Test: Mit dem Mech durchs Eis

Lost Planet 3 Test

Karsten Scholz 30. August 2013 - 17:36 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Dieser dicke Brocken hetzt so lange nervige Flieger auf euch, bis ihr die gelben Nester auf seinem Körper zerstört habt.
Anzeigen/v

Arm an Abwechslung und HöhepunktenInnerhalb der Kampagne trefft ihr auf unterschiedliche Akridenformen. Die kleinsten Versionen tauchen gerne in Massen auf und lassen sich mit wenigen Schüssen erledigen. Interessanter sind die größeren Kaliber. Zu tun bekommt ihr es unter anderem mit flinken Vierbeinern, die mit hoher Geschwindigkeit auf euch zu rollen, sowie großen Skorpionen, die euch mit Scheren und einem Stachel zusetzen. Und natürlich erwartet euch auch mal ein Bildschirm füllendes Monster, das ganze Gebäude dem Erdboden gleich macht. Die Schwachstellen dieser Gegner lassen sich aber schnell ausmachen – sie leuchten orange oder rot. Nebenbei weicht ihr auch noch den Angriffen der Akriden aus, da zu viele Treffer schnell euer virtuelles Ableben bedeuten. Hierfür verfügt ihr über eine Ausweichrolle, die euch schnell aus jeder Gefahrensituation herausbringt. Zwar könnt ihr durch die Rolle erst spät zum Sprung ansetzen, nicht nachvollziehbarerweise nehmt ihr während dieser Aktion kurzzeitig keinen Schaden, was einem Cheat gleichkommt. Beabsichtigt ist dieser Trick sicher nicht – Lost Planet 3 wird dadurch an vielen Stellen zu einfach.

Mit Gertie steht euch die Ausweichbewegung nicht zur Verfügung, hier räumt ihr das kleine Getier mit eurem kreisenden Greifarm aus dem Weg. Bei größeren Widersachern muss aber auch der Mech auf ihre Schwachstellen zielen. Das funktioniert im Prinzip immer auf die gleiche Art und Weise: Zuerst wird der Angriff des Gegners geblockt, danach greift ihr nach einem seiner Körperteile und löst etwa den Bohrer aus oder haltet mit dem Bunsenbrenner drauf. Hilfreiche Anzeigen im Kampf verraten euch, welcher Angriff der richtige ist, nur euer Timing muss stimmen.

In Kämpfen müsst ihr häufig nur die richtigen Tasten drücken.
Nicht nur sind die Kämpfe sowohl mit dem Hauptcharakter als auch in der Haut des Mechs zu leicht geraten, gleichzeitig wiederholen sich die unterschiedlichen Akriden-Typen zu schnell. Echte Höhepunkte gibt es in der rund zwölfstündigen Kampagne zudem kaum. Erst gegen Ende kommt noch mal frischer Wind ins Spiel, wenn ihr auf einen ganz neuen Gegnertyp trefft, der zum ersten Mal den Einsatz der Deckungsfunktion vorsieht. Jedoch verfügt auch dieser Gegnertyp nicht über sehr viel Hirnschmalz und stellt daher keine große Herausforderung dar.

Online-StandardDurftet ihr im Vorgänger noch mit maximal vier von menschlichen Spielern gesteuerte Mechs in den Kampf ziehen und auf diese Weise auch die Kampagne durchspielen, verzichtet Spark Unlimited in Lost Planet 3 auf einen derartigen Koop-Modus. Trotzdem dürft ihr auch weiterhin online spielen. Zur Verfügung stehen euch diverse Spielmodi wie Capture the Flag, Team-Deathmatch oder ein Überlebenskampf gegen heranstürmende Akriden. Auf dem PC benötigt ihr hierfür zwingend ein GameSpy-Konto. Die Gefechte spielen sich kurzweilig, besonders das durch die Luft fliegen via Greifhaken macht im Kampf gegen andere Spieler Laune. Ansonsten unterscheidet sich der Mehrspielerbereich aber kaum von dem anderer Third-Person-Shooter. Einen zusätzlichen Kaufgrund birgt der Onlinemodus daher nicht.

