Skelette, Legionäre, Schatten

Fantasy General 2: Empire Aflame Test

Jörg Langer 22. Oktober 2020 - 16:04 — vor 3 Jahren aktualisiert
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Das Eis-und-Schnee-Terrain ist neu, und auch der irrgartenähnliche Aufbau dieser Map – samt nerviger Transmuter-Gegner.
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Kaum neue Einheiten, aber neue Fraktion

Wirklich neue Kampfeinheiten, die ihr noch nicht aus dem Hauptprogramm kennt, sind vor allem der neuen Fraktion vorbehalten, die ab Mission 11 mitmischt. Diese neuen Kombatanten will ich nicht spoilern und zeige sie euch deswegen auch nicht per Screenshot im Artikel (aber gerne unter diesem Link, wenn ihr wollt). Jedenfalls sind sie für normale Truppen schwer zu verwunden und folgen auch einer etwas anderen Spielmechanik.

Doch es gibt auch einige neue Trolle und natürlich Helden, jeder davon bringt seinen eigenen Skilltree mit. Wie auch die Soldatentrupps könnt ihr sie mit den notwendigen Ressourcen (Waffen, Rüstungen, Magiepunkte) upgraden und so ihre Fähigkeiten verbessern oder neue Skills/Zauber lernen.

Und nun zu den Neuerungen drumherum, die wie gesagt größtenteils per Patch ins Hauptprogramm eingefügt wurden: Bei Kampagnenstart wählt ihr nicht nur zwischen vier Schwierigkeitsstufen sowie Ironman (nur Autosave) oder Iron Maiden (nur ein Spielstand), sondern dürft auch dafür optieren, dass die Gegnerstärke mit eurer Armee mitskaliert statt bei der Szenariovorgabe zu bleiben. Ich habe mich für letzteres entschieden. Das führte dazu, dass ich durch viel Speichern/Laden und über schneller als gedacht gewonnene Schlachten mehr Geld als gedacht sichern konnte, sodass meine Kernarmee besser wurde als gedacht (das denke ich mir zumindest). Jedenfalls wurden die späteren Missionen zwar komplexer, aber auch etwas leichter. Wer das vermeiden möchte, erhöht entweder Schwierigkeitsgrad und/oder schaltet die Skalierung der Feindkräfte zu. Wohlgemerkt, wirklich einfach fand ich die Empire-Aflame-Kampagne nie.
 
Durch Transmuting (Artefakte "ausschlachten"), Händler (Ressourcen kaufen) und Training (Einheiten-Boosts) macht das Management und Upgrade eurer Kernarmee noch mehr Spaß als schon im Hauptprogramm.
 

Noch mehr Armee-Management

Ebenfalls neu: Fast immer während der Kampagne stehen euch ein oder mehrere Händler zur Verfügung, bei denen ihr, je nachdem, neue Einheiten-Slots („Versorgung“) sowie Waffen und Rüstungen kaufen oder teils auch Magiepunkte und Waffen verkaufen könnt. Das macht viel gezieltere Upgrades eurer Armee möglich, zumal es immer noch zufällige Belohnungen beim Erkunden von Ruinen, Höhlen und Co. gibt (mal eine Freiwilligen-Einheit, mal zwei Rüstung, für dieselbe Location, wohlgemerkt). Ich weiß nicht mehr, ob es das auch im Hauptprogramm gab, aber via Skilltree sowie Artefakt erlangt ihr die Fähigkeit, Manapools dauerhaft „abzuernten“, was euch neben einem Stoß Magiepunkte (statt pro Runde einen) gleich einen ganzen Schwung Zauberpunkte gibt sowie das unendlich kostbare „flüssige Mana“ für bestimmte Truppen-Upgrades.
 
Ihr dürft außerdem ungeliebte oder doppelte Artefakte (siehe: Zufall…) „transmuten“, also je nach Qualität in 50 Gold, 100 Gold oder 2 Magiepunkte umwandeln. Da es nicht dermaßen viele Artefakte im Spiel gibt, rate ich hier zur Vorsicht, man weiß nie, für was man die Wasserstiefel oder die Maske des Schreckens doch noch brauchen kann.
 
