Höllenritt oder Splattershit?

Shadows of the Damned Test

Was kommt eigentlich dabei heraus, wenn ein schießwütiger Mexikaner in die Unterwelt absteigt, um dort seine Freundin zu retten? Na, ziemlich einfach: Ein ziemlich verrücktes Abenteuer mit coolen Sprüchen. Und viel Pixelblut. Und, fast vergessen, natürlich leuchtenden Ziegen! Ja, Ziegen. Lest weiter und lernt die wahre Hölle kennen...
Sven 22. Juni 2011 - 21:53 — vor 12 Jahren aktualisiert
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von Sven Ohnstedt

Gestatten: Garcia Hotspur, Dämonenjäger. Heißblütiger Mexikaner, muskelbepackt und braun gebrannt. Geübt im Umgang mit Waffen aller Art, großkalibrige Gewehre und Raketenwerfer bevorzugt. Vorlieben für tiefschwarze Lederjacken, ausgefallene Tatowierungen und schnelle Motorräder. Also ein Mann ohne offenkundigen Makel, dafür mit bekennender Schwäche für schöne Damen. Und ausgerechnet dies nutzt Fleming, der Herrscher der Hölle, schamlos aus: Während seine Schergen Garcia im Zaum halten, bringt er Paula, Garcias große Liebe, um und entführt sie in die Unterwelt. Für überbordendes Temperament und leidenschaftliche Liebesbekenntnisse bleibt da keine Zeit: Garcia treibt es die Zornesröte ins Gesicht, er steigt ins finstere Reich hinab, um Paula aus dem Schloss von Fleming zu befreien.

Willkommen bei Shadows of the Damned, dem neuen Spiel der Macher von Resident Evil 4, Killer7 und No More Heroes. Eines sei vorweggenommen: Wer diese drei Spiele mochte, wird mit Shadow of the Damned einen, entschuldigt, höllischen Spaß haben. Denn auch Garcia steht auf derben Humor, Blut im Überfluss und chaotische Schusswechsel. Solltet ihr die drei genannten Spiele dagegen nicht kennen, ist das nicht weiter schlimm: Im Folgenden schildern wir unsere Erfahrungen mit Shadows of the Damend in aller Ausführlichkeit.
Willkommen in der Unterwelt
Nun denn, lasst uns die Unterwelt erkunden: Mit dem linken Analogstick setzen wir Garcia in Bewegung, der rechte Analogstick dreht die Kamera in den gewünschten Winkel. Gelegentlich müsst ihr euch zügig umdrehen, um der Gefahr rechtzeitig ins Auge zu sehen – nutzt in solchen Situationen am besten die 180-Grad-Drehung, die sich durch einen kurzen Tastendruck ausführen lässt. Darüber hinaus gibt es noch eine Aktionstaste, um Türen zu öffnen, Schalter zu betätigen oder mit den euch freundlich gesinnten Kreaturen in einen Dialog zu treten. Das war es auch schon, mehr könnt ihr nicht tun – zumindest ohne Waffe nicht!

Eine typische Szene aus dem Spiel: Monster kommen auf euch zu gerannt und wollen euch ans Leder. Also: Waffe ziehen, zielen und schießen, schießen sowie schießen.
Haltet ihr nämlich die linke Schultertaste fest, so zieht Garcia eines seiner drei Schusseisen. Im selben Augenblick fährt die Kamera ein gutes Stück näher heran und drängt ihn zudem etwas aus dem Bild, um euch eine weitgehend freie Sicht auf die Umgebung zu gewähren. Mit dem rechten Analogstick nehmt ihr nun die anstürmenden Untoten ins Visier und löst schließlich mit der rechten Schultertaste einen gezielten Schuss aus. Kommt euch diese Steuerung bekannt vor? Ja, aber sicher doch: Sie wurde im wesentlichen aus Resident Evil 5 übernommen. Dem entsprechend dürfen auch weder eine Nahkampfattacke noch der kurze Zwischenspurt fehlen. Im Gegensatz zu RE5 könnt ihr euch mit gezogener Waffe noch bewegen, was allerdings angesichts sehr enger Gänge oft nicht viel bringt.

