Die Rätsellösungen sind teils abstrus. Manchmal führt Ausprobieren schneller zum Ziel als Nachdenken.

Sprechertext zu Leisure Suit Larry - Wet Dreams Don't Dry

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Hallo liebe Spielefreunde, mein Name ist Benjamin Braun und ich begrüße euch herzlich zum GamersGlobal-Test zu Leisure Suit Larry - Wet Dreams Don't Dry, dem Point-and-Click Sequel zu Al Lowes legendärer Adventure-Reihe. Darin klickt ihr euch in klassischer Genre-Manier durch das Abenteuer, löst Inventar- und Kombinationsrätsel und bekommt es wie üblich mit schlüpfrigem Humor zu tun.

Wie es sich für ein klassisches Point-and-Click-Adventure gehört, sammelt ihr natürlich auch im neuen Leisure Suit Larry alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist. Egal ob XL-Kondom, Goldzahn oder Schnürsenkel, alles landet zunächst in eurem Inventar, in dem ihr wie gewohnt Objekte miteinander kombiniert oder mit der Umgebung verwendet.

Ganz logisch fallen die Kombinationen dabei vielleicht nicht immer aus. Wenn ihr etwa eine Ratte mittels eines nach Käse riechenden Dildos anlockt und mitsamt anderer Hilfsmittel dann auch einfangt, dann erschließt sich das auch für einen Larry Laffer nicht von selbst. Dank der recht linearen Ausrichtung des Spiels und der begrenzten Anzahl an Schauplätzen, sollte ihr allerdings selten längere Zeit festhängen.

Es gibt allerdings Ausnahmen. Denn obwohl bei der Untersuchung von Objekten oder auch in den Kommentaren der NPCs sachdienliche Hinweise verborgen sind, führt teils nur Ausprobieren zum Ziel. Einen dezenten Hinweis auf die Wertminderung einer Sammlerfigur im Wert von 1000 Dollar gibt es zwar. Aber mit welchem Objekt ich das erreiche, habe ich nur durch Zufall rausgefunden, nachdem ich zuvor 30 Minuten ohne Möglichkeit eines Fortschritts, an anderer Stelle jeden Schauplatz noch mal abgraste.

Abseits solcher Aussetzer aber machen die Rätsel Spaß, eben gerade auch, weil sie so althergebracht sind und in gewissen Grenzen sogar Freiheiten bei der Lösungsreihenfolge zulassen. Aber eben nur zum Teil. Zudem ist die Verzahnung mehrerer parallel verfügbarer Aufgaben bei weitem nicht so gut gelöst wie etwa die Suche nach den Kartenteilen in Monkey Island 2.

Überhaupt versteckt Leisure Suit Larry seine hohe Linearität manchmal ziemlich schlecht. Ein bestimmtes Objekt, das im Sex-Shop anfangs von Charakter Dick verdeckt wird – und ja, der heißt nach Larry-Gesetz nicht zufällig so – kann eben erst nach einem anderen Storyfortschritt und Dicks Positionswechsel in der Spielwelt überhaupt aufgenommen werden. Eine Straße kann ich später ohne sinnvollen Grund plötzlich weiter herunter laufen, wodurch ein Fitnessstudio als neuer Schauplatz  zugänglich wird.

Richtig nervig wird das Spiel dadurch allerdings nie und nutzt trotz seines klassischen Ansatzes auch moderne Komfortfeatures wie eine Hotspotanzeige, von der ich auch regen Gebrauch gemacht habe. Die Möglichkeit, im Spiel das Zeitliche zu segnen, deutet Leisure Suit Larry zum Glück ebenfalls nur an. Stirbt Larry Laffer nämlich etwa beim Ziehen eines Steckers, wird er nach kurzer Zeit ohne Verlust wieder an den Sterbeort zurückversetzt.

Zwischen den einzelnen Schauplätzen wechselt ihr mit den "Unter"-Taxis. Wo sich wichtige Charaktere finden, die euch auf "Timber" hinzugefügt haben, seht ihr an den Charaktericons.

Spaß macht das neue Larry-Abenteuer aber nicht zuletzt aufgrund seiner Dialoge, die zu einem wesentlichen Teil vom Autor Falko Löffler stammen. Der war zuvor unter anderen als Chefautor bei so ziemlich jedem Deck13-Adventure aktiv, von allen drei Teilen der Ankh-Reihe bis hin zu Jack Keane oder sogar dem Rollenspiel Venetica. Man muss die Art des Humor schon mögen, der serientypisch schlüpfrig geraten ist, ohne dabei allerdings die Güteklasse der ersten Serienteile von Larry-Vater Al Lowe zu erreichen.

