Winter kommt und Winter geht

Fimbul Test+

Hagen Gehritz 3. März 2019 - 9:00 — vor 5 Jahren aktualisiert
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Unser Kampf mit diesem Hünen hat seine Spuren im Schnee hinterlassen.
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Sprechertext zu Fimbul

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Hejsa da draußen. Hier ist Hagen Gehritz für GamersGlobal mit dem Test zu Fimbul. Packt euch schön warm ein, denn der dänische Entwickler Zaxis führt uns mit dem Indie-Hack-and-Slay in die nordische Sagenwelt: Das Land zittert im nicht enden wollenden Fimbulwinter. Direkt zu Beginn wird der Protagonist Kveldulver erschlagen. Doch die Nornen knüpfen seinen Lebensfaden wieder zusammen. Er muss aber nicht nur Rache nehmen, sondern auch die Riesen bezwingen, bevor sie die Ragnarök vorzeitig einleiten. Dafür kämpft er sich in linearen Leveln durch Scharen von Wikingern zu den Trollen und Jötunen vor. Fimbul setzt dabei auf eine stilisierte Grafik mit gedeckten Farben und erzählt seine Handlung passend dazu in Comic-Panels. Außerdem bietet die Lebensfaden-Funktion die Möglichkeit, jederzeit zu früheren Entscheidungen zurückzukehren, um dann den anderen Weg zu wählen.
 
Der Einstieg von Fimbul ist alles andere als frostig, denn dank seines bösen Halbbruders brennt Kveldulvers Heim lichterloh. Axt und Schild sind schnell zur Hand und kommen bei der Flucht aus dem Haus ganz natürlich und selbsterklärend zum Einsatz. Die Vogelperspektive erinnert dabei an Diablo. Angriffe basieren jedoch auf Kombos aus leichten und schweren Angriffen. RPG-Elemente wie Level oder zu erbeutende Waffen gibt es nicht. Oder überhaupt etwas abseits des Weges zu entdecken.

Eben erst dem Inferno entkommen geht es direkt ins Gefecht. Jeder meiner Treffer stutzt nicht nur die gegnerische Lebensanzeige, sondern füllt auch die Kraftleiste meines Wikingers. Bei gedrückter Schultertaste aktiviere ich damit Spezialaktionen wie einen Heilbanner. Mit jedem besiegten Boss wächst die Leiste und die Auswahl an Kräften, bis hin zur Verwandlung in einen Riesen. Stecke ich einen Schlag ein, verliere ich jedoch wieder Punkte. Aber das ist halb so wild, denn wenn ich mir das planlose Verhalten der Gegner anschaue, haben die ein paar Mal zu oft Thors Hammer auf die Rübe bekommen. Nur durch ihre Überzahl sind sie gefährlich, immer draufhauen ist Trumpf – von Anfang bis Ende. Trotzdem ist es kurweilig, mit schnellen Schlägen flott Punkte zu sammeln, Treffer mit Blocks und Hechtrollen zu vermeiden und dann die gegnerischen Reihen effektvoll mit den Spezialangriffen auszudünnen.

Während Speerwurf und Kräfte mit Einblendungen erklärt werden, bleiben die Regeln des Kampfsystems unerwähnt oder verstecken sich in Ladebildschirmen. Was dort steht, stimmt übrigens nicht einmal immer. Fimbul sagt mir, ich solle mit dem Schild statt mit der Waffe blocken, aber in der Praxis macht das nur mit Speeren einen Unterschied. Und was der Vorteil des langsamen Schwertes gegenüber der schnellen Axt sein soll, weiß nur der Allvater.

Bereits in der ersten halben Spielstunde stehe ich einem Troll-Boss gegenüber. Das Duell David gegen Goliath verpackt Fimbul gut: Die Schläge des Ungetüms lassen den Boden erbeben. Weiche ich nur knapp aus, stolpert mein Nordmann in Zeitlupe davon. Der aufgewühlte Schnee zeugt von dem brachialen Kampf. Mechanisch ist die Keilerei jedoch sehr simpel. Leuchtet bei einem Angriff das Schwachpunktsymbol auf, schleudere ich schnell einen oder mehrere Speere auf das Vieh, um es zu betäuben. Das Zeitfenster ist oft sehr schmal, was mich wegen der leichten Trägheit des Helden wiederholt ärgerte. Die Schwachpunkt-Mechanik kommt bei jedem stärkeren Gegner zum Einsatz. Die Schwierigkeit erhöht Fimbul daher, indem es mehrere Zwischenbosse zusammen auf mich hetzt.