Neu hingegen ist die Funktion der unteren linken Schultertaste: Drückt sie in der Not, um Garcia mit erfrischenden, alkoholischen Getränken zu versorgen und so einen Teil seiner Lebenspunkte wiederherzustellen! Zudem ist unser Held deutlich agiler als seine Kollegen aus Resident Evil: Auf Wunsch hechtet Garcia zur Seite und weicht so jeder drohenden Gefahr aus. Und zwar wirklich jeder! Denn solange Garcia nicht wieder auf beiden Füßen steht, ist er schlicht unverwundbar. Wir staunten jedenfalls nicht schlecht, als wir mitten durch ein riesiges, rotierendes Sägeblatt sprangen und dabei keinen Schaden nahmen. Das sieht nicht nur albern aus, sondern beeinflusst deutlich euer Kampfverhalten: Statt die Gegner beispielsweise in taktisch sinnvoller Reihenfolge auszuschalten, schießen wir einfach darauf los – mit zehn hintereinander ausgeführten Hechtrollen entkommen wir ja sowieso! Zudem wird es euch niemals an Munition mangeln, da an praktisch jeder Ecke in Spiel randvolle Kisten mit Nachschub auf euch warten. Sofern ihr die Hechtrolle beherrscht und wenigstens ab und an auch mal euer Ziel trefft, dürften euch die Standardgegner vor kein Problem stellen. Gegen die wirklichen Brocken gewinnt ihr so aber keinen Blumentopf. Da müssen schon Upgrades für eure Waffen her! Nur: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Treuer Begleiter und Allzweckwaffe
Der Schädel Johnson ist ein richtiges Plappermaul.
Garcia stehen eine Schrotflinte, eine Schnellschuss
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waffe und eine Art Raketenwerfer zur freien Verfügung. Aber wo kommen die Waffen eigentlich her? Wir dürfen vorstellen: Johnson, fliegender Schädel und treuer Begleiter in der Unterwelt. Einst war Johnson ein mächtiger Dämon und in Hölle wie Umgebung wohlbekannt. Doch irgendwann ist ihm sein Körper abhanden gekommen, nur die große, vorlaute Klappe ist ihm geblieben.

Manch einer von euch dürfte Planescape Torment gespielt und Morte in sein Herz geschlossen haben – Johnson könnte sein großer Bruder sein! Doch statt sich auf das Plappern zu beschränken, hat Johnson einige sehr nützliche Tricks auf Lager: Er kann sich in einen Schlagstock und in ein Motorrad verwandeln. Oder eben auch in eine Schusswaffe. Über das Steuerkreuz könnt ihr Johnson jederzeit und passend zur Situation darum bitten, schnell seine Form zu wechseln. Die oben bereits erwähnte Munition ist übrigens nicht minder skurril: Im Lauf der Schrotflinte finden lange Knochen ihren Platz, die Schnellschusswaffe dagegen wird mit einzelnen Zähnen geladen und der Raketenwerfer feuert gleich ganze Schädel ab – wir sind eben zu Gast in der Hölle, schon vergessen?
Einmal quer durch die Hölle

Shadows of the Damned lebt von schrillen Charakteren und schrägen Ideen. 1 Garcia ist der schießwütige Held des Spiels. Ihm hält Johnson, ein fliegender Schädel, die Treue. Hört unbedingt zu, wenn die beiden miteinander sprechen – derart witzige Dialoge werden euch nur selten geboten!  2 Eure weißen Diamanten, die ihr von besiegten Monstern einsammelt, könnt ihr bei Christopher eintauschen. Er hält allerlei nützliche Gegenstände für euch bereit . 3 Ziegen spenden in der Unterwelt keine Milch und auch keine Wolle, sondern Licht. Zielt also mit dem Lichtschuss auf ihren Kopf, um die Umgebung auszuleuchten.  4 Im Laufe eurer Reise durch die Unterwelt trefft ihr gleich mehrfach auf den Tod höchstpersönlich. Doch hat er mit seiner Sense gegen euren Raketenwerfer wirklich eine Chance?  5 Erledigt ihr einen Zwischengegner, erhaltet ihr im Anschluss einen blauen Diamanten. Diesen setzt ihr in Johnsons Schädel ein und verleiht euren Waffen so einen deutlichen Leistungsschub.  6 Euer Ziel ist das Schloss von Oberbösewicht Fleming, der eure Freundin Paula festhält. Dann mal ran die Schießeisen!

