The Book of Unwritten Tales

Die Vieh-Chroniken Test

Mit schöner Grafik, exzellenter Sprachausgabe und witzigen Dialogen bildete The Book of Unwritten Tales für viele Abenteurer den Höhepunkt des eh schon starken Adventure-Jahrs 2009. Der Nachfolger Die Vieh-Chroniken, inhaltlich ein Prequel, will dem damaligen Erfolg natürlich in nichts nachstehen. Wir rätselten und lachten für euch.
Benjamin Braun 30. September 2011 - 21:02 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Alle Screenshots im Artikel haben wir erstellt.


Das aus GamersGlobal-Sicht beste Adventure des Jahres 2009 war The Book of Unwritten Tales (GG-Test: 9.0). Darin retteten wir das Reich Aventásien vor der gemeinen Erzhexe Montroga und ihrem hässlichen Sohn Munkus. Die Bezüge zu Der Herr der Ringe waren nicht zu übersehen: Helden-Halbling Wilbur Wetterquarz kam durch Zufall in den Besitz eines mächtigen Zauberrings und musste damit letztlich bis in die Festung der finsteren Mächte, dem schwarzen Turm, vordringen, um die Welt vor dem Sturz in die Schattenwelt zu bewahren.

An seiner Seite kämpften die Knackpo-Elfe Ivo und der vorlaute Tagedieb Nathaniel Bonnett gegen das Böse. Letzterer hatte übrigens einmal Drake mit Nachnamen heißen sollen, doch dann erschien vorher Uncharted mit dem Helden Nathan Drake. Nathaniel Bonnett aber hatte einen Begleiter, auf den der Naughty-Dog-Drake sicher neidisch wäre: Auf seiner Flucht vor der orkischen Kopfgeldjägerin Ma'Zaz begleitete ihn ein pinkfarbenes pelziges Etwas, das nur unverständliche Laute von sich gab. Das Vieh! Wie es zu dieser sonderbaren Freundschaft kam, beantwortete The Book of Unwritten Tales nicht. Doch mit The Book of Unwritten Tales: Die Vieh-Chroniken erzählt der Bremer Entwickler King Art die Vorgeschichte und geizt darin weder mit Humor noch mit einer hochwertigen Darbietung.

Ein Vieh kommt selten allein
Zu Beginn der Reise befindet sich Nate auf dem Luftschiff Mary, das er bei einem Glücksspiel dem Roten Piraten abgeknöpft hat. Der hat ihm allerdings eine Kopfgeldjägerin hinterher geschickt, die ihm seinen Besitz zurückbringen soll. Und Nate natürlich gleich mit. Unser Held nennt seine Häscherin zwar fast schon liebevoll Zazi, aber grün sind sich die beiden nicht. Nachdem unser Alter Ego sein loses Mundwerk an der sprechenden Galionsfigur ausprobiert und für allerlei Unordnung an Bord gesorgt hat, gelingt es ihm letztlich, seine Verfolgerin abzuschütteln. Blöd nur, dass Nate ungefähr so viel Ahnung von der Navigation eines Luftschiffs hat wie der Autor dieses Artikels von Gary Grigsby's War in the East. Ma'Zaz ist er zwar los, sein Schiff stürzt aber über der Eiswelt der Nordlande ab.

Damit nicht genug, bekommt er dort auch gleich die Schattenseiten der Nahrungskette zu spüren: Er landet in der Höhle des Yeti, der das Wasser bereits auf dem Herd stehen hat. Der grimmige Weißpelzträger ist aber nicht das einzige Zottelvieh, von dem seine Zukunft abhängt. Seine einzige Hoffnung ist nämlich das Vieh, das mit seiner Sippschaft ebenfalls in der Eiswelt gestrandet ist und offenbar über sagenhafte technische Fertigkeiten verfügt. Nach Nates Rettung bittet das pink-gelockte Wasauchimmer den blasierten Freibeuter um Hilfe. Der Sohn der Erzhexe hat den gutmütigen Viechern nämlich ein Artefakt geraubt, ohne das sie nicht wieder nach Hause kommen. Nicht ohne Eigennützigkeit willigt er ein. Doch schon bald steht er vor einer Entscheidung: Nutzt er die Naivität der seltsamen Wesen aus, um zu flüchten, oder hilft er ihnen im Kampf gegen den ausbeuterischen Munkus?

