Dennis Hilla 25. Mai 2018 - 17:35 — vor 5 Jahren aktualisiert
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Sprechertext für Far - Lone Sails
Dieser Sprechertext ist exklusiv für Premium-User, das Gleiche wird ab Ende Mai auch für die Audio-Fassung gelten.
Hallo zusammen, hier ist Dennis Hilla von GamersGlobal mit dem Test zu Far - Lone Sails von Okomotive. In dem Erstlingswerk des Schweizer Studios begebt ihr euch auf eine einsame Reise durch die ausgedörrte Wüste auf einem erdenähnlichen Planeten. Genretechnisch erwartet euch ein Mix aus einem 2D-Plattformer mit Puzzle-Parts sowie einem explorativen Adventure. Nachfolgend schlüssle ich nicht nur auf, was ihr euch unter dieser Kombination vorzustellen habt, sondern auch, wie die Entwickler sich das Element der Monotonie zu Nutze machen.
Ihr startet ohne vorgegebenes Ziel als eine in roter Kleidung verhüllte Gestalt. Nach einigen Metern zu Fuß durch den trockenen Ozean erreicht ihr euer Gefährt – eine Mischung aus Segelschiff und einem postapokalyptischen Mad Max-Truck. In diesem macht ihr euch auf durch karge Landschaften, die von Gebäude- und Bootswracks durchzogen sind. Wohin die Reise geht, wisst ihr nicht. Ebenso lässt euch Far im Unklaren darüber, was in dieser Welt vorgefallen ist und ob es noch andere Überlebende gibt. Diese Ungewissheit hat für mich von Beginn an einen großen Teil der Faszination des Spiels ausgemacht. Auf Basis jeder noch so kleinen Entdeckung habe ich angefangen, meine eigenen Theorien zu spinnen.
Euer Fahrzeug nimmt während der Fahrten ungefähr ein Viertel der unteren Bildschirmhälfte ein. Befindet ihr euch im Inneren, erinnert die Ansicht an FTL - Faster than light. Steigt ihr aus, schaltet die Kamera zu einer Außenansicht um. Angetrieben wird euer ungewöhnliches Vehikel zunächst von Müll. In der Spielwelt sammelt ihr Kisten, Fässer und anderen Schrott auf, den ihr auf einem Podest platziert und per Knopfdruck verbrennen und in Energie umwandeln lasst. Ist das Schiff aufgetankt, startet ihr den Motor und los geht die gemächliche Fahrt. All das geschieht über rote Schalter, die in dem Gefährt an den entsprechenden Stellen verteilt sind.
Wichtig für eine gelungene Reise ist nicht nur, dass ihr regelmäßig nachtankt, auch die Dampf-Anzeige müsst ihr im Auge behalten und den Motor gegebenenfalls entlüften. Macht ihr das nicht, droht aber nicht sofort ein Game-Over-Bildschirm. Nach einer kurzen Zwangspause zum Abkühlen des Antriebs kann es weitergehen. Gut überlegen solltet ihr allerdings, ob ihr brennbare Tanks verheizt. Diese füllen zwar das Energiemeter sofort vollständig auf, jedoch steckt ihr damit auch einige Teile eures Schiffes in Brand und beschädigt sie.
Im weiteren Spielverlauf wird das Gefährt um ein Segel erweitert, so dass ihr auch ohne Energieverbrauch durch die Wüste kommt. Allerdings ist dafür Rückenwind nötig. Über eine Fahne auf dem Dach erkennt ihr, ob eine geeignete Brise weht. Die motorlose Antriebsmöglichkeit ist nicht das einzige Schiffsupgrade. Mit einem überdimensionierten Sauger etwa sammelt ihr gemütlich im Vorbeifahren Schrott auf und müsst nicht jedes Mal anhalten und ihn ins Innere tragen. Der Bunsenbrenner hingegen dient dazu, beschädigte Teile zu reparieren.
In Far - Lone Sails erschweren euch immer wieder widrige Umstände das Weiterkommen, sei es ein Blitz, der euer Gefährt trifft und in Brand steckt, oder ein ausbrechender Vulkan, vor dem ihr in Höchstgeschwindigkeit flüchten müsst. Eure Fahrt kann auch von Objekten, die eure Strecke blockieren, gebremst werden. Mal bleibt ihr in einer riesigen Matschpfütze stecken und müsst euer Vehikel in bester Uncharted-Manier per Enterhaken aus dieser ziehen, mal warten Umgebungsrätsel auf euch.