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Jörg Langer Chefredakteur - P - 468623 - 22. Juni 2011 - 22:14 #

Etwaige Fehler in diesem Artikel sind keine Fehler, sondern Dämonen. Dämonen! Jagt die Dämonen! Entlarvt sie! Schlagt sie auf den Antwort-Pflock!

Anonymous (unregistriert) 23. Juni 2011 - 2:24 #

Letzte Seite: "Zwei kleine Wermutstropfen sind dabei allerdings auch geflossen: Zum einen könnt ihr die Zwischensequenzen, so lustig sie auch sein mögen, nicht abbrechen – selbst wenn ihr den Abschnitt wiederholen müsst, bleibt euch nichts anderes übrig, als sie erneut in voller Länge anzusehen. Und erneut. Spätestens beim vierten Neu-Durchleiden ein und derselben Cutscene wünscht ihr euch im echten Leben einen Totenköpfe-verschießenden Raketenwerfer." - ...und was ist der zweite Wermutstropfen? Ansonsten schöner Test. :-)

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468623 - 23. Juni 2011 - 10:38 #

Muss beim Redigieren passiert sein, ich hab das jetzt umformuliert.

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 22. Juni 2011 - 23:27 #

Cooler Test zu einem cool schrägen Spiel. Haben muss.

DerMitDemBlunt 14 Komm-Experte - 2483 - 23. Juni 2011 - 0:06 #

Könnte man das First 15min Video nicht direkt in den Test packen ? (also das es direkt abgespielt wird ohne erst auf den anderen Artikel zu verlinken ? )

Dead Eye (unregistriert) 23. Juni 2011 - 0:43 #

Könnte mir durchaus besser gefallen als der Duke, dort wollte der Humor bei mir einfach nicht zünden. Scheint jedenfalls recht interessant.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9483 - 23. Juni 2011 - 13:49 #

"Die aus Resident Evil entnommene Steuerung"

Heißt das man beim zielen "festgetackert" wird und nicht ausweichen kann, so wie bei RE5? -habs mir selbst beantwortet

Goldfinger72 15 Kenner - 3366 - 23. Juni 2011 - 9:27 #

Mir gefällt das Spiel aus etlichen Previews bisher sehr gut, daher habe ich es mir bestellt. Sich als versoffener Dämonenjäger durch die Unterwelt zu ballern, klingt interessant.

t4c 09 Triple-Talent - 322 - 23. Juni 2011 - 11:53 #

Einerseits finde hört sich das alles sehr spaßig an und ich würde es mir am liebsten sofort holen. No More Heroes hatte mir sehr gut gefallen und ich mag einfach solche total abgedrehten Spiele.
Aber dann lese ich "aus Resident Evil 5 entnommene Steuerung" und schiebe das Spiel schonmal auf einen Zeitpunkt, wo man es für 15 - 20€ bekommt. Ich komme mit der RE5 Steuerung einfach gar nicht klar. Die Figuren sind da alle so träge, man hat keinerlei Übersicht und während man zielt/schießt ist auch keine andere Bewegung möglich - bei mir kommt da kein Spielspaß auf.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9483 - 23. Juni 2011 - 13:54 #

Der Teil mit der RE5-Steuerung ist irreführend, stimmt so nämlich nicht. Im Videoreview auf gametrailers.com ist zu sehen das man auch während des zielens rumlaufen kann.

RE5-Steuerung wäre für mich nämlich auch nen komplettes K.O.-Kriterium gewesen.

Sven 18 Doppel-Voter - 9221 - 23. Juni 2011 - 14:33 #

Ja, man kann auch mit gezogener Waffe laufen. Davon hast du aber nur selten etwas, da die Gänge zu eng sind, um sich frei darin zu bewegen. Der Vergleich mit Resident Evil führt daher keinesfalls in die Irre - es spielt sich weitgehend gleich.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9483 - 23. Juni 2011 - 15:30 #

Selbstverständlich ist das irreführend, wenn geschrieben wird das die Steuerung aus Resident Evil 5 *übernommen* wurde, da das impliziert das ich im Zielmodus gänzlich bewegungsunfähig bin. Eine Designentscheidung die RE5 für mich unspielbar gemacht hat.

Und bei diesem Spiel ist es eben nicht so. Ob das dann in engen Gängen nur eingeschränkt nutzbar ist, ist erstmal nebensächlich. Wichtig ist das es grundsätzlich möglich ist!