Technisch durchwachsen
Alternativen
Hässliche Aliens auf einem eisigen Planeten findet ihr auch in Dead Space 3 (GG-Test: 7.5). Hier gibt es zudem einen Koop-Modus, mit dem ihr die Kampagne auch zu zweit erleben dürft. Koop-Action erwartet euch auch in Gears of War - Judgment (GG-Test: 7.0), der Vorgänger Gears of War 3 (GG-Test: 9.0) ist für Solisten aber immer noch die deutlich bessere Alternative. Allen Egomanen legen wir schließlich noch Crysis 3 (GG-Test: 8.5) ans Herz. Das Spiel sieht verdammt gut aus und gehört zu den besten Ego-Shootern mit Science-Fiction-Setting der letzten Zeit.
Als Technikgrundgerüst kommt in Lost Planet 3 die Unreal Engine 3 zum Einsatz, die besonders die Emotionen der Charaktere gut herüberbringt. In den Dialogsequenzen oder Videotagebüchern lest ihr den Gemütszustand der Darsteller direkt auf ihren Gesichtern ab. An Jims Mimik erkennt ihr etwa, ob er gerade wütend oder traurig ist. Zeitweise erinnert das Ganze sogar fast an Heavy Rain (GG-Test: 9.0). Zudem schaffen es die Entwickler, den unwirtlichen Eisplaneten passend in Szene zu setzen. Schneestürme wehen über E.D.N. 3, jeder Atemzug ist in der kalten Luft zu sehen, und die Bruthöhlen der Akriden sehen schön schleimig aus. Gleichzeitig äußert sich aber auch das Alter der Unreal Engine 3: Viele Texturen wirken matschig und laden sichtbar nach. Hässliches Tearing versaut immer wieder die eigentlich recht guten Zwischensequenzen. Zudem kommt es manchmal zu kurzen Rucklern.

Überhaupt hätte Lost Planet 3 mehr Feintuning gut getan. Viele positive Aspekte des Spiels werden durch unnötige Unzulänglichkeiten torpediert. So leisten die deutschen Sprecher zum Beispiel einen guten Job. Auf Grund nie synchroner Lippenbewegungen, zeitweise zu wild gestikulierender Figuren und sich manchmal überschneidender Textpassagen geht diese Leistung aber häufig unter. Die an sich gut funktionierende Tastatursteuerung hingegen lässt sich nur mit viel Mühe umbelegen. Aktuell belegte Tasten können nicht einfach einer gewünschten Funktion zugewiesen werden. Stattdessen müsst ihr erst die gewünschte Taste "freiräumen" um ihr eine neue Funktion geben zu können. Da die Funktionstaste aber gleich für mehrere Aktionen her hält, müsst ihr all diese Aktionen erst auf freien Tasten platzieren, bevor die gewünschte Taste wieder frei belegbar ist. Umständlicher geht's kaum! Zudem bereitet die Navigation mit der Maus durchs Menü ab und an Probleme, wenn Klicks nicht erkannt werden. Hier merkt man, dass das Spiel mit Fokus auf Konsolen entwickelt wurde – mit dem Gamepad funktioniert alles tadellos.

Autor: Karsten Scholz / Redaktion: Christoph Vent (GamersGlobal)

Karsten Scholz
An Lost Planet 3 haben es mir besonders die sympathischen Figuren, allen voran Hauptfigur Jim Peyton, angetan. Nicht wenig Zeit verbrachte ich damit, mit ihm und Gertie durch die vom Schnee bedeckten Landschaft zu streifen und dabei der Musikliste zu lauschen, die er von seiner Frau geschenkt bekommen hatte. Er brachte mich zum Lachen, aber genauso litt ich auch mit ihm, wenn sein Gesicht Trauer und Wut widerspiegelte – das schweißt zusammen! Ins Mittelmaß rutscht der Titel aber unter anderem durch seine Kämpfe. Hier stört mich vor allem die fehlende Abwechslung, und die KI ist als solche kaum zu bezeichnen.
 
Viel schlimmer ist aber eigentlich, dass die Entwickler einen Titel mit sieben bis acht Stunden Spielzeit auf zwölf Stunden aufgebläht haben. Die Geschichte zieht sich dadurch unglaublich in die Länge. Und dann scheint den Entwicklern auch noch die Zeit für nötiges Feintuning ausgegangen zu sein. Hier löst mal ein Skript nicht aus, dort passen die Lippenbewegungen nicht zum Einsatz der Sprecher. Die Steuerung ist nicht immer optimal, Ruckler und Tearing stören und NPCs laufen mit den Gesichtern wichtiger Hauptfiguren herum. Mit besserem Qualitätsmanagement und Mut zur Kürze wäre eine höhere Wertung drin gewesen. Schade!

