Test: Ein ungleiches Paar

Of Orcs and Men Test

Christoph Vent 19. Oktober 2012 - 8:46 — vor 11 Jahren aktualisiert
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before
after
... als die Xbox-360-Fassung (rechts). Außerdem wirken auf der Xbox 360 die Farben etwas kräftiger. Ansonsten sind die Versionen fast identisch.
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Lahme SchlauchlevelsIn Sachen Kampfsystem und Rollenspielaspekten kann Of Orcs and Men punkten, doch wie sieht es mit dem Leveldesign aus? Das erweist sich als streng linear – weshalb wir uns manches Mal gefragt haben, ob sich die Entwickler den Menübereich mit der Karte nicht besser gespart hätten. In jedem der insgesamt über 20 Levels müsst ihr lediglich von Punkt A zu Punkt B gelangen, der Levelschlauch weist euch den Weg. Und wenn der sich dann doch mal in zwei Pfade teilt, laufen die schon wenige Meter weiter wieder zusammen. Auch optisch bieten die teils sehr langen Levels zumindest in den ersten beiden Kapiteln wenig Abwechslung. Erreicht ihr den Ausgang ins nächste Gebiet, erwartet euch im folgenden Areal meist noch mal dasselbe in Grün. So werdet ihr im ersten Kapitel – noch bevor ihr die Mauer passiert – für mehrere Stunden das eintönige Lager der Miliz, eine Barrackenstadt und die Kanalisation durchstreifen. Kurioserweise ist
übrigens dieses erste Kapitel fünf Stunden lang, die vier weiteren Kapitel umfassen zusammen sieben Stunden.

Zwischendurch verschlägt es euch immer wieder in das Lager der Schwarzen Hand, einer befreundeten Untergrundgruppierung. Dort könnt ihr Nebenmissionen annehmen, die euch noch länger in den hässlichen Straßenzügen verharren lassen. Ihr dürft auch die Mitglieder zu einem Kampf herausfordern oder eure Ausrüstung beim Händler aufrüsten.

Nach dem ersten Kapitel fängt sich Of Orcs and Men und die Levels werden deutlich abwechslungsreicher. Generell lohnt es sich, die Gebiete genau zu untersuchen und auch mal in die Ecken zu schauen: Mit etwas Glück versteckt sich dort eine Kiste, die eine neue Waffe oder Ausrüstung bereithält. Zwar laufen die Missionen im Wesentlichen immer nach dem genannten Muster ab, manchmal seid ihr aber auch allein unterwegs. Mit Styx erwartet euch zum Beispiel ein reiner Stealth-Abschnitt, in der Rolle von Arkail eine reine Kampfsequenz.

Motivierende StoryIn diversen Multiple-Choice-Dialogen – auch im Rahmen von Zwischensequenzen – wollen euch die Entwickler weismachen, dass ihr den Verlauf der Geschichte mitbestimmen könnt. Ein Trugbild, denn egal wie ihr euch entscheidet, ihr nehmt damit lediglich Einfluss auf den aktuellen Gesprächsverlauf. Insbesondere in einer speziellen Szene, die einen Zwischenhöhepunkt darstellt und die wir deswegen nicht spoilern, scheint ihr eine bedeutende Wahl zwischen Leben und Tod für einen Charakter zu treffen. Doch egal, wie ihr euch entscheidet, bereits in der anschließenden Cutscene laufen die beiden Parallelstränge auch schon wieder zusammen. Das finden wir ziemlich schade: Verschiedene Storyverläufe sowie unterschiedliche Enden hätten dem Spiel nicht nur in Bezug auf den Wiederspielwert sehr gut getan.

