Ich sehe tote Menschen

Haunted Test

Benjamin Braun 12. August 2011 - 19:36 — vor 12 Jahren aktualisiert
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An der Tower Bridge muss Mary diese "Achterbahn" nutzen, um auf den Turm zu gelangen.
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Sechs Geister, die ich rief
Bald darauf machen wir unsere erste Bekanntschaft mit einem Geist. Der kleingewachsene Kerl stellt sich als Oscar vor. Der auf seinem Hut prangende Totenkopf zeigt unmissverständlich an, dass wir es mit einem waschechten Piraten zu tun haben. So richtig über den Weg trauen wir Oscar zwar nicht, doch wir sind dringend auf seine Hilfe angewiesen. Denn er verfügt über besondere Fähigkeiten: Der Knirps spürt weder Kälte noch Hitze und kann deshalb selbst glühende Kohlen aus dem Feuer holen. Auch Elektrizität kann ihm nichts anhaben, also greift er für uns nach einer unter Strom stehenden Säge, die wir für unsere Flucht benötigen.

Oscar bleibt nicht die einzige Spukgestalt, die uns hilft: Nachdem wir erfolgreich aus dem Labor von Dr. Ashcroft entkommen sind, führt uns der Dreikäsehoch zur Tower Bridge, die sich in Haunted noch im Bau befindet. Dort lernen wir den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace kennen, oder zumindest das halbtransparente Etwas, das von ihm übrig ist. Der Krieger hat von seiner Bärenstärke und dem Hass auf die Engländer auch nach dem Tod nichts eingebüßt. Er kann seine Muskelkraft allerdings nur noch an Objekten einsetzen, die "der Tod berührt" hat. Die Schleusenvorrichtung an der Themse kann er zum Beispiel nur bedienen, wenn Mary die Mörderaxt von Ethan daran befestigt.

Im Laufe von Haunted kreuzen sechs Geistergefährten unseren Weg, die alle über besondere Fähigkeiten verfügen. Der Dschinn Konfuzius gibt nicht nur ständig Glückskeks-Weisheiten von sich, er kann sich zudem in die verschiedenen Aggregatszustände versetzen. In einer Kirche in Schottland ersetzt er beispielsweise in Form von Wasserdampf den Apparat, mit dem der Orgelwind erzeugt wird. Der Papst, ein winziger Mann mit riesigem Hut, beherrscht sämtliche Sprachen der Welt und kann selbst mit Tieren kommunizieren. Seine Fähigkeit ist in einem späteren Spielabschnitt, in dem Mary Kontakt mit einem Wolf in Transsylvanien aufnehmen muss, unverzichtbar. Ein Geisterwolf, den wir im Gegensatz zu den übrigen Gespenstern auch direkt steuern dürfen, und eine Meerjungfrau kommen auch noch dazu.

Komfortables Point-and-Click-Adventure
Humor ist Geschmacksfrage: Wir haben uns in Haunted genauso gut amüsiert wie bei Ankh und Jack Keane.
Ähnlich wie beim Gedankeninventar in Bill Tillers Vampir-Abenteuer A Vampyre Story spielt sich Haunted durch das "Geisterinventar" im Prinzip wie ein klassisches Point-and-Click-Adventure. Denn die Spezialfähigkeiten unserer Begleiter setzen wir ganz einfach ein, indem wir das Icon des Geists auf ein Objekt anwenden. Manchmal müssen die Eigenschaften der Geister auch miteinander kombiniert werden. In einer Nebenstraße in London muss Mary beispielsweise einen Briefkasten plündern. Eine Anwohnerin ertappt uns allerdings beim Diebstahl, da der Briefkasten genau im Lichtkegel einer Straßenlaterne hängt. Oscars Hitzeresistenz allein reicht nicht aus, um die Lichtquelle zu löschen, denn die Laterne hängt viel zu hoch. Direkt darunter steht allerdings die Kutsche eines Bestatters. Mehr verraten wir nicht, ihr könnt sicher problemlos auf die Lösung kommen...

Einige der Aufgaben, wie auch die eben genannte, lassen es zu einem gewissen Grad zu, sich näher an die Lösung heranzutasten. Um eine Orgel wieder in Gang zu bringen, sind zum Beispiel mehrere Schritte notwendig. In den Multiple-Choice-Dialogen mit anderen Charakteren erfährt Mary zumeist, welches Element noch fehlt. Gleichzeitig erhält sie Stichwörter, die einen Hinweis auf die Lösung geben. Sie fallen eher dezent aus, können bei Bedarf aber mit einer weiteren Rätselhilfe kombiniert werden. Diese besteht darin, dass Mary den Geistern in mehreren Stufen Fragen stellt, wie sie ihr aktuelles Ziel erreichen kann. Haunted betet auch auf der letzten Stufe nicht direkt die Lösung vor, gibt aber genügend Hinweise, die auch Einsteigern entgegenkommen. Diese Funktion steht nur im leichten und normalen Schwierigkeitsgrad zur Verfügung, im höchsten fällt sogar das Highlighting-Feature für die Hotspots weg. Die Einstellungen könnt ihr aber jederzeit manuell verändern.

