Salt and Sacrifice

Salt and Sacrifice Test+

2D-Soulslike für Hartgesottene

Dennis Hilla / 10. Mai 2022 - 17:56 — vor 1 Jahr aktualisiert

Teaser

Vor über sechs Jahren brachte der Vorgänger als einer der ersten Titel Soulslikes in die zweite Dimension. Salt and Sacrifice baut die Formel dezent aus, verursacht aber nicht mehr die gleiche Faszination.
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal

Während Demon’s Souls im Jahr 2010 bereits den Grundstein für From Softwares Kult-Reihe legte, sorgte erst Dark Souls bei Erscheinen 2011 dafür, dass das Soulslike-Genre einen ungemeinen Hype erfuhr. Denn auch wenn das Spielprinzip per Definition bockhart ist und keinerlei Fehler verzeiht, lieben es die Fans doch genau dafür. Das Hochgefühl, wenn ein mieser Boss endlich bezwungen ist, lässt sich kaum in Worte fassen. Dazu gesellen sich beim Original noch das grandiose, ineinander verzweigte Leveldesign und die Hintergrundgeschichte, die sich dem Spieler nie aufdrückt, sondern viel der eigenen Vorstellungskraft überlässt. Wenn ihr genauer wissen wollt, was Dark Souls so besonders macht, dann empfehle ich euch dringend unsere Ausgabe des Videoformats Serienliebe zu der Reihe.

Doch wie es nun mal oft ist, folgt aus großem Erfolg große Nachahmer-Flut. Einige Titel versuchten relativ eindeutig, Setting und Spielprinzip zu kopieren, wie beispielsweise Lords of the Fallen (im Test, Note: 7.5). Andere Entwickler haben sich vielmehr das Grundgerüst geschnappt und eigene Szenarios herumgestrickt, wie Remnant - From the Ashes oder Nioh und dessen Nachfolger. Im Jahr 2016 erschien mit Salt and Sanctuary (im Spiele-Check) ein Titel, der sich besonders in einem Punkt vom Original abhob: Statt euch in eine 3D-Welt zu entlassen, habt ihr die düsteren Umgebungen in bester 2D-Sidescrolling-Manier erkundet. Doch auch wenn die knuffige Grafik anderes vermuten ließ, hatte Entwickler Ska Studios keine Gnade mit euch, der Titel war bockschwer, konnte aber dank gut umgesetzter Mechaniken und cleverem Leveldesign überzeugen.

Mit Salt and Sacrifice ist nun der Nachfolger für PC, PS4 und PS5 erschienen und ich bin für diesen Test in der Rolle eines Inquisitors auf Magierjagd gegangen. Allerdings konnte mich der zweite Teil nicht mehr so packen wie sein Vorgänger. Warum und weshalb, das erfahrt ihr im folgenden Text oder im oben eingebundenen Video.
Die Bosskämpfe sind die klaren Highlights, auch wenn das Balancing bei ihnen nicht passt.
 

Auf Magierjagd

Wie schon erwähnt schlüpft ihr in Salt and Sacrifice in die Rolle eines Inqusitoren, der Jagd auf mächtige Magier machen muss. Warum und weshalb, das wird euch nur in Gesprächsfetzen verraten. Insgesamt ist das Storytelling ziemlich vage und auch gerne mal in Itembeschreibungen versteckt. Mich konnte sie aber nicht wirklich packen, da sie insgesamt zu konfus gehalten ist und die allgemeine Prämisse mit ihren unterschiedlichen Göttern auch keinen Innovationspreis gewinnt.

Was den Entwicklern aber wirklich gut gelungen ist, das ist die Jagd auf die Magier. In den Abschnitten verteilt findet ihr regelmäßig Leichen, an denen ihr Missionen annehmen könnt. Nachdem ihr diese akzeptiert habt, müsst ihr einer Spur folgen, die euch schon mal quer über die Map scheuchen kann. Ihr trefft immer wieder auf den Boss, allerdings flüchtet er ein paar Mal, bevor ihr ihn dann wirklich in einer Arena stellen könnt.

