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Hoch die Hände! Mein Name ist Dennis Hilla von GamersGlobal und in diesem Test zu Dead or Alive 6 fliegen die Fäuste schneller als in jedem Jackie Chan-Film. Der sechste Teil von Team Ninjas Prügelspielserie ändert das altbekannte Kampfsystem nur in Nuancen, Kenner finden sich also schnell zurecht. Für Solisten und Mehrspieler sorgen die Entwickler mit zahlreichen Spielmodi gleichermaßen.

Der Story-Modus von Dead or Alive 6 ist in bester Serientradition ein Quickie. Wenn ihr euch einigermaßen auf den Hauptstrang konzentriert und nur wenige Nebenmissionen mitnehmt, dann seid ihr nach zwei Stunden fertig. Abgesehen von der kurzen Dauer ist die konfuse Geschichte um das Mädchen Honoka, das seltsame Kräfte innehat, die böse M.I.S.T.-Organisation und das irgendwie im Hintergrund ablaufende Dead or Alive-Turnier auch nur etwas für hartgesottene Fans.

Nicht lumpen lassen haben sich die Entwickler aber bei der Präsentation. Jeder Kampf innerhalb des Story-Modus wird zumindest mit einer kurzen Cutscene eingeleitet und ebenso auch wieder beendet. Diese schwanken zwar in der Dialogqualität und auch wie interessant sie schlussendlich sind, hochwertig produziert sind sie aber immer.

Wenn ihr noch gar keine Berührungspunkte mit der Kampfspielserie hattet, dann würde ich euch zunächst das ausführliche Tutorial empfehlen. Hier bekommt ihr das komplexe Kampfsystem vom ersten Sidestep an erklärt. Ihr erfahrt, wie ihr Gegner betäubt, wie das – vereinfacht gesagt – Stein-Schere-Papier-Prinzip funktioniert und noch vieles mehr.

Kenner der Serie werden sich schnell zurechtfinden. Das Kampfsystem funktioniert immer noch nach einem simplen Schema: Schlag besiegt Wurf, Wurf besiegt Konter und Konter besiegt Schlag. Bedeutet, setzt euer Gegner zu einem Kinnhaken an, nutzt ihr einen Konter, will er euch per Wurf in die nächste Bande feuern, unterbrecht ihr seinen Angriff mit einem flotten Roundhousekick.

Etwas frischen Wind bringt die neue Bruchleiste in die altbekannte Mechanik. Diese ist unter eurem Lebensbalken zu finden und in zwei Segmente unterteilt. Durch eingesteckte und ausgeteilte Treffer füllt sie sich. Mindestens halbvoll sollte sie sein, damit ihr den Bruchkonter einsetzen dürft. Dieser befreit euch aus jedem Angriff. Ist die Leiste komplett gefüllt könnt ihr zum Bruchschlag ansetzen. Ihr verursacht großen Schaden und kriegt dazu eine schicke Nahaufnahme eures Angriffs zu sehen.

Auch wenn die Bruchangriffe auf den ersten Blick zu stark wirken mögen, so fügen sie sich sehr natürlich in das Spielgeschehen ein. Das hängt damit zusammen, dass ihr sie genau im richtigen Moment zünden müsst. Ein einfach kleiner Schlag reicht nämlich aus, um euch zu unterbrechen und euch vor Wut in den Controller beißen zu lassen, weil ihr eure komplette Bruchleiste verbraten habt. Nicht, dass mir das im Testzeitraum passiert wäre. *hüstel*

Weiter zur Einsteigerfreundlichkeit trägt die Option bei, auf das 3-Griff-System umzuschalten. Dieses ist bereits aus früheren Serienteilen bekannt und bedeutet vereinfacht gesagt, dass ihr die euch entgegenschlagenden Attacken nur noch aus den Richtungen hoch, mittel und tief kontern müsst. Im regulären 4-Griff-Modus gibt es zu den drei Positionen noch die mittleren Tritte, die einen eigenen Griff zum Abwehren erfordern.

Wenn ihr euch durch den Story-Modus und das Tutorial ausreichend vorbereitet fühlt, dann könnt ihr euch in der DOA-Quest auf insgesamt 96 Aufgaben stürzen. Prinzipiell handelt es sich dabei um Kämpfe, bei denen ihr bestimmte Ziele erreichen müsst. So sollt ihr eine Auseinandersetzung innerhalb einer bestimmten Zeit abschließen, mit einer Kombo 40 Schaden verursachen oder drei mittlere Griffe ausführen. Als Belohnung winken Münzen und Kostümteile. Diese nutzt ihr in der neuen DOA Central, um neue Outfits und Frisuren für eure Recken zu erwerben.

Was mir bei den Kostümteilen allerdings schleierhaft ist, ist die seltsame Art der Verteilung. Wenn ich beispielsweise mit Marie Rose eine Quest abschließe, dann sollte ich Teile für sie erhalten – aber stattdessen bekomme ich sie für Raidou. Zudem sind die verdienten Teile immer nur für ein explizites Kleidungsstück gut – bevor jetzt aber alle „Mikrotransaktionen!“ brüllen, zum Testzeitpunkt konnte man die Kostümteile nicht gegen Echtgeld erwerben. Allerdings müsst ihr durchaus etwas grinden um die Teile zu erhalten, da ihr für sie alle drei Aufgaben einer DOA-Quest abschließen müsst.

Die restlichen Singleplayer-Modi von Dead or Alive 6 bieten gewohnt solide Standardkost, sind aber dann doch eher eintönig. Ihr klatscht im Arcade-Modus acht Gegner nacheinander weg, boxt im Survivalmodus so viele Kämpfer wie möglich oder seht zu, dass ihr im Zeitangriff so schnell wie möglich die Kauleisten eurer Gegenüber neu sortiert – wie gesagt, solide, aber eben nicht mehr.

Der Online-Modus lief bereits zum Testzeitpunkt sehr sauber, die Verbindung zum Service wurde in Sekundenbruchteilen aufgebaut. Lediglich die Spielersuche hat etwas gedauert, das dürfte aber mit dem Umstand zusammenhängen, dass ich vor dem offiziellen Release gespielt habe. So hatte ich Wartezeiten von bis zu drei Minuten, die sich aber sicherlich nach dem Release verkürzen werden.

Technisch spielt Dead or Alive 6 in der Schwergewichtsliga. Die Animationen der Charaktere sind schön realistisch, die einzelnen Kampfstile wurden authentisch umgesetzt. Seien es die Wrestlingmoves von Bass, Jann Lees Jeet Kune Do oder Diegos rohe Straßenkampf-Moves, die Figuren bewegen sich wie aus einem Guss. Dazu kommen die spektakulären Stage-Effekte wie explodierende Feuerwerkskörper, Tentakeln oder aus Eiern schlüpfende Dinosaurier.

Etwas gestört wird dieser realistische Eindruck von mitunter seltsamen Umfall-Animationen und auch von den – ja, ich will darauf eingehen – wieder einmal sehr stark sexualisierten Charaktermodellen. Denn wenn Mila im Sport-BH in den Ring tritt, ihre nicht gerade klein geratenen Brüste aber trotzdem Wackeln wie Donald Trumps Ohrwaschel, wenn seine Mauer nicht bezahlt werden soll, dann ist das mehr die Befriedigung von Teenager-Träumen als eine realitätsgetreue Darstellung von Kämpfern.

Kommen wir nun also zu meinem Fazit. Dead or Alive 6 bietet keine großen Überraschungen, was ich aber keinesfalls im negativen Sinn meine. Das Kampfsystem ist noch immer knackig und fordernd, um richtig