Ferner gibt es jetzt noch das „Trainingslager“: Eure Fraktion, also das Imperium, und jeder Held (ich hatte nie mehr als drei gleichzeitig) kann normale Kampfeinheiten gegen Gold-und-Co.-Zahlung permanent „buffen“. Also etwa einer sündteuren Phalanx (der Ausbaustufe der Legionäre, die wiederum das Upgrade zu Speerträgern sind) das Attribut „Furchteinflößend“ verleihen. Dumm nur, dass die darauffolgende und finale Stufe, die „Death Dealers“, dieses Attribut sowieso schon besitzen. Dann vielleicht eher den „Formationsbonus“ an Plänkler vergeben? Oder bessere Rüstungs- und Moralwerte? Ihr seht schon, beim Aufrüsten der Kernarmee zwischen den Missionen sind etliche Optionen dazu gekommen – mir hat das sehr gut gefallen.
 
Unverändert zum Hauptprogramm geblieben sind die schmuck animierte, weitgehend übersichtliche Grafik sowie die fantastische Sound-Begleitung, die einen gewichtigen Teil zur Atmosphäre beiträgt.
 
Autor: Jörg Langer (GamersGlobal)
 
 

Meinung: Jörg Langer

Mich in der stressigsten Zeit des Spielejahres für über 20 Stunden bei der Stange zu halten, muss ein Addon erst mal schaffen – und wenn ich von Mission 12 aus hochskaliere und ab jetzt noch über 10 Missionen pro Seite folgen dürfte, stehen mir noch mal etwa 20 respektive 40 weitere ins Haus. Falls ich denn weiterspiele: Ich hatte viel Spaß, aber nun ist meine Kernarmee quasi ausgemaxt.

Die hohe Zahl der Maps ist ziemliche Augenwischerei, da wohl mindestens die Hälfte davon nach bestimmten Parametern automatisch generierte sind, keine designten. Entsprechend fehlt es der neuen Kampagne auch an etlichen der kleinen Stories, die für mich das Hauptprogramm so faszinierend gemacht haben: Ich denke da an die Hexen, denen ich – ganz unabhängig von der eigentlichen Mission auf jener Map – entweder helfen konnte oder nicht, mit weitreichenden Auswirkungen. In Empire Aflame traf ich bislang nur einen Drachen mit kleinem Tötungsauftrag.

Das heißt nicht, dass die neuen Missionen langweilig wären, zumal bis zu vier Fraktionen (plus neutrale Monster) das Schlachtfeld bevölkern. Bei einigen wenigen sind typische Trigger enthalten, die ein Ereignis auslösen. Zudem gibt es einige Entscheidungen nach den Schlachten, die Auswirkungen haben. Aber alles in allem finde ich Empire Aflame doch etwas weniger liebevoll designt als die 1. Kampagne.

