Das Geschwindigkeitsgefühl ist auch dann hervorragend, wenn ihr nicht in einem noblen Sportwagen sitzt. Zeit, die Aussicht zu genießen, werdet ihr in solchen Momenten jedenfalls kaum haben.

 

Sprechertext zu Forza Horizon 4

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Hallo, hier ist Christoph Vent von GamersGlobal mit dem Test zu Forza Horizon 4 von Playground Games. Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung der Spin-Off-Serie zu Forza Motorsport, die wie gehabt auf ein Arcade-Fahrmodell setzt und mit einer großen, frei erkundbaren offenen Welt punktet. Nach den USA, Südeuropa und Australien geht es dieses Mal nach Großbritannien, wo euch erstmals auch ein Jahreszeitensystem erwartet. Wie das ganze umgesetzt wurde, wie sehr es sich spielerisch bemerkbar macht, und warum die Entwickler an anderen Stellen zu sehr auf ihr bewährtes Spielprinzip vertraut haben, verrate ich euch in den folgenden Minuten.

Am grundsätzlichen System von Forza Horizon hat sich wenig überraschend auch mit dem vierten Teil nichts geändert. Wie in den Vorgängern tretet ihr als Teilnehmer des sogenannten Horizon-Festivals an, beweist euch in diversen Rennserien und macht euch mit der Zeit einen immer größeren Namen. Von einer echten Story zu sprechen, wäre hier wohl zu viel verlangt, aber immerhin verleiht es dem ganzen Geschehen einen passenden Rahmen. Auch bei der Inszenierung dürft ihr euch auf Gewohntes gefasst machen. Das Gehabe sämtlicher Charaktere hat etwas Hipster-mäßiges und kratzt hin und wieder auch an der Prollgrenze.

Um in der Szene groß rauszukommen, gilt es möglichst viele Erfahrungspunkte zu sammeln. Die werden hier passend zur YouTube-Generation Einfluss genannt und wandern durch gelungene Fahrmanöver sowie insbesondere durch den Abschluss von Rennveranstaltungen auf euer Spielerkonto. Schon früh im Spiel stehen diverse Renntypen zur Auswahl, neben Straßen- und Offroad-Rennen – in Forza Horizon 4 als Dirt-Rennen bezeichnet – gibt es auch wieder echte Querfeldeinrennen. Hier jagt ihr ohne Verluste durch die Prärie und dürft dabei lediglich keine Checkpoints verpassen.

Auch wenn ihr euch gerade nicht einem Rennen befindet, wird euch in Forza Horizon 4 nicht so schnell langweilig. Auf dem Weg zur nächsten Veranstaltung gibt es nämlich so einiges zu entdecken. Gefühlt alle paar hundert Meter kommt ihr beispielsweise an den aus den Vorgängern bekannten Schnellreise- und Einflussschildern vorbei. Satte 250 Stück gibt es von ihnen, wobei die meisten mehr oder weniger direkt am Wegesrand stehen. Einige Schilder erfordern jedoch auch mal einen Stunt, weil sie ein wenig besser versteckt sind. Zusätzlich gibt es auch Aussichtspunkte, die ihr lediglich anfahren und dort eine kurze Cutscene auslösen müsst.

Doch damit noch lange nicht genug an Nebenbeschäftigungen: Schon nach nur wenigen Spielstunden ist das Angebot an Aufgaben so groß, dass ihr wirklich selektieren müsst – oder aber einfach genau das macht, wonach euch gerade der Sinn steht. So könnt ihr beispielsweise auch einfach mal nur eines der Gefahrenschilder aufsuchen und dort versuchen, in einem Sprung eine gewisse Weite zu erreichen. Oder aber, ihr setzt euch als Ziel, die Höchstgeschwindigkeit eines eurer Freunde an einer Blitzanlage zu knacken.

Neu sind die Stuntmissionen, die die vorherige Löffelliste ablösen. Hier heuert ihr als Stuntfahrer für eine Filmcrew an. Mal sollt ihr unter Zeitdruck einen schicken Oldtimer am Strand spazieren fahren, mal einen Megasprung absolvieren. Oder aber, ihr müsst möglichst spektakulär durch ein kleines Dorf heizen.

