Links seht ihr Andergast zu Beginn des Abenteuers: Fröhliche Menschen sorgen für reges Treiben auf dem Marktplatz, die Sonne lacht.	Rechts seht ihr Andergast zu einem späteren Zeitpunkt: Leichen liegen herum, kein Mensch ist auf der Straße, bittere Kälte herrscht.

Schwarzpelze und andere HindernisseDie DSA-Lizenz hindert Daedalic nicht daran, eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Aber eben eine, die in einer werksgetreuen Nachbildung der bekannten Spielwelt stattfindet, samt regionaler Besonderheiten der besuchten Landstriche. Geron und Nuri bereisen neben Andergast auch das Thaschgebirge, statten den Blutzinnen einen Besuch ab und begeben sich in die ehemalige Walfängerstadt Enqui. Gerade in den Städten wird schnell klar, dass Daedalic im Vorfeld intensiv recherchiert hat, welche Gebäude am Marktplatz oder auf dem Weg zu Königspalast zu sehen sein müssen. Oder wie die Schweine aussehen, die die Andergaster züchten. In Enqui darf die Geheimsprache der Schmuggler natürlich nicht fehlen. Neben der Berücksichtigung von architektonischen Besonderheiten oder bestimmter Begriffe (Schwarzpelze für Orks und ähnliches) verzichten die Entwickler aber nicht auf humorvolle Elemente. So weißt Nuri Geron in einer Höhle darauf hin, dass er sich etwas dreidimensional vorstellen müsse. Geron meinte dazu nur „dreidimensional? Ich weiß ja nicht mal, was das ist.“

Daedalic übertreibt damit allerdings nicht und erzählt eine im Großen und Ganzen ernsthafte Fantasy-Geschichte, die hier und dort aber ein bisschen zu klischeehaft verläuft. Das bekannte Element "vom Taugenichts zum Helden" wird nicht unbedingt um nennenswert viele neue Facetten erweitert. Das eigentliche Problem der Handlung besteht aber darin, dass Daedalic außerhalb der Zwischensequenzen nie die erzählerische Tiefe und auch nicht die Dynamik eines A New Beginning erreicht. Eine Szene beispielsweise, in der eine Höhle teilweise einstürzt, wirkt unfreiwillig komisch, wenn die Charaktere relativ unbeteiligt in der Gegend stehenbleiben und in größeren Abständen mal einen künstlich wirkenden Schrei abgeben. 

Gute BedienbarkeitEinige Adventures bieten mittlerweile Möglichkeiten für Profis, den Schwierigkeitsgrad durch das Abschalten von Hilfsfunktionen wie der Hotspot-Anzeige zu erhöhen. So auch Satinavs Ketten: Auf der leichteren der beiden Stufen gibt es ein Hervorheben von Umgebungsobjekten sowie eine Kombinations- und eine Aktionshilfe. Durch erstere zeigt das Spiel beim Überfahren von Hotspots mit einem Inventarobjekt direkt an, ob die Aktion möglich ist. Und dank letzterer erhaltet ihr per farblicher Kennzeichnung Aufschluss darüber, welche Aktionen noch möglich sind. Ist die Farbe grau, könnt ihr das Objekt getrost ignorieren, da es nicht mehr fürs Weiterkommen benötigt wird. Ihr solltet in jedem Fall im hohen Schwierigkeitsgrad starten: Ihr macht euch sonst manches Rätsel durch eure Ungeduld oder "aus Versehen" kaputt, zudem dürft ihr alle drei Hilfsfunktionen bei Bedarf jederzeit aktivieren.

Darüber hinaus findet sich in Satinavs Ketten auch eines der Komfortfeatures, das Cranberry Production mit Black Mirror 2 einführte. Ihr könnt sämtliche Inventarobjekte auch direkt per Mausrad durchschalten und müsst dafür nicht in die am unteren Bildschirmrand aufpoppende Iventarleiste gehen. Das haben wir gerne und oft in Anspruch genommen. Alles in allem ist die Bedienung auf höchstem Adventure-Niveau, besser geht es zurzeit nicht.

Später werden die Rätsel immer kreativer. In der Mühle kann immer nur ein Teil des Raumes beleuchtet werden.

Es geht ein Ruck(ler) durch Aventurien Anders als sonst wurden die einzelnen Bewegungsphasen der Spielfiguren nicht als Einzelbilder gezeichnet. Stattdessen hat Daedalic 3D-Modelle von Hand bepinselt, sie animiert und daraus die Einzelbilder erstellt – womit auch Satinavs Ketten im Ergebnis wieder ein reines 2D-Adventure ist. Diese Machart hat in erster Linie den Vorteil, dass sie Arbeit einsparen kann und gleichzeitig mehr Einzelbilder pro Charakter zulässt, als es bei komplett handgezeichneten Vorlagen der Fall wäre. Und eindeutig: Die Animationen sind meist deutlich flüssiger, wenngleich sie nicht so vielfältig wirken wie etwa bei Sadwick aus The Whispered World. Auffällig ist dafür, dass die Spielfiguren in Sachen Beleuchtung teilweise deutlich schwächer abschneiden und sich deshalb manchmal unschön aus der Szene „herausheben“. In The Whispered World wirken Sadwick und Spot nicht ganz so oft wie aufgeklebt.

Das tut dem guten Eindruck der detaillierten Grafik aber keinen Abbruch: DSA-Fans dürften sehr zufrieden sein, wie die Daedalic-Grafiker die Spielwelt umgesetzt haben. Bis auf zwei Punkte: Geron beim Rennen zuzusehen, ist eine Qual – er bewegt sich dann mit hängenden Schultern und seltsam hüpfend. Wenn der Mauszeiger weniger weit weg ist, geht Geron stattdessen – das sieht erträglich aus. Der zweite Punkt sind die Gesichtsanimationen während der Dialoge, die überwiegend in Nahansichten stattfinden. Nun gibt es nur wenige 2D-Spiele, die in dieser Ansicht so umfangreich animierte Charaktere bieten. Eine ganz tolle Mimik bekommen wir da zu sehen, durch die die Figuren förmlich zum Leben erweckt werden. Aber die Lippenbewegungen sind grundsätzlich stark asynchron zur Vertonung, womit sich Daedalic diesen Vorzug gründlich verbaut.

Der positive Eindruck überwiegt bei weitem bei der Grafik – nicht aber bei deren Performance. Sowohl auf einem System mit AMD-Karte als auch auf einem anderen mit Nvidia-Grafik (wir reden von Spielerechnern, nicht von schwachen Büro-PCs...) schafft das Spiel es offenkundig nicht, die Daten effizient in den Grafikspeicher zu transportieren. Das Ergebnis: Bei jedem Szenenwechsel und auch, wenn es von einer Dialogszene ins normale Spiel zurückgeht, ruckeln die Animationen beträchtlich. Genauso wie Geron braucht auch der Mauszeiger immer gut ein bis zwei Sekunden, um sich zu fangen. Gute Performance sieht anders aus. Das Folgende soll keineswegs zynisch klingen: Wir verbuchten auf beiden Systemen in der Testzeit keinen einzigen Absturz. Das konnte bisher bekanntlich nicht jedes Spiel von Daedalic von sich behaupten...

Die Hintergründe sind wunderschön und detailliert gezeichnet, aber späterhin auch eher statisch.