Gelungener Genremix

Grotesque Tactics 2 - Dungeons & Donuts Test

Tim Gross 25. November 2011 - 16:21 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Das Spiel bietet auch ein paar optisch ansprechende Szenen. Der Detailgrad ist aber durchgehend eher gering.
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Hungrige NPCsWie geschrieben sind die Kämpfe in Grotesque Tactics 2 spannend und spaßig. Doch ihr lauft ja nicht ohne Grund durch das Fantasyreich Glory und meuchelt arme Skelette und schleimige Blobs. Überall trefft ihr auf NPCs, die euch Aufträge zuspielen. Die Questgeber lassen sich im Prinzip einer von drei Fraktionen zuordnen. Da wäre einmal die "Glory-Fraktion" der neben den meisten Händlern und Bürgern, die den mysteriösen Nebel überlebt haben, auch Prinzessin Lasziva und ihren Berater Senor Don zugehören. Daneben gibt es die Hochelfen. Eigentlich waren sie als Gäste auf dem Fest, nachdem die Dark Church am Ende des ersten Teils besiegt wurde, doch plötzlich griff der Nebel an und tötete viele der Elfen. Ihr erinnert euch sicherlich, dass Drake für den Fall der Dark Church verantwortlich war, weshalb die Spitzohren erwartungsgemäß nicht so gut auf euch zu sprechen sind. Dritte im Bunde sind die Söldner, bestehend aus Dieben, Halunken und Goblins.


Theoretisch gäbe es also jede Menge Potential für spannende Aufträge. Der Entwickler nutzt dieses Potential allerdings so wie gut wie nicht. Stattdessen sind fast alle Quests von der Marke “Töte dies und besorge mir jenes”. Wenn ihr mal eine hübsche Elfe eskortieren oder ein Tor verteidigen müsst, ist das schon ein echtes Highlight. Zwar sind auch hier die Ideen manchmal witzig verpackt – ein Goblin etwa möchte, dass wir ihm Jungfrauen-Unterwäsche besorgen – aber auch dabei wird auf das Standardrezept “Hole mir etwas” gesetzt. Große Freiheiten bei der Wahl eurer Quests habt ihr zunächst nicht, denn Grotesque Tactics 2 läuft gerade am Anfang vergleichsweise linear ab. Viele Quests müsst ihr sogar in einer bestimmten Reihenfolge erledigen. Wie erwähnt sind die Hochelfen nicht gut auf euch zu sprechen, General Tharolas schaut Drake zunächst nicht mal an. Zunächst müssen wir seinen Bodyguard, die Bogenschützin Felja, von unseren Qualitäten überzeugen. Und tatsächlich, sie gibt uns einen Auftrag: Wir sollen sie auf den Friedhof begleiten. Doch bevor wir nicht einen Heiler in unserer Truppe haben, wird sie die Zuflucht nicht mit uns verlassen. Auch sind die Laufwege teils unnötig lang. Bei einer Quest etwa müssen wir zunächst ins Kellergewölbe zu Goblin Riemel, um eine Information zu beschaffen. Doch bevor der uns hilft, will er Kekse von uns haben. Wir erhalten das Rezept und rennen zurück in die Zuflucht, um Koch Norai zu bitten, uns ein paar Kekse zuzubereiten. Danach geht es zurück in den Keller, wir erhalten die Infos und zurück geht es in die Zuflucht. 

Wo wir bei den Keksen sind: Da war doch irgendwas mit Kochen. Dieses neue Feature soll für mehr Tiefgang im Vergleich zum Vorgänger sorgen. Wer jetzt mit einem umfangreichen Crafting-System rechnet, der sei eines Besseren belehrt. Zwar wurden um das Kochen einige Quests gestrickt (”Bring mir einen Donut”), aber kompliziert ist die Sache nicht. Drake sammelt im Spielverlauf allerlei Zutaten ein und findet Rezepte. Selber kochen darf er jedoch nicht. Wenn er etwas zubereitet haben möchte, muss er Koch Norai aufsuchen und im Dialogmenü die entsprechenden Speisen auswählen. Simpel sind auch die Rezepte. Für den Royal Donut, den immerhin Prinzessin Lasziva persönlich haben möchte, benötigen wir lediglich zwei Zutaten: Teig und Zucker.  Wenn es doch nur auch im echten Leben so einfach wäre, wir wären glücklich.

