Little Nightmares 2

Little Nightmares 2 Test+

Mehr Action, weniger Rätsel

Benjamin Braun / 9. Februar 2021 - 17:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Steckbrief
PCPS4PS5SwitchXOneXbox X
Action
Jump-and-run
16
Tarsier Studios
Bandai Namco
11.02.2021
Amazon (€): 42,49 (), 57,89 (PlayStation 4), 29,99 (), 35,12 ()

Teaser

Nach dem Überraschungserfolg des Vorgängers hoffen viele Fans auf einen mindestens ebenbürtigen Nachfolger. Tatsächlich machen die Tarsier Studios vieles anders. Doch machen sie es auch besser?
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal

Ganz aus eigener Kraft hätten es die Tarsier Studios aus dem schwedischen Malmö wohl nicht geschafft, aus ihrem Puzzle-Plattformer Little Nightmares (im Test, Note: 8.0) einen Millionenseller zu machen. Aber Publisher Bandai Namco hatte das Potenzial des Spiels offenkundig früh erkannt – und widmete dem schließlich 2017 veröffentlichten Grusel-Abenteuer den Großteil seines Messestandes auf der Gamescom 2016. Mehr als eine Million verkaufte Einheiten innerhalb des ersten Jahres und etwa zwei Millionen seit Release sind aber allein durch das Marketing des japanischen Branchenriesen nicht zu erklären. Die Qualität des gruseligen Spiels mit Tim Burton-Anleihen sprach für sich selbst und so erklärt sich auch meine durchaus hohe Benotung im Test.

Nun, beinahe vier Jahre nach der Erstveröffentlichung, setzen die Tarsier Studios die Serie mit Little Nightmares 2 fort – in einem anderen Setting und mit einer neuen Hauptfigur. Doch ganz verzichten müsst ihr auf die Hauptfigur des Erstlings, Six, nicht. Sie wird euch im Nachfolger immer wieder begleiten. Ich habe die fünf Kapitel mit Held Mono und Sidekick Six bereits vor Release auf der Xbox Series X durchspielen. Ob Little Nightmares 2 dem erhöhten Erwartungsdruck standhält, wie gut die Puzzles sind und ob die Begleiter-Mechanik nervt oder doch gelungen ist, erfahrt ihr hier sowie im oben eingebetteten 4K-Testvideo.
Der Weg durch diesen Korridor ist mit Trial and Error nicht unbedingt treffend bezeichnet. Allerdings ist aufgrund der Kamera der Abstand zu den Armen nicht optimal erkennbar, weshalb man auch bei aller Vorsicht leicht gepackt werden kann und stirbt.


Ein Held kommt selten allein

Während ihr im ersten Teil noch ausnahmslos mit Six unterwegs wart und einen Weg durch den sogenannten Schlund bahnen musstet, übernimmt in Little Nightmares 2 Mono die Rolle des Protagonisten. Der kleine Junge, der sein Antlitz unter einer Papiertüte verbirgt, ist in seinem Abenteuer aber nicht auf sich allein gestellt. Bereits früh im Spiel befreit er Six aus den Fängen eines menschenmordenden Jägers nahe seiner Heimatstadt Pale City. Monos Ziel ist es, den "dünnen Mann" zur Strecke zu bringen, der die Bewohner seiner Heimat in willenlos mordende und äußerlich mehr als groteske Kreaturen verwandelt. Der Ursprung seines Handelns liegt in einem Funkturm, von dem aus er ein TV-Signal ausstrahlt, das die Menschen genauso zu ihrem Nachteil verändert und verblödet wie deutsches Privatfernsehen.

Grob die Hälfte der Spielzeit seid ihr auf dem Weg zum Funkturm gemeinsam mit Six unterwegs. Direkt spielbar ist immer nur Mono, der aus dem Vorgänger bekannte Sidekick unterstützt euch aber auf eurer Reise. So gut wie alle Aktionen von Six erfolgen automatisch. Sie gibt Mono etwa an höher gelegenen Kanten eine Räuberleiter, schiebt gemeinsam mit ihm besonders schwere Objekte oder klimpert auf Klaviertasten, um einen Feind abzulenken. Es gibt zwar eine Funktion, mit der man Six herbeirufen kann, die kommt allerdings so gut wie nie zum Einsatz. Das Mädchen, das erst später wieder ihren gelben Regenmantel trägt, folgt euch fast immer auf Schritt und Tritt und agiert autonom. Da man ihr aber auch immer wieder helfen muss fühlt es sich dennoch beinahe so an, als würde euch ein echter Mitspieler begleiten.
Mono ist zum Teil gemeinsam mit Six, der Protagonistin aus Teil 1, unterwegs. Sie agiert weitestgehend autonom. Wenn sie aber automatisch dabei hilft, diesen Baum umzustoßen, fühlt es sich fast wie ein echter Mitspieler an.