Zurück zum ersten Troll: Kveldulver hat ihn besiegt. Zeige ich Gnade oder mache ich ihm den Garaus? Die Wahl beeinflusst, wer mir im finalen Kampf beisteht. Für meinen ersten Durchgang brauchte ich rund drei Stunden. In zwei weiteren entzauberte sich der Lebensfaden ganz schnell: Alle Entscheidungen laufen genau nach diesem einen Muster ab und wirken sich nicht aufeinander aus. So hilft mir besagter Troll am Ende, obwohl ich später seinen Bruder getötet habe. Ist ja auch Schnee von gestern! Dazu kommen Brüche zwischen Comic- und Spielgeschehen. Da verwandelt sich der tote Troll in der Zwischensequenz zu Stein, aber zurück im Spiel lösen sich seine fleischlichen Überreste auf.

Das stets gleiche Ende von Fimbul passt gut zum Setting, aber der Weg dahin hat mich nicht abgeholt. Kveldulver als stoischer Krieger hat ein, zwei nette Sprüche, aber ansonsten ist die Handlung eher Mittel zum Zweck. Die Comic-Sequenzen haben zwar einen sehr eigenen Stil, doch gestalterisch überwiegen Gesichter in Großaufnahme statt interessanter Bildkompositionen. Zusammen mit dem kompletten Mangel an kleinen Animationen und besonders Sprachausgabe wirkt die Geschichte trockener als eine Dissertation über Dörrobst.

Fehlende Soundeffekte an vielen Stellen nagten ebenso an der Atmosphäre. Schwere Trollschritte lassen zwar den Bildschirm beben, aber kein Stampfgeräusch ist zu hören. Der Soundtrack dagegen hat zwar nicht viele Stücke, doch die schaffen wirklich Stimmung. Den bunten Grafikstil finde ich trotz Detailarmut sehr gelungen, vor allem in Kombination mit den ansehnlichen Licht- und Schnee-Effekten. Die über meinem Nordmann schwebende Kamera mag im Kampf Aussetzer haben, setzt dafür aber die Landschaft gut in Szene. Bei der Technik hingegen hatte offenbar Loki die Finger im Spiel: Eben klebt mir ein Riese an den Fersen, eine kurze Zwischensequenz später ist er mysteriöserweise verschwunden. Auch die hin- und herspringenden Tannen in Jotunheim haben vermutlich eher ungewollte technische als mythische Wurzeln.

Zum Schluss nun die Wertungsdämmerung: Das nordische Setting reizte mich an Fimbul, doch das Wikinger-Abenteuer ist kein Material für die Edda. Die Auswirkungen der Entscheidungen sind sehr begrenzt und der letzte Akt kommt sehr hektisch zum immer gleichen Ende. Warum dann überhaupt einen Entscheidungsbaum anbieten? Der Handlung fehlt es an interessanten Figuren und Spannung, um mich zu packen. Selten werden die Möglichkeiten der Comic-Inszenierung genutzt. Fehlende Sprachausgabe wie Audioeffekte, teils grobe Animationen und Bugs lassen trotz des atmosphärischen Soundtracks und dem gelungenen Grafikstil wenig Stimmung aufkommen.

Im Kern macht es Spaß, mit Kombos einen Gegner zu besiegen und den nächsten mit nur einem mächtigen Schlag zu fällen. Doch auch im Kampfsystem stecken Unstimmigkeiten. Dazu wirken die Gegner eher wie Bauern als Berserker und erfordern kein bestimmtes Vorgehen. Bei der Schwachpunkt-Mechanik für alle größeren Gegner ist Kveldulvers Trägheit die größte Herausforderung. Mir erscheint Fimbul unterm Strich als Spiel mit guten Ansätzen, das aber einen unausgegorenen Eindruck hinterlässt. Meine Wertung lautet deshalb 5.0 von 10.
Diesen Test gibt es als Video, Audio und Text. Weitere Fakten zum Spiel findet ihr auf GamersGlobal.de. Hav det godt!
Hier muss der kleine Ulf die Trolle mit der Fackel auf Abstand halten. Spannend – zumindest bis zur Erkenntnis, dass einfach Weiterlaufen fast genau so gut funktioniert.
Hagen Gehritz 3. März 2019 - 9:00 — vor 5 Jahren aktualisiert
Hagen Gehritz Redakteur - P - 174022 - 26. Februar 2019 - 21:45 #

Hej! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, Ansehen und Anhören.