Umweltaktivisitin Petra setzt sich für die Interessen der Tiere ein. Wobei, eigentlich ist sie einfach dagegen.

Witzigkeit kennt keine Grenzen Da es sich bei Die Vieh-Chroniken um ein Prequel handelt, könnt ihr euch die Antwort auf diese Frage bereits denken. Und dennoch überraschte uns das Spiel mit einer cleveren Wendung im letzten Kapitel und witzigen Finale. Denn die eigentliche Trumpfkarte spielt Die Vieh-Chroniken, ähnlich wie der Vorgänger beim Humor aus. Die Viecher sind längst nicht die einzigen Kuriositäten, die euch im Laufe der fünf Kapitel begegnen. Da wäre zum Beispiel die etwas durchgeknallte Umweltaktivistin Petra, die mit ihrem Protestschild allerlei Forderungen erhebt. Sie dringt beispielsweise auf eine Hotspotanzeige für Wimmelbildspiele oder ruft zum Stopp von Point-and-Click auf, um die Mäuse zu schützen. Gegen den Frack-Zwang für Pinguine ist sie natürlich sowieso. Mit anderen Worten: Sie hält praktisch jedes Mal, wenn ihr sie seht, ein anderes Schild hoch.

Nate wacht nach dem Absturz in der Höhle von Reinhold dem Yeti auf. Seine einzige Hoffnung ist pink und trägt Fell.
Apropos Pinguine. Die watschelnden Bewohner der arktischen Umgebung sind immer wieder Aufhänger für Albernheiten und Slapstick-Einlagen. An Sam & Max: Hit the Road erinnernd, benutzt das Vieh sie ohne jede Rücksicht etwa als Antrieb auf einem Laufband. Oder füllt sie gegen ihren Willen mit einer Flasche Rum ab. Nate knöpft sich hingegen die Viecher vor und lockt ein Baby-Vieh mit einem selbstgebastelten Lutscher auf eine Art Katapult. Das klingt  ziemlich fies – aber wir versprechen euch, dass ihr Nate danach noch sympathischer findet werdet, als er ohnehin schon ist.

Vor allem aber bedienen sich die Bremer Entwickler einer ganzen Reihe von Anspielungen auf bekannte Filme, Spiele oder geschrieben Werke. Dabei beschränkt sich das Spiel nicht so sehr auf den Fantasy-Sektor, wie es in Book of Unwritten Tales der Fall war, sondern fächert die Bezüge weiter. In der Yeti-Höhle steckt beispielsweise ein Objekt im Eis, das verdächtig nach Luke Skywalkers Lichtschwert aussieht. Nate versucht, es mit der Kraft seiner Gedanken an sich zu nehmen und kommentiert es mit einem Witz, der so flach ist, dass selbst der Flachwitzer neidisch wäre. Das Vieh, das die menschliche Sprache nicht beherrscht, imitiert zudem beim Betrachten des Objekts den aus den Filmen bekannten Lichtschwert-Sound. Köstlich!

Star Wars stand auch an anderer Stelle Pate: Das Vieh hat ein Auge auf Layla, die To
Anzeigen/v
chter seines Anführers, geworfen. Ihr Name klingt nicht nur ähnlich wie der von Han Solos Zukünftiger, sie hat auch dieselbe hässliche "Schnecken"-Frisur. Und als sie am Eingangstor Fragen stellte wie "Wer sein?" und "Was wollen?", mussten wir unweigerlich an Yoda denken.