So clever wie bei der Orgel in der Kirche oder dem Briefkasten in den Straßen Londons setzt Deck13 das Geister-Feature aber selten ein. Zumeist verschenkt der Entwickler das Potenzial des Geisterinventars, indem es lediglich für simple Kombinationen zwischen Umgebungs- oder Inventarobjekten und dem jeweiligen Geistericon dient. Diese Aufgaben sind nicht zuletzt aufgrund der spärlichen Anzahl von Hotspots und der Tatsache, dass Inventarobjekte nach der Benutzung grundsätzlich entsorgt werden, schnell durch Ausprobieren gelöst. Für unseren Geschmack stellen die Rätsel den fortgeschrittenen Spieler auch deshalb zu selten vor echte Herausforderungen. Manches Mal kommt es sogar vor, dass ein Geist gänzlich automatisch seine Fähigkeit einsetzt und wir zum Zuschauer herabgestuft werden.

Hasta la vista, BabyWie in allen bisherigen Deck13-Spielen ist die Sprecherliste nicht nur durchgehend professionell, sondern auch überaus prominent besetzt. Mit Thomas Danneberg (Arnold Schwarzenegger, John Travolta, Sylvester Stallone und viele andere) ist erneut einer der deutschen Sprecher-Stars dabei; er leiht dem Schotten William Wallace seine Stimme. Hautpfigur Mary wird von Giuliana Jakobeit gesprochen, die unter anderem Schauspielerin Keira Knightley im Piratenabenteuer Fluch der Karibik synchronisiert hat. Sprecher wie Bodo Wolf (Tony Shalhoub in der TV-Serie Monk), Andrea Loewig (Jordan Sullivan aus Scrubs) oder Frank-Otto Schenk (Eugene Levy in American Pie) runden das hochwertige Aufgebot ab.

In Haunted nutzt Deck13 gerade Danneberg immer wieder auch für Anspielungen auf Filme. So entsteht etwa ein Dialog zwischen Mary und William, der verdächtig an die Szene aus Terminator 2 erinnert, in der der junge John Connor den Roboter davon überzeugen will, dass er nicht einfach irgendwelche Leute umbringen darf. Nach der Beichte beim Papst sagt William wiederum: „Verzeiht mir, ich bin ein Wurm!“ – eine Anspielung auf eine Szene mit dem schwarzen Ritterhünen Kurgan (ebenfalls von Danneberg gesprochen) in Highlander. Auch Anspielungen auf das Beleidigungsduell aus The Secret of Monkey Island, Bezüge zu Ankh und Jack Keane sowie jede Menge Slapstick sorgen immer wieder für Freude.
Die Suche nach Marys Schwester führt uns bis nach Transsylvanien. Der Geisterwolf rechts wird bald unser Begleiter.
. 21 AAA-Gamer - 28253 - 12. August 2011 - 20:31 #

Deck13? Waren das nicht die Verantwortlichen für das verbuggte Venetica?

fightermedic (unregistriert) 12. August 2011 - 21:39 #

ja für das absolut großartige ventica das zwar mit einigen technischen schwierigkeiten kämpfend, dennoch mir als ein spiel mit extrem gutem kampfsystem und ziemlich cooler atmosphäre in erinnerung geblieben ist

volcatius (unregistriert) 12. August 2011 - 23:08 #

Technische Schwierigkeiten gabs vor allem auf der schwächeren XBox.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 12. August 2011 - 23:38 #

Nee, das war schon auch auf dem PC arg verbuggt und nicht fertig, als es rauskam. Aber: dtp ist drangeblieben, und ein halbes Jahr später war Venetica in einem wirklich spielbaren, guten Zustand (siehe auch unseren damaligen Nachtest).

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 13. August 2011 - 0:11 #

Wie Jörg schon sagt, nach dem letzten Patch sehr gut spielbar. Und so ein Venetica ist mir 100mal lieber als all die seelenlosen, immer gleichen Blockbuster-Massenprodukte der großen Publisher. Ich find's jedenfalls ein sehr schönes Spiel.

