Review: Die Wiedergutmachung

F1 2011 Test

Jörg Langer 23. September 2011 - 16:01 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Optisch herausragend und sowohl fahrerisch als auch taktisch (Reifenwahl) anspruchsvoll sind die Regen-Rennen.
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Schneller sein auf Knopfdruck: DRS und KERS
Allen Teams (außer den jüngeren, also HRT, Virgin, Lotus) steht das KER-System zur Verfügung. Das Kinetic Energy Recovery System besteht aus mehreren Komponenten, die wichtigste ist die Batterie, und funktioniert so: Durch die Bremswirkung wird Energie freigesetzt und im KERS gespeichert. Nun könnt ihr sie auf Knopfdruck abrufen, und zwar pro Runde maximal 6,6 Sekunden lang. Das bläst eurem Boilden 82 zusätzliche PS durch die Eingeweiden, was vor allem beim Start sehr hilfreich ist. Aber auch im Rennen selbst kann KERS in den entscheidenden Momenten einen Kick geben, etwa bei der Verteidigung gegen ein Überholmanöver. Wie in der echten Formel 1 kann das System auch mal ausfallen und erst später im Rennen wieder zur Verfügung stehen.
 
Das gilt auch fürs DRS. Im Deutschen wird statt Drag Reduction System auch gerne vom verstellbaren Heckflügel gesprochen. Im Training und Qualifying könnt ihr das System jederzeit an jeder beliebigen Stelle einsetzen, im Rennen ist das nur an ein oder zwei Abschnitten der Strecke erlaubt. Das System klappt auf Tastendruck den Heckflügel auf beziehungsweise stellt einen Teil flach. Das führt zu mehr Tempo (aber weniger Abtrieb). Daher setzt man DRS auch nur auf einer längeren Geraden ein und gewinnt dann etwa 15 Stundenkilometer Tempo. Zusammen mit KERS und dem Windschatten stellt DRS also ein Mittel dar, um die Anzahl an Überholvorgängen zu erhöhen. Wer in F1 2011 auf die Idee kommen sollte, DRS auch vor einer Kurve zu aktiveren, ruft vorher besser schon mal den Abschleppwagen.
DRS wird auf Tastendruck aktiviert und klappt automatisch zu, sobald man bremst. Um es einsetzen zu können, dürft ihr am vorherigen Messpunkt nur einen maximalen Rückstand von einer Sekunde auf den Vorausfahrenden haben. Bei Regen steht DRS grundsätzlich nicht zur Verfügung, ansonsten wird das System nach den ersten beiden Runden freigeschaltet.
 
Unsere Reifen sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden, weil wir von der Strecke abgekommen sind.
Das neue Renngefühl
Bei F1 2011 erfolgreich sein, bedeutet in der Regel: Zwölf Runden à zwei Minuten (oder länger) hochkonzenriert fahren. Das bedeutet, eure Reifen zu schonen oder im richtigen Moment "zu verheizen" – wenn sie nicht von selbst blockieren. Das bedeutet, regelmäßig DRS und KERS gekonnt einzusetzen. All das ist durchaus anstrengend, aber es führt eben auch zu hochspannenden Rennen, bei denen selbst ein kleiner Fehler oder etwas zuwenig Grip den Ausschlag geben können, ob ihr Punkte einfahrt oder nicht.
 
Das Handling fühlt sich besser an als im Vorgänger. Das liegt auch an den größeren Auswirkungen, die die Reifen neuerdings haben. Auch das Überfahren der Curbs fällt nun deutlich besser und kontrollierter aus als im Vorgänger. Wer die Formel 1 beobachtet, weiß wie wichtig der richtige Grip und die Ideallinie sind. Bei F1 2011 sammelt sich abseits der Ideallinie im Verlauf des Rennens immer mehr Gummiabrieb an. Fahrt ihr selbst nicht auf der Ideallinie, bleibt dieser Abrieb an euren Reifen kleben und verringert kurzzeitig deren Haftung. Das wirkt sich weniger tragisch aus als auf dem realen Rennkurs, ist aber gut sichtbar und spürbar umgesetzt. Gleiches gilt für die nach wie vor sehenswerten Regenrennen. Die Ideallinie trocknet schneller ab, der Grip ist hier gegeben, wer aber zu früh auf Slicks (Trockenreifen) wechselt und abseits der Ideallinie fährt, lernt ganz neue Stellen der Streckenbegrünung kennen.
 