Das ändert nichts an den Qualitäten des Spielsystems, das in Sachen Armee-Management sogar noch ausgebaut wurde. Wer auf das möglichst vollständige Abgrasen der Maps steht und Lust hat, immer wieder auch mehrfach neu zu laden, um seinen Zug möglichst perfekt hinzubekommen, erhält mit Fantasy General 2: Empire Ablflame viel Spielspaß und Spielzeit für zwei bis drei Herbst-Wochenenden.
Fantasy General 2: Empire Aflame PC
Einstieg/Bedienung
  • Erste Mission des Addons noch leicht
  • Sinnvolle Mouse-Over-Texte
  • Weiterhin nichts für Rundentaktik-Einsteiger (außerdem sollte man aus Story-Gründen die Hauptprogramm-Kampagne gespielt haben)
Spieltiefe/Balance
  • Story und Welt zwar generisch, aber schon ausreichend interessant
  • Spielstarke KI (auch wenn sie bewusst aggressiv spielt)
  • Oft komplexe, schwierige Missionen
  • Gelungene Trennung in Helden und Kampfeinheiten
  • Imperiums-Truppen machen Spaß
  • Im Vergleich zum Hauptprogramm ausgebautes  Kernarmee-Management
  • Upgrades durch Neuerungen weniger zufallsabhängig
  • Statt immer wieder leicht verzweigender Kampagne gibt es nun eine große Weiche
  • Unzerstörbare Spielmechanik
  • KI scheint auf normaler Schwierigkeit (Stufe 2  von 4) den Spieler "zu schonen", setzt z.B. Schützen oft erst nach Infanterie ein
  • Weniger Nebenquests als im Hauptprogramm
  • Viele Maps stammen aus dem Generator, statt designt zu sein
  • Weiterhin ist das Laden von Spielständen faktisch Teil des Spieldesigns
Grafik/Technik
  • Schöne, wenn auch nicht wahnsinnig detaillierte 3D-Einheiten
  • Schöne Landkarten, teils mit speziellen Merkmalen (z.B. Transmuter-Akademie)
  • Sechs Map-Terrains
  • Story wird weiterhin nur über Textboxen erzählt
  • Mit Luft-Einheiten wird es schnell unübersichtlich
Sound/Sprache
  • Passende Soundeffekte
  • Sehr stimmungsvolle Musikstücke
 
Multiplayer
  • Mit bis zu 5 Spielern (inklusive KI) sowie Neutralen spielbar
  • Startarmee frei zusammenstellbar
  • Nur 6 Maps plus prozedureale Capture-Maps
  • Weiterhin nur Empire und Barbaren auswählbar, also weder die neue Fraktion noch Echsenwesen
8.5
Userwertung8.8
Mikrotransaktionen
Keine
Hardware-Info
Minimum: Win 7 (64), 2,5 Ghz CPU, DX11-Grafik (2 GB), 4 GB RAM, 4 GB HDD, min. 1366x768
Maximum: Win 10 64Bit, 2,5 Ghz CPU, 8 GB RAM, GTX 1060 (3 GB) oder RX470 (4 GB), 4 GB HDD
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
 
Jörg Langer 22. Oktober 2020 - 16:04 — vor 3 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469791 - 22. Oktober 2020 - 15:25 #

Viel Spaß beim Lesen!

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42937 - 22. Oktober 2020 - 17:23 #

Danke für den Test. Mit dem Hauptspiel hatte ich viel Spaß aber diese Erweiterung ist doch etwas teuer. Die lasse ich lieber mal noch etwas im Laden reifen, bis entweder der Preis sinkt oder das Verlangen steigt.

Allerdings finde ich das Addon bei Gog nicht für 20€, sondern 11,29€ statt 12,49€.

Scando 24 Trolljäger - 54816 - 22. Oktober 2020 - 18:07 #

Dieses Addon hört sich auf jeden Fall interessanter an als das erste. Bei Steam kostet es auch 11,24€ bzw. 12,49€.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469791 - 22. Oktober 2020 - 18:21 #

Danke, passe ich an. Ich fände auch 19,99 okay, aber 12€ ist noch mal was anderes.

soulflasher 15 Kenner - 3024 - 22. Oktober 2020 - 19:48 #

Fantasy General 2 vs. Battle Brothers.
Ein Verlierer steht schon fest.
Premium User auf GamersGlobal.
:-)!

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 22. Oktober 2020 - 23:06 #

Hatte damals das Hauptspiel durchgespielt, und es als "das ist sicher alles, nur nicht Fantasy General 2" verworfen. Hat mir im Vergleich zu SSIs Oldtimer leider auch deutlich, deutlich weniger Spaß gemacht, und mich dazu auch viel mehr an Fantasy Wars oder Elven Legacy erinnert. Das Add-on hier werde ich entsprechend wie auch die vorherigen Add-ons auslassen..

