Die Kampagne verzweigt mehrfach. Ihr wählt, welche Schlachten ihr schlagt. So lädt der Feldzug zu mehrfachen Durchgängen ein.

 

Extra viel Spielzeit

Auch wenn ich aufgrund der schieren Menge nicht alle Neuerungen zum ersten Panzer Corps aufzählen kann, werde ich euch nachfolgend doch die wichtigsten näherbringen. Zunächst ist der Feldzug mit über 60 Einsätzen deutlich umfangreicher und weiter verzweigt als im ersten Teil. Ich habe es in der Testphase in 40 Stunden gerade mal bis zur hypothetischen Invasion der britischen Hauptinsel geschafft, wobei ein Abstecher nach Nordafrika und zwei vergebliche Anläufe auf Moskau Zeit gekostet haben. Ich denke, die 60 Stunden, die Slitherine für den Feldzug veranschlagt, sind ein glaubwürdiger Richtwert.

Dazu kommen eine Handvoll Solo- und zehn Multiplayer-Karten sowie ein Zufallsgenerator, der zusätzlich für Abwechslung sorgt. Weil ihr an mehreren Schlüsselstellen zwischen verschiedenen Einsatzgebieten wählen dürft (beispielsweise zwischen der Ostfront und dem Afrikafeldzug), lohnen sich auch mehrere Durchgänge. Zudem dürft ihr den Schwierigkeitsgrad relativ frei bestimmen und unter anderem festlegen, wie viel Geld (Prestige) euch für den Kauf neuer Einheiten zur Verfügung steht, wie erfahren eure Gegner sind, wie viele Aktionen ihr rückgängig machen dürft, wie hoch der Zufallsfaktor ausfallen soll und welche Boni und Mali eure Armee auszeichnen. Beispiel: Mit „Meister des Blitzkriegs“ stellen Flüsse kaum ein Hindernis für eure Panzer dar, dafür verhindert „Verzögerte Verstärkungen“ die Reparatur beschädigter Ausrüstung während des Gefechts.
 

Leerer Panzer kämpft nicht gern

Ganz herausgezoomt seht ihr eine zweidimensionale Übersichtskarte des gesamten Schlachtfelds. Das Programm bleibt auch in dieser Ansicht spielbar.

Die meisten anderen Änderungen betreffen direkt die Spielmechanik. Das Versorgungssystem beispielsweise haben die Entwickler komplett neu geschrieben. Früher war es so, dass eine Einheit alle paar Spielzüge Halt machen musste, um Munition und Treibstoff zu fassen. Nun geschieht das Runde für Runde automatisch, solange der Trupp eine direkte Verbindung zum nächsten Versorgungsdepot hat. Es muss also permanent ein Korridor zur nächstgelegenen Basis offenstehen. Schneiden gegnerische Truppen den Weg ab, erleidet die betroffene Einheit nicht nur Nachteile im Kampf, sondern kann auch keine Verluste mehr ausgleichen oder Nachschub erhalten.

So interessant dieses Konzept klingt, produziert es in der Praxis mitunter etwas wunderliche Situationen. Weil jede Einheit nicht nur das Hexfeld kontrolliert, auf dem sie steht, sondern auch alle Felder um die eigene Position herum, gelten mitunter Einheiten als „abgeschnitten“, die rundum von Verbündeten geschützt werden. Anders gesagt: Was ich mit eigenen Augen sehe, entspricht nicht immer dem, was die Spielmechanik sieht. Dafür ist das neue Versorgungssystem aber wesentlich interessanter und komfortabler als früher. Wer sich damit gar nicht anfreunden kann, darf es auch abschalten.
 

Kernarmee-Neuerungen

Für die Kernarmee gibt es gleich mehrere Updates. Beispielsweise kosten stärkere Einheiten nicht nur mehr Prestige als schwache (Prestige verdient ihr euch hauptsächlich durch Eroberungen), sondern beanspruchen nun auch mehr der stark begrenzten Truppenplätze. Ihr könnt beispielsweise entweder zwei Panzer III ins Gefecht führen oder einen Tiger. Das stellt euch einerseits vor zusätzliche taktische Herausforderungen, macht aber auch beispielsweise das Aufrüsten älterer Hardware umständlicher, weil nicht selten neuere Ausrüstung auch mehr Slots belegt. Indem ihr euch aber beispielsweise für den Perk "Panzergeneral" entscheidet, kosten euch Panzer generell einen Slot weniger – natürlich müsst ihr dann auf andere Boni verzichten.

Besser als das Slot-System gefällt mir, dass Anführer und Spezialfähigkeiten nun nicht mehr zufällig vergeben werden. Stattdessen bekommt ihr regelmäßig vor jedem Gefecht einen neuen Offizier, den ihr einer beliebigen Einheit zuweisen könnt. Diese wird dadurch beispielsweise zäher und kann nicht vernichtet werden, solange sie mehr als einen Stärkepunkt zählt. Oder sie wird kampfkräftiger und erhält für jeden Feind in der Nähe eine zusätzliche Attacke. Auch ohne Helden verbessern sich die Angriffs- und Verteidigungswerte eurer Truppen durch gewonnene Erfahrung.
 

Generalüberholte Luftwaffe

Die Luftwaffe wurde ebenfalls generalüberholt. Vorbei sind die Zeiten, da ihr einen Bomber über mehrere Spielzüge bis ans andere Ende der Karte schicken konntet, dem dann unter Umständen aber der Sprit zum Rückflug fehlte.

Nun kehren Kampfflugzeuge immer bei eurem nächsten Rundenbeginn zum Ausgangspunkt zurück. Wieso nicht am Ende eurer Runde? Weil so der Gegner Gelegenheit bekommt, seinerseits Jäger zu schicken, um eure Jäger oder Bomber anzugreifen, beziehungsweise Flak einzusetzen. Und dasselbe gilt natürlich auch für die KI-Flugzeuge.

Durch das neue System gibt es weniger Mikromanagement, und eure Lufteinheiten fliegen nur noch kurze Einsätze auf ein bestimmtes Ziel. Das begrenzt ihre Reichweite und macht es noch wichtiger als früher, möglichst bald strategisch günstig gelegene Flugfelder zu sichern, die ihr dann als neue Heimatflughäfen zuweisen könnt (was einen Zug dauert). Jets und große Horizontalbomber dürfen sogar nur von befestigten Flughäfen starten; kleineren Maschinen genügen auch Feldflugplätze, von denen es in den meisten Szenarien mehr gibt.

Mit Prestigepunkten spendiert ihr eurer Kerntruppe neue Ausrüstung. Darunter sind auch Beutefahrzeuge oder Prototypen.