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Hallo, hier ist Christoph Vent von GamersGlobal mit dem Test zu PES 2019. Mit satten vier Wochen Vorsprung startet Konamis Fußballsimulation gegenüber der Konkurrenz von EA in die neue Saison – doch der könnte auch bitter nötig sein, schließlich hat man mit der Champions League und der Europa League zwei wichtige Wettbewerbe und mit Borussia Dortmund einen großen deutschen Partner an FIFA 19 verloren. Warum es sich bei PES 2019 dennoch um eine exzellente Umsetzung des Fußballs handelt, erkläre ich euch im Folgenden.

Um mal gleich zum Anfang eine allseits bekannte Fußballweisheit zu zitieren: „Entscheidend is aufm Platz!“ Das sagte schon Adi Preißler, und das gilt seit jeher auch für die PES-Reihe. Auch in der 2019er-Auflage beweist PES beim Spielerischen wieder all seine Stärken. Das beginnt schon bei der stets nachvollziehbaren Ballphysik, etwa bei Abprallern vom Torwart, der den Ball nicht festhalten konnte oder bei Pfosten- und Lattentreffern.

Auch im eigentlichen Spielablauf verhält sich das Spielgerät realistisch, wobei in diesem Jahr nochmals deutlicher wird, dass es vollkommen losgelöst von den Akteuren berechnet wird. Geraten beispielsweise zwei Gegenspieler aneinander, kann es schon mal passieren, dass der Ball währenddessen unbeirrt weiterrollt. Dabei spielen die aktuellen Platzverhältnisse natürlich eine wichtige Rolle: Auf nassem Boden bremst die Kugel deutlich schneller ab als bei trockenen Wetterbedingungen.

Bei der Spielerphysik übertreibt es PES 2019 allerdings ein wenig. Wie bereits angedeutet können sich die Kicker auf dem Platz regelrecht ineinander verkeilen. Das mag von der Berechnung seitens der Engine in den entsprechenden Situationen alles seine Richtigkeit haben. Mit einer Abbildung der Realität hat das aber nicht immer etwas zu tun. Wo ein Spieler im echten Leben nach einem Zweikampf einfach einen Schritt zur Seite machen würde, um an seinem Kontrahenten vorbeizuziehen, sucht die KI hier des Öfteren den direkten Weg – auch dann, wenn das in ein weiteres Kuddelmuddel mündet.

Ansonsten habe ich an der KI von PES 2019 aber nur wenig auszusetzen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sie sowohl die Standardtaktiken als auch die von mir gewählten taktischen Anweisungen in aller Regel sehr gut umsetzt. Und die Möglichkeiten hierfür sind gigantisch. So kann ich eine Grundeinstellung für die Offensive und die Defensive auswählen und zusätzlich je zwei Strategien auswählen, die ich direkt im Spielgeschehen aktivieren und deaktivieren kann.

Möchte ich nach einer Führung defensiver vorgehen, ist das mit nur wenigen Klicks auf dem Pad umgesetzt. Zusätzlich kann ich diverse Details bestimmen, etwa wie tief oder hoch meine Abwehrreihe ausgerichtet ist. Einstellungen dieser Art sind Kennern von PES zwar bereits aus den Vorgängern bekannt, dürfen aber auf keinen Fall unter den Teppich gekehrt werden. Neu hingegen ist die schnelle Auswechslung, über die ihr mitten im Spiel einen Wechsel vornehmen könnt, ohne dafür ins entsprechende Menü wechseln zu müssen.

Ganz makelfrei ist die KI von PES 2019 aber nicht. Insbesondere das Mit-nach-vorne-Laufen bei Angriffen und insbesondere Kontern könnte etwas besser umgesetzt sein. Zwar zeigen mir Spieler immer wieder an, dass ich ihnen den Ball zupassen soll. Aber selbst, wenn ich schnell darauf reagiere, können sie es sich bis dahin schon wieder anders überlegt haben und ihren Sprint eingestellt haben. Die zu effektiven Steilpässe aus der Vorjahresversion wurden meinem Eindruck nach übrigens wieder entschärft. Insbesondere ein hoher Pass in den Lauf muss enorm gut dosiert werden, da er ansonsten entweder direkt bei einem Abwehrspieler oder gleich im Toraus landet.

Doch wenn wir gerade schon bei der KI sind, wären noch zwei Punkte zu klären: Wie verhalten sich in PES 2019 die Schiedsrichter und die Torhüter? Alles in allem gut, sehr gut sogar! Die Referees etwa lassen sinnvoll Vorteile weiterlaufen, scheuen aber nicht davor zurück, im Nachhinein eine gelbe Karte zu zücken. Bei schwereren Fouls zücken sie den Karton in der Regel auch sofort. Allerdings gibt es ein Problem, das die Schiris zur Hälfte arbeitslos macht: Die Spieler-KI geht viel zu behutsam vor und greift nur in seltenen Fällen auf nicht ganz sauber geführte Tacklings zurück. Zur Grätsche setzt das gegnerische Team hingegen nur in absoluten Ausnahmen an. Das gilt im Übrigen auch für die eigenen Mitspieler – selbst dann, wenn ich es explizit im Taktikmenü aktiviert habe.