Als Beispiel müsst ihr euer Schiff über einen alten Lastenaufzug nach oben befördern. Der Knopf, um diesen in Gang zu setzen, liegt jedoch hinter einer massiven, natürlich verschlossenen Stahltür. Oberhalb davon befindet sich jedoch ein Wasserrad. Also schnappt ihr euch den Löschschlauch und haltet voll auf das Antriebsteil. Dadurch öffnet sich die Schleuse und ihr könnt den Schalter betätigen.
Wirklich schwer werden die Puzzles nie. Das möchte ich Far jedoch nicht anlasten, im Gegenteil: Denn im Gegenzug fahrt ihr auch immer wieder minutenlang durch die Walachei, ohne dass etwas passiert. Gerade diese Abwechslung aus skriptbasierten Ereignissen und melancholischem Dahinschippern hat mir sehr zugesagt.
Lange, einsame Fahrten, simple mechanische Rätsel. Ihr merkt schon, Far - Lone Sails ist keine spielerische Herausforderung, sondern vielmehr ein Erlebnis. Ohne offensichtliches Ziel oder Anweisungen fahrt ihr durch die postapokalyptische Welt, nie wissend, was genau geschehen ist. Diese Frage hat mich noch weit nach dem Ende des Spiels beschäftigt, ich habe meine eigenen Theorien gesponnen, gegrübelt und war richtiggehend gefesselt. Ähnlich wie in Journey gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel. Sterben könnt ihr übrigens nicht, außer an einer Stelle. Diese hätten die Entwickler sich aber meiner Meinung nach sparen können, da sie nicht zum restlichen Erlebnis passt.
Die technische Umsetzung unterstreicht die beklemmende Stimmung perfekt. Grafisch kriegt ihr monochrome, an Inside erinnernde Hintergründe zu Gesicht. Lediglich ein paar bunte Highlights wie der rote Umhang eurer Spielfigur oder die rostbraune Lackierung eures Vehikels stechen aus der sonst sehr farbarmen, aber dennoch wunderschönen Grafik heraus. Die Hintergründe mit ihren verlassenen Gebäuden, zerfressenen Schiffswracks und im Pastelllook gehaltenen Wolken sehen fantastisch aus. Kleine Details, wie eine gerade einstürzende Brücke im Hintergrund runden das Gesamtbild ab. Auch bei den Gebieten gibt es ein wenig Abwechslung: So verschlägt es euch auch mal in eine kühle Schneelandschaft. Gelegentlich gewinnt sogar die Umgebung etwas an Farbe, beispielsweise wenn ihr vor einem Sonnenuntergang entlang fahrt.
Ein besonderes Lob möchte ich für den Sound von Far aussprechen. Auf musikalischer Seite wechseln sich Saiteninstrumente, das Klavier und sogar Flügelhörner ab, die das Geschehen abhängig von der aktuellen Situation perfekt untermalen. Auch das restliche Audiodesign ist durchweg gelungen. Euer Schiff knarzt und ächzt, und ein Gewitter klingt so, als würde es sich vor eurer Wohnung befinden. Ein schönes Detail: In der Geborgenheit eures Schiffes klingt das Unwetter dumpfer, begebt ihr euch ins Freie, wird der Ton entsprechend lauter und bedrohlicher.
Kommen wir zu meinem Fazit: Far - Lone Sails ist ein Spiel mit bedrückender Stimmung, die in Kombination mit dem gemächlichen Tempo sicherlich nicht für jeden etwas ist. Auf der gut dreistündigen Reise durch die Wüste gibt es oftmals minutenlange Fahrten ohne besondere Ereignisse, die Welt ist an vielen Stellen leer und trist.
Genau aus diesem Grund funktioniert Far aber auch so gut. Das grundlegende Prinzip wirkt herrlich entschleunigend, und die Story wird mir nicht vorgekaut. Ich muss meine eigenen Schlüsse ziehen und Vermutungen anstellen. Und nach dem eigentlichen Durchspielen stellte ich verschiedenste Überlegungen an, von einer Umweltkatastrophe als Ursache bis hin zu massiver Kritik an der Lebensweise der Menschen konnte ich mir alles vorstellen. Selbst die etwas zu leichten Rätsel erfüllen voll und ganz ihren Zweck, denn sie tragen gekonnt ihren Teil zu dem ruhigen, aber gelungenen Pacing von Far bei.
Das Debüt von Okomotive punktet darüber hinaus mit seinem Artdesign. Der tolle Sound geht Hand in Hand mit der liebevoll gezeichneten Optik. Da verkrafte ich gerne den einen oder anderen Schnitzer im eigentlichen Spielkonzept, wie den Umstand, dass ich alle paar Sekunden auf einen Totmannschalter drücken muss, damit der Motor meines Wüstengefährtes nicht ausgeht.
