Test: Würdige Fortsetzung

Jack Keane – Auge des Schicksals Test

Benjamin Braun 7. November 2012 - 19:51 — vor 11 Jahren aktualisiert
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Jack muss immer wieder Farbe bekennen und entweder Eve oder Amanda seine Zuneigung ausdrücken.
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Liebe zum Detail, Liebe zu TelltaleAnders als fast alle anderen deutschen Adventure-Studios hat Deck13 immer schon auf 3D-Grafik gesetzt. Anders als in Ankh oder dem ersten Jack Keane setzen die Entwickler diesmal jedoch nicht mehr auf die Ogre-, sondern auf die Fledge-Engine. Diese kommt auch im kommenden Hack-and-Slay Blood Knights vom selben Entwickler zum Einsatz. Auswirkungen auf den Stil oder die Grafikqualität hat dieser Wechsel aber nur bedingt. Klar ist die Grafik detaillierter und auch allgemein hochwertiger als vor fünf Jahren, im Vergleich zu aktuellen Spielen macht Jack Keane und das Auge des Schicksals aber keine beeindruckende Figur. Das liegt zum einen an den zahlreichen Matschtexturen, zum anderen an den teils hakeligen Animationen oder im Gegenzug übertriebener Gestik der Charaktere. Wir wollen allerdings nicht verschweigen, dass Deck13 bei den Animationen deutlich mehr zeigt als etwa ein Geheimakte 3, in dem Aktionen ständig einer Schwarzblende zum Opfer fallen. Außerdem bemerkten wir oft eine große Liebe zum Detail – Amanda stemmt zum Beispiel im Dialog mit einem blinden Wärter ihre Hände theatralisch in die Hüften, um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen.

Mit einer Entscheidung von Deck13 können wir uns allerdings nicht anfreunden: dem Verzicht auf ein vollständiges Point-and-click-Interface. Stattdessen haben sich die Entwickler für ein Modell wie in Telltale Games Tales of Monkey Island entschieden. Ihr steuert eure Figuren also entweder per WASD oder durch Gedrückthalten der linken Maustaste sowie Mausbewegungen. Gesprungen wird per Leertaste oder per Rechtsklick. Das bedeutet auch, dass Inventarobjekte untersucht werden, indem ihr die Objekte anklickt und dann auf ein Lupensymbol anwendet. Genauso wie das Inventarmanagement könnt ihr per Point and Klick aber auch Ausgänge anklicken, sodass die Spielfigur selbständig dorthin läuft. Das klappt auch bei den meisten Hotspots – wenn ihr sie denn findet. Es gibt zwar ein Highlighting-Feature dafür, das hebt aber nur Items optisch leicht hervor, die ihr einsammeln könnt. Man kann sicherlich lange über Hotspotanzeigen diskutieren, aber wir finden, dass sie optional und vollständig sein sollten. Alles in allem funktioniert das Steuerungssystem aber gut, es ist Deck13 sogar deutlich besser gelungen als Telltale Games. Insbesondere, da uns die Perspektivwechsel beim Erkunden der Umgebung nicht nerven, wie es etwa in Back to the Future der Fall ist.

Je weiter die Reise, umso größer die Käfer?
Alternativen
Fans humorvoller und anspielungsreicher Adventures sollten sich in jedem Fall die Fantasy-Persiflage The Book of Unwritten Tales (GG-Test: 9.0) und den Nachfolger Die Vieh-Chroniken (GG-Test: 9.0) anschauen. Wer es düsterer mag, aber nicht auf (schwarzen) Humor verzichten will, sollte einen Blick auf Der Fall John Yesterday (GG-Test: 7.0) riskieren. Düster und genauso wie Jack Keane komplett in 3D ist Centauri Productions' Krimi-Adventure Memento Mori 2 (GG-Test: 8.0). Geht es euch mehr um das Abenteurer-Feeling, sind Lost Chronicles of Zerzura (GG-Test: 8.0) und Lost Horizon (GG-Test: 9.0) zu empfehlen.
Allzu lang liegt die offizielle Ankündigung von Jack Keane und das Auge des Schicksals noch gar nicht zurück – und schon Ende August dieses Jahres sollte es in den Handel kommen. Um dem Spiel den letzten Feinschliff zu geben, hat Publisher Astragon das Spiel dann aber doch noch kurzfristig verschoben. Gerade im Vergleich mit der Version, die wir auf der gamescom im August gesehen haben, war das zweifellos eine richtige Entscheidung. Alle Bugs hat Deck13 dann aber doch nicht mehr entdeckt. Uns passierte es zum Beispiel an einer Stelle, dass plötzlich ein Teil unseres Inventarinhalts fehlte und wir keine Chance mehr hatten, weiterzukommen.