Kaum Gründe zum Meckern habe ich bei den Torhütern. Hier und da dürften sie sicherlich mal etwas früher ihre Grundlinie verlassen, wenn ein Stürmer alleine auf sie zukommt, doch insgesamt verhalten auch sie sich sehr realistisch. Das schließt kleinere Patzer, auch bei einem Ausnahmetorwart wie Manuel Neuer, nicht aus – doch genau so sollte es meiner Meinung nach sein. Fehler dürfen durchaus mal sein, solange sie nicht regelmäßig Partien entscheiden.

Jetzt aber genug vom Spielerischen, kommen wir zum Drumherum. Hier nämlich muss PES 2019 eine weitere Niederlage einstecken. Konnte Konami bis zum letzten Jahr noch mit der offiziellen Lizenz der UEFA Champions League und der Europa League punkten, gehen die entsprechenden Rechte dieses Jahr an FIFA 19. Im Gegenzug bietet PES 2019 zahlreiche neue lizenzierte Ligen. Aber mal ehrlich: Die belgische, dänische oder portugiesische Liga, um hier ein paar Beispiele zu nennen, interessieren mich nur begrenzt.

Für deutsche Fußballfans gibt es wieder nur ein mageres Minimalpaket mit Bayer Leverkusen, Schalke 04 und der deutschen Nationalmannschaft. Die Schalker ersetzen übrigens ihren Erzrivalen Borussia Dortmund als offizieller Partner von PES 2019, was bedeutet, dass etwa auch die Veltins Arena im Spiel vertreten ist. Darüber hinaus gibt es mehr als 40 weitere Stadien, wobei sich darunter auch einige Fantasiearenen befinden.

Immerhin: Mit dem heutigen Day-One-Spielerpaket wurden die Kader größtenteils auf den aktuellen Stand gebracht. Mesut Özil ist zwar weiterhin im Dienst der deutschen Nationalmannschaft, aber Leon Goretzka findet sich nun nicht mehr im Team von Schalke, und Cristiano Ronaldo kickt jetzt für Juventus Turin – beziehungsweise für den PM Black White. Denn nur weil eine Liga in PES 2019 enthalten ist, bedeutet das noch lange nicht, dass die Teams auch ihre originalen Namen und Wappen tragen dürfen. Das kostet erneut jede Menge Atmosphäre und dürfte vor allem Spieler stören, die eine ganze Saison mit einer Mannschaft bestreiten möchten.

Das bessere Gesamtpaket liefert damit wohl weiterhin FIFA 19, auch wenn PES 2019 so einige Spielmodi auffährt. Neben Freundschaftsspielen und Koop-Varianten könnt ihr etwa in der Meisterliga euer Glück versuchen und ein Team zwischen den Spielen managen. Hierfür solltet ihr eure Spieler nicht nur gezielt trainieren, sondern beim Scouting auch Ausschau nach neuen Spielern halten. Im Werde-zur-Legende-Modus steuert ihr hingegen nur einen einzigen Spieler, den ihr auf Wunsch von Grund auf neu erstellen dürft. Zusätzlich gibt es auch Trainingsmöglichkeiten, die fallen aber weiterhin sehr simpel aus.

Auf optischer Seite muss sich PES 2019 keinesfalls gegenüber FIFA verstecken. Vor allem begeistern mich die tollen Bewegungsabläufe, auch wenn diese hier und da noch ein paar mehr Zwischenstufen bei den Übergängen vertragen könnten. Dennoch ist es einfach eine Pracht, wenn sich ein Angreifer bei einer Flanke für den Kopfball nach oben schraubt. Nur bei den Nationalhymnen solltet ihr ob der gruseligen Gesichtsanimationen nicht zu genau hinsehen.

Der deutsche Kommentar von Marco Hagemann und Hansi Küpper befindet sich indes auf einem maximal durchschnittlichen Niveau. So oft wie sie an einem längeren PES-Abend das Wort „schlitzohrig“ sagen, habe ich es jedenfalls in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Der Onlinemodus funktionierte am Releasetag ordentlich, war aber nicht ganz frei von Lags. Ob es sich hierbei um kleinere Startprobleme handelte, bleibt abzuwarten.

Und damit komme ich zu meinem Fazit: Ich sage es mal so, wie es ist: PES ist für mich vor allem ein Multiplayer-Spiel, und zwar ein Couch-Multiplayer-Spiel. Soll heißen: Ich spiele es hauptsächlich, wenn ich bei Freunden zu Besuch bin oder umgekehrt. Das hat nämlich den großen Vorteil, dass die fehlenden Lizenzen bei weitem nicht so stark ins Gewicht fallen. Ob ich nun mit Real Madrid oder MD White spiele, ist mir dann wumpe. Stattdessen genieße ich voll und ganz das wundervolle Gameplay. Und das ist wie zu erwarten wieder die große Stärke von PES 2019, auch wenn die großen Neuerungen ausbleiben. Die Ballphysik, das Verhalten der Spieler, die vielfältigen taktischen Möglichkeiten – ja, das ist einfach eine Wucht.

Dennoch habe ich ab und zu einfach mal Lust auf ein paar Matches gegen die KI. Und dann machen sich die gerade aus deutscher Sicht und im Vergleich zu FIFA wenigen Lizenzen halt doch bemerkbar. Dabei zeigt PES 2019 mit den Choreografien und den Fangesängen bei den Partner-Teams sehr gut, was es in Sache Atmosphäre alles leisten könnte. Wer auf Bundesliga und Co. nicht verzichten möchte, für den ist PES auch in diesem Jahr keine Alternative. Alle anderen jedoch finden hier eine grandiose Fußballsimulation.