Auch Themen wie den Bürokratiewahnsinn greift Die Vieh-Chroniken auf: Eine Versicherungspolice für Piraten gibt zum Beispiel Aufschluss darüber, dass ein Freibeuter mit Augenklappe und Holzbein als berufsunfähig gilt. Bei einem Vorstellungsgespräch muss Nate als einziger Bewerber zunächst eine Nummer ziehen und warten, bis er aufgerufen wird. An Anspielungen auf andere Adventures fehlt es ebenfalls zu keiner Zeit. Wir wollen nichts verraten, aber ein Bezug zu Day of the Tentacle wird so einigen Genre-Veteranen die Tränen in die Augen treiben. King Art schreckt nicht vor Selbstironie zurück: In der Blood-Zeitung, die für ihre reißerische Berichterstattung bekannt ist, liest Nate einen Artikel. Der berichtet über die Bindestrich-Vergessung bei Computerspiel-Titeln. In der ersten Ankündigung benannte King Art das Prequel nämlich mit "Die Vieh Chroniken".
Humor in Die Vieh-Chroniken

Humor ist immer auch eine Frage des Geschmacks. Die Vieh-Chroniken präsentiert sich diesbezüglich vielfältiger und weniger brav als der Vorgänger. Einige Beispiele:  1 Anspielungen auf die Welt der Rollenspiele gab es im Vorgänger zuhauf. Im Prequel sind sie nicht mehr ganz so zentral, aber immer noch vorhanden.  2 Kleine Seitenhiebe auf das eigene Genre dürfen natürlich auch nicht fehlen. 3 Wer erinnert sich nicht an den gefälschten Brief an die Zombiebraut im ersten Teil? Im Prequel gibt Nate auch mal den Chauvinist. Das kommt besonders dank der trockenen Sprache von Sprecher Dietmar Wunder zur Geltung.  4 Redaktionskollege Philipp beziehungsweise seine Kunstfigur "Der Flachwitzer" wird es freuen, dass auch er im Spiel auf seine Kosten kommt. 5 Überbordende Bürokratie und Versicherungswahn scheinen auch King Art ein bisschen auf die Nerven zu gehen. 6 Slapstick-Einlagen gibt es häufiger. Wenn das Vieh einen Pinguin ärgert oder schlichtweg "zweckentfremdet", erinnert uns das nicht nur an Splastick-Komödien, sondern konkret an das LucasArts-Adventure Sam & Max.

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SonkHawk 14 Komm-Experte - 2251 - 30. September 2011 - 21:39 #

jooo, gleich mal die collectors edition geordert... ;-)

Ich sollte kein GG mehr lesen, nachdem ich beim Fußball 5 Bier getrunken habe!

Wuslon 20 Gold-Gamer - - 21561 - 30. September 2011 - 21:43 #

Ich warte mal noch mit dem Ordern, ich hoffe auf das Gewinnspiel :-)

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 30. September 2011 - 21:46 #

Und am Ende ist es vergriffen und du ärgerst dich auf ein Gewinnspiel gewartet zu haben wo tausende nach dem Preis lechzen ;D

quenzi 11 Forenversteher - 596 - 1. Oktober 2011 - 7:36 #

Waren es 5 Frust-Bier oder 5 Sieges-Bier?

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 30. September 2011 - 21:43 #

Guter Test!
Freut mich das die zwei Schwierigkeitsgrade auch wirklich die Rätsel schwerer machen. In eurer kurzen Vorschau war das ja noch fraglich.

Hab meine normale Version nun aber abbestellt und mir die große Box bestellt. Habe zwar den vorgänger schon aber dennoch auf amazon kostet es gerade mal 42€, das ist es schon wert ^^

Derumiel 13 Koop-Gamer - 1450 - 1. Oktober 2011 - 9:21 #

Schöner Test!
Ich denke, dann werde ich mir die Vieh-Chroniken wohl zulegen. :D

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30604 - 1. Oktober 2011 - 10:42 #

Schöner Test! Wobei ich "keine 16:9 Auflösungen" schon hart finde...

P.S.: Vielleicht sollte man im Wertungskasten schreiben, dass man den Schwierigkeitsgrad generell nicht nachträglich ändern und nicht nur "nicht reduzieren" kann.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468469 - 1. Oktober 2011 - 16:30 #

Im Text selbst steht das drin.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30604 - 3. Oktober 2011 - 7:48 #

Ich weiß, deswegen hab ich ja "im Wertungskasten" geschrieben ;)

Amco 19 Megatalent - P - 19342 - 1. Oktober 2011 - 11:55 #

Ich bin immer noch am kämpfen, bin eigentlich kein Adventurefan, aber das Spiel scheint ja ganz gut zu sein und gerade an Amazon Angebot mit der Collectorsedition reizt mich ja. Also kaufen???