Die Kämpfe gegen die Magier sind an sich spektakulär gehalten und warten durch coole Designs und unterschiedliche Bewegungsmuster auf. Allerdings macht sich schnell das unsaubere Balancing von Salt and Sacrifice bemerkbar. Denn auf dem Weg zum eigentlichen Kampf haut ihr die Standardgegner mit etwas Übung ohne große Probleme weg, die Obermotze selbst sind dann aber meist unverhältnismäßig stark. Nicht selten haben sie außerdem eine Kombo aus zwei oder drei Attacken im Gepäck, die euch ohne Weiteres und ohne Chance aus dem Leben schießt. Das trifft auch auf normale Story-Bosse zu, was mich regelmäßig zum Level-Grinding gezwungen hat.
Das Skill-Netz ist nicht überschaubar und wenig attraktiv.
 

Eine Frage der Waffe

Eine auf den ersten Blick negative Änderung betrifft die Waffen: Die Gattungen haben nun ihre eigenen Movesets und sind fest aneinandergebunden, beispielsweise bei Schwert und Schild. Das mag nach einem Rückschritt klingen, weil es das Setbuilding in gewisser Weise einschränkt. Es erlaubt aber auch vielfältige Taktiken, ähnlich zu Monster Hunter. Zu Beginn wählt ihr aus einer von acht Klassen, die jeweils mit einer eigenen Waffe starten. Das legt euch aber nicht so fest, wie es zunächst den Eindruck erwecken mag.

Bei den Stufenaufstiegen hat sich im Vergleich zum Vorgänger herzlich wenig getan. Ihr steigt durch gesammeltes Salz (die „Seelen“ des Spiels) im Level und verdient so spezielle Orbs, die ihr in einem Skill-Netz gegen höhere Werte investiert und auch die Möglichkeit freischaltet, stärkere Waffen zu nutzen. Das Problem an diesem eigentlich interessanten System ist, dass die Auswirkungen nur selten direkt spürbar sind. Vielmehr steigert ihr eure Skills im Mikro-Bereich, so dass ihr für richtige Verbesserungen oftmals stark grinden müsst. Und Materialien zur Waffen-Verbesserung sind so selten und spezifisch, dass ihr sie kaum findet. Eigentlich cool, dem Spieler so viele Möglichkeiten an die Hand zu geben, wenn sie aber kaum genutzt werden können, bringt all die Vielfalt nichts.

Als Hub-Welt fungiert das Ablasshändler-Tal. Hier könnt ihr außerdem mit gesammelten Ressourcen neue Waffen und Rüstungen schmieden, eure Ausrüstung verbessern, eure Heilflaschen mit neuen Aufladungen versehen und natürlich auch euren Charakter aufleveln. Außerdem erfahrt ihr hier in Gesprächen viele Story-Brocken.
Surprise, Motherscooter! Diesen Gegner konnte ich nicht an der Decke hängen sehen und war wenige Momente später tot.
 

Metroidvania-Elemente ohne Motivation

Im Verlauf des Spiels sammelt ihr stetig neue Items, die euch weitere Bereiche in den Gebieten öffnen. Beispielsweise erreicht ihr mit dem Enterhaken neue Ebenen oder ihr bekommt ein spezielles Mineral, dass Seil-Aufzüge freischaltet. Theoretisch bietet Salt and Sacrifice also viele Möglichkeiten für lohnendes Backtracking – blöd nur, dass die Belohnungen den Weg nur selten wert sind. Zumal es ohnehin oftmals nötig ist, alte Gebiete erneut aufzusuchen, um Salz für den nächsten Levelaufstieg zu sammeln, damit der Boss, der euch am Voranschreiten in der Story hindert, doch irgendwann das Zeitliche segnet.

Nicht ganz glücklich finde ich außerdem die Mechanik der Lebenstränke. Denn Genre-typisch füllen sie sich zwar bei einer Rast an den Obelisken (=Leuchtfeuer) auf, allerdings braucht ihr besondere Kräuter, damit das geschieht. Die findet ihr an speziellen Büschen oder erhaltet sie als Drop von Gegnern. Jedoch seid ihr insgesamt etwas unterversorgt und wenn es blöd läuft, müsst ihr den Kampf gegen einen Boss zwangsweise abbrechen und farmen gehen, da euch sonst schlicht die Tränke fehlen. Oder die Munition für euren Bogen oder die Armbrust, denn für Pfeile und Bolzen greift eine ähnliche Mechanik.