Mehr Action als in Teil 1

Little Nightmares 2 spielt sich insgesamt ziemlich ähnlich wie der erste Teil, bietet also eine recht simple Steuerung mit Klettern, Rennen, Schleichen und Greifen. Auch sonst ähnelt die Spielmechanik der des Vorgänger sehr. Es gibt recht klassische Plattformer-Passagen, Schalter- sowie teils physikbasierte Rätsel. Heimlich vorgehen und sich im rechten Moment verstecken müsst ihr euch ebenfalls immer wieder, während ihr euch beispielsweise durch einen Klassenraum bewegt und keinesfalls entdeckt werden dürft. Denn andernfalls fängt euch die mörderische Lehrerin mit ihrem schlangenartig ausfahrbaren Kopf ein und frisst euch. Oder aber die nicht weniger widerlichen Schüler eröffnen die Jagd auf euch.

Den Anspruch der Rätsel schrauben die Entwickler insgesamt noch einmal herunter und betonen, ungeachtet der genannten Schleichabschnitte, die Action. Es gibt entsprechend häufiger äußerst dramatische Fluchtpassagen, bei denen ihr rennend, geduckt oder in Kombination auch rutschend vor den Häschern flüchten müsst, was den Puls gerade auch aufgrund der exzellenten Sounduntermalung besonders stark in die Höhe schießen lässt. Darüber hinaus gibt es nun auch Kämpfe, bei denen ihr euch an bestimmten Punkten einen Hammer oder Ähnliches greift, um die Keramikschädel der fiesen Pennäler einzuschlagen oder auch einen womöglich vom "Eiskalten Händchen" inspirierten Gegnertyp auf die Finger zu klopfen. Überhand nimmt die Action aber nicht. Tatsächlich habe ich Little Nightmares 2 nicht zuletzt auch deshalb atmosphärisch als noch dichter als Teil 1 erlebt.
Spielerisch bietet Little Nightmares 2 eine ähnliche Mischung wie der Vorgänger. An manchen Punkten muss aber nun auch gekämpft werden. Allgemein legt der Actionanteil zu Ungunsten der Rätsel zu, was jedoch die Atmosphäre insgesamt eher erhöht.
 

Mehr Trial als Error

Im Vergleich zum ersten Teil legen die Tarsier Studios, die erneut auf die Unreal Engine 4 setzen, auch technisch zu. Das gilt gar nicht so sehr für die grafische Güteklasse, die wie gehabt weit weniger von Textur- oder Effektqualität als vielmehr vom Artdesign lebt, sondern vor allem für die Ladezeiten. Denn wo man insbesondere auf den Konsolen nach einem unfreiwilligen Tod auch mal 30 Sekunden und mehr auf den Wiedereinstieg beim letzten Checkpoint warten musste, vergehen auf PC (gemessen an der von mir gespielten Preview-Version) und der Testversion auf Xbox Series X weniger als fünf Sekunden.

Nerven kann die Wartezeit aber dennoch. Das liegt jedoch daran, dass es die Entwickler in einzelnen Situationen mit den Trial-and-Error-Prinzipien übertreiben. Klar würde die Atmosphäre eher leiden, wenn man beim ersten Versuch ohne Pixeltod durchkäme. Neben der insgesamt etwas zu stark ausgeprägten Notwendigkeit, Situationen auswendiglernen zu müssen, nervt Little Nightmares 2 später aber auch vermehrt mit recht weit auseinanderliegenden Checkpoints. Diese treten häufig in Situationen auf, in denen ich ich aufgrund der nicht immer idealen Kamera nur schwer abschätzen kann, ob ich seltsam lebendigen Prothesenarmen in einem Korridor mit einem halben Schritt nach links oder rechts auf einmal zu nahe komme. Es ist nicht so schlimm, wie es gerade vielleicht klingt. Aber häufiger als in Teil 1 hatte ich das Gefühl, die Entwickler wollten irgendwie die Spielzeit erhöhen.

Insgesamt geht der Plan auf. Ich hatte für Teil 1 (Grundspiel ohne DLCs) etwa 3,5 Stunden, vielleicht vier gebraucht. In Little Nightmares 2 liefen nach etwa 4,5 Stunden die Credits über die Mattscheibe. Das klingt zwar immer noch nach wenig, ist allerdings für Puzzle-Plattformer ziemlich normal, eher sogar "leicht mehr". Außerdem hatte ich nicht jeden Bonusraum und jedes Sammelobjekt entdeckt. Zumindest Komplettierer können also noch eine, zwei Stunden auf die Spielzeit aufschlagen.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Dennis Hilla (GamersGlobal)

 
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Meinung: Benjamin Braun

Ich bin allgemein großer Fan von düsteren Puzzle-Plattformern, und atmosphärisch gehört Little Nightmares 2 eindeutig mit zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Der Sound, das Artdesign, die Musik, da kommt durchweg Stimmung auf, vom latenten Gefühl der Bedrohung bis hin zur Panik. Das ist richtig gut gemacht und leidet auch nicht mehr so stark unter technischen Schwächen wie Teil 1.

