So befriedigend wie eh und je: Rasen durch die Stadt mit überzüchteten Sportwagen (hier ein schwarzer "Porsche").

Auf dem Wasser und in der Luft

Rockstar Games hat begriffen, dass man der Stammkundschaft schon mehr bieten muss, als sie wieder erstmal stundenlang Kleinganoven-Aufträge erfüllen und Botengänge absolvieren zu lassen. Stattdessen fahrt ihr in den ersten Missionen ständig mit Tonys schwerer schwarzer Limousine durch Liberty City, und liefert euch bald eure erste Verfolgungsjagd zur See: Mit einem Jetboat jagt ihr Gangstern hinterher, denen ihr eine Sticky-Bomb ins Boot werfen müsst, die ihr dann fernzündet. Wenig später kommt es zu einer ausgedehnten Schießerei, bei der ihr mithilfe des bekannten Deckungssystems den Weg durch eine Übermacht freikämpft und dabei Hunderte von Schuss mit automatischen Waffen abgebt, aber auch ein Sturmgewehr sowie Granaten einsetzt.

Und es dauert keine zwei Stunden, bis ihr auch die hochspannende, mehrstufige Mission  erlebt, die ihr auch in unserem kommentierten Video bewundern könnt: Zuerst müsst ihr unbemerkt von einer Patroullie eine riesige Yacht entern, dort einen kleinen Kampfhelikopter stehlen und mit diesem dann zunächst die Yacht versenken und dann die fliehenden Gangster töten. Danach ist, als Chill-out, noch ein Flug über halb Liberty City angesagt, bevor ihr auf einem der höchsten Bauwerke landet. Bei diesem Tempo kann einem fast schwindelig werden. Und es fällt schwer, das Gamepad wieder aus der Hand zu legen -- selbst wenn ihr, GTA-typisch, einige Missionen mehrmals starten werden müsst, bevor ihr erfolgreich seid. Hierbei hat sich aber etwas verbessert: Zwang euch Rockstar in früheren GTA-Teilen und auch noch häufig in GTA 4, beim Scheitern die komplette Mission zu wiederholen, so gibt es nun oft mehrere Missionsabschnitte, und ihr könnt sofort den letzten wiederholen. Wie gewohnt, dürft ihr außerdem in eurem Appartment den Spielstand speichern, ein vor dem Haus geparktes Auto bleibt euch erhalten.

Das bereits erwähnte Missions-Debriefing sagt euch nach Bestehen der Mission, wieviel Prozent des maximal Möglichen ihr erreicht habt. 70 Prozent scheint uns dabei bereits eine gute Leistung zu sein (eine der Achievements im Spiel bekommt ihr nur, wenn ihr alle Hauptmissionen zu 100% erfüllt...). In die Wertung hinein spielt unter anderem eure Trefferquote, und wieviel Schaden ihr selbst einstecken musstet. Sobald ihr mit der Haupthandlung durch seid, dürft ihr die Missionen einzeln nochmal anwählen und besser lösen. Ansonsten könnt ihr nach den meisten Aufträgen auch dann weiterspielen, wenn ihr scheitert -- oder ihr benutzt euer Allzweck-Handy "Badger", um den Auftrag gleich nochmal anzugehen.

Wir stehlen einen Kampfhubschrauber -- und wenden uns nach dem Start gleich mal gegen dessen Mutterschiff.

Tanzen und Golfspielen

Was in Lost and Damned das Armdrücken als neuer Wettbewerb, das ist in Ballad of Gay Tony -- standesgemäß -- das Golfspielen. Natürlich nicht auf einem 18-Loch-Platz, dafür gibt es nicht genug freie Fläche in der Metropole. Vielmehr schlagt ihr nur den Ball ab, um möglichst nahe an die in wechselnder Entfernung aufgestellten Fahnen heranzukommen. Wer am Ende mehr Punkte hat (das Spiel stellt euch einen Gegner), hat gewonnen. Eingeführt wird das Golfspielen übrigens mit einer bizarren Mission, bei der ihr zunächst per Golfball-Abschlag einen Gangster "foltern" müsst, bevor ihr euch eine wilde Flucht im Golf-Wagen (ihr wisst schon, diese elektrisch betriebenen Dinger) leistet.

Noch Tanz oder schon Sex? Die Grenzen sind fließend.

In den Clubs könnt ihr außerdem ein Saufspiel bestehen und auch jederzeit auf die Tanzfläche. In letzterem Minispiel geht es darum, im Takt der Musik zu bleiben und ab und zu Spezialbewegungen mit eurer Tanzpartnerin hinzubekommen. Füllt ihr durch rhythmische Gamepad-Aktionen euer Tanz-o-meter, folgt noch ein Formationstanz. Und wenn ihr mit euren grazilen Schritten und Moves (ihr müsst abwechselnde Tasten schnell drücken) die Dame eures Begehrens genügend beeindruckt habt, bedankt sie sich vielleicht auch noch bei euch.