 Lost Planet 3
Einstieg/Bedienung
  • Karte zeigt aktuelles Quest-Ziel an
  • Wegfindungshilfe per Knopfdruck
  • Drei Schwierigkeitsgrade
  • Problemloser Wechsel zwischen Gamepad und Tastatur
  • Automatisches Speichersystem mit fairen Checkpoints
  • Unnötig komplizierte Tastaturbelegung
  • Menünavigation mit Mauszeiger hakt
  • Neuer Spielstart löscht alle bisherigen Fortschritte
Spieltiefe/Balance
  • Sehr ordentliche Solo-Spielzeit (12 Stunden und mehr)
  • Spielfiguren durchweg sympathisch
  • Wechsel zwischen Mech und Spielfigur funktioniert auch in Kämpfen gut
  • Akriden verlangen unterschiedliche Taktiken
  • Waffen und Mech lassen sich nach und nach verbessern
  • Gut geschriebene und teils sehr humorvolle Dialoge
  • Hauptgeschichte unnötig in die Länge gezogen
  • Viele Standardwaffen- und -quests
  • Nebenquests langweilen schnell, die neuen Munitionstypen sind unnötig
  • Gegnertypen wiederholen sich
  • Ausweichrolle macht Kämpfe zu einfach
  • Gefechte mit dem Mech sind oft ein reines Quicktime-Feuerwerk
Grafik/Technik
  • Schöne Zwischensequenzen, ...
  • Emotionen der Figuren spiegeln sich gut in ihren Gesichtern wieder
  • Eisplanet wird grafisch gut eingefangen
  • Hübsche Eis- und Schleimtexturen
     
  • ... die unter Tearing leiden
  • Übertriebene Gestik der Charaktere
  • Bildrate bricht ab und an ein
  • Teils schwache, nachladende Texturen
Sound/Sprache
  • Sehr gute deutsche Sprecher
  • MP3-Liste für den Mech
  • Sound unpassend gruselig
  • Dialoge überschneiden sich manchmal
  • Einige Schreibfehler in den Untertiteln
Multiplayer
  • Mehrere Spielmodi wie Deathmatch, Capture the Flag und Wellenmodus
  • Koop-Modus wurde gestrichen
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Userwertung
6.6
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Action
16
Spark
Capcom
30.08.2013
PCPS3360XOne
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Karsten Scholz 30. August 2013 - 17:36 — vor 10 Jahren aktualisiert
lolaldanee 14 Komm-Experte - 1949 - 30. August 2013 - 18:04 #

ein spiel das abgestraft wird weil es zu lang ist, dass ich das noch erlebe *schnüff*
der wahn immer auf kurzen spielen rumzuhacken geht mir sowas von auf den senkel, gibt es doch nichts ärgeres als spiele die unnötig gestreckt sind
bestes beispiel ist dragon age 1: wäre das spiel nur halb so lang gewesen und hätte nicht jeden dungeon ins unendliche gestreckt wäre es um ein gutes stück besser gewesen!

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 30. August 2013 - 18:30 #

Angesichts der Vita von Spark Unlimited hätte sich das Capcom eigentlich denken können. Schade um die Marke.

BFBeast666 14 Komm-Experte - 2094 - 31. August 2013 - 1:06 #

Amen. Und ich dachte, nach "Operation Racoon City" hätten sie ihre Lektion gelernt. Hoffentlich besinnen sich Namco, Capcom und Co wieder auf gute japanische Handwerkskunst, anstelle ihre Flagschiffmarken im Westen verhunzen zu lassen. Seien wir mal ehrlich - was ist denn bisher Gutes aus dieser Idee entsprungen? Nix. Aber das ist eh eins meiner Lieblingsthemen, deswegen halt ich die Klappe, bevor ich in einen erneuten Mega-Rant ausufere...

Ich will wieder ein Postkartenlandschaft-Megadrift-Ridge-Racer! Und nicht so einen dämlichen F2P-Unbounded-Nachschlag. Ups, falsches Thema :)

bsinned 17 Shapeshifter - 8200 - 30. August 2013 - 18:34 #

Außer bei einem Video von den Rawiioli-Jungs hab ich noch nie Spass mit Lost Planet gehabt und das scheint sich mit Teil 3 auch nicht zu ändern.

Sciron 20 Gold-Gamer - 24182 - 30. August 2013 - 18:36 #

Eigentlich schade drum, da man sich ja wieder mehr am recht guten 1. Teil orientiert hat. Das mit der kurzen Unverwundbarkeit bei der Ausweichrolle, kann aber durchaus so gedacht sein. Kommt eigentlich auch in anderen Spielen häufig vor, dass man bei solchen Aktionen diese ominösen "Invincibility Frames" hat.

Serenity 15 Kenner - 3520 - 30. August 2013 - 19:17 #

Der fehlende Coop ist für mich das Haupt-KO-Kriterium, vieleicht mal bei nem Steam-Sale aber ich hab noch genügend anderes Futter... Danke für den Test

FPS-Player (unregistriert) 1. September 2013 - 10:03 #

Ich hab mal ca. eine Stunde in das Spiel bei einem Kumpel reingeschaut und muß sagen, das die Zwischensequenzen ein wirklich hohes Niveau haben, die Mimiken sind absolut hervorragend, mMn.

Das Spiel selbst finde ich hingegen sehr langweilig. Hat man alles schon mal gesehen.