Im Laufe des Spiels verlassen wir die langweilige Gegend um die Mauer herum und sehen sogar etwas von der Natur.
Doch auch wenn die Story ausschließlich nach Plan verläuft, ist sie neben dem taktischen Kampfsystem der große Pluspunkt von Of Orks and Men. Spätestens mit Abschluss des ersten Kapitels nimmt das Abenteuer des Orks und seines frechen Sidekicks deutlich an Fahrt auf. Insbesondere das "Was sich liebt, das neckt sich" zwischen Arkail und Styx sorgt für viele lustige Dialoge – auch während der Missionen. Jedes Kapitel bietet zudem ein anderes Setting – viele Orte, die ihr zunächst nur über Erzählungen kennenlernen werdet, bereist ihr im späteren Spielverlauf tatsächlich. Ähnlich sieht es mit den Charakteren aus: In den Zwischensequenzen erfahrt ihr fast schon beiläufig vieles über die Vorgeschichte von Of Orcs and Men, beispielsweise Details über den Krieg zwischen Menschen und Orks und die Rolle, die unsere Protagonisten darin spielten. Zudem spornten uns Storywendungen und Hinterhalte, mit denen wir nicht gerechnet hätten, immer wieder zum Weiterspielen an. Das könnte euch ähnlich gehen!


Alternativen
Dragon Age 2 (GG-Test: 8.5) besitzt ein vergleichbares Kampfsystem und ist nicht nur in den Actioneinlagen, sondern auch bei der Story und eurem Einfluss darauf komplexer. Vom gleichen Entwickler wie Of Orcs and Men kommt das Rollenspiel Game of Thrones (GG-Test: 6.5), das mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, aber insbesondere für Fans der Buch- und Filmvorlage interessanter sein dürfte. Wer sich bei den Kämpfen nicht um die Taktik kümmern möchte, sollte einen Blick auf The Cursed Crusade (GG-Test: 6.5) werfen. Und falls in einem anderen Genre Orks vermöbeln wollt, empfehlen wir euch die Tower-Defense-Taktik Orcs Must Die 2 (GG-Test: 8.0).
Tolle deutsche SprecherGrafisch zeigt sich Of Orcs and Men stimmig, technisch aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die von uns getestete Xbox-360-Fassung lief nur selten richtig flüssig, wenn auch die leichten Ruckler aufgrund des indirekten Kampfsystems und der Verlangsamung der Zeit nicht spürbar ins Gewicht fallen. Wo in den ersten beiden Kapiteln noch Grau- und Brauntöne das Bild dominieren, wird dem Auge hier zumindest in den letzten Kapiteln etwas mehr Abwechslung geboten. Besonders Wettereffekte wie Schnee oder von den Bäumen herunterfallendes Laub sind uns positiv aufgefallen.

Keinen Grund zur Klage gibt es bei der deutschen Sprachausgabe. Die beiden Hauptcharaktere sind hervorragend synchronisiert, über seltene Ausfälle in der Betonung sehen wir daher gerne hinweg. Auch die Stimmen der Nebencharaktere sind bis auf wenige Ausnahmen sehr gut besetzt. Die musikalische Untermalung unterstreicht darüber hinaus die meist düstere Atmosphäre des Titels.

Die Steuerung von Of Orcs and Men via Gamepad funktioniert tadellos. Insbesondere die Navigation durch die Kreismenüs geht schon nach kurzer Übung leicht von der Hand. Je zwei häufig benutzte Aktionen lassen sich zudem als Hotkey auf den beiden Schultertasten ablegen.

Autor: Christoph Vent / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)

Christoph Vent
Anfangs war ich bei Of Orcs and Men noch skeptisch, schließlich sind die Cyanide Studios nicht gerade für Toptitel bekannt. Das erste Kapitel beginnt dann auch ziemlich lahm und zieht sich unnötig in die Länge. Doch je weiter die Story voranschreitet, desto abwechslungsreicher werden die Settings und desto mehr nimmt die Story an Fahrt auf. Insbesondere die Dialoge zwischen Arkail und Styx brachten mich des Öfteren zum Lachen. Das indirekte Kampfsystem hat mir von Anfang an gefallen, forderte mir allerdings etwas Eingewöhnungszeit ab, um es wirklich zu beherrschen. Als ich aber einmal den Dreh raus hatte, wie ich den Berserker-Wahn von Arkail zu meinem Vorteil nutzen kann, ohne dass er seinen Kompagnon metzelt, kam auch hier einiger Spielspaß raus.