Wie gesagt, aufgrund dieser (Falsch)information hätte ich mir das Spiel bspw. nicht gekauft. So bleibts immerhin auf meiner Kaufliste, wenn auch nur zum Budgetpreis.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468623 - 23. Juni 2011 - 15:52 #

Ich sehe sowohl deinen als auch Svens Punkt, und habe das jetzt im Text genauer ausformuliert.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9483 - 23. Juni 2011 - 16:51 #

Danke, ist denke ich nicht nur für mich nen Punkt, mit dem die Kaufentscheidung steht oder fällt.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30604 - 17. Juli 2011 - 14:07 #

Völlig richtig (wobei ich das Spiel wahrscheinlich trotzdem nicht oder nur zum absolutesten Budgetpreis kaufen werde/würde)!

Hagen Gehritz Redakteur - P - 171904 - 23. Juni 2011 - 20:35 #

Suda 51-Games scheinen irgendwie etwas für Liebhaber zu bleiben, ich dachte mit Shinji Mikami an seiner Seite wird sein neues Projekt diese kleinen bis mittelschweren Design-Schwächen, die ja leider fast schon charakteristisch sind, los. So wird es sich wieder nur im begrenzten Maße verkaufen. Wobei... schon das inhaltliche wird wohl viele Mainstream-Menschen vom Kauf abhalten, wie es scheint.

Ich jedenfalls habe nicht vor je wieder ein Spiel dieses Mannes zu verpassen, er trifft mti seinem wahnwizigen Stil genau meinen Nerv.

Schade finde ich an dem sonst sehr guten Test, dass die anderen beiden Masterminds des Spiels unter den Tisch fallen. Akira Yamaoka scheinen auch andere Tester nicht für wichtig zu halten, dabei hat sein Sound wesentlich den Flair von Silent Hill ausgemacht. Der Komponist hat seinen eigenen Fanzirkel und auch ein hörenswertes teils skurriles Soloalbum rausgehauen (Track 1 ist auf deutsch http://www.youtube.com/watch?v=faaJFZxGtuU). So mancher hat die musikalische Untermalung schon als OST of the Year gefeiert, kann aber auch einfach nur Yamaoka-Hype sein.

Aber auch Shinji Mikami nicht zu erwähnen, das finde ich nun etwas hart, es ist immerhin sein vorletztes Spiel (nach eigenen Angaben).

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468623 - 23. Juni 2011 - 22:26 #

Shinji Mikami sollten wir erwähnen, der Yamaoka sagt mir persönlich leider nichts.

Imbazilla 15 Kenner - 3068 - 25. Juni 2011 - 17:24 #

Akira Yamaoka wurde vor allem durch die Musik zu Silent Hill bekannt - der Soundtrack ist für mich mit der beste aller Zeiten. Zwischendurch hat er sogar die Silent Hill Reihe als Produzent übernommen. Bei Shadow of the Damned macht er nicht nur den auch hier gelobten Soundtrack, sondern ist auch für die gesamte Soundkulisse verantwortlich, die ich (von dem was ich bisher in Videos gehört habe) ebenfalls sehr stimmig finde.

In Japan gehört er ebenfalls zu den Videospielgrößen und gerade für Fans von Silent Hill ist er wirklich mehr als nur ein Begriff.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36177 - 29. Juni 2011 - 19:29 #

"Mit dem linken Analogstick setzen wir Garcia in Bewegung, der rechte Analogstick dreht die Kamera in den gewünschten Winkel."
-
Interessant. ^^

Old Lion 27 Spiele-Experte - 77783 - 10. Juli 2011 - 23:01 #

Kann das Spiel übrigens nur uneingeschränkt empfehlen, selten so gelacht! Nicht entgehen lassen!

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36177 - 16. Juli 2011 - 23:00 #

Wirds auch sicher bald für nen Zehner geben. Die Verkaufszahlen sind unterirdisch schlecht

insaneRyu 14 Komm-Experte - 2621 - 2. Februar 2012 - 21:10 #

mh. Ich bin entäuscht, deine prophetischen Gaben lassen zu wünschen übrig. Kostet immernoch zwischen 20-30€

Claython 17 Shapeshifter - - 8101 - 5. April 2013 - 7:47 #

Na ja für 19,99€ hab ich es mir nun doch geholt, für die PS3, die Xbox Version kostet hingegen 12,99€.
Was solls nach so ner langen Wartezeit kann man ja nun doch mal zugreifen. ;)