Sir.Vival (unregistriert) 12. August 2011 - 21:13 #

lieber Deck16 in UT....hach das waren noch Zeiten :>

Atomsk 16 Übertalent - 4878 - 12. August 2011 - 23:00 #

Genau daran musste ich auch denken, eine der besten Shooter-Maps ever :D

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 13. August 2011 - 0:09 #

Danke für den Test. Was mir nicht so ganz gefällt, ist, dass am Anfang erstmal ein Teil des Anfangs des Spiels komplett nacherzählt wird. Den Sinn davon sehe ich nicht so ganz und eigentlich ist mir das auch schon zu viel Spoiler. Stattdessen hätte man vielleicht noch ein paar Sätze zur Musik und den Soundeffekten sagen können, die so nur in der Pro- und Kontra-Liste auftauchen.

Schade, dass das Spiel wohl nur gut und zu kurz und einfach geworden ist. Ich befürchte sehr stark, dass es ziemlich untergehen wird, viel Marketing scheint ja auch nicht statt zu finden, ich habe bis jetzt jedenfalls nur sehr wenig gesehen.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 13. August 2011 - 11:52 #

Jop dem muss man zustimmen, es wird etwas zuviel vorweggenommen...

Cloud (unregistriert) 18. August 2011 - 9:35 #

Sehe ich auch so. Davon abgesehen fand ich diese Nacherzählung auch eher langweilig.

Sisko 26 Spiele-Kenner - P - 70152 - 13. August 2011 - 9:56 #

Danke für den Test, solides Adventure, aber ich werde wohl warten bis es etwas billiger wird.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 13. August 2011 - 11:49 #

Danke für den Teste, ich werde wohl etwas warten.
Zahle für ein 6 Stunden Spiel keine 30-35€.

Bei Black Sails (auch von Deck 13) hab ich noch zugeschlagen da es nur 20€ kostete und eine ähnliche Spielzeit hatte. allerdings hat BS auch ein wenig wiederspielwert da sich der Spielverlauf etwas ändern kann...
Warum liefern die mittlerweile so kurze Spiele ab?

Dazu muss sich Deck 13 fragen lassen wie in einem 2 Jahre fertigen Titel so etwas

"An einem Ort fehlten sämtliche Texturen, dies soll ein Day-1-Patch richten"

vorkommen kann...

AshEvilDead 02 Sammler - 8 - 13. August 2011 - 12:55 #

Hm... also ich habe für Black Sails auch nur 20 € bezahlt, war aber bereits innerhalb von 3 Stunden durch und das hat mich richtig gewurmt :/

Mittlerweile würde ich mir lieber einen guten Venetica-Nachfolger wünschen, aber ich denke das Szenario haben sie für sich bereits in Teil 1 ausgereizt. War trotzdem ein tolles Spiel, zumindest für die PS3.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 13. August 2011 - 14:39 #

Deck13 wollte das Spiel für den Goldmaster fit machen und hat die Version dafür nochmal gepatcht. Und genau dabei ist dieser Fehler ins Spiel gekommen. Die Texturen sind vorhanden, der Fehler tritt an dieser Stelle nur auf, wenn die Texturqualität auf "hoch" eingestellt ist. So etwas ist natürlich ärgerlich, aber das passiert immer wieder. Auf ähnliche Weise war vor einigen Jahren zum Beispiel der Leichenbug in die Gothic-2-Erweiterung Die Nacht des Raben reingeflutscht.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 20. August 2011 - 17:27 #

Dann muss man sie nochmal testen wenn man sie schon Patched!
Das geht absolut nicht Bonus Kapitel spiel ich vorerst nicht mehr da es ohne TExtur unmöglich ist es anständig zu spielen (ausser ich lauf wie ein Depp mit der Hotspot anzeige rum)

Abraxas (unregistriert) 13. August 2011 - 21:02 #

Angefangen zu lesen und gerade noch vor rechtzeitig die Kurve gekriegt. Der "Test" ist ein einziger Spoiler. Muss dass denn sein? Ich will hier keine Rätsellösungen haben sondern einen Test. :-(

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 14. August 2011 - 15:39 #

Dann hast du zu früh aufgehört zu lesen: Es geht nur um den Anfang, danach werden noch ein oder zwei Rätsel (aber ohne Lösung) geschildert.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266465 - 14. August 2011 - 20:34 #

Venetica hat mir sehr gefallen. Ich habs noch installiert und spiele es sogar noch ab und zu. Wenn Deck13 nun wieder zu point&click zurückkehrt, wird es sicher wieder sehr unterhaltsam! Freu mich drauf.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83897 - 17. August 2011 - 22:19 #

Ich hab eben die Demo gespielt (genau der Abschnitt, der hier auf der ersten Seite fast komplett nacherzählt wird...) und mein Eindruck deckt sich ziemlich mit dem Test und der Wertung. Macht einen soliden Eindruck, zum Budget-Preis wär das was. Mehr aber nicht unbedingt.