Dass die KI nicht wirklich schlau agiert, sondern eher durch Masse auffällt, stört mich hingegen weniger. Immerhin sind die Kämpfe dadurch stets fordernd. Und mit Styx im Tarnmodus vorzulaufen und die Lage durch hinterhältige Meuchelattacken etwas zu entschärfen, ist einfach ein riesiger Spaß. In den letzten drei Kapiteln konnte ich mich dann sogar kaum von der Konsole losreißen, was nicht zuletzt an der Story lag. Insbesondere die regelmäßigen Bezüge auf die Vorgeschichte von Of Orcs and Men haben mich begeistert. Und dass am Ende des Spiels, ohne etwas darüber verraten zu wollen, ein Nachfolger angedeutet wird, hat mich dann besonders gefreut. Ihr merkt es schon: Den unbestreitbaren Mängeln zum Trotz, insbesondere beim Leveldesign und der KI, mag ich Of Orcs and Men. Wenn auch in eurer Brust ein grünes Herz schlägt: Gebt diesem Außenseiter eine Chance!

 Of Orcs and Men
Einstieg/Bedienung
  • Leichtgängige Gamepadsteuerung
  • Tutorial erklärt Kampfsystem und Spezialfähigkeiten Schritt für Schritt
  • Schwierigkeitsgrad lässt sich im laufenden Spiel ändern
  • Außerhalb von Kämpfen darf jederzeit gespeichert werden
  • Einstieg sehr dialoglastig
  • Erstes Kapitel zieht sich unnötig in die Länge
Spieltiefe/Balance
  • Fordernde Taktikkämpfe
  • Gut funktionierendes Levelsystem
  • Motivierende Story mit Rückbezügen und Wendungen
  • Fünf Kapitel (Spieldauer 12 Stunden)
  • Angriffe lassen sich dank Zeitverlangsamung in Ruhe planen
  • Spaßige Dialoge zwischen den beiden Antihelden
  • Entscheidungen haben keinen Einfluss auf die Geschichte
  • Gegner glänzen durch Masse statt Klasse, lassen sich austricksen
  • Wenige Gegnertypen
  • Repititives Missionsdesign
  • Levelschläuche
Grafik/Technik
  • Abwechslungsreiche Szenarien
  • Hübsche Wettereffekte
  • Weitblick
  • Läuft auf Konsole nicht richtig flüssig
  • Kapitel 1 und 2 fallen durch langweilige Grau- und Brauntöne auf
  • Generell veraltete Technik
Sound/Sprache
  • Sehr gut besetzte deutsche Sprecherriege
  • Satte Kampfgeräusche
  • Passende Musikstücke
  • Betonungen nicht immer passend
Multiplayer
Nicht vorhanden.  
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Userwertung
6.4
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Hack and Slay
16
Cyanide
11.10.2012
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PCPS3360
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Christoph Vent 19. Oktober 2012 - 8:46 — vor 11 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469823 - 19. Oktober 2012 - 9:03 #

Viel Spaß beim Lesen!

mihawk 19 Megatalent - 16921 - 19. Oktober 2012 - 11:42 #

Of Orks and Men -> Of Orcs and Men
Repititives -> Repetitives

Iceblueeye 15 Kenner - 3085 - 19. Oktober 2012 - 19:10 #

Seite 2 Bildunterschrift des Grafikvergleichs: Die beiden Versionen geben sich kaum etwas > die beiden Versionen "nehmen" sich kaum etwas.

