Test: Diablo trifft Siedler

Hinterland Test

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In der schmucklosen Gebietskarte werden die bereits eingenommenen Areale mit einer Krone gekennzeichnet.

Es regiert der Zufall

Nach etwa fünf Spielstunden haben wir alle 20 Areale eingenommen, das gesetzte Spielziel erreicht und uns in der Highscore-Liste verewigt. Über freispielbare Extras, zusätzliche Spiel-Modi oder einen neuen Schwierigkeitsgrad hätten wir uns zwar auch gefreut, aber von derartigen Belohnungen fehlt jede Spur. Auch die inkludierte Ork Lords-Erweiterung ändert daran nichts Grundsätzliches; im wesentlichen handelt es sich bei den Orks um neue Skins. Insbesondere vermissen wir Bossgegner, die zwischendrin oder zumindest beim Kampf um die letzten Areale eine besondere Herausforderung bieten könnten.

Mangels Alternativen starten wir folglich eine weitere Partie, um dieses Mal insgesamt 50 Areale zu erobern – und stellen erstaunt fest, dass das Spiel doch für Überraschungen gut ist: Die jeweils zufällig generierte Spielewelt platziert direkt neben unserer Stadt zwei wilde Felder, die nur vereinzelnd von Monstern heimgesucht werden, dafür reichhaltige Schätze bieten. Zudem verlangt der König, dem in der vorangegangenen Partie frühzeitig hoher Tribut gezollt werden sollte, dieses Mal ausnahmslos nur milde Gaben, sodass unserer Stadt kaum Ressourcen entzogen werden und in ungeahnter Geschwindigkeit gedeihen kann. Eine dritte Partie, die wir daraufhin probeweise starten, bestätigt unsere aufkeimende Vermutung: Die Balance des Spiels hängt ganz entschieden vom Zufall ab. Das Hinterland wird dadurch zwar keineswegs unspielbar, doch eine etwas sorgfältiger ausgearbeitete Lernkurve, die den Schwierigkeitsgrad mit der Stärke unseres Avatars kontiunierlich steigen lässt, würden wir dennoch vorziehen.

Ein Königreich für bessere Technik!

Unser Avatar steigt um eine Stufe und erhält einen Bonus.
Sowohl technisch als auch grafisch bewegt sich Hinterland irgendwo zwischen den beiden Dungeon-Siege-Teilen. Während diese jedoch in Ehren gealtert sind, wirkt Hinterland aufgrund des nicht zoom- und rotierbaren Blickwinkels völlig veraltet. Das wird von der unkomfortablen Steuerung unterstrichen: Nicht einmal die seit jeher zum Standard gehörenden Hotkeys für wichtige Gegenstände oder zur schnellen Menüführung sind vorhanden.

Apropos Steuerung: Die Idee, den Avatar erst langsam anlaufen zu lassen, bevor er nach etwa zwei Sekunden in den Sprint übergeht, erweist sich zu Beginn eines Kampfes durchaus nützlich, doch sollte man sich dessen auch während des Gefechts stets bewusst sein: Statt der raschen Flucht aus einer kritischen Situation verharrt der Avatar zunächst praktisch regungslos inmitten des Getümmels und verliert, entscheidet man sich nicht frühzeitig zum Rückzug, dadurch nicht selten auch noch die letzten Lebenspunkte. Sterben müsst ihr übrigens in jedem Fall und im wahrsten Sinne des Wortes alleine: Mehrspieler-Modi bietet Hinterland keine. Immerhin: Die musikalische Untermalung ist gelungen, Artworks und Porträts sind ansehnlich.