Meine Bewertung von Far – Lone Sails lautet dementsprechend 8.0 von 10. Diesen Test gibt es als Audio und Video.
Auch im Schnee fährt sich's schee – die Umgebungen bieten jedenfalls ausreichend Abwechslung.
Sehr schöner Test zu einem Spiel welches ich nicht auf dem Radar hatte. Da werde ich bald zugreifen, ich glaube das gönne ich mir noch dieses Wochenende.
Das Testvideo kam super sympathisch rüber, danke dafür!
Ich hab einen der Entwickler letztes Jahr bei einer Ausstellung kennengelernt und dort auch eine frühe Version gespielt. Nicht so mein Ding aber es freut mich natürlich sehr, dass da was Gutes draus geworden ist.
schlammonster
31 Gamer-Veteran - P - 277636 - 25. Mai 2018 - 23:17 #
>> Das Spiel hat was.
Definitiv. Ich hab zwar für mich nur noch nicht ausbaldowert was, aber es hat mich von der ersten Sekunde an angesprochen. Bin mal gespannt wann ich es mir vorknöpfen werde :)
Noodles
26 Spiele-Kenner - P - 75314 - 27. Mai 2018 - 20:02 #
Es gab hier mal ne News zum Spiel, dadurch sind sie darauf aufmerksam geworden. :D Oder durch die Gamestar, die hatte sogar ne Woche früher einen Test zu dem Spiel. ;)
Viel Spaß!
Hört sich interessant an, danke für den Test.
Steht schon auf der Wunschliste.
Bei mir auch. :)
Das liest sich ja ziemlich nett und etwas 'artsy'. Könnte etwas für mich sein. Danke für den Test!
Sehr schöner Test zu einem Spiel welches ich nicht auf dem Radar hatte. Da werde ich bald zugreifen, ich glaube das gönne ich mir noch dieses Wochenende.
Das Testvideo kam super sympathisch rüber, danke dafür!
Scheint ja Eindruck gemacht zu haben, aber der Funke springt bei mir nicht über ;)
Das hört sich so an, als ob das Ding keinen Wiederspielwert hat. Oder ist das nicht der Fall?
Ich hab einen der Entwickler letztes Jahr bei einer Ausstellung kennengelernt und dort auch eine frühe Version gespielt. Nicht so mein Ding aber es freut mich natürlich sehr, dass da was Gutes draus geworden ist.
Nach dem Test habe ich es dochmal auf meine Steam-Wunschliste gesetzt.
Ich ebenso. Das Spiel hat was.
>> Das Spiel hat was.
Definitiv. Ich hab zwar für mich nur noch nicht ausbaldowert was, aber es hat mich von der ersten Sekunde an angesprochen. Bin mal gespannt wann ich es mir vorknöpfen werde :)
Auf jeden Fall, sieht nach einem ungewöhnlichen und tollen Spiel zu einem fairen Preis aus.
Ich hab’s auch mal auf die Wunschliste gesetzt.
Dickes Like. Danke für den (Audio)Test.
Hatte ich noch nie von gehört, ist aber vielleicht einen Blick wert :)
Liest sich irgendwie, als wäre es ein sailing simulator. Hab schon mit Walking Simulatoren nix anfangen können. Passe.
Interessant. Danke für den engagiert gesprochenen Test.
Dachte erst, es wäre was für mich. Wenn aber am Ende keine "Auflösung" kommt, ist das nichts für mich.
Sehr schönes Testvideo, und sehr schönes Spiel!!
Tolles Spiel, danke für den Test
Schön, dass hier immer wieder so kleine Spiele getestet werden, von denen man vorher noch nichts gehört hat. Wie seid ihr darauf aufmerksam geworden?
In diesem speziellen Fall spricht es mich aber leider überhaupt nicht an.
Es gab hier mal ne News zum Spiel, dadurch sind sie darauf aufmerksam geworden. :D Oder durch die Gamestar, die hatte sogar ne Woche früher einen Test zu dem Spiel. ;)
Die News hatte ich tatsächlich bisher übersehen. :-)
Ich mag Spiele wie "Inside" und "Limbo". Dieses hier scheint mir ähnlich zu sein und ich habe es auf meine Wunschliste gepackt =)
Danke für den interessanten Test!
Danke für den schönen Test!
Das Spiel sieht genau nach meinem Geschmack aus. Wird gekauft!