Langweilig dürfte euch in Forza Horizon 4 so schnell auf keinen Fall werden. Dazu trägt natürlich einmal mehr das exzellente Fahrmodell bei, das alles in allem auch für Einsteiger geeignet ist, die Eigenheiten der zahlreichen Autos dennoch sehr gut abbildet. Teure Sportwagen sind zwar enorm schnell, liegen in der Regel aber auch sehr gut auf der Straße. Rallyewagen hingegen verhalten sich da deutlich ungestümer, wenn man zu unbedarft aufs Gas tritt. Das sollte natürlich niemanden verwundern, dennoch ist es eine Erwähnung wert, wie gut die Charakteristika der Fahrzeuge eingefangen wurden.

Geübte Rennspieler sollten allerdings gleich zu Beginn einen Blick in die Schwierigkeitseinstellungen werfen und dort einzelne Fahrhilfen abschalten. Ob ABS, Traktionskontrolle, Ideallinie oder die Stärke der KI-Fahrer – auch bei der Anpassung an die eigenen Fähigkeiten zeigt sich Forza Horizon 4 von seiner besten Seite. Zumal ihr serientypisch durch höhere Boni dazu ermutigt werdet, euch zumindest probeweise an höhere Schwierigkeitsgrade oder abgeschaltete Fahrhilfen heranzuwagen. Allerdings wird Forza Horizon 4 auch bei deaktivierten Hilfen nie zu einer Rennsimulation – der Arcade-Charakter bleibt stets erhalten.

Ein Ausschnitt der frei befahrbaren Spielwelt. An Events und weiteren Aufgaben mangelt es auf keinen Fall.

Die größte Neuerung von Forza Horizon 4 ist das Jahreszeiten-System. Startet ihr in der Kampagne zunächst im Sommer, wechselt ihr nach kurzer Zeit in den Herbst, danach in den Winter und abschließend in den Frühling. Habt ihr auch dort einen gewissen Einfluss erreicht, dürft ihr euch im Horizon-Kader willkommen heißen und befindet euch in einer vom Spiel vorgegebenen Jahreszeiten-Rotation, die im Wochen-Rhythmus wechselt. Während der Testphase war es beispielsweise der Herbst, pünktlich zum Release gibt es aber sommerliche Temperaturen in der Spielwelt.

Die vier Jahreszeiten machen sich insbesondere optisch bemerkbar. Im Herbst liegt Laub auf den Straßen und es regnet häufig, im Winter sind die Straßen leicht vereist oder mit dünnem Schnee bedeckt. Im Frühling kommt dann bei gelegentlichem Nieselregen mehr und mehr die Sonne raus, während euch im Sommer häufig ein blauer Himmel erwartet. Ja – auch in England scheint mal die Sonne!

So viel Abwechslung die Jahreszeiten für das Auge bieten, so sehr hatte ich mich auch auf deutliche Unterschiede beim Fahren gefreut. Hier allerdings hat mich Forza Horizon 4 enttäuscht. Klar komme ich im Winter auf vereistem Asphalt schneller ins Rutschen, doch die Unterschiede sind alles in allem nicht wirklich gravierend. Im Herbst beispielsweise kann ich weiterhin mit weit über 100 Sachen durch Kurven brettern, auch wenn Laub auf der Straße liegt, das im wahren Leben sofort für einen Abflug sorgen würde. Lediglich bei echten Pfützen sind Unterschiede bemerkbar – in einigen Senken steht das Wasser dann regelrecht. Und natürlich dürft ihr im Winter auch mal eine ganz besondere Abkürzung direkt über einen See nehmen.