Linksgamer (unregistriert) 1. Oktober 2011 - 14:03 #

"Yeti-Ritter"... Mann, mann, und auch die anderen "Humorbeispiele"... Wieso weiß man bei einigen Spielen nur immer sofort, dass sie nur aus Deutschland kommen können? Warum kriegen deutsche Adventure-Entwickler (außer Cranberry bei BM3) es fast nie hin, statt bieder-bemühtem lässigen Humor wie französische (So Blonde), englische (Broken Sword), spanische (Runaway) Teams zu bieten?

Ich danke dennoch für die Humorproben zum Selbereinbildmachen, hätte ich sowas bloß bei Tunguska damals vorher gehabt... ;)

Benjamin Braun Freier Redakteur - 439441 - 1. Oktober 2011 - 16:02 #

Genauso gut könnte man sich fragen, weshalb Spiele wie Saints Row, das mit seiner Art von Humor sicherlich auch nicht jeden begeistert, nur aus den USA kommen können. Der Kasten wird nicht ohne Grund damit eingeleitet, dass Humor immer auch etwas mit dem persönlichen Geschmack zu tun hat. Deine Vergleichsbeispiele hinken ein wenig. Baphomets Fluch ist sicherlich was anderes, aber gerade die Runaway-Spiele sind humortechnisch doch relativ ähnlich gelagert wie Die Vieh-Chroniken - besonders der dritte Teil. Wobei A Twist of Fate eher ein Zwischending zwischen Die Vieh-Chroniken und Adventures aus den USA ist. A Vampyre Story hat zum Beispiel, wie fast alles Humorvolle aus den Staaten, eine stark infantile Komponente. Ich meine das nicht abwertend. Dasselbe gilt übrigens auch für so ziemlich alles, was von Disney und/ oder Pixar kommt (wobei hier die seltener anzutreffenden sexuellen Bezüge wegfallen). Damit befindet sich Die Vieh-Chroniken also nicht gerade in schlechter Gesellschaft, oder was meinst Du?

Man muss sich außerdem nicht immer schlechter machen, als man ist. Was hältst du in dem Zusammenhang übrigens von den Daedalic-Adventures? Sind die deiner Meinung nach humortechnisch auch "typisch deutsch" oder gibt es vielleicht doch ein paar Ausnahmen mehr als Cranberry. Mal abgesehen davon, dass Cranberry selbst mehr oder weniger nur die technisch Umsetzung von Black Mirror 2 und 3 zu verantworten hat. Story, Dialoge und Rätseldesign stammen meines Wissens nach von Achim Heidelauf (nur Teil 2), Anne von Vaszary und ein paar anderen Externen. Die Pre-Production zu Black Mirror 2 hat, nebenher bemerkt, King Art gemacht...

Linksgamer (unregistriert) 2. Oktober 2011 - 14:30 #

Erstens mal fällt mir irgendwie jetzt erst auf, dass Du ja sicherlich der Grappatrinker von adventure-treff.de bist. ;) Nur am Rande: War mal meine Lieblingsseite für Adventures, bis da irgendwann alles voller Nintendo-Kram war und ich mangels Plattform-Filter Probleme hatte, noch PC-News zu finden. Scheint allerdings derzeit nicht mehr der Fall zu sein, vielleicht schaue ich mal wieder vorbei...