Das Gurke 16 Übertalent - P - 4243 - 3. März 2019 - 9:12 #

Schade, der Grafikstil wirkte vielversprechend. Mich schreckt, trotz der überschaubaren Spielzeit, vor allem die fehlende Charakterprigression ab. Hat man nach dem Tutorial schon wirklich *alle* Handlungsoptionen zur Auswahl?

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174022 - 3. März 2019 - 13:30 #

Nach dem alles erklärt wurde, stehen zwei Kräfte zur Verfügung, von denen noch weitere frei gespielt werden. Die letzte bringt nochmal eine eigene Mechanik, ansonsten liegen die Karten des Spielers auf dem Tisch - also abgesehen von den Feinheiten, die nur in den Ladebilschirmtexten stehen.

Janosch 27 Spiele-Experte - - 86762 - 4. März 2019 - 1:30 #

Ich bedauere es auch allein wegen der gefälligen Präsentation sehr...

zfpru 18 Doppel-Voter - 10896 - 3. März 2019 - 9:26 #

Der Fimbul Winter hat es in sich.

vgamer85 (unregistriert) 3. März 2019 - 10:11 #

Klingt nach Failbul. Danke für den Test :-)

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161742 - 3. März 2019 - 13:12 #

Interessantes Setting. Vielleicht wird ja nochmal nachgepatched.

Zottel 16 Übertalent - 5546 - 3. März 2019 - 13:26 #

Winter is coming.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130089 - 3. März 2019 - 13:31 #

Vorher nichts davon gehört, was offenbar auch nicht schlimm ist.

Evoli 17 Shapeshifter - 8858 - 3. März 2019 - 13:51 #

Genau das dachte ich auch :)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83896 - 3. März 2019 - 18:14 #

Dito.

Tasmanius 21 AAA-Gamer - - 28807 - 3. März 2019 - 13:49 #

Dann doch lieber Apotheon.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40295 - 3. März 2019 - 14:51 #

Und ich dachte spontan es wäre vielleicht ein netter Diablo-Klon mit interessantem Setting. :(

vgamer85 (unregistriert) 3. März 2019 - 15:15 #

Wie so viele Diablo Klone gescheitert sind.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40295 - 3. März 2019 - 15:38 #

Ja, das stimmt natürlich. ;)
Aber akut wäre für mich persönlich die Zeit echt reif. Oder ich krame Diablo 1 nochmal raus.

Severin (unregistriert) 3. März 2019 - 15:52 #

So zu Diablo 2 Zeiten gab es richtig viele. Davon waren auch eine erstaunliche Anzahl wirklich gut. Also zumindest gut genug, um für etwas Abwechslung und Kurzweil zu sorgen, wenn man von Diablo 2 genug hatte.

Aktuell gibt es eigentlich eh nur die drei Platzhirsche, Diablo 3, PoE und Grim Dawn. Mit etwas Abstand noch Van Helsing, wobei die Reihe nach Teil 1 deutlich abgesackt ist, leider.

Das kommende Warhammer Hack&Slay könnte dagegen was werden. Und irgendwann, irgendwann mit gaaaaanz viel Glück kommt vielleicht endlich mal Lost Ark nach Europa. Das hat ganz großes Potential, Diablo vom Thron zu stoßen.

vgamer85 (unregistriert) 3. März 2019 - 17:02 #

Pillars of Eternity hab ich mal zum Xbox Sale geholt. Muss es endlich mal anspielen. Von Grim Dawn hab ich auch positives gehört:-)

Zottel 16 Übertalent - 5546 - 3. März 2019 - 17:31 #

Path of Exile. Wie man Pillars mit in den Hack&Slay-Topf werfen kann... pff Banause :D

Severin (unregistriert) 3. März 2019 - 17:48 #

Jap, hier war natürlich von Path of Exile, nicht von Pillars of Eternity die Rede. Dachte, das wäre im Kontext klar. :D

vgamer85 (unregistriert) 3. März 2019 - 18:20 #

Ach mist, wenn man die Spiele nicht gespielt hat und die Namen verwechselt xD haha

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24306 - 4. März 2019 - 6:54 #

Bei PoE ist immer höchste Aufmerksamkeit gefordert ;)

vgamer85 (unregistriert) 4. März 2019 - 9:25 #

Pile of Shame?:-) schade, fehlt das E

Tasmanius 21 AAA-Gamer - - 28807 - 3. März 2019 - 21:14 #

Ich bin schon sehr auf Wolcen: Lords of Mayhem gespannt.

vgamer85 (unregistriert) 3. März 2019 - 22:31 #

Hab ich auf Twitch mal angeschaut. Schaut sehr gut aus und kann was.