Im Vorgänger hatten wir häufig Probleme mit der Regelauslegung im Spiel, wenn ein KI-Fahrer auf uns aufgefahren ist, haben wir in der Regel eine Verwarnung oder sogar eine Strafe wegen Blockierens erhalten. Einem unserer beiden Tester (der auf höherem Schwierigkeitsgrad fuhr) ist dies in F1 2011 in über 20 aufeinander folgenden Rennen nicht einmal passiert. Dem zweiten allerdings, der in eher rabiater Art und auf geringerem Realismusgrad um Bestzeiten kämpfte, wurden mehrere Mal sinnlose Verwarnungen aufgebrummt. Gab es in F1 2010 noch für jeden Umweg über Gras oder einen anderen Streckenteil eine Verwarnung (obwohl man ja schon durch den Zeitverlust bestraft war), gilt jetzt das Prinzip: Verwarnung bei tatsächlichem Vorteil. Also wenn wir Zeit sparen oder Gegner tatsächlich von der Strecke drängeln. Insgesamt hat sich die Regelsicherheit der Rennrichter erhöht, vor allem offenbar auf höherem Fahrniveau.
 
Die Fahrer-KI stellt sich deutlich geschickter an als noch im Vorgänger, lediglich am Start und bei Überholmanövern war sie uns zu zaghaft. Auch dieses Verhalten ist eher auf den beiden niedrigeren Schwierigkeitsgraden zu beobachten – bevor jemand also die KI kritisiert, sollte er mal einige Rennen auf schwer gefahren sein. Übrigens fahren die KI-Fahrer nun im Qualifying echte Rundenzeiten ein, statt diese einfach schnell ausgewürfelt zu bekommen.
 
Die Anzeigen im Spiel entsprechen immer noch nicht den original Einblendungen im Fernsehen, doch besonders die Übersicht der Rundenzeiten eurer direkten Konkurrenten und die Anzeigen für DRS und KERS sind gut gelungen. Ebenfalls sehr hilfreich finden wir die Auskunft über unser Benzingemisch und die geschätzte Anzahl an Runden, die wir damit noch drehen können. Somit können wir im Rennen die Mischung noch anpassen, wenn es eng wird. Wer hier übertreibt, bleibt jedoch auch mal ohne Benzin stehen. Hilfreich ist auch die Schätzung unserer Position nach einem Boxenstopp, bevor wir an die Box fahren.
Die Wagenmodelle (hier ein Red Bull in der Wiederholung) sind wieder äußert detailliert -- die Umgebung aber nicht.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 23. September 2011 - 16:12 #

Viel Spaß beim Lesen! Wenn ihr eine falsche Rechtschreibmischung entdeckt, meldet sie uns via Funk per "Antwort" auf diesen Comment. (Es reicht, das falsche Wort oder die falsche Wortfolge zu schreiben.)

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110368 - 23. September 2011 - 16:20 #

Seite 4, unter "Koop-Meisterschaft gefällig?" im ersten Absatz ist ein "Neben" zuviel drin (Neben Neben schnellen Rennen...). Im zweiten Absatz fehlt wohl das Wort "mehr" im folgenden Satz: Damit sind vier Menschen als bei F1 2010 beteiligt...

Im Fazit/Wertungskasten unter Sound/Sprache fehlt ein o bei "Kräftiger Motrensound".

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 23. September 2011 - 18:05 #

Vielen Dank. Könntest du die Fehler bitte zukünftig in folgender Form schreiben:

Neben Neben
vier Menschen als bei
Motrensound

und sonst keine Erklärungen, Anführungszeichen oder irgendwas. Das macht uns das Leben sehr viel einfacher :-)

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110368 - 23. September 2011 - 21:11 #

Klar, kein Problem, ist vermerkt :).

CyrrusXIII 11 Forenversteher - 598 - 24. September 2011 - 17:09 #

Ein Hoch auf "Suchen und Ersetzen" ^^

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 25. September 2011 - 0:45 #

durch die Eingeweiden

dis is dis (unregistriert) 23. September 2011 - 16:37 #

Kleiner Tipp für alle, die F1 2011 mit Lenkrad + Pedalen inklusive Kuppelpedal benutzen: KERS einfach auf das Kuppelpedal "legen".