Zweitens bedeutet genau das wahrscheinlich, dass Du sämtliche deutschen Adventure-Entwicklerteams persönlich kennst und sicher schon den einen oder anderen Grappa mit einigen davon getrunken hast. ;) Dass man als deutscher Adventure-Tester deutsche Adventures in Schutz nimmt, ist sowieso nicht überraschend. Ich finde es allerdings interessant, dass Fusionsphere (Meister des gefrierenden Grinsens mit Klassikern wie "Der Henkel ist trocken") explizit _nicht_ erwähnt bzw. in Schutz genommen wird. ;)

Drittens sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich generell kein Fantasy-Fan bin. Das engt die Auswahl schon mal sehr ein, da nach meinem Gefühl (ich bin aber kein wirklicher Adventure-Maniac) in den letzten Jahren fast nur noch deutsche Adventures mit Elfen etc. erschienen sind. Und noch schlechter als Fantasy finde ich diese Versuche, ein (meiner Meinung nach) inzwischen leicht miefiges Genre mit noch miefigerer Ironie zu versehen, quasi als Rechtfertigung dafür, dass es schon wieder Elfen und Zwerge sind...

Viertens kann ich überhaupt nicht zustimmen, dass die Runaway-Spiele in irgendeiner Weise ähnlich gelagert sind wie deutsche Adventures. Im Gegenteil, wenn ich was von Pendulo spiele (selbst das gagmäßige und etwas plattere Next Big Thing) oder auch von den anderen erwähnten Teams aus anderen Ländern, habe ich geradezu das Gefühl, jemand hat das Fenster aufgemacht und es kommt frische Luft rein. Die Spiele erscheinen mir meistens schneller, lässiger und trockener vom Humor her, intelligenter, spritziger (hm, das Wort hab ich auch noch nie benutzt, aber passt irgendwie ;) ).

5) Ich habe noch nie einen Pixar-Film gesehen. Handgemalte Comicstrips interessieren mich mehr.

6) Nach dem, was ich aus zwei Demos gesehen habe, bin ich leider auch kein Fan von Daedalic. Die Spiele von denen, die fantasymäßig aussahen, habe ich logischerweise sowieso ignoriert, da ich wie gesagt keinerlei Gnome o.ä. mehr sehen kann. Ich habe Demos ausprobiert von A New Beginning und Neue Augen. Zu New Beginning hab ich hier irgendwo anders schon was geschrieben. Mir kam es vor wie Schulunterrichtsmaterial für 8-12-jährige, gespickt mit Klischees und einer großen Prise Pathos. Es gibt ja diesen Spruch, der hier wirklich mal passt: Gut ist das Gegenteil von gut gemeint. Für mich passt der hier. Tja, und nun müsste ich ja eigentlich sowas wie Neue Augen (Edna habe ich ignoriert, da ich das Setting Irrenanstalt... man ahnt es schon ;) ) gut finden, weil ja auf dem Papier deutlich extremer, weniger kindgerecht, weniger miefig. Stimmt auch. Mir gefiel's trotzdem nicht. Warum? Weil's mir wie am Reißbrett geplant vorkam. Man nehme etwas Zuckersüßes und lasse es auf etwas richtig Fieses prallen - fertig ist der Anspruch. Erinnerte mich zu sehr an die 90er, wo es mal als sehr künstlerisch galt, Stofftiere vor laufender Kamera zu zerlegen. Haha, wie brutal! Toll - kann man einmal machen, ist einmal auch witzig, gibt aber dann auch schnell nix mehr her wie alles Extreme.

7) Von Jack Keane, fällt mir gerade ein, fand ich die Demo wirklich lustig. Das ganze Spiel konnte das dann aber leider nicht so permanent halten.

8) Ich denke, deutsche Entwickler sind nicht ganz zu unrecht weltweit bekannt für Strategiespiele, Kopfspiele mit Zahlen und Planung, wo es weniger auf Humor ankommt. Ausnahme dürfte Gothic sein, und dank Piratensetting statt Fantasy war ich noch nie so interessiert am nächsten Teil wie derzeit. ;)

9) Ach ja: House Of Tales waren mein deutscher Lieblingsadventureentwickler. Leider gescheitert an zu wenig Elfen... ;)

Benjamin Braun Freier Redakteur - 439441 - 2. Oktober 2011 - 16:49 #

Oh, das wird 'ne lange Antwort...

Zu zweitens: Ich hätte meine "schützende Hand" auch über jedem anderen Spiel (ob Adventure oder sonst was) ausgebreitet, das meiner Meinung nach zu unrecht schlecht gemacht wird bzw. schlechter, als es eigentlich ist. Das hat aber rein gar nichts mit dem Usprungsland Deutschland zu tun.