Spielerisch bietet Little Nightmares 2 zudem eine große Vielfalt mit klassischen Plattformer-Passagen, Schleichabschnitten und besonders dramatischen Fluchtsequenzen. Auch das neue Kampfsystem ist eine Bereicherung, obgleich gerade dort das Trial-and-Error-Prinzip besonders stark ausgeprägt ist. Was etwas zu kurz kommt, sind die Rätsel. Nicht bezogen auf deren Anzahl, aber auf den Anspruch. Denn gefordert werden die grauen Zellen nur selten.

Unterm Strich aber gelingt den Tarsier Studios eine kleine Steigerung zu Teil 1, sowohl rein qualitativ als auch bezogen auf den Umfang. Damit ist das Abenteuer mit Mono und Six ein klarer Pflichtkauf für Freunde von Puzzle-Plattformern, mit dem auch weniger Genre-affine Spieler gut vier bis fünf Stunden Spaß haben können.
 
Little Nightmares 2 Xbox X
Einstieg/Bedienung
  • Meist sehr fair gesetzte Checkpoints ...
  • Eingängige, simple und intuitive Eingabe mit Gamepad
  • ... die später teils sehr weit auseinander liegen
  • Kameraperspektive trotz Schwenkbarkeit bisweilen hinderlich (besonders im Kampf)
  • Maus-Tastatur-Steuerung nicht zu empfehlen
Spieltiefe/Balance
  • Viele Rätsel ...
  • Fürs Genre ordentliche Länge ...
  • Sehr abwechslungsreiches Spieldesign
  • Kampfsystem bietet mehr spielerische Vielfalt
  • Packende Fluchtsequenzen
  • Durchweg dichte Atmosphäre
  • Sidekick-Mechanik mit positivem Einfluss auf Spielgefühl
  • Viele optionale Ziele für Intensivspieler
  • ... aber überwiegend viel zu leicht
  • ... aber mit 4-5 Stunden trotzdem eher kurz
  • Trial-and-Error nimmt teils Überhand
Grafik/Technik
  • Hübsche Charakteranimationen
  • Schönes düster-groteskes Artdesign
  • Angenehm kurze Ladezeiten (Xbox Series X)
  • Gelegentliche Fehler bei der Kollisionsabfrage
Sound/Sprache
  • Fantastische Soundeffekte
  • Exzellente Musikuntermalung
 
Multiplayer

Nicht vorhanden
 
8.0
Userwertung8.3
Mikrotransaktionen
nein
Hardware-Info
Keine Besonderheiten
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
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Amazon.de Aktuelle Preise (€): 42,49 (), 57,89 (PlayStation 4), 29,99 (), 35,12 ()
Benjamin Braun 9. Februar 2021 - 17:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 9. Februar 2021 - 12:14 #

Viel Spaß beim Lesen und Schauen!

Specter 18 Doppel-Voter - 11710 - 9. Februar 2021 - 18:04 #

Super, ist bereits laaange für Switch vorbestellt!

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440706 - 9. Februar 2021 - 20:49 #

Ich wollte ja eigentlich gerade mögliche Fragen beantworten. Aber offenbar spricht das Review für sich. ;)

Maryn 15 Kenner - - 3914 - 9. Februar 2021 - 23:43 #

Sehr schön, mal wieder ein Test von Benjamin!
Jetzt muss ich zunächst den ersten Teil glaube ich doch mal nachholen!

xan 18 Doppel-Voter - P - 11651 - 10. Februar 2021 - 0:08 #

Ich würde ja direkt zuschlagen, aber 4-5 Stunden Spielspaß, puh.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75374 - 10. Februar 2021 - 0:55 #

Schade, dass sie es etwas mit dem Trial & Error übertreiben und die Rätsel zu leicht sind, aber ansonsten schaut es nicht schlecht aus und der Vorgänger hat mir auch gefallen, werd es also sicher irgendwann spielen. ;)

Maestro84 19 Megatalent - - 18467 - 10. Februar 2021 - 7:34 #

Die Demo hat mir schonmal nicht zugesagt.

Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 10. Februar 2021 - 8:40 #

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StefanH 26 Spiele-Kenner - - 65058 - 10. Februar 2021 - 9:19 #

Den ersten Teil habe ich mir vor kurzem für den PC gratis gesichert, da mir die Demo für den 2. Teil auf der Switch echt gut gefallen hat. Scheint ja auch richtig gut geworden zu sein, aber ich will erst mal den ersten Teil durchspielen... Hach, wieso hat ein Tag so wenig Zeit?!? Wobei die ja zum Glück etwas kürzer sind.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130157 - 10. Februar 2021 - 12:07 #

Teil 1 war schon ganz nett, der hier wird bestimmt auch irgendwann mal gespielt. Hat aber, trotz des positiven Test, keine Eile.