Neben den Jahreszeiten und dem neuen Schauplatz in England sind die Neuerungen von Forza Horizon 4 vor allem im Detail zu finden. Und da wären wir auch bei meinem größten Kritikpunkt: Alles in allem sind die Entwickler bei ihrem nun mehr vierten Ableger der Reihe viel zu mutlos vorgegangen und haben sich stattdessen auf Bewährtes verlassen. Als Beispiel möchte ich den allgemeinen Rennablauf anführen: Ihr startet wie gewohnt auf Platz 8 von 12 und wollt innerhalb von meist nur zwei bis drei Minuten nach vorne kommen. Jetzt habt ihr folgende Möglichkeiten: Entweder ihr stellt die KI-Stärke so ein, dass ihr dabei kein Problem habt. Oder aber ihr passt sie an euer Können an, müsst euch dann aber regelrecht nach vorne rempeln, so ihr denn gewinnen wollt.

Man kann jetzt damit argumentieren, dass man ja gar nicht gewinnen muss. Tatsächlich könnt ihr auch irgendwo im Mittelfeld ins Ziel kommen und bekommt noch genügend Einflusspunkte und Credits gutgeschrieben. Aber mal ehrlich: Wer will denn in einem Rennspiel nicht auf dem ersten Platz landen? Nur möchte ich dafür auch herausgefordert werden und ein echtes Rennen fahren. Anstatt aber dieses Problem anzugehen und wenigstens bei den Rundkursen längere Rennen anzubieten, bleibt eben alles wie gehabt.

Und dann merkt man auch, dass Playground Games anscheinend die Ideen ausgehen. Waren die Schaurennen in den Vorgängern noch echte Highlights, hatte ich nun mehrmals den Eindruck, das alles schon gesehen zu haben. Erneut dürft ihr euch ein Duell mit einem Zug und später einem Düsenjet liefern. Dass ihr das Schaurennen gegen mehrere Motorräder schon zu großen Teilen im Intro des Spiels absolviert und es nun noch mal spielt, spricht ebenfalls Bände. Lediglich der Ausflug in die Halo-Welt war in dieser Hinsicht mal wirklich gelungen.

Aber nicht, dass wir uns falsch verstehen: Forza Horizon 4 ist immer noch ein extrem gutes Arcade-Rennspiel, das Fans der Vorgänger, die mehr vom selben wollen, sehr viele Stunden unterhalten wird. Zudem gibt es wie angesprochen auch einige Detailänderungen wie eine weniger aggressive Drivatar-KI, die nun seltener zu Rammattacken ansetzt.

Das überarbeitete Fähigkeitensystem übt auf mich nun aber fast gar keinen Reiz mehr aus. Die Punkte für die Skills verdient ihr zwar weiterhin global, ab sofort verfügt aber jedes einzelne Fahrzeug über einen eigenen Skilltree. Da ich aber selten mehrere Spielstunden lang mit demselben Wagen rumfahre, überlege ich es mir nun dreimal, ob ich in diesen oder jenen Wagen die gesammelten Punkte investiere. Zumal ich den ersten Punkt auch jeweils in ein Sofortplus von Einflusspunkten kaufen muss und auch die nächsten Boni nur selten richtig verlockend klingen. Zum Glück aber fällt das gesamte Levelsystem von Forza Horizon 4 auch ohne den Einsatz von Skillpunkten sehr motivierend aus.

Das Fähigkeitensystem fällt weniger motivierend aus. Da jedes Auto seinen eigenen Skilltree hat, weckt es Grinding-Gefühle.

Ab sofort dürft ihr euch übrigens auch Häuser kaufen, die kleinere Sofortboni mit sich bringen und fortan als Startpunkt einer Spielsession dienen können. Wie auf dem Festivalgelände dürft ihr euch im Eigenheim auch gleich am über 400 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark bedienen. Darüber hinaus könnt ihr in eurem Eigenheim euren Charakter anpassen, ihn in neue Klamotten stecken und die Emotes festlegen, die etwa bei einem Sieg abgespielt werden.