DomKing 18 Doppel-Voter - 9954 - 23. September 2011 - 21:12 #

So, ich hab mir das Spiel dann mal bestellt. Den Tests nach zu urteilen ist es ja eine gute Mischung zwischen Simulation und Arcade. Das gefällt mir schonmal gut, da ich kein Lenkrad besitze und auf ein Gamepad zurückgreifen muss.

Partikelstrom 10 Kommunikator - 357 - 23. September 2011 - 22:20 #

Guter Artikel. :)

Ein Punkt wurde aber in meinen Augen nicht erwähnt, nämlich ob die KI noch, wie im Vorgänger, je nach Kurs unterschiedlich schnell ist.

Der Spanien GP war in F1 2010 einer der wenigen Kurse wo einem die KI auf dem Schwierigkeitsgrad "Legende" zumindest im Rennen auf und davon fuhr - ähnlich in Monaco.
Auf manchen Kursen war die Ki auch nur zu Beginn eines 100% Rennens schneller und wenn sich der eigene Tank dann leerte war man wieder auf Augenhöhe. (Benzinsim an / "Legende")

2buckZ 10 Kommunikator - 373 - 24. September 2011 - 2:00 #

Benzimsim scheint auch die KI-Fahrer zu betreffen, Reifenabnutzung allerdings wohl nicht:

http://community.codemasters.com/forum/f1-2011-general-discussion-1403/471964-ai-tests-turn-tyre-sim-off.html

http://community.codemasters.com/forum/f1-2011-general-discussion-1403/471887-ai-ran-inters-21-laps-50-they-expire-lap-14-a.html

2buckZ 10 Kommunikator - 373 - 24. September 2011 - 2:52 #

Unter dem Punkt "Was nicht verbessert wurde" fehlen meines Erachtens noch:

- Boxenstopps: Laufen vollautomatisch ab. Fährt man ein paar Meter in die Boxengasse ein, wechselt das Programm in die Cockpit-Perspektive und macht alles selbst. Man kann weder Gas geben noch Bremsen, ebensowenig Lenken oder den Drehzahlbegrenzer betätigen. Trotz der Automatik kommen sich Fahrzeuge dort auch mal gefährlich nah, dann werden sie wie im Vorgänger zu Ghosts. Die Wagen bewegen sich in den Boxen teils unnatürlich, lenken z.B. viel zu abrupt.

- Replays: Nichts für Epileptiker. Unrealistische, zappelige Action-Cams allenthalben. TV-Perspektiven vom Streckenrand gibt's genauso selten wie im Vorgänger. Man kann nur das Spielerfahrzeug verfolgen und nicht zu anderen Wagen wechseln. Sofortreplays sind wie im Vorgänger beschränkt auf ca. 5, 6 Sekunden. Speichern kann man die Replays (so weit ich gesehen habe) nicht.

- KI: Für die vom Computer gesteuerten Fahrzeuge wird anscheinend keine Reifenabnutzung simuliert. Deren Pneus sind auch nach 20 Runden noch perfekt (siehe auch Kommentar weiter oben). Wie in 2010 ist die KI im Rennen auch gerne mal schneller unterwegs als im Qualifying. Außerdem wählt sie hin und wieder dämliche Pitstop-Strategien: Top-Teams, die in der Quali harte Reifen fahren, stoppen in 20%-Rennen (je nach Strecke ca. 10 Runden) durchaus gerne zwei Mal. Was bei so einer Distanz natürlich keinen Sinn ergibt. Dadurch gewinnt dann auch mal ein Williams vor einem Sauber, während die großen Namen sich im Mittelfeld tummeln. Da leidet die Atmosphäre schon etwas,

- Renningenieur: Hat sich laut Test verbessert. Ich finde, er erzählt nach wie vor viel sinnlosen und teils schlicht widersprüchlichen Quatsch.

Und bevor der Eindruck entsteht, dass ich nur meckern kann: Das Fahrverhalten und insbesondere das Fahrgefühl haben sich tatsächlich spürbar verbessert.

Nesaija 14 Komm-Experte - 1859 - 24. September 2011 - 22:23 #

Guter Test auch wenn ich die Wertung etwas zu hoch empfinde.
Und kann zwar sein das ichs überlesen habe aber wieso geht ihr nicht auf die sehr negative Performance der Ps3 Version ein? Ich las in vielen Foren, das gerade die PS3 Version sehr oft Ruckelt und ansich wohl unsauber Programmiert wurde.
(Fließen nicht dann, solche Dinge in Wertungen ein?)