Dank der komfortablen Autosavefunktion, die immer neue Spielstände anlegt, mussten wir aber so gut wie nichts nachholen, als wir zum letzten Speicherpunkt zurückgingen. Aufgefallen ist uns auch, dass die Dialoge zum Ende hin nicht mehr ganz so sorgfältig abgemischt wurden und hier und dort die Lautstärke relativ stark schwankt. Immer wieder überlagern sich Ambient-Dialoge und sonstige Gespräche. Genauso wie die vielen kleinen Timingschwächen, wenn zwischen einem Kommentar Jacks und Amandas schlagfertiger Reaktion mehrere Sekunden vergehen, sind das aber alles Fehler, die problemlos mit einem Patch bereinigt werden können, und keine Grundsätzlichkeiten.

Äußerst positiv überrascht waren wir von der Performance, die bislang fast immer ein Schwachpunkt der Deck13-Spiele war. Ob das nun an der neuen Engine liegt oder an anderen Punkten: Bei uns lief das Spiel bei höchsten Grafikeinstellungen in 1080p auf einem normalen Spiele-PC konstant mit 60 Frames.

Autor: Benjamin Braun / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)

Benjamin Braun
Ich mochte die Deck13-Adventures von Anfang an, aber geliebt habe ich sie nicht. Jack Keane und das Auge des Schicksals setzt diese Tradition fort: Das Spiel hat mich gut unterhalten und immer wieder zum Lachen gebracht, insbesondere mit den zahlreichen Anspielungen auf Filme wie Ghostbusters („Es hat mich angeschleimt“) und ganz besonders natürlich auf die Klassiker des Genres. Ich finde den Ansatz gut, ein bisschen mehr Action reinzubringen, ohne das Konzept des klassischen Adventures vollkommen aufzuweichen. Gerade in diesen Situationen wäre manchmal weniger mehr gewesen, denn die im Text beschriebene Verfolgungsjagd verlor doch mit jeder neuen Aufgabe das hohe Tempo, das sie zu Beginn der Hatz versprach.

Ob Springen in einem klassischen Adventure sein muss, weiß ich nicht. Mich hat es nicht gestört, einfach, weil's eine sehr geringe Bedeutung hat und das Spiel damit weder auf- noch abwertet. Nach dem aus meiner persönlichen Sicht (trotz gleicher Wertung) schwächeren Haunted, das mit seinen Ideen weitaus mehr hätte sein können, macht mir Jack Keane und das Auge des Schicksals deutlich mehr Lust auf weitere Adventures der Frankfurter Entwickler. Dann aber vielleicht mit etwas längerer Entwicklungszeit...?

 Jack Keane und das Auge des Schicksals
Einstieg/Bedienung
  • Mit Maus und Tastatur steuerbar
  • Komfortable Autosave-Funktion
  • Herkömmliches Point-and-Click wäre uns lieber
  • Highlighting-Feature zeigt nicht alle Hotspots
Spieltiefe/Balance
  • Abwechslungsreiche Rätsel...
  • Oft gut mit Perspektivwechseln und Kamerafahrten inszeniert...
  • Nette Story
  • Humorvolle Dialoge
  • Insgesamt gute „Action-Sequenzen“
  • Drei spielbare Charakere
  • … aber auch viel Standard-Kost
  • … aber teils auch mit unnötigen Schwächen
  • Kämpfe langweilig
  • Manchmal wenig Hinweise
Grafik/Technik
  • Fast jede Aktion animiert...
  • Ansprechender Comic-Look
  • Flüssiges Spielerlebnis
  • … oft aber recht hakelig
  • Viele Matschtexturen
Sound/Sprache
  • Schöner Abenteuer-Soundtrack...
  • Sehr gute deutsche Sprecher
  • … an manchen Stellen aber auch unpassendes Gedudel
Multiplayer
Nicht vorhanden  
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Userwertung
7.7
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Adventure
16
Deck13 interactive
07.11.2012
PC
Screenshots
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Benjamin Braun 7. November 2012 - 19:51 — vor 11 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 7. November 2012 - 19:51 #

Viel Spaß beim Lesen!