Autor: Dennis Hilla (GamersGlobal)

 
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Meinung: Dennis Hilla

Im Kern macht Salt and Sacrifice vieles richtig. Die Jagd auf die Magier punktet durch das abwechslungsreiche Kampfsystem und die vielfältigen Möglichkeiten bei der Anpassung eures Spielstils. Ich für meinen Teil bin auch großer Fan des Grafikstils, der sich zwischen düster und fröhlich, zwischen detailliert und teils grobschlächtig bewegt. Vor allem die Bosse und Magier sehen richtig gut aus und unterscheiden sich deutlich voneinander, Recycling bei den Designs konnte ich keines feststellen. Außerdem bieten die acht verfügbaren Klassen eine Menge Abwechslung und theoretischen Wiederspielwert.

Allerdings artet Salt and Sacrifice viel zu oft in Frust aus. Das liegt vor allem am schlechten Balancing und dem Grinding-Aspekt, aber auch an manchen Design-Entscheidungen. Warum kann ich diese nervigen Riesenspinnen nicht im Ansatz an der Decke hängen sehen und muss so durch Trial and Error herausfinden, wo sie sich verstecken? Dass die Standardmobs keine Lebensbalken haben, erschwert das Leben zudem unnötig und Schnellreise innerhalb der Gebiete wäre auch eine nette Ergänzung gewesen. Dazu motivieren die Metroidvania-Elemente nur bedingt. Zwar könnt ihr mit dem Enterhaken oder der Fähigkeit, Aufzüge zu aktivieren, alte Gebiete erneut besuchen. Die Belohnungen sind es aber nur selten wert.

Wenn ihr knallharte Soulslike-Fans seid und schon alles in dem Bereich gespielt habt, dann ist Salt and Sacrifice sicherlich einen Blick wert. Ich für meinen Teil würde euch aber definitiv zum deutlich runderen Vorgänger oder anderen Genre-Vertretern raten.
 
Salt and Sacrifice PCPS4PS5
Einstieg/Bedienung
  • Gelungene Controller-Steuerung
  • Maus und Tastatur zwar nutzbar, aber nicht brauchbar
Spieltiefe/Balance
  • Gelungenes Kampfsystem
  • Überarbeitete Waffen-Mechaniken fügen sich gut ins Spiel ein
  • Insgesamt grandiose Bosskämpfe
  • Vielfältige Möglichkeiten zum Setbau
  • Acht unterschiedliche Klassen
  • Theoretisch hoher Wiederspielwert
  • Balancing insgesamt unzureichend
  • Oftmals Grinding-Zwang wegen zu starker Bosse
  • Ressourcenfarming für Lebenstränke und Pfeile nötig
  • Teils unfaire Überfälle von Gegnern
  • Backtracking lohnt sich selten
  • Story zu wirr und uninteressant
Grafik/Technik
  • Sehr charmanter Comic-Grafikstil
  • Selbst auf schwachen Rechern lauffähig
  • Manche Animationen sehr steif
Sound/Sprache
  • Insgesamt guter Soundtrack
  • Deutsche Übersetzung nicht fehlerfrei
  • Keinerlei Sprachausgabe
Multiplayer

Nicht getestet
 
6.5
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
Hardware-Info
Minimum:  Core 2 Duo (2,8 GHz), Grafikkarte mit DirectX 10, Win8, DX11, 1 GB RAM

Maximum: Core i5, Geforce 9600GT oder Radeon HD 5000+, Win 10, DX11, 2 GB RAM
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
Dennis Hilla 10. Mai 2022 - 17:56 — vor 1 Jahr aktualisiert
Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 10. Mai 2022 - 17:56 #

Viel Spaß beim Lesen und Schauen!