CrazyChemist 18 Doppel-Voter - - 9005 - 25. September 2011 - 21:38 #

Prima Test - jedoch fdrage ich mich als (gefrusteter) F1 2010-Besitzer, ob ich ernsthaft nochmal ein Vollpreis-Spiel kaufen soll, um das zu erhalten, was ich eigentlich schon 2010 erwartet habe.

Steffen (unregistriert) 26. September 2011 - 6:41 #

Die Benzin-Sim funktioniert jetzt, dafür geht die Reifen-Sim bei der KI nicht? Kann mal bitte jemand Geoff Crammond von der einsamen Insel abholen? Hier soll eine Simulation vertickt werden, wo bitte sind die Telemetriedaten?
Anscheinend gibt es auch einen Setup-Bug. Mit dem kann man dann ohne Probleme jede Kurve schnell durchfahren nehmen. Bei Youtube mal nach "F1 2011 Seup Bug" suchen.

Anonymous (unregistriert) 28. September 2011 - 14:57 #

Was mich so sehr stört ist das man anstatt mehr Jahre für den Karrie-Modus macht weniger Jahre jetzt zur verfügung hat,wenn es also die realität wiederspiegeln soll ist das wohl nicht gelungen,denn in wirglichkeit kann es durchaus wenn der Fahrer gut ist über mehrere Jahre in der F1 bleibt und ist, siehe Michael Schummacher nur alleine seine Titel wahren 7 Stück und das nicht hintereinander oder Fernando Alonso der auch schon ein paar jahre dabei ist,Janson Button,Rubens Barriquelo,Jarno Trulli,Timo Glock und,und,und ich kann noch länger ein paar aufzählen aber die die ich genant habe reichen schon,schade aber das ist für ein F1 Fan der lange dabei ist nicht das was mann sich vorstellen tut von einer shönen Karriere in der F1 den es soll schon der Spieler selber entscheiden können wie lange mann in der F1 dabei sein möchte.Der rest ist natürlich auch nicht so besonders den wenn mann mit Rfactor vergleicht ist das ein Kindergartenspiel.

Novachen 19 Megatalent - 14947 - 28. September 2011 - 15:43 #

Interessant ist das schon. Bei FIFA und NBA kann man als Spieler glaube ich sogar 30 Jahre spielen was total unrealistisch ist und bei der F1 Reihe eben nur fünf. Ich bin mir aber nicht sicher ob das nicht vielleicht sogar Lizenzgründe hat. F1 2011 ist ja nicht das erste Formel Eins Spiel mit einem richtigen Karrieremodus, selbst bei den Spielen von EA und Sony gab es glaube ich nur maximal fünf Jahre. Bei Rennspielen zu anderen Rennserien geht der Karrieremodus auch länger, vielleicht irgendein Teil eines Deals, da gibt es ja die aberwitzigsten Bedingungen um eine offizielle Lizenz zu erhalten. Dafür gibt es eben im Spiel als Ausgleich unrealistische Aufstiegschancen. Kenne mich bei der F1 nicht so aus, aber war das nicht so, dass ein Großteil der Fahrer die ersten 3-4 Jahre Ihrer Karriere meistens nicht sowieso in einem schwächeren Team fahren bevor sie irgendwann aufsteigen? Mein Freund hat ja F1 2010 gespielt und da war der schon nach 4 Saisons für jeweils 1 Jahr bei zwei Top-Teams.

Cloud (unregistriert) 30. September 2011 - 9:16 #

"Kenne mich bei der F1 nicht so aus, aber war das nicht so, dass ein Großteil der Fahrer die ersten 3-4 Jahre Ihrer Karriere meistens nicht sowieso in einem schwächeren Team fahren bevor sie irgendwann aufsteigen?"

Du meinst so wie Michael Schumacher, der schon nach einem Rennen abgeworben wurde? Oder wie Sebastian Vettel, der auch nur ein Jahr lang bei einem kleinen Rennstall war? ;-) Klar, das sind Ausnahmen, aber man selbst will ja in dem Spiel schließlich auch einen Ausnahmefahrer verkörpern und nicht einen, der jahrelang in einem kleinen Rennstall dem Feld hinterher fährt.