In einer Kirche in Schottland treffen wir auf den Papst, der ein Ritual zur Geisteraustreibung vorbereitet. Kommt es nur uns so vor, oder erinnern die Zeichnungen auf seinem Formular an einen bekannten Film der späten 80er Jahre?

Leuchtend buntDeck13 setzt seit Ankh auf die Ogre-Engine. Selbst im bisher größten Projekt des Entwicklers, dem Action-Rollenspiel Venetica, kam die Open-Source-Grafikengine zum Einsatz. Das mehr oder weniger parallel zu Venetica entwickelte Haunted hat optisch eindeutig von den von Deck13 neu implementierten Features profitiert: In puncto Beleuchtung, Texturqualität und Objektdetails ist das Geisterabenteuer das bislang hübscheste der Ankh-Macher. Es gibt allerdings immer noch diverse recht kantige Objekte, und die Fortschritte bei den Charakteranimationen fallen nicht ganz so üppig aus. Bei Mary, Oscar und anderen Spielfiguren sind zudem immer wieder kleinere Aussetzer der Lippenbewegungen zu erkennen, die Mimik hat über weite Strecken eher rudimentären Charakter. Manches Mal leuchteten uns die Geisterfiguren auch etwas zu grell.

Die Präsentation wertet Deck13 mit einigen schön geschnittenen Zwischensequenzen in Spielgrafik sowie häufigen Perspektivwechseln auf. Die zahlreiche Kamerafahrten erhöhen ab und an die Dynamik der Inszenierung, viele davon wirken aber sehr hektisch. Der Stil erinnert insgesamt erneut sehr stark an die Episoden-Adventures von Telltale Games (Tales of Monkey Island, Back to the Future). In diesem Bereich mangelt es ebenfalls ab und zu am Feinschliff: Während der Dialoge wechselt das Spiel in eine Nahansicht, wobei Mary mehrfach von Objekten in der 3D-Umgebung verdeckt wird. Diese und andere Kleinigkeiten sollen mit einem Release-Patch bereinigt werden. Wertungstechnisch relevante Verbesserungen sind durch ihn aber nicht zu erwarten.

Geistreich-unterhaltsamer KurztripHaunted ist ein grundsolides Adventure geworden, aber keins, das wir in zwei Jahren erneut werden spielen wollen. Der größte Vorzug des Spiels ist zweifellos der Humor, der uns mindestens genauso oft zum Lachen gebracht hat, wie der von Ankh oder Jack Keane. Man merkt einfach, dass die Entwickler die Comic-Adventures der späten 80er- und frühen 90er-Jahre aufgesogen haben wie die Muttermilch. Die humorvollen und anspielungsreichen Dialoge profitieren aber nicht zuletzt auch von der exzellenten Vertonung. Ganz besonders der herausragende Thomas Danneberg, der uns in den bisherigen Deck13-Adventures mit seiner John-Cleese-Stimme so langsam ein wenig auf den Wecker fiel, darf mehr stimmliche Register ziehen. Aufgrund des eindeutigen Fokus auf den Unterhaltungswert störte es uns auch nicht, dass sich die Story dem Humor unterordnet. Die Geschichte ist zwar interessant und Mary (siehe rechts) ein sehr angenehmer Charakter, Haunted liefert aber keine durchgehend fesselnde Erzählung ab.

Technisch profitiert das Spiel von den Weiterentwicklungen der Ogre-Engine für Venetica, kann aufgrund vieler kleiner Detailfehler mit vergleichbaren aktuellen Titeln aber nur bedingt mithalten. Daran wird der Release-Patch, an dem Deck13 derzeit arbeitet, wohl nicht viel ändern können.

Das Geisterinventar ist ein cleveres Feature, das uns in vielen Situationen Spaß gemacht hat. Ingesamt macht Deck13 aber nicht genug aus dieser Idee. Letztlich unterscheidet sich spielerisch nichts von vielen anderen Adventures, statt bestimmter Objekte kombiniert ihr eben die Fähigkeiten eurer Begleiter – und oft reicht ein einziger Klick. Adventure-Einsteiger freuen sich über den sehr moderaten Schwierigkeitsgrad und die sympathische optionale Rätselhilfe, Adventure-Profis kommen aufgrund der überwiegend leichten Rätsel und der allgemein sehr geringen Hotspotdichte nur selten auf ihre Knobel-Kosten. Im nur etwa sechs Stunden langen Spiel hätten wir uns generell mehr Mut bei der Ausgestaltung der zweifellos vorhandenen Ideen gewünscht. Für Spieler, die einen kurzweiligen Adventure-Happen suchen, ist Haunted aber eine gute Empfehlung. Und wer einfach mal wieder in den Humor eines Ankh oder Jack Keane eintauchen möchte, wird sich über den Kauf sicher auch nicht ärgern.

Autor: Benjamin Braun (GamersGlobal)

Haunted

Getestet auf PC PC 7.5 Wertungsinfo Keine Besonderheit Fazit Haunted ist eine solide Adventure-Produktion, die dank des hohen Spielkomforts und der überwiegend leichten Rätsel gerade für Genre-Einsteiger geeignet ist. Profi-Abenteurer werden sich hingegen zu wenig gefordert fühlen. Aufgrund des gewohnt anspielungsreichen Humors und dem typischen Deck13-Stil ist das Spiel für Fans von Jack Keane und Ankh ein Pflichtkauf. Genre-Freunde bekommen mit Haunted trotz kleinerer spielerischer und technischer Schwächen immer noch ein gutes, aber auch ein recht kurzes Adventure. Hardware/Zubehör Keine Besonderheiten

Einstieg/Bedienung Simples Point-and-Click-Interface Sympathische, optionale Spielhilfe Hotspotanzeige markiert Objekte oft nur ungenau Spieltiefe/Balance Vielfältiger, anspielungsreicher Humor Interessante Geschichte Geisterfähigkeiten müssen genutzt werden Rätsel sind insgesamt zu leicht Nur 6 Stunden Spielzeit Grafik/Technik Ansprechender, bunter Comiclook Abwechslungsreiches Design der Spielwelt Viele Kamerafahrten und Zwischensequenzen (in Spielgrafik) Moderate Hardwareanforderungen Einige kleinere Detailfehler An einem Ort fehlten sämtliche Texturen, dies soll ein Day-1-Patch richten Sound/Sprache Sehr gute Sprachausgabe Dezente, aber stimmungsvolle Musik Soundeffekte mit Aussetzern Multiplayer  Nicht vorhanden

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Steckbrief Genre: Adventure Untergenre: Point-and-Click-Adventure USK: ab 12 freigegeben PEGI: 16 Entwickler: Deck13 interactive Publisher: dtp Entertainment Erscheinungsdatum: 19.08.2011 PC

Screenshots Videos First15: Haunted First15 von Benjamin Braun

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