Es gibt natürlich gewisse landestypische Besonderheiten, aber pauschal über einen Kamm scheren kann man gerade unsere Adventure-Spiele deshalb noch lange nicht - genauso wenig die aus Spanien, Tschechien oder den USA. Ich halte den Vorwurf des typisch deutschen Humors jedenfalls für falsch. Dafür gibt es zu viele Spiele, die sich diesbezüglich stark voneinander unterscheiden oder es gar nicht so viel anders machen als Adventures aus anderen Ländern. Und, nebenbei bemerkt, fand ich den ersten Teil von The Book of Unwritten Tales humortechnisch nicht ganz so gut wie diesen. Zum einen, weil es sich eben etwas zu stark auf den Fantasy-Sektor beschränkt hat und zum anderen, weil er nicht so facettenreich war wie in Die Vieh-Chroniken.

>Ich finde es allerdings interessant, dass Fusionsphere (Meister des gefrierenden Grinsens mit Klassikern wie "Der Henkel ist trocken") explizit _nicht_ erwähnt bzw. in Schutz genommen wird. ;)

Könnte daran liegen, dass ich mit dem Humor in den Animation-Arts-Spielen (Fusionsphere ist die Firma, die die Spieleengine entwickelt hat) nicht so viel anfangen konnte. Es heißt übrigens "Ein Henkel. Trocken!" Vor allem aber liegt es daran, dass der Humor dort nicht gerade im Zentrum steht, weshalb die Besonderheiten in dem Bereich keine allzu hohe Gewichtung verdienen. Apropos "Du kennst die ja alle persönlich": Ja, ich kenne sehr viele davon persönlich. Und die Leute von Animation Arts wissen von mir, dass ich ihre bisherigen Spiele gut, aber bei weitem nicht so großartig finde, wie sie oft in der deutschen Spielepresse davon gekommen sind. Gilt übrigens auch für Deck13. Aber dazu später.

Zu drittens: Du brauchst dich nicht für deine persönlich Vorlieben und Abneigungen zu rechtfertigen. Aber gerade wenn dir das bewusst ist und du viele der "typisch deutschen Adventures" gar nicht gespielt hast, scheint dein (schlecht begründetes) Urteil nicht ganz so viel wert zu sein. Wenn wir hier miteinander diskutieren wollen, dann musst Du mehr liefern als irgendwelche Unterstellungen, die du kaum bis gar nicht belegen kannst.

Zu viertens: Ich könnte dir jetzt auch von meinen Empfindungen berichten. Aber nenn mir doch mal ein paar Beispiele dafür, wo es "schneller, lässiger und trockener [...] intelligenter, spritziger" sei. Besonders Runaway 2 und 3 nutzen eine Vielzahl an Anspielungen auf Filme und bedienen sich häufiger an eher etwas platten Sprüchen und Slapstick-Einlagen. Da gibt es unleugbare Parallelen. Zum Beispiel hat Pendulo immer irgendwelche verrückten Charaktere drin, die sich prinzipiell in jedem Spiel finden (etwa ein grobschlächtiger, geistig beschränkter Riese, die Helferlein der Mafia, die ebenfalls immer ein bisschen beschränkt sind, Szenen, in denen Brian einen auf Indy macht usw.). Oder eben solche Sachen wie im Unterschlupf im dritten Teil. Grob ab 3:53 http://www.youtube.com/user/AdventureTreffKanal#p/search/1/u435D2iuQsM

Zu 5: Aber du wirst sicherlich die alten Disney-Filme kennen. Darin wird z.B. auch sehr viel mit visueller Komik gerabeitet und die Charaktere ähneln sich oft ebenfalls sehr stark (vom Prinzip her so wie oben bei Runaway genannt). Bei den Disney-Filmen hast du im Gegensatz dazu nur oft noch den lehrreichen Moralfinger, der dir etwas über wahre Freunde, "glaub an Dich" und ähnliches erzählt.