Nicht nur die inneren Werte zählenIhr habt sicherlich bereits neugierig die Screenshots unter die Lupe genommen. Und wer dabei dachte, dass Grotesque Tactics 2 eindeutig nicht versucht, das Crysis der lustigen Rundentaktik-Rollenspiele zu sein, der liegt vollkommen richtig. Die Grafik ist detailarm und die Levels alle sehr dunkel gehalten. Vom Augenöffner ist das Spiel damit sicherlich ein großes Stück entfernt. Auch die Animationen sind kein Hingucker, gelegentlich sind sie sogar schlicht unpassend oder einfach stümperhaft umgesetzt. Es ist ja noch ganz witzig, wenn sich die stolze Sweet Violence den Rücken verknackst, wenn ein Angriff fehlschlägt. Wenn aber Bogenschützin Candy einfach plump auf den Boden fällt, sieht das ungewollt komisch aus. Der eine oder andere Clippingfehler zeugt zudem davon, dass es dem Spiel hier und dort am optischen Feintuning fehlt. Sicherlich geht es bei Grotesque Tactics 2 nicht um aufwändige Grafik, trotzdem hätte die Story an vielen Stellen eine hochwertigere Präsentation verdient gehabt. Die wird nämlich durchweg nur in der wenig spektakulären Spielgrafik und aus der Standard-Kameraperspektive erzählt. Das gilt auch für die Dialoge, bei denen die Charaktere oft nicht mal in Richtung ihres Gesprächspartners schauen. Auch Videozwischensequenzen gibt es keine. Stattdessen bekommt der Spieler ein paar stillstehende Bilder und dazu einen Monolog vorgesetzt. Wären da nicht die guten deutschen Sprecher und die teils sehr schöne Musik, gäbe es quasi nichts, was das Spiel vor einem Totalausfall in Sachen Präsentation bewahrte.

Die Künstliche Intelligenz hingegen funktioniert im Großen und Ganzen gut. Gegner greifen bevorzugt bereits geschwächte Gruppenmitglieder an und platzieren sich gelegentlich hinter euch, um Schadensboni zu erhalten. Letzteres hätten die Widersacher zumindest auf den höheren Schwierigkeitsgraden für unseren Geschmack aber vielleicht noch etwas häufiger tun können. Nicht ganz so gewieft wie einige der Gegner verhalten sich manche NPCs, die uns im Rahmen bestimmter Quests begleiteten. Als wir eine Bogenschützin eskortieren mussten (sie durfte nicht sterben), rannte sie stets vorweg und platzierte sich immer mitten im Kampfgetümmel — nicht unbedingt der beste Ort für einen Fernkämpfer. Auch seien an dieser Stelle einige Bugs erwähnt, denn fehlerfrei ist Grotesque Tactics 2 nicht. An einer Stelle etwa verschwand ein Partymitglied plötzlich und tauchte an anderer Stelle wieder auf, wo wir ihn für unseren Kampf nicht gebrauchen konnten. Einmal mussten wir sogar den letzten Spielstand laden, weil Drake an einem Schrank hängen geblieben war und sich nicht mehr bewegen konnte. Solch grobe Bugs waren aber selten und beeinträchtigen den Spielspaß nicht zu sehr. 
Viel aufwändiger inszenierte Szenen als die auf diesem Screenshots werdet ihr nicht erleben. Die Storypräsentation erfolgt nämlich komplett in der detailarmen Spielgrafik. Wenigstens könnt ihr auch in den Dialogen die Kamera relativ frei bewegen.

Fazit: Gut, aber nicht für jedenNein, Grotesque Tactics 2 macht zweifellos nicht alles richtig. Es besticht weder durch seine Präsentation, noch durch große Spieltiefe. Außerdem fehlen viele Komfortfunktionen. Gerade eine Minimap hätte dem Spiel gut getan und uns einiges an Nerven erspart. Und doch haben wir uns gerne durch die düsteren Levels geschlagen. Denn die Kämpfe spielen sich abwechslungsreich und bieten genügend Optionen, um auch bei der dreißigsten Gruppe von Skeletten nicht langweilig zu werden. Immer müsst ihr überlegen, wo ihr welchen Charakter platziert und wie ihr ihn einsetzt. Soll Angelina gleich den Heilzauber sprechen, oder doch lieber mit ihrem Flächenangriff für Ärger sorgen? Wie stelle ich Drake auf, damit er gleich zwei Gegner auf einen Streich erledigt? Sind meine Fernkämpfer gut geschützt? Und was mache ich, wenn jetzt noch eine zweite Feindgruppe dazu kommt?

Einen ordentlichen Unterhaltungswert erreicht das Spiel auch dank seines Humors. Dass sich das Spiel alles andere als ernst nimmt, ist im Fantasybereich eine willkommene Abwechslung. Und es gibt jede Menge Anspielungen auf andere Spiele und Filme, teilweise so beiläufig, dass wir uns ein Grinsen nicht verkneifen konnten. Dazu gesellen sich die sehr unterschiedlichen Charaktere, die immer wieder für Unterhaltung sorgen. Wem Chefkoch Norai nach zwei Spielstunden noch nicht ans Herz gewachsen ist, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. Dungeons and Donuts ist nicht für jeden etwas. Wer aber auf taktische Rundenkämpfe und Komik steht, darf zugreifen. Für rund 30 Euro erhaltet ihr die Einzelhandelsversion, via Steam könnt ihr das Fantasyreich Glory bereits für etwa 15 Euro befrieden. Wer jedoch eine offene Welt und Bombastgrafik sucht, sollte lieber in Himmelsrand auf Abenteuerreise gehen. 