Severin (unregistriert) 3. März 2019 - 23:04 #

Die Leute sind nicht gerade begeistert von der Early Access Fassung. Da scheint seitens des Entwicklers einiges im Argen zu liegen. Aber mal schauen, vielleicht wird ja was draus, interessant sah es schon aus.

Die größere Hoffnung setze ich aber eh in Lost Ark. Nur wann das mal fertig wird, und ob es überhaupt jemals nach Europa kommt...

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65103 - 3. März 2019 - 21:27 #

Also das einzige Spiel was Diablo 2 damals Paroli bieten konnte war für mich Titan Quest.

vgamer85 (unregistriert) 3. März 2019 - 22:30 #

Ouh yes, Titan Quest, daran kann ich mich noch erinnern. Bei GameStar gute Wertung, so um die 85 erhalten damals.

Severin (unregistriert) 3. März 2019 - 23:03 #

Ich hab nicht gesagt, dass die Titel besser waren als Diablo 2. Es waren viele gute Spiele dabei, die für Kurzweil gesorgt haben.

Bisher konnte meiner Meinung nach noch kein einziges Spiel die Diablo Reihe auch nur annähernd vom Thron stoßen. Und ich habe verdammt viele Hack&Slays gespielt.

De Vloek 15 Kenner - 3300 - 3. März 2019 - 23:48 #

Ich liebe Titan Quest jedoch ist Grim Dawn nochmal ne ganze Ecke besser wie ich finde.

thhko 16 Übertalent - P - 5807 - 5. März 2019 - 13:07 #

Möchte noch Victor Vran einwerfen, das fand ich eigentlich auch ganz gut.
Von Van Helsing hab ich bisher nur den ersten Teil gespielt, der 2. und das Gesamtpaket liegen noch rum und sind mit diesem Kommentar grade auf meiner Prioritäten-Liste etwas abgesackt ;)

Severin (unregistriert) 5. März 2019 - 14:33 #

Victor Vran fand ich auch ganz OK, lässt allerdings etwas Tiefgang vermissen. Die Idee, die Skills an die Waffengattung zu binden, ist auch gut gewesen. (Wenngleich schon aus anderen Spielen außerhalb des Genres bekannt. Aber lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. ;))

Spitter 14 Komm-Experte - - 2255 - 5. März 2019 - 21:19 #

Wenn es was mit "Vikingern" zu tun haben soll , dann schau doch mal bei

Vikings - Wolves of Midgard rein , ist nicht Perfekt , aber kann man Spielen.

Severin (unregistriert) 5. März 2019 - 23:40 #

Da ist das etwas ältere Loki deutlich besser:
https://www.gamersglobal.de/spiel/1099/loki-im-bannkreis-der-goetter?search=Loki%20-%20Im%20Bannkreis%20der%20G%C3%B6tter

Behandelt aber im Laufe der Geschichte nicht nur die Nordische Mythologie.

hex00 18 Doppel-Voter - 10171 - 3. März 2019 - 23:07 #

“Kurze Spielteit von rund 3 Stunden”

Spielzeit.
Danke für den Test. Ich find es glaub ich toll. :]

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62062 - 3. März 2019 - 23:39 #

Dafür gibt es doch den "Fehler Melden" Button.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421603 - 4. März 2019 - 1:30 #

Dann verwende ihn doch, muhar-ha-ha-ha.
;)
Ok, keine Bier mehr für mich.

hex00 18 Doppel-Voter - 10171 - 4. März 2019 - 8:03 #

Danke für den Hinweis, war gestern mobil unterwegs und habe nicht daran gedacht.

Hermann Nasenweier 21 AAA-Gamer - P - 26390 - 4. März 2019 - 14:08 #

Mir hat der Test richtig gut gefallen, schön gemacht von Hagen. Das Spiel spricht mich aber garnicht an.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45112 - 5. März 2019 - 10:07 #

Sehr schade. Mit dem Setting hätte das Spiel bei mir schon einen dicken, fetten Bonuspunkt gehabt.

Michl 16 Übertalent - 4299 - 6. März 2019 - 20:14 #

Schade...
Hab nix gehört von Fimbul bis zum Test, dann die ersten Sätze, die schöne Grafik, tolles Setting, da war ich überzeugt.
Ja bis immer mehr die Schwächen dargelegt werden. Bietet meiner Meinung zu wenig, wie gesagt schade.
Danke für den Test.