Optimierungsspaß und nächtliche Besuche

Das gewohnte Ausrüsten und Optimieren unserer Helden nach Art einfacher RPGs macht so viel Spaß wie eh und je. Wer mag, kann viel Quality Time mit seinen Heroen verbringen, und wird sich dadurch kleinere bis mittlere Vorteile im Kampf verschaffen. Insbesondere die Berufswahl aus rund 60 Klassen will überlegt sein, weil sie über die verwendbaren Waffen beziehungsweise Zauberutensilien, aber auch Spezialfähigkeiten und Attribute bestimmt. Wie immer gilt: Wechselt nicht zu schnell mit einer Figur von ihrer normalen zur Elite-Klasse: Sie wird fortan viel langsamer die Levelstufen erklimmen, womit die (zufälligen) Attributssteigerungen pro Aufstieg seltener eintreten. Deshalb können zu früh in den Elite-Stand erhobene Helden ihr Potenzial nicht ausschöpfen.
 

Was eher oberflächlich begann...

Stichwort „Quality Time“: Ihr dürft nun Freunde und Gefährten in eure Privatquartiere einladen, und zwar „am Nachmittag oder nachts“. Das ist so zweideutig gemeint, wie es klingt, und die teils richtiggehend schlüpfrigen, manchmal aber auch biederen oder komischen Textzeilen tun ihr Übriges. Leider orientiert sich die EU-Fassung an der bereits vor zwei Monaten erschienen US-Version und spart die Befummelungs-Mechanik des japanischen Originals aus: Zwar könnt ihr vom Porträt eures Gastes aus nach unten scrollen, um seinen (oder ihren) Brustbereich zu betrachten – der übrigens immer verhüllt bleibt. Aber euren Besucher per Touchscreen massieren, das geht nicht, und so blendet die deutsche Fassung nach ein oder zwei Sekunden verwirrt aus, weil’s nichts weiter zu tun gibt. Danach kommt der Text „XY hat euer Quartier zufrieden verlassen“.

Immerhin: Wie schon in früheren Teilen könnt ihr auch gleichgeschlechtliche „beste Freunde“ finden, ein Kind (und einige daran geknüpfte Nebenmissionen) gibt es unseres Wissens aber nur, wenn Deckelchen auf Töpfchen, Bienchen auf Blüte, ach, ihr wisst schon, trifft. Den Partner eures Herzens dürft ihr dann – und zwar schneller als in früheren Serienteilen – ehelichen und mit ihm, und nur mit ihm, den „S“-Supportrang teilen. Übrigens ist eine der naheliegenden Wahlmöglichkeiten für euren Partner eine Dienstmagd beziehungsweise ein Butler – beides eine offizielle Heldenklasse in Fire Emblem Fates. Denkt aber nicht, euer „S“-Partner hätte viel Verständnis, wenn ihr danach ständig andere Besucher bei euch zuhause begrüßt…

... wurde zu einer wahren Liebe.

 

Kampfsystem: Mit Planung...

Beim Kampfsystem kommt es wie eh und je auf die Beachtung des Papier-Stein-Schere Marke Fire Emblem an: Schwerter und Äxte schlagen Speere, Speere stechen Kavallerie, Kavallerie übertrumpft  normale Infanterie und Bogenschützen, letztere sind tödlich gegen fliegende Einheiten, und einige Details dieser Art mehr. Dazu kommen Spezialfähigkeiten und Zaubersprüche und die unterschiedliche Bewaffnung. Bei jedem Angriff habt ihr die Wahl, mit welcher Waffe (sofern der Held mehrere mitführt) angegriffen werden soll, und welche der umstehenden Figuren zur Unterstützung eingreifen soll.

Die schon erwähnte Zuneigung von Charakteren (von D bis A beziehungsweise S) stärkt sie, wenn sie im Kampf direkt beieinander stehen. Generell erhält ein Held sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung Unterstützung von einem benachbarten Helden der eigenen Seite. Das geht soweit, dass man mit einem schwachen Kämpfer, der den aktuellen Gegner gar nicht verwunden kann, dennoch angreift, weil er von seinem stärkeren Kumpel unterstützt werden wird, der dadurch den Feind verwundet oder tötet. Alternativ dürft ihr einen Helden einem anderen „zuordnen“, sie stehen dann beide im selben Feld und kämpfen als eine Figur. Dabei schenkt der untergeordnete dem aktiven Boni, bleibt selbst aber passiv – und überlebt, sollte sein „Beschützer“ sterben. Beliebt ist auch der „Wasserträger-Trick“: Ein langsamer Held läuft auf das Feld eines schnelleren, der nun mit ihm weit zieht und ihn wieder ablädt.
 

Vor der Schlacht gilt es, die aktiven Recken auszuwählen und auszurüsten.

... und purem Glück

Die wichtigste Frage im Kampf ist nachwievor: Was passiert nach Ende meiner Runde, wen können dann die Gegner in ihrem Zug angreifen und sogar töten? Daraus leitet ihr eure Taktik ab, rückt also beispielsweise nicht zu weit vor oder so, dass ein besonders gut gepanzerter Held die Angriffe auffängt. Leider wird auch die beste Taktik oft genug vom Zufall durchkreuzt.

Kalkuliert ihr etwa damit, dass Gegner Z den eigenen Helden A nur leicht verwunden, von diesem aber schwer verwundet werden wird, kann einiges schief gehen. So trifft Z vielleicht A, jedoch A nicht Z. Oder Z trifft trotz lächerlicher 2%-Chance „kritisch“, sodass A sofort tot ist. Auch nicht viel besser wäre es, wenn unser A den bösen Z kritisch trifft und tötet – weil dann ein weiterer Gegner auf Schlagdistanz heranziehen kann und A töten kann. Vergrößert wird der Zufallsfaktor, weil in der Regel nicht 1 gegen 1, sondern (durch die erwähnte Support-Regel) 2 gegen 2 gekämpft wird. Weiß Gott, das „Schicksal“ spielt wirklich eine große Rolle in Fire Emblem Fates, teils eine frustrierend große.

Manche Levels werdet ihr, egal ob mit oder ohne Permadeath, immer wieder neu laden, erst aus Unkenntnis des Levels, dann aufgrund von Pech, bis ihr irgendwann durchkommt. Insgesamt aber zahlt sich Regelkenntnis aus, und mit zunehmenden Versuchen wisst ihr, was in einer Schlacht zu tun ist. Die eh schon beachtliche Spielzeit (netto etwa 30 Stunden pro Kampagne) steigt noch deutlich an durch die Fehlversuche, rechnet mit 45 Stunden oder mehr.

Voreingestellt seht ihr die Kämpfe in 3D. Wir schalteten das bald ab – wer wem hilft, kommt auch direkt auf der Map gut rüber.