Autor: Tim Gross / Redaktion: Benjamin Braun (GamersGlobal)
 Grotesque Tactics 2 - Dungeons & Donuts
Einstieg/Bedienung
  • Prinzipiell einfache Steuerung ...
  • Schwierigkeitsgrad lässt sich jederzeit ändern
  • Vorwissen ist nicht nötig - Story wird gut erklärt
  • ... die jedoch arg ungenau ausfällt
  • Kamera nicht zoombar
  • Gelegentlich agieren Charaktere nicht auf unsere Befehle
Spieltiefe/Balance
  • Sieben unterschiedliche Charaktere
  • Jede Menge Kampfoptionen
  • Taktisches Vorgehen nötig
  • Viele Quests
  • Gelungener, anspielungsreicher Humor
  • Kaum Talente und Aufwertungsmöglichkeiten
  • Wenig Items, wenig Gegnertypen
  • Charaktere nutzen immer die gleiche Art von Waffe
  • Das Feature Kochen entpuppt sich als Spielerei ohne Tiefgang
  • Viele Standard-Quests
  • Kämpfe etwas zu leicht
Grafik/Technik
  • Effektreiche Zauber
  • Niedrige Hardware-Anforderungen
  • Sehr schlichte, detailarme Präsentation
  • Hakelige Animationen
  • Viele kleinere Bugs
  • Durchwachsene Mitstreiter-KI
Sound/Sprache
  • Sehr gute Sprecher
  • Viele tolle Dialoge
  • Wortwitz
  • Musikstücke bleiben im Ohr
  • Gelegentlich holprige Dialoge
Multiplayer
Nicht vorhanden  
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Tim Gross 25. November 2011 - 16:21 — vor 12 Jahren aktualisiert
Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 25. November 2011 - 16:29 #

Wird mal günstig erworben intressiert mich ja schon^^

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 25. November 2011 - 16:58 #

Auf den ersten Blick durchzuckte mich Hoffnung, ISO Perspektive !

Aber dann kam ein Schauer oh ein Diablo Klon.

Aber sieht ok aus. Irgendwann vielleicht mal

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66904 - 25. November 2011 - 17:11 #

Grotesque Tactics ist doch kein Diablo-Klon. Zumindest hab ich bisher noch kein Rundentaktik-Diablo gesehen.

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 25. November 2011 - 17:31 #

Mit Diablo hat Grotesque Tactics 2 nicht viel gemein. Wie schon geschrieben wurde, handelt es sich hier um ein rundenbasiertes Kampfsystem. Ein einzelner Klick genügt hier meist :)

soulfighter2 10 Kommunikator - 416 - 25. November 2011 - 17:06 #

Ahhhhh... Shining Force für n PC (seufz)

Naja, sowas in der Art halt :)

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66904 - 25. November 2011 - 17:09 #

Mir hat der erste Teil schon, trotz einiger Schwächen, viel Spaß gemacht. Dieser hier ist auch schon vorgemerkt, allerdings muß ich erstmal noch Skyrim, Batman Arkham City und bald Assassin's Creed-Revelations spielen. Aber danach werde ich es mir gern kaufen.

Trimiti (unregistriert) 25. November 2011 - 17:58 #

Kein AAA Titel -> nicht spielenswert

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66904 - 25. November 2011 - 18:05 #

Was ist denn das für eine komische Auffassung? Wenn es Dich deshalb nicht interessiert - das ist Deine Sache. Aber ich spiele zum Beispiel gern kleinere Titel wie diesen hier. Und nu?

saxz 14 Komm-Experte - 2002 - 25. November 2011 - 18:17 #

haha sry ... *Tränenwegwisch* Ich würde ja gerne einfach sagen: "don't feed the troll", aber manchmal amüsiert mich irgendwie soviel Ignoranz und ausbleibende Fähigkeit Differenzieren zu können schon.
"oh nein, es kostet keine 50€ zum Start, es steht kein EA, Ubisoft (o.ä.) auf der Packung und ... Skandal, wo ist das von der staatlichen Zerifizierungstelle verpasste "AAA-Logo" denn drauf.. das fehlt ja?? Hilfe, es muss schlecht sein!"

hahaha ... echt, wie kann man nur so drauf sein - Wahnsinn :D

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110372 - 26. November 2011 - 1:30 #

Nicht füttern, es trollt nur.

volcatius (unregistriert) 26. November 2011 - 2:08 #

Worauf man vielleicht noch eingehen sollte:
Ist es tatsächlich DRM-frei? Angeblich sollte die Retailversion keine Online-Aktivierung und keine Kontenbindung haben. Das wäre in jedem Fall als sehr positiv zu werten.

Anonymous (unregistriert) 26. November 2011 - 12:14 #

Ja, ist komplett DRM-frei. Kein CD-Key, keine Onlineaktivierung, kein Konto, kein garnix.

Cloud (unregistriert) 11. Dezember 2011 - 11:56 #

Fehler: untern Arm

Das Spiel interessiert mich eigentlich ja schon sehr. Allerdings bin ich bisher noch nicht einmal dazu gekommen, den Vorgänger zu spielen, der schon lange in meiner Steam-Bib Staub ansammelt...