Zu 6: Ich werde jetzt nicht mit dir aufschlüsseln, wie die Art des Humors in Edna oder Harvey oder sonstigen Adventures einzustufen ist. Klar ist aber, dass gerade Harvey und Edna doch anders gelagert sind als zum Beispiel ein BoUT oder Ankh. Die Frage war aber ja nicht, ob dir ihr Humor gefällt, sondern ob sie deiner Meinung nach typisch deutsch sind. Du erinnerst dich, es ging um deinen pauschalen Vorwurf an deutsche Adventure-Entwickler...

Zu 7: Siehst du. Ich fand das Spiel zum Beispiel ziemlich langweilig und nur mäßig witzig.

Zu 8: Wie gesagt, es gibt natürlich gewisse Besonderheiten. Aber was hat das damit zu tun, dass Adventure-Entwickler angeblich humortechnisch nichts anderes können als Schema F?

Zu 9: Schreib dir mal die Adventure-Spiele aus deutscher Produktion der letzten Jahre auf einen Zettel und dann sagst du mir, wieviele davon in einem Fantasy-Setting spielen und in dem Elfen vorkommen. Ich glaube nicht, dass der Anteil besonders hoch sein wird.

Mir haben die House-of-Tales-Adventures auch immer sehr gut gefallen. Was sie wiederum mit dem Vorwurf an den Humor zu tun haben, verstehe ich gerade nicht. Es gibt außerdem sicherlich viele Gründe dafür, weshalb HoT letztlich "gescheitert" ist. Dass sich Martin Ganteföhr keines Fantasy-Settings bedient hat, dürfte aber wohl kaum der Grund sein. The Moment of Silence hat sich meines Wissens nach damals richtig gut in Deutschland verkauft. Ich denke, dass das aus meiner Warte exzellente Overclocked deshalb nicht so gut ging, weil zu früh klar war, dass es den spielerischen Anspruch auf ein Minimum zurückgeschraubt hat und die Wertungen damals unter anderem aus diesem Grund insgesamt leider nicht so gut ausfielen. Aber auch das sind nur zwei der Gründe.

Linksgamer (unregistriert) 2. Oktober 2011 - 19:47 #

Ächz, ich sehe hier erstmal nur einen Riesentextblock, kann sein, dass ich dazu erst in den nächsten Tagen komme, gerade paßt's nicht. ;) Aber ich werd auf jeden Fall drauf zurückkommen.

Ich werfe nur eben kurz was nach: Wahrscheinlich wird es kein Mensch nachvollziehen können, aber ich amüsiere mich gerade wieder köstlich bei... Undercover (auch deutsch, oder?). Wenn der Sprecher (ich wollte immer nochmal nachgucken, wer das war) da in wirklich gelungenem ironischem Tonfall über ein Bild an der Wand trocken sagt: "Eine Landschaft. Sehr dekorativ.", dann komme ich hundertmal mehr ins Grinsen als bei jedem vermeintlich aufwendigeren (oder neueren) Witz. Das liegt allerdings auch wirklich an dem Sprecher, der für die Rolle des etwas linkischen Wissenschaftlers perfekt ist. Schade, dass Undercover nur so ein "kleines" Adventure war, was nicht einmal mehr richtig läuft (Videos) mangels Patch.

Sgt. Nukem 17 Shapeshifter - - 6291 - 6. Oktober 2011 - 17:56 #

Du meinst sicher "Undercover: Operation Wintersonne" - das fand ich auch super. Aber als "humorig" würde ich das wirklich nicht bezeichnen. Es ist eigentlich total bieder.
Hmm, ich lache bei Left 4 Dead auch mehr als bei den von Dir genannten ausländischen Adventures... (s.o.) - besonders wenn ich im Voicechat dann noch zwei alte Männer mit Hamburger Dialekt habe, die sich absprechen, wie sie den Tank am besten platt kriegen.

Humor in Spielen ist halt so eine Sache - ganz besonders in Adventures. (Da gibt's übrigens einen superben Artikel von Christian Schmidt zu -> http://www.makinggames.de/index.php/magazin/99_wo_ist_der_witz).