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 7. November 2012 - 20:57 #

Bin aktuell nach etwas Spielzeit nicht sonderlich vom Titel begeistert.
Die Steuerung ist schlecht und das springen ist in meinen Augen total unnötig. Und allein im Gefängnis muss man sich fragen wer sich das alles ausgedacht hat, in der ersten halben Stunde sind schon 3 Logiklücken vorhanden die selbst in nem Adventure dämlich erscheinen...
Humor will auch nicht wirklich aufkommen und die kämpfe nerven mich schon jetzt...

Ich weiß nicht vielleicht wirds im laufe des Spiels noch aber mir fehlt schon jetzt die Motivation zum weiterspielen. Mein letztes Adventure war Chaos auf Deponia, vielleicht deshalb mein hoher anspruch ^^

Namenloser (unregistriert) 7. November 2012 - 21:17 #

Lächerliche Wertung, aber was soll man von einer Spielewebsite erwarten, die Lost Horizon für seine "nahezu perfekten Rätselketten" lobt?

icezolation 19 Megatalent - 19280 - 8. November 2012 - 0:34 #

Was soll man von einem Kommentar halten, wenn ersichtlich ist dass der Verfasser nur auf die Wertung glotzt, statt den Test zu lesen.

prefersteatocoffee (unregistriert) 8. November 2012 - 5:17 #

Also, so krass wie der Namenlose würde ich es nicht formulieren; ich finde den Testbericht grds. sehr gelungen, hatte aber eine andere Wertung (z. B. eine 8,5) erwartet, wobei es nicht um den Wert geht, sondern um die Tendenz. Also, ich war schon überrascht, eine 7,5 zu finden.

Bei einer 8,5 würde ich es auf jeden Fall mitnehmen, wenn ich mal wieder in der Stadt beim Satur bin.

Name (unregistriert) 8. November 2012 - 18:11 #

Zum Text passt die Wertung jedenfalls nicht, habe nach lesen des Textes mindestens eine 8.0 erwartet.

ronnymiller 12 Trollwächter - 1113 - 8. November 2012 - 12:07 #

Ich spiele keine Adventures in denen ich hüpfen muss.

LittlePolak 13 Koop-Gamer - 1783 - 8. November 2012 - 13:32 #

Danke für den Test :)

monkeyboobs (unregistriert) 8. November 2012 - 17:43 #

Oha. Na, ich werds mir denk ich etwas später kaufen. Den Vorgänger fand ich super.

Das Hüpfen lässt sich sicherlich ebenso verschmerzen wie das Kistenschieben in Baphomets Fluch 3 ;)

patt 19 Megatalent - 16690 - 8. November 2012 - 18:40 #

Ich bin immer noch mit Chaos auf Deponia beschäftigt, Jack Keane muss wohl warten.

Epic Fail X 18 Doppel-Voter - P - 10455 - 8. November 2012 - 20:20 #

Den Vorgänger fand ich Mist und jetzt soll ich auch noch hüpfen? Ohne mich!

Chefkoch (unregistriert) 8. November 2012 - 21:44 #

Ich habe die Demo gespielt. Ich fand es fürchterlich. Zum einen nervt die Kamera, zum anderen wirkte es so bemüht lustig zu sein. Als dann noch das gehüpfe dazu kam...

seb 14 Komm-Experte - 2035 - 9. November 2012 - 3:01 #

Ach herrjeh ist es spät :D da wollte ich doch glatt über "und schon Ende August dieses Jahres sollte es in den Handel kommen" meckern und entdecke erst beim Absenden den Konjunktiv.

Anothep (unregistriert) 9. November 2012 - 12:29 #

Jetzt bin ich auch etwas enttäuscht, hatte mich auf das Spiel gefreut. Ich werde es mir überlegen.

Mortuz 10 Kommunikator - 437 - 9. November 2012 - 19:41 #

Mhm, ich habe den ersten Teil ja geliebt... allerdings bin ich mir jetzt nicht mehr ganz so sicher ob ich es mir noch holen werde. Die Vorgänger-Kommentare waren ja durchweg vernichtend :-/