BFBeast666 14 Komm-Experte - 2094 - 19. Oktober 2012 - 9:06 #

"Entscheidet ihr euch für die Aufwertung eines Angriffs, müsst ihr euch stehen euch zwei Möglichkeiten zur Verfügun"

Erynaur (unregistriert) 19. Oktober 2012 - 9:08 #

Könnte etwas sein für das nächste Sommerloch.

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13658 - 19. Oktober 2012 - 9:24 #

Danke für den Test. 12 Stunden Spielzeit klingen hier eher wie ein Vorteil nach dem Motto "kurz und schmerzlos", außerdem steigert das die Chance auf einen zweiten Durchlauf mit anderer Skillung. Ich werd's mal im Hinterkopf behalten für eine der nächsten Verkaufsaktionen.

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 21157 - 19. Oktober 2012 - 9:30 #

Cyanide wird immer besser, sie haben sich jetzt schon auf eine 7.0 Wertung hochgekämpft. Steigerungsfähig ;-)

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25745 - 19. Oktober 2012 - 10:08 #

Gut Ding will Weile haben. Also könnte es noch ein paar Jährchen dauern, bevor eine 9.0 bei GG rauskommt.

mpa 17 Shapeshifter - P - 6071 - 19. Oktober 2012 - 10:10 #

Sie sind um 0,5 Punkte abgefallen.
http://www.gamersglobal.de/test/blood-bowl

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 19. Oktober 2012 - 9:38 #

Hört sich besser an, als vermutet. Im Moment erscheint zu viel besseres, aber das nächste Sommerloch kommt bestimmmt.

VanillaMike 14 Komm-Experte - 1875 - 19. Oktober 2012 - 9:51 #

Das kommt auf meine "To-Play" Liste!!

mihawk 19 Megatalent - 16921 - 19. Oktober 2012 - 11:44 #

Hört sich ganz spaßig an, aber momentan hab ich eh keine Zeit dafür. Vielleicht beim nächsten Sale auf Steam :)

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 19. Oktober 2012 - 12:00 #

Auf der Liste hatte ich es aber momentan hab ich genug zu tun, wird wie Game of Thrones für 10 Euro im Sale geholt.

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 19. Oktober 2012 - 16:15 #

Die Story riecht extrem nach Warcraft ^^

Iceblueeye 15 Kenner - 3085 - 19. Oktober 2012 - 19:07 #

Seh ich ähnlich wie die meisten hier. Wird gekauft wenns mal günstiger ist. Ich hatte es zwar schon auf dem Schirm seit es angekündigt wurde weil ich die Grundidee cool finde. Aber 12 Stunden Spielzeit find ich nen bisschen kurz für nen RPG.

floppi 24 Trolljäger - P - 52634 - 19. Oktober 2012 - 20:01 #

Seit langer Zeit mal wieder ein Titel, den ich zu Release kaufen würde, wenn ich mehr Zeit hätte. Schade. Sieht sehr spaßig aus, reizt mich sehr.

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 20. Oktober 2012 - 12:21 #

Danke für den Test. Wollte mir vor Halo4 eigentlich kein Spiel mehr holen, aber hier werde ich wohl nochmals schwach.

Charlie 11 Forenversteher - 730 - 20. Oktober 2012 - 13:39 #

Find ich richtig gut, mal was neues.

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 21. Oktober 2012 - 6:52 #

Kommt auf meine to-play-liste, aber derzeit saugt XCom 99% meiner Spielzeit auf und ich hab noch nichtmal Dishonored gestartet...

Marcelkagi 10 Kommunikator - 507 - 21. Dezember 2012 - 14:44 #

Ich will daß haben , ist ein muss für Rollenspiel Freunde

Endamon 15 Kenner - 3893 - 5. Mai 2013 - 22:18 #

Ich finde die erste Stunde zwar sehr Dialog-Lastig aber doch auch atmosphärisch, der Test macht auf jeden Fall Lust, das Ganze zu Ende zu spielen.