Fazit: Als Independent-Titel okay


Ein vergiftetes Lob steckt in der Zwischenüberschrift oben: Es ist ja kein Geheimnis, dass unabhängigen Entwicklern schlicht die finanziellen Mittel fehlen, um die technischen Möglichkeiten aktueller Hardware vollends auszureizen. Nur, das müssen sie auch nicht: Moderne Indie-Spiele konzentrieren sich auf die charmante Präsentation eines originellen Konzepts, das, gepaart mit guter Spielbarkeit, die technischen Schwächen problemlos in den Hintergrund drängt. Dass bei Hinterland der Spielspaß-Funke trotz neuartigem Genre-Mix nicht so richtig überspringen möchte, liegt schlicht an der biederen, unkomforablen Umsetzung. KI und Komfort hätten wir uns auch bei einem "kleinen" Titel deutlich besser gewünscht -- wie das geht, zeigen viele andere Titel kleiner Software-Schmieden. Was bleibt, ist die gelungene Idee, Diablo-Kämpfe und Aufbau-Siedelei zu kreuzen -- und Spielspaß für einige Stunden.

Autor: Sven Ohnstedt / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)

Einstieg/Bedienung Intuitive Steuerung, schnell erlernt Menüs werden im Spiel erklärt Kein Tutorial Unkomfortable Menüführung Verzögerung beim Losrennen  Spielfluss-hemmende Pausen beim Aufsammeln 
Spieltiefe/Balance Originelles Spielkonzept Mehrere Charakterklassen Spiellänge durch Größe der Spielwelt bestimmbar Schwierigkeitsgrad extrem vom Zufall abhängig Zu häufige Angriffe auf die Stadt
Grafik/Technik Farbenfrohe Landschaften Schöne Porträts Hoffnungslos veraltete Technik Verwaschene Texturen, hässliche Effekte Trotz 3D nicht zoom- oder rotierbar
Sound/Sprache Passende, unaufdringliche Musik Teils nervraubende Soundeffekte Keine Sprachausgabe
Singleplayer Die ersten paar Stunden lang stimmt die Motivation... ... bricht dann aber mangels Abwechslung ein Zäher Spielfluss aufgrund langer Laufwege Geringer Wiederspielwert
Multiplayer Nicht vorhanden
Jörg Langer 21. April 2010 - 18:37 — vor 14 Jahren aktualisiert
Vidar 19 Megatalent - 15012 - 21. April 2010 - 19:05 #

übrigens laut amazon wird die ALden version 26€ kosten, auf steam kostet der titel mit zig kostenlosen UInhaltsupdates 18,99 ebenfalls in deutsch

Jamison Wolf 19 Megatalent - P - 14082 - 21. April 2010 - 19:29 #

Schade, der Mix hört sich ja schon nicht so schlecht an. Muss ich wohl weiter warten auf den Demon's Souls meets Siedler meets Totalwar meets Just-Cause-2-typische-ich-jage-alles-in-die-luft. ;)

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 22. April 2010 - 9:20 #

Noch ein Hinweis: Der deutsche Publisher TGC weist uns nach Ansicht des Tests darauf hin (und wir somit gerne euch), dass die Handelsversion alle aktuellen Updates enthalten wird und zusätzlich Extras wie den Soundtrack, Artworks, Scribbles.

hachel (unregistriert) 23. April 2010 - 10:47 #

*gähn* für solche Spiele hol ich mein PC nciht wieder aus em Schrank :)
Und bei "Diablo trifft Siedler" könnte man auch sagen --> Sirup trifft Bratwurst
Kann ja nur scheiße schmecken :)

marshel87 17 Shapeshifter - 6583 - 23. April 2010 - 12:18 #

neee ich glaube das wird nicht so mein falls sein...

Larnak 22 Motivator - 37541 - 24. April 2010 - 0:11 #

Eigentlich schade, dass das Spiel offenbar eher mäßig ist. Einige Ideen und Vorstellungen klingen ungemein spannend.
Da hätten ein bisschen mehr Mühe und ein paar Monate mehr Entwicklungszeit wohl noch einiges rausholen können.

muemmel 08 Versteher - 187 - 28. April 2010 - 2:35 #

Kann dem Artikel nur zustimmen. Das Spiel macht fuer ein paar Stunden richtig laune, ist aber stellenweise frustrierend. Vor allem die haeufigen Angriffe auf die Stadt sind unheimlich nervig. Old-School eben. Schade, dass es keine Demo fuer evtl. Interessierte gibt.