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469791 - 23. Oktober 2020 - 8:16 #

Doch, steht ja sogar groß drauf: Fantasy General 2. Einer modernen Weiterentwicklung vorzuwerfen, sie würde an frühere Spiele erinnern, die ihrerseits den ersten Teil zum Vorbild hatten, ist eine absurde Idee.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 23. Oktober 2020 - 14:48 #

Ja, genau, denn wenn es groß drauf steht, dann muss es natürlich zutreffen.
Das es sich hier um eine moderne Weiterentwicklung handelt, sehe ich nicht.
Es ist eine eigenständige Entwicklung von Entwicklern, welche die Stärken von Fantasy General nicht verstanden haben. Und damit wäre das Spiel ohne die gekaufte Marke eher eine Weiterentwicklung anderer Rundentaktikspiele im Fantasy-Setting als ausgerechnet eine moderne Weiterentwicklung von SSIs Fantasy General.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469791 - 23. Oktober 2020 - 15:33 #

Ich sehe die Stärken von Fantasy General – nämlich Abarbeiten von Stellungen und das Abwägen, wann ein Trupp zurückmuss, um noch gerettet zu werden, und natürlich die Aufzucht der Kernarmee –sehr wohl verstanden. Ebenso die Entscheidung, ob man bestimmte Sachen auf der Map noch mitnehmen kann oder nicht.

Es gibt kein starres Minor/Major-Victory-Rundenlimit mehr und weniger Truppentypen, dafür kann man sie vielseitiger aufwerten, gerade dank des neuen Addons. Ansonsten sehe ich eigentlich nur Vorteile beim neuen Teil, also wenn man sich mal von der Vorstellung zu lösen bereit ist, dass alles inklusive puristischem Farbarm-Look genau so zu sein hat wie vor 25 Jahren.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 23. Oktober 2020 - 16:20 #

Fantasy Generals größte Stärke war, eine unglaublich dichte Atmosphäre aus sehr guter Grafik, Sound, Musik um einen Rundentaktikkern zu weben, und dabei eine herausfordernde, aber immer faire wie transparente Aufgabenstellung und Balancingumgebung zu schaffen.
FG2 hat das so nicht im Gepäck bzw erreicht dabei leider nicht das Niveau des SSI Titels.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469791 - 23. Oktober 2020 - 16:40 #

Ich finde die Atmosphäre hier mindestens genau so gut, und da ich über reales Spielen heute statt Schwelgen in Erinnerungen von damals rede, kann ich beim besten Willen die damalige Grafik nicht mehr als sehr gut oder auch nur mäßig erkennen -- während die von FG2 im Jahr 2020 gut ist. Aber so unterscheiden sich halt die Geschmäcker.

Was ich allerdings mit Sicherheit weiß: SSI gibt es nicht mehr, Owned by Gravity und Slitherine schon, insofern wünsche ich mir weitere Spiele dieser Art aus dieser Ecke und fände es schade, zum dritten Mal FG1 durchspielen zu müssen stattdessen...

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 23. Oktober 2020 - 20:15 #

Ich rede auch über die reale Grafik von heute. Und über die äußerst reale Grafik von damals. Ich habe SSIs Fantasy General direkt nach FG2 noch einmal durchgespielt. Wenn ich dann von guter Grafik bei Fantasy General schreibe, ist da nichts verklärtes dabei, dass ist meine Analyse nach dem direkt aufeinander erfolgten Durchspielen beider Spiele.
Aber du hast Recht, wir haben da ganz offensichtlich verschiedene Geschmäcker und bewerten beide Titel entsprechend unterschiedlich.
Just for the record: ich wünsche mir auch mehr Spiele dieser Art (und FG2 ist kein schlechte Spiel, wenn nach meinen Dafürhalten auch kein sehr gutes Spiel), da bin ich ganz bei dir. Übung macht dazu den Meister.
Es dürfen aber gerne wieder mal 2D Spiele werden, wenn 3D weiterhin immer so vergleichsweise klobigund mit kleineren Karten und daraus resultierend auch weniger Einheiten daherkommt. Die Weite der Karte ist was schönes, wenn man sie trotzdem gut überblicken und bespielen kann.