Der deutsche Entwickler Assemble Studios transportiert den Humor aber dennoch gut in die heutige Zeit, was ihr durchaus auch wörtlich nehmen könnt. Denn Larry wird im Rahmen der Handlung praktisch aus dem Jahr 1987 in die Gegenwart teleportiert. Da dürfen Themen wie Social Media, der Drang nach Selbstdarstellung Einzelner oder die Rolle von Konzernen wie Apple natürlich nicht fehlen.

In der ersten Stunde wirkt das noch bisweilen künstlich, übertrieben und teils unnötig in die Länge gezogen, wenn etwa Influencerin Becky gefühlt minutenlang über das sogenannte „Instacrap“ ihre Erlebnisse für ihre Follower dokumentiert. Im weiteren Verlauf gelingt Assemble jedoch eine wesentlich bessere Integration der modernen Themen, genauso wie popkulturelle Anspielungen auf Star Wars, Cybersex und sonstige Phänomene der heutigen Zeit. Und auch auf Referenzen auf die Vorgänger müssen Fans hier nicht verzichten.

Hier und dort fehlt dem Humor vielleicht ein wenig der Feinsinn dafür, wann klischeehafte Witze über Homosexuelle, Minderheiten wie indianische Ur-Einwohner der USA oder auch Veganer lustig oder einfach nur billig sind. Anderseits hat die Leisure-Suit-Larry-Reihe eben auch nie viel auf Konventionen gegeben. So richtig über die Stränge schlägt das Spiel dabei aber ohnehin nie – oder allenfalls in Ansätzen. Die Sprecher leisten dabei meist gute Arbeit, hier und dort stimmen die Betonungen jedoch nicht ganz.

Wünschenswert wäre gewesen, dass die NPCs im Dialog nicht jeden Mist erst noch mal wiederholen müssen, auch wenn jede einzelne Sprechzeile per Mausklick abgekürzt werden kann. Da hinterlässt Leisure Suit Larry bisweilen den Eindruck, dass die Entwickler Spielzeit herauskitzeln wollen. Nötig hätte das Spiel es allerdings kaum. Denn obwohl die Anzahl an Schauplätzen und NPCs sehr überschaubar bleibt, könnt ihr mit acht bis zehn Stunden Spielzeit rechnen – bei dialogüberspringenden Schnelllesern geht es aber sicherlich auch schneller.

Und damit möchte ich zu meinem persönlichen Fazit kommen: Leisure Suit Larry - Wet Dreams Don't Dry erreicht mit seinem teils recht billigen Humor vielleicht nicht ganz das (in dicken Anführungszeichen) clevere Niveau der Vorlage von Sierra-Ikone Al Lowe. Aber dennoch gelingt dem deutschen Anbieter Assemble Studios ein Adventure, das dem Original gerecht wird. Einzelne der Rätsel mögen so abstrus sein, dass sie selbst innerhalb der eigenen Spiellogik nur begrenzt Sinn ergeben – und hier und dort ist mir das Spiel trotz gewisser Freiheiten zu linear.

Nachdem mich die erste Spielstunde beinahe schon gelangweilt hatte, erreicht der neue Larry-Teil sowohl beim Humor als auch bei der Spielmechanik insgesamt ein gutes Niveau. Ein Meisterwerk ist Wet Dreams Don't Dry sicherlich nicht, aber gerade verglichen mit dem grottigen Versuch des Berliner Studios Silver Style, Simon the Sorcerer vor einigen Jahren wiederzubeleben, spielt Larry in einer deutlich höheren Liga.

Schade ist, dass das Spiel noch mehr hätte erreichen können, auch wenn das am Ende am Budget und nicht am Können gescheitert sein mag. Mehr und facettenreichere Animationen hätte es ebenso geben können wie ein höheres Maß an spielerischer Freiheit. Auch sitzt nicht jede Betonung der an sich guten Sprecher. Das ändert aber nichts daran, dass ich das Spiel Genre-Freunden bedenkenlos empfehlen kann.

Im Inventar müsst ihr ab und zu auch Objekte miteinander kombinieren. Neue Objekte hebt das Spiel mit einem Symbol hevor.