Geld regiert die Welt

Kingdom Two Crowns Test+

Hagen Gehritz 18. Dezember 2018 - 14:13 — vor 5 Jahren aktualisiert
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Während eines Blutmondes überrennen besonders viele Habsüchtige das Reich.
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Sprechertext zu Kingdom Two Crowns

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Hallo da draußen! Hier ist Hagen Gehritz für GamersGlobal mit dem Test zu Kingdom Two Crowns vom Indie-Entwickler Noio. Der Mix aus Aufbau-Simulation und Tower Defense setzt auf eine clever reduzierte Mechanik: Ich erkunde die 2D-Welt aus der Seitenansicht, erbaue meine Festung, rekrutiere Untertanen und schlage Wellen von Monstern zurück. All das nur, indem ich nach links oder rechts reite und per Knopfdruck Münzen investiere. Die mittelalterliche Welt der Kingdom-Reihe erstrahlt dabei wieder einmal in minimalistischer und doch detaillierter Klötzchengrafik: Der König oder die Königin ist hoch zu Ross mittig im Bild, dahinter erstrecken sich weite Panoramen, die sich im Fluss im unteren Drittel des Bildes spiegeln. Die zentralen Neuerungen im dritten Teil der Reihe sind Koop und eine zusammenhängende Kampagne statt Roguelike-Leveln.

Mein Herrscher regiert wortwörtlich mit Geld die Welt. Neu auf einer Insel angekommen errichte ich mit meinem Startkapital ein Lager in der Mitte der Karte. Zwei Heimatlose in der Nähe werden für je einen Taler zu Bürgern. Dann kaufe ich beim Handwerker im Lager einen Hammer und daneben einen Bogen, die von den Bürgern dort abgeholt werden. Der frischgebackene Bogenschütze jagt Hasen und gibt mir die Münzen, die sie hinterlassen. An einem Hügel hinterlege ich den darüber angezeigten Preis und der neue Handwerker klöppelt sogleich einen Wall. Das ist schon das ganze Prinzip: Meine Majestät bewirft dekadent Interaktionspunkte mit Geld und schaut, was passiert. So reduziert der indirekte Aufbau ist, spielt er sich doch vielseitig.

Soll mein Reich wachsen, muss ich weitere Untertanen in den Wäldern anheuern. Von mir markierte Bäume werden gerodet, somit ist Platz für neue Mauern, zwischen denen weitere Nutzgebäude Platz finden. Neue Möglichkeiten eröffnet zudem die Erkundung. Für bessere Gebäudestufen muss ich etwa einen Steinbruch finden. Verstreute Edelsteine verstopfen die begrenzte Geldbörse ganz schön, schalten aber entdeckte Interaktionspunkte frei. Dann findet mein Monarch zum Beispiel exotische Reittiere wie eine Riesenechse. Schließlich segele ich nach der Reparatur eines Schiffswracks zur nächsten der fünf Inseln der Kampagne. Die Ruinen im Hintergrund geben jeder Insel Wiedererkennungswert, meine Reiche mit ihren teils zufälligen Häuseranordnungen dagegen sind austauschbar. Da auch nur Nutzgebäude und keine dekorativen Wohnhäuser entstehen, fehlt das Gefühl, eine richtige Siedlung aufzubauen.

Um den Tag voll zu nutzen, jage ich so oft es geht im Gallop über die Karte. Der Sonnenuntergang mahnt dann zur Rückkehr. Geht meinem Gaul aber auf dem Rückweg die Puste aus, holen mich die Habgierigen ein, die nachts aus Portalen auf meine Mauern zustürmen. Die gesichtslosen Biester sind total scharf auf meine Krone. Fällt sie ihnen in die schleimigen Hände, starte ich wieder auf der ersten Insel in einem beschädigten Reich. Auch hier greift die clevere Universalmechanik des Geldes, das auch die Funktion von Lebenspunkten einnimmt: Die Habsüchtigen sind nun mal habsüchtig, also rennen sie mit der erstbesten Beute wieder davon. Die Monster nehmen meinen Leuten erst das Werkzeug und danach den Taler, dann muss ich sie neu anwerben. Ist noch Geld in meiner Börse, nehmen sie erst das.