Gambit 05 Spieler - 48 - 10. Mai 2022 - 18:19 #

Zum Glück hat Epic sich das Spiel gekrallt, sonst wäre ich in Versuchung gekommen es sofort zu kaufen. Auf die Weise hab ich noch etwas Zeit, und der Preis sinkt und das Balancing verbessert sich (hoffentlich) noch.

Harrowed 12 Trollwächter - 1197 - 10. Mai 2022 - 18:30 #

Ich habe es mir in der PS4 und PS5 Version direkt geholt, weil es nur schlappe 15,99 Euro gekostet hat und der Vorgänger ein sehr atmosphärischer und leichtgewichtiger Dark Souls Platformer war. Beim Balancing wird sich sicher noch etwas durch Patches tun, wobei im ersten Teil auch Waffen, Schadensarten und passende Rüstungen die Schwierigkeitsgrade der Bosskämpfe entscheidend beeinflusst haben.

maddccat 19 Megatalent - 14116 - 10. Mai 2022 - 18:35 #

Hässlicher Grafikstil. Wenn schon hart, dann bitte auch in hübsch! Aber gut, 2D gefällt mir bei dem "Genre" ohnehin nicht sonderlich.

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 43032 - 10. Mai 2022 - 18:46 #

Dann werde ich, wie Dennis befiehlt, erstmal das erste zuende Spielen. Ggf patchen sie es bis zum Switch-Release ja noch rund.

Flooraimer 15 Kenner - P - 3396 - 10. Mai 2022 - 20:19 #

Danke für den Test Dennis. Da fällt mir ein, ich hab den Vorgänger ja mal gratis bei Epic abgegriffen. Wird Zeit den zu zocken :)

Berndor 19 Megatalent - - 14287 - 10. Mai 2022 - 19:29 #

Danke für den Test, dann pausiere ich erstmal.

Wolfen 17 Shapeshifter - 6170 - 10. Mai 2022 - 20:01 #

Hm, enttäuscht mich jetzt ein wenig - hab den Vorgänger eigentlich gerne gespielt.

lordxeen 15 Kenner - P - 3440 - 10. Mai 2022 - 20:32 #

Ich bin mit dem Vorgänger nicht warm geworden, weil man ständig irgendwo runtergefallen ist und tot war durch gegn. Attacken. Ansonsten hat der 2D Souls Ansatz imo gut funktioniert

ds1979 20 Gold-Gamer - P - 21391 - 10. Mai 2022 - 20:33 #

Im Sale, mochte den Vorgänger.

Janosch 27 Spiele-Experte - - 86768 - 10. Mai 2022 - 23:00 #

Ich mochte den Vorgänger sehr und bin etwas vom Test ernüchtert.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75372 - 11. Mai 2022 - 1:23 #

Salt & Sanctuary fand ich ziemlich gut, aber der Test hier macht mir wenig Lust, auch den Nachfolger zu spielen. Mich nervt allein schon die dämliche Designentscheidung, dass man nun genügend Ressourcen bei sich haben muss, damit das Auffüllen der Heiltränke beim Rasten klappt.

mario128 (unregistriert) 11. Mai 2022 - 10:47 #

Die Kombination der Nachteile dieses Titels lassen mich das Spiel gerne auslassen. Die Grafik im Video erinnert mich mit Ihren steifen Animationen doch sehr an billig-Flash Spielchen von vor 10 Jahren.

Da gibt es deutlich bessere "Spiele" in dem Sinne, dass sie während der Nutzung auch tatsächlich Spass machen.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266645 - 11. Mai 2022 - 16:45 #

Schöner Test. Der Text klingt eher nach einer 6.0. ;)

Andi0014 10 Kommunikator - P - 449 - 20. Mai 2022 - 18:16 #

Das Spiel macht im PVP Multiplayer viel Spaß! Nach meinem Geschmack ist es sein Geld definitiv Wert. Für die 16€ habe ich locker schon 10 Stunden im Spiel verbracht und kann mir gut vorstellen, dass es noch deutlich mehr werden…. Bei mir hätte das Spiel wohl eine 7.5 oder 8 bekommen…