Mit den Häusern und der Individualisierung eurer Spielfigur macht Playground Games einen weiteren Schritt Richtung Social Features, die in Forza Horizon 4 mehr als jemals zuvor eine Rolle spielen. Das äußert sich auch darin, dass ihr im freien Spielmodus, sofern ihr es nicht abschaltet, immer mit anderen Spielern auf einem Server unterwegs seid. Störend empfand ich das aber keinesfalls, viel mehr wirkt die Spielwelt dadurch wieder einen Tick lebendiger. Vor Rowdys müsst ihr übrigens keine Angst haben, menschliche Mitspieler werden in direkter Nähe wie Geister behandelt.

Natürlich sind auch wieder zahlreiche Multiplayer-Modi an Bord. Abgesehen davon, dass ihr das Spiel mit bis zu sechs Spielern kooperativ bestreiten könnt, steht unter anderem wieder das Forzathon-Event auf dem Plan. Darin können sich stündlich alle interessierten Spieler zusammen tun, um gemeinsam Herausforderungen wie Driftchallenges anzugehen. Auf klassische Modi wie PvP-Rennen oder Spiele der Marke „Infiziert“ und „Flaggenjagd“ müsst ihr ebenfalls nicht verzichten.

Technisch befindet sich Forza Horizon 4 erneut auf einem sehr hohen Level. Insbesondere auf der Xbox One X lässt die Grafikengine ihre Muskeln spielen. Der Detailgrad ist enorm hoch, die Spiegelungen auf den Fahrzeugen sowie deren Modelle gehören zur absoluten Oberklasse. Wer eine hohe Bildrate bevorzugt, kann dies in den Optionen einstellen, muss dann aber mit einer schwächeren Grafikqualität leben, die an Bäumen oder Zäunen durch stärkeres Flimmern auffällt. Trotz 4K-Auflösung kommt es aber auch auf der One X zu gelegentlichem leichten Kantenflimmern sowie zu Popups von Umgebungsobjekten und KI-Autos auf mittlere bis große Distanz.

Durch die Boxen dröhnen neben gelungenen Motorensounds die Klänge bekannter Radiosender wie Pulse, Bass FM oder XS. Der Soundtrack ist erneut variantenreich, der Ohrwurmcharakter vieler Stücke, insbesondere aus Forza Horizon 2, blieb bei mir bisher aber aus.

Doch damit zu meinem Fazit: Ich mag sehr kritisch an einige Punkte des neuen Forza Horizon herangegangen sein, aber schließlich geht die Rennspielserie auch in ihre vierte Runde. Und dafür muss ich sagen, dass mir die Änderungen beziehungsweise vor allem der Mut zu Neuem zu gering ausfallen. Der gesamte Spielablauf gleicht bis auf wenige Änderungen dem des letzten und des vorletzten Teils. Die Rennen sind noch immer reine Rumpelintermezzos, in denen ich in kürzester Zeit sieben Plätze gutmachen muss, wenn ich denn gewinnen möchte. Spätestens bei den Schaurennen fällt auch die Ideenlosigkeit der Entwickler auf. Bis auf eine Ausnahme hatte ich bei den fünf Schaurennen, die früher mal eines der Highlights waren, das Gefühl, das schon mal genau so gespielt zu haben.

Auch aus dem Jahreszeitenwechsel hätte man mehr rausholen können. Wenn ich auch bei vielen deaktivierten Fahrhilfen kaum einen fahrerischen Unterschied zwischen Sommer und Herbst merke, bleibt es am Ende halt bei einem optischen Schmankerl – wenn auch einem sehr gelungenen. Unterm Strich ist Forza Horizon 4 aber natürlich trotzdem der beste aktuelle Arcade-Racer. Das Fahrmodell ist einsame spitze, der Fuhrpark mit über 400 Autos enorm riesig, die Spielwelt abwechslungsreich und einfach toll umgesetzt. Es ist und bleibt halt ein Abenteuerspielplatz für entdeckungsfreudige Rennspielfreunde. Da die Weiterentwicklung im Vergleich zu Forza Horizon 3 aber zu gering ausfällt, schrammt Forza Horizon 4 bei mir knapp an einer 9er-Wertung vorbei und erhält 8.5 von 10 Punkten.

Die Wettereffekte können sich vor allem aus der Cockpit-Perspektive sehen lassen.