Hinter den äußersten Wällen und auf Türmen versammelt wehren meine bewaffneten Einheiten die links und rechts anrennenden Gierlappen ab, bis die Morgenröte sie vertreibt. Natürlich werden die Angriffe jede Nacht heftiger. Wenn hausgroße und fliegende Gegner ankommen, habe ich hoffentlich entsprechend vorgesorgt. Mit Rittern drehe ich den Spieß jedoch um und greife ihre Portale an.

Kingdom Two Crowns erklärt aber nur die ersten Schritte. Die ganzen Feinheiten soll ich schön allein raus finden. Es wird nicht mal erwähnt, dass die Kampagne ein Endziel hat. Für Neulinge steht vor überlegten taktischen Entscheidungen daher eine lange Folge von Versuchen und Aha-Momenten. So folgt auf ein „Ooh!“ angesichts der beschaulichen Jahreszeitenwechsel mit großer Sicherheit ein „Aah!“, sobald das Geld ausgeht, weil im Winter Jagd und Landwirtschaft als Geldquellen ausfallen. Lässt sich der Spieler drauf ein, macht es Spaß, immer wieder Neues zu lernen und die überschaubaren Wechselwirkungen zu entdecken.

Andererseits sind die Folgen des eigenen Handelns in der Kampagne dauerhaft und so muss ich bei zu vielen Fehlern ein neues Spiel anfangen, da Entscheidungen nicht rückgängig gemacht werden können. Starte ich aus Versehen nachts ein Mauerupgrade gibt es kein Zurück und die Monster marschieren einfach durch die Baustelle. Auch abseits davon wirkt Kingdom Two Crowns bisweilen nervig unlogisch. Besonders ärgerlich ist das in Kombination mit einigen Bugs, da bei einem so vage kommunizierten Regelwerk die Folgen von Handlungen eindeutig sein sollten. Ist das normal, dass der Händler vor der Mauer stehen bleibt? Ist sein Dienst irgendwann aufgebraucht? Ich weiß es schlicht nicht.

Die zwei Kronen im Titel verraten, wie viel Wert der Entwickler dem neuen Koop-Modus beimisst. Beim Anspielen einer Insel im lokalen Koop schien mir das dem Spielprinzip nicht viel Relevantes hinzuzufügen. Es ist schlicht einfacher, jede Seite einer Insel im Auge zu behalten, dafür muss auf die Geldaufteilung geachtet werden. Die Kampagne hat dagegen für mich das Spielgefühl bereichert. In dem ich etwa gezielt Edelsteine für einen anderen Level aufhebe kommt noch eine Spur Strategie in den royalen Alltag. Die Inseln bieten durch ihre unterschiedliche Ressourcenverteilung eine angenehm steigende Schwierigkeitskurve. Nach einem Game Over gelingt der Wiederaufbau dank niedriger Kosten flott. Da nach dem Tod die Jahreszeiten und Gegnerwellen auch zurückgesetzt werden, kriege ich nach einem Fehlschlag also einen netten Startvorteil.

Fanfare bitte! Ich komme zum Fazit: Das minimalistische, aber doch komplexe Spielprinzip von Kingdom Two Crowns übt eine große Sogwirkung auf mich aus. Als indirekt gesteuerte Aufbausimulation in 2D bietet es eine besondere Spielerfahrung. Wegen des Mangels an Erklärung fällt mir kein Zacken aus der Krone. Vielmehr empfinde ich die experimentelle Lernphase als unterhaltsam, wenn auch manchmal ärgerlich. Als Veteran kenne ich die allermeisten Elemente aber bereits aus dem Vorgänger. Es gibt nur ein paar Detailänderungen und einige neue Einheiten und Upgradestufen, die entdeckt werden wollen.

Die Abkehr vom harten Roguelike zur stetig fortschreitenden Kampagne beinhaltet zwar die Gefahr, sich in eine Sackgasse zu spielen, ist für mich aber eine willkommene Änderung. Der Spielfluss in Kingdom Two Crowns fühlt sich runder an, da ich nicht jedes Mal denselben anfänglichen Spielaufbau abspulen musste. Das Koop-Spiel erschien mir dagegen in meiner Probepartie eher oberflächlich und verursachte zudem so einige Fehler beim Wechsel vom Koop- zurück zum Solomodus.

