immerhin auf meiner Kaufliste, wenn auch nur zum Budgetpreis.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 23. Juni 2011 - 16:52 #

Ich sehe sowohl deinen als auch Svens Punkt, und habe das jetzt im Text genauer ausformuliert.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 23. Juni 2011 - 17:51 #

Danke, ist denke ich nicht nur für mich nen Punkt, mit dem die Kaufentscheidung steht oder fällt.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30620 - 17. Juli 2011 - 15:07 #

Völlig richtig (wobei ich das Spiel wahrscheinlich trotzdem nicht oder nur zum absolutesten Budgetpreis kaufen werde/würde)!

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174022 - 23. Juni 2011 - 21:35 #

Suda 51-Games scheinen irgendwie etwas für Liebhaber zu bleiben, ich dachte mit Shinji Mikami an seiner Seite wird sein neues Projekt diese kleinen bis mittelschweren Design-Schwächen, die ja leider fast schon charakteristisch sind, los. So wird es sich wieder nur im begrenzten Maße verkaufen. Wobei... schon das inhaltliche wird wohl viele Mainstream-Menschen vom Kauf abhalten, wie es scheint.

Ich jedenfalls habe nicht vor je wieder ein Spiel dieses Mannes zu verpassen, er trifft mti seinem wahnwizigen Stil genau meinen Nerv.

Schade finde ich an dem sonst sehr guten Test, dass die anderen beiden Masterminds des Spiels unter den Tisch fallen. Akira Yamaoka scheinen auch andere Tester nicht für wichtig zu halten, dabei hat sein Sound wesentlich den Flair von Silent Hill ausgemacht. Der Komponist hat seinen eigenen Fanzirkel und auch ein hörenswertes teils skurriles Soloalbum rausgehauen (Track 1 ist auf deutsch http://www.youtube.com/watch?v=faaJFZxGtuU). So mancher hat die musikalische Untermalung schon als OST of the Year gefeiert, kann aber auch einfach nur Yamaoka-Hype sein.

Aber auch Shinji Mikami nicht zu erwähnen, das finde ich nun etwas hart, es ist immerhin sein vorletztes Spiel (nach eigenen Angaben).

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 23. Juni 2011 - 23:26 #

Shinji Mikami sollten wir erwähnen, der Yamaoka sagt mir persönlich leider nichts.

Imbazilla 15 Kenner - 3068 - 25. Juni 2011 - 18:24 #

Akira Yamaoka wurde vor allem durch die Musik zu Silent Hill bekannt - der Soundtrack ist für mich mit der beste aller Zeiten. Zwischendurch hat er sogar die Silent Hill Reihe als Produzent übernommen. Bei Shadow of the Damned macht er nicht nur den auch hier gelobten Soundtrack, sondern ist auch für die gesamte Soundkulisse verantwortlich, die ich (von dem was ich bisher in Videos gehört habe) ebenfalls sehr stimmig finde.

In Japan gehört er ebenfalls zu den Videospielgrößen und gerade für Fans von Silent Hill ist er wirklich mehr als nur ein Begriff.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36249 - 29. Juni 2011 - 20:29 #

"Mit dem linken Analogstick setzen wir Garcia in Bewegung, der rechte Analogstick dreht die Kamera in den gewünschten Winkel."
-
Interessant. ^^

Old Lion 27 Spiele-Experte - 77783 - 11. Juli 2011 - 0:01 #

Kann das Spiel übrigens nur uneingeschränkt empfehlen, selten so gelacht! Nicht entgehen lassen!

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36249 - 17. Juli 2011 - 0:00 #

Wirds auch sicher bald für nen Zehner geben. Die Verkaufszahlen sind unterirdisch schlecht

insaneRyu 14 Komm-Experte - 2621 - 2. Februar 2012 - 22:10 #

mh. Ich bin entäuscht, deine prophetischen Gaben lassen zu wünschen übrig. Kostet immernoch zwischen 20-30€

Claython 17 Shapeshifter - - 8101 - 5. April 2013 - 8:47 #

Na ja für 19,99€ hab ich es mir nun doch geholt, für die PS3, die Xbox Version kostet hingegen 12,99€.
Was solls nach so ner langen Wartezeit kann man ja nun doch mal zugreifen. ;)