Diese Nebenbeschäftigungen und die Hauptmissionen sind nicht alles: Ihr müsst euch auch um eure Mutter (strategisch geschickt ganz in der Nähe eures Appartments wohnend) kümmern und um euren Freundeskreis. Der ist nämlich neidisch auf eure Nähe zu den Größen des Nachtlebens, und schickt, wenn ihr einer Einladung nicht folgt, schonmal eine beleidigte SMS à la "Wir werden jetzt ins Fernsehen gehen müssen, da du dich offensichtlich nur mit berühmten Menschen abgibst. Arschloch!". Apropos Einladungen: Die Dates mit Bekannten und Freundinnen sind wieder optional, kosten Zeit, machen aber auch die Illusion einer Welt in der Konsole perfekter, und schenken euch irgendwann auch Bonusausrüstung. Ansonsten dürft ihr euch ein wenig als Club Manager versuchen oder wildfremde Männer auf der Straße aufgabeln und mit ihnen in den nächsten Massage-Club fahren.

Innerhalb von Gebäuden ist die Grafik trist, das tut der Spannung der Gefechte aber keinen Abbruch.

Fazit

Neben den beschriebenen Neuerungen erlebt ihr natürlich wieder all das, was euch (vermutlich) schon im Hauptprogramm Spaß gemacht hat: Autos klauen und vor der Polizei fliegen, Nebenjobs als Taxi- oder Krankenwagenfahrer bestreiten, einfach bei toller Musik durch die Stadt cruisen. Oder mal aussteigen und sich einige Sehenswürdigkeiten ansehen. Man kann sich verlieren in GTA, und das gilt auch für die beiden Add-ons.

Wenn ihr GTA 4 sowie Lost and Damned schon habt, empfehlen wir euch natürlich den Kauf via Download, der kostet 1.600 Microsoft-Points, das sind etwa 20 Euro. Ansonsten lohnt sich der Kauf von Episodes of Liberty City, da ihr zum ungefähr selben Preis (45 Euro contra ca. 40 Euro) immerhin einen physischen Datenträger und ein (sehr dünnes) Handbuch bekommt.  Besitzt ihr GTA 4 noch nicht, könnt ihr auch direkt mit Episodes of Liberty City einsteigen. Es hat etwas weniger Inhalte (Songs etc.), ist aber sein Geld auf jeden Fall wert. Und immerhin ein Drittel günstiger, als es damals GTA 4 zum Neupreis war, bei einer vergleichbaren Länge der (kombinierten) Story-Handlung. Schlussendlich kann es GTA - Episodes from Liberty City in Sachen Spielspaß mit praktisch jedem anderen aktuellen Actionspiel mindestens aufnehmen.

Autor: Jörg Langer (GamersGlobal)

GTA - Episodes from Liberty City Test vom 28.10.2009 9.0 von maximal 10 Punkten Wertungsinfo: Bewertet wird die allein lauffähige Retail-Version von Lost and Damned und Ballad of Gay Tony. Fazit: Eine Kombipackung Biker- und High-Society-Gangster-Spaß, ohne GTA 4 lauffähig, mit viel Liebe gemacht und auch sehr umfangreich: Anderthalb Jahre nach dem Erscheinen des Hauptprogramms weckt Episodes nochmal die alte Lust am Versinken in einer ausgefeilten Spielwelt. Wer Lost and Damned schon hat oder wer sich nur für eine der beiden neuen Storys interessiert, ist mit dem Download-Einzelkauf besser beraten. In der Kombi stecken die beiden Episoden die meisten Vollpreis-Actionspiele in Sachen Umfang, Story und Spielspaß in die Tasche.

Einstieg/Bedienung Die spannende Story beginnt sofort Erklärung neuer Spielelemente, wenn sie erstmals auftreten Gute Konfigurierbarkeit Ohne GTA4-Vorwissen höhere Lernkurve, da schnell gute Waffen bereitstehen, Deckung nötig ist etc. Helikopter knifflig zu steuern Spieltiefe/Balance Riesengroße Stadt aus GTA 4 mit Detailerweiterungen Stimmige "Sandkasten"-Spielwelt Neue Vehikel (Panzer, Kampfhelikopter) Sehr viele Wagentypen, befriedigende Waffenvielfalt  Manche Missionen sehr schwer Grafik/Technik Abwechslungsreiche Stadtviertel Gelungene Licht-, Tageszeit- und Wettereffekte Schadensmodell Kettenreaktionen (Unfälle, Explosionen) Grafik nicht mehr neu Spät aufpoppende Objekte Sound/Sprache Fantastisch (auf Englisch) vertonte Charaktere  Liberty City klingt tatsächlich wie eine US-Metropole Satte Waffen- und Motorengeräusche Rund 160 Songs, aufgeteilt auf elf Musiksender Manche Sprachaufnahmen rauschen hörbar Singleplayer Zwei motivierende Storys, rund 20 Stunden Spielzeit Charaktere wachsen einem ans Herz Viel auszuprobieren  Leicht überarbeitetes Missionssystem (Prozentwertung, stärkere Unterteilung in Submissionen)  Keine nennenswerten Verbesserungen zu GTA 4 Multiplayer Bis zu 16 Online-Spieler Instant-Multiplayer-Modus Online-Bestenlisten 9 bekannte Multiplayer-Modi, teils in neuen Arenen oder mit neuen Features