Schade ist, dass zwar die Inseln durch ihre Hintergründe leicht zu identifizieren sind, meine Reiche aber total austauschbar und leblos erscheinen. Trotz der neuen Elemente bleiben auch einige alte Schwächen der Serie. So gerät der Spielfluss immer noch arg ins Stocken, wenn nur wenig Geld nachkommt und wenn erst mal bestimmte Boni freigeschaltet sind, kommt bis zu den anspruchsvolleren Gegnerwellen etwas Monotonie auf. Meine persönliche Wertung lautet daher 7.0 von 10.

Diesen Test gibt es als Video, Audio und Text. Weitere Fakten zum Spiel erfahrt ihr auf GamersGlobal.de.
 
Dank eines Eremiten sitzt nun dieses stattliche Horn auf den Zinnen. Doch was tut es? Nur Versuch macht klug.
Hagen Gehritz 18. Dezember 2018 - 14:13 — vor 5 Jahren aktualisiert
Hagen Gehritz Redakteur - P - 174686 - 14. Dezember 2018 - 14:38 #

Ich wünsche viel Spaß beim Anhören, Anschauen und Anlesen!

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 18. Dezember 2018 - 14:20 #

Danke Hagen, das klingt ganz interessant. Weißt Du, ob es das auch für MacOS geben wird?

Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 18. Dezember 2018 - 14:25 #

Laut Steam ist es auf MacOS lauffähig.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 18. Dezember 2018 - 20:37 #

Laut Gamers Global-Steckbrief auch.
;)

misc 18 Doppel-Voter - 11081 - 21. Dezember 2018 - 2:00 #

Eine iOS-Version scheint - wie schon beim Vorgänger - auch noch geplant zu sein.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174686 - 22. Dezember 2018 - 17:46 #

Die wird wohl aber noch einige Zeit brauchen. Zumindest gibt Publisher Raw Fury noch nicht mal ein geschätztes Veröffentlichungsdatum heraus.

hex00 18 Doppel-Voter - 10171 - 18. Dezember 2018 - 14:23 #

Danke für den Test!

Hyperlord 18 Doppel-Voter - 12024 - 18. Dezember 2018 - 14:28 #

Ich weiß nicht ... das Game lässt mich völlig kalt

Old Lion 27 Spiele-Experte - 77783 - 18. Dezember 2018 - 14:56 #

Klingt größtenteils toll. Nur kann ich auf den Bildern nix erkennen. Ich bin raus!

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29632 - 19. Dezember 2018 - 0:30 #

So schlechte Augen?

Zottel 16 Übertalent - 5546 - 19. Dezember 2018 - 9:21 #

Das Alter!

Sciron 20 Gold-Gamer - 24182 - 18. Dezember 2018 - 15:07 #

Das Konzept klingt interessant, nur bei "in eine Sackgasse spielen" war ich raus. Das wird mir dann wohl doch einfach zu frustig.

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 18. Dezember 2018 - 15:07 #

Werde es demnächst mal im Game Pass ausprobieren. Danke für den Test, Hagen!

-Stephan- 14 Komm-Experte - 2137 - 18. Dezember 2018 - 18:16 #

Ich habe das Spiel mal kurz im Xbox Gamepass ausprobieren wollen (da gibts auch den Vorgänger) und hing das ganze Wochenende dran :D Es ist trotz seiner grafisch und spielerisch eher limitierten Werte wirklich ein toller Zeitfresser und hat mir viel Spaß bereitet.

Nicht nur da hat sich der Gamepass wirklich rentiert, ich hätte das Spiel wohl sonst nicht beachtet.

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 18. Dezember 2018 - 18:48 #

Ja der Game Pass ist aktuell echt der Hammer. Habe gestern Ashen beendet.

zfpru 18 Doppel-Voter - 10896 - 18. Dezember 2018 - 18:57 #

Wenn es um zwei oder mehr Kronen geht, rate ich zum Termin beim Zahnarzt.

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 18. Dezember 2018 - 20:10 #

Oder beim Juwelier des Vertrauens.

Evoli 17 Shapeshifter - 8858 - 18. Dezember 2018 - 19:13 #

Ich glaube, das ist nicht mein Spiel...

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62092 - 18. Dezember 2018 - 19:28 #

Auf meiner Steam-Wunschliste ist es jedenfalls schon. ;)

manacor 14 Komm-Experte - 2583 - 18. Dezember 2018 - 19:42 #

vielen Dank für den Test - merke ich mir für die Switch vor.