Sgt. Nukem 17 Shapeshifter - - 6291 - 6. Oktober 2011 - 17:20 #

House of Tales war Dein Lieblings-Adventureentwickler??
Wo hatte denn bitte "The Moment of Silence" den Humor? Hab' ich was verpasst...!?

Shatter-.- (unregistriert) 1. Oktober 2011 - 17:44 #

Woran erkennt man den Deutschen auf einer Party?
Er hasst alles was aus Deutschland kommt.

Diesen infantilen Nationalhass trifft man echt nur bei unseren Studenten, ein trauriges Schicksal. Jetzt warten wir nur noch auf diejenigen, die auf die viel bessere englische Sprachausgabe umstellen.

Anonymous (unregistriert) 1. Oktober 2011 - 20:02 #

Ein deutsches Spiel auf englische Sprachausgabe umstellen? Sag mal, hackt es?

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468469 - 2. Oktober 2011 - 8:19 #

Das mag sarkastisch gemeint gewesen sein...

Linksgamer (unregistriert) 2. Oktober 2011 - 14:33 #

Bei Tropico 3 (ok, eigentlich nur deutscher Publisher) war das tatsächlich eine sinnvolle Maßnahme, aber nicht wegen des Humors, sondern wegen der grottigen Übersetzung.

Sgt. Nukem 17 Shapeshifter - - 6291 - 6. Oktober 2011 - 17:18 #

Deine "Positiv-Beispiele" sind ja mal geil! "So Blonde" hatte "Humor" - äh, der wirkte, als würde ein 40-jähriger männlicher Spieldesigner sich vorstellen, wie wohl so eine 17-jährige tickt, und daraus dann einfältige Schmink-Witzchen bauen...
"Broken Sword" ist meine absolute Lieblings-Adventure-Reihe - Teil 1 + 2 schaffen es sogar noch knapp über Indiana Jones and the Fate of Atlantis - aber genau wie letzteres liegt das eher weniger am Humor. Zwar ist es echt gelungen, wie die verschiedenen Charaktere zusammen ticken, aber das kannst Du ja wohl nicht mit Humor gemeint haben. Wo genau war da Humor?

Etomi 16 Übertalent - 5349 - 1. Oktober 2011 - 18:47 #

Danke für den schönen Test. Nach dem ich den gelesen hab freu ich mich schon sehr auf das Spiel.

JC (unregistriert) 1. Oktober 2011 - 21:49 #

Vielleich kann sich das Studio jetzt um Battle Worlds: Kronos kümmern.

derGerg 08 Versteher - 174 - 2. Oktober 2011 - 13:07 #

Hört sich super an.

Kriesing 30 Pro-Gamer - P - 142902 - 2. Oktober 2011 - 20:17 #

Hallo zusammen. Vorweg gesagt ich kenne weder dieses Spiel noch den Vorgänger und stelle fest - Da hab ich ja wohl mal eine echte Spieleperle übersehen.

Ich habe früher sehr gerne Simon the Sorcerer und Monkey Island gespielt. Die Vieh-Chroniken gehen von der Aufmachung und dem Humor genau in die richtige Richtung.

Danke für den schönen Testbericht und das Video. Natürlich mache ich jetzt sofort beim Gewinnspiel mit.

ThokRah 17 Shapeshifter - 6866 - 8. Oktober 2011 - 16:27 #

Das Spiel ist genial, vor allem der Humor ist Klasse! ;-)

Leider bin ich von dem "Hotspot_in_Kapitel_4_Bug" betroffen. Somit kann ich nicht weiter spielen und muss auf den Patch Mitte Oktober warten. :-(

Cloud (unregistriert) 10. Oktober 2011 - 9:16 #

"Mingames, wie das im Vorgänger nicht von allen positiv aufgenommene Reaktions-Tanzspiel vor der Gruft, vermeidet der Entwickler diesmal." -> Minigames

senzeo 10 Kommunikator - 452 - 21. Oktober 2011 - 17:00 #

Ich kann solchen Spielen leider nichts abgewinnen. Aber man muss sagen dass es sehr liebevoll umgesetzt wurde.