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65103 - 18. Dezember 2018 - 20:26 #

Klingt echt gut, also das Spiel und der Test von Hagen. Mal sehen, wenn es in einem Sale ist.

Toxoplasmaa 21 AAA-Gamer - - 26003 - 18. Dezember 2018 - 22:13 #

Ein sehr schöner Test. Ich hab das Spiel mit Spannung erwartet ohne so richtig zu wissen worum es geht, da ich Teil 1 auch nie gekannt habe.

Die Pixelgrafik finde ich wunderschön anzuschauen mit dem Spielablauf kann ich bisher noch nicht so richtig viel anfangen...

Das ist nach dem Test jetzt ein ziemlich zweischneidiges Schwert für mich.

Im Moment habe ich eh kaum Zeit, viel zu tun und wenn dann andere Spiele.

Aber ich glaube ich werde dem Spiel trotzdem demnächst eine Chance geben.

RoT 21 AAA-Gamer - P - 26097 - 18. Dezember 2018 - 22:36 #

danke, schön getestet :D

Larnak 22 Motivator - 37541 - 18. Dezember 2018 - 22:40 #

Klasse Testvideo! Schöner Text und sehr gut gesprochen!

Epic Fail X 18 Doppel-Voter - P - 10456 - 18. Dezember 2018 - 23:57 #

Schönes Spiel, schöner Test!

Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 19. Dezember 2018 - 20:48 #

Schöner Test, da werde ich mal den nächsten Sale abwarten :-)

eksirf 18 Doppel-Voter - 11744 - 20. Dezember 2018 - 10:08 #

Schöner Test, der in etwa meine Erfahrungen wiedergibt. Ich finde auch den Preis in Ordnung - da muss man nicht unbedingt auf einen Sale warten.

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42937 - 20. Dezember 2018 - 11:21 #

Danke für den Test, werde mir das Spiel rabattiert für die Switch kaufen. Zum "Vollpreis" muss ich es jetzt nicht spielen.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40298 - 22. Dezember 2018 - 3:17 #

Danke für den Test. Hat mir gezeigt, dass das eindeutig nicht mein Spiel ist. Ist ja auch eine Erkenntnis :)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83902 - 24. Dezember 2018 - 11:54 #

Die Idee, sein Königreich auf diese Weise aufzubauen und zu verwalten, finde ich sehr faszinierend. Nur die Roguelike-Elemente haben mich immer abgeschreckt. Dass es diesmal eine Kampagne gibt, finde ich also sehr gut, allerdings klingt das für mich immer noch nicht so einladend, man muss ja anscheinend trotzdem immer wieder von vorne anfangen, wenn es blöd läuft.
Ich glaube, ohne diese Monsterinvasionen wäre das eher was für mich. In Aufbauspielen haben mich die eingestreuten Kämpfe eh schon immer gestört.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174686 - 25. Dezember 2018 - 15:00 #

So ein reines Aufbauspiel mit der begrenzten Perspektive von Kingdom hätte wirklich seinen Reiz.

In seiner Komplexität ist die Aufbaumechanik in Kingdom Two Crowns und den Vorgängern aber bewusst begrenzt und auf die Invasionen zugeschnitten. Ohne die Rahmung der Greed-Attacken – ohne die Notwendigkeit das meiste aus dem Tag herauszuholen, die unterschiedlichen Aufgaben von Untertanen bei Tag und Nacht einzurechnen und so weiter – gäbe es auch sehr wenig zu verwalten und es wäre spätestens dann die Luft raus, wenn ich alle Gebäudetypen gesehen habe. Wenn du auf die Greed am liebsten verzichten würdest, wirst du mit Kingdom also vermutlich wirklich nicht so glücklich.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83902 - 26. Dezember 2018 - 2:31 #

Der Aufbau- und Wirtschaftspart müsste dann natürlich entsprechend erweitert werden. ;-)
Ok, die Bedrohung durch Invasoren bringt natürlich zusätzliche Spannung und einen Grund, schnell seine Sachen in Ordnung zu bringen, damit man die Verteidigung aufbauen kann. Aber dass man aufgrund einer falschen Entscheidung dann später unweigerlich scheitert und weit zurückgeworfen wird, mag ich halt nicht so.

MachineryJoe 18 Doppel-Voter - 9259 - 28. Dezember 2018 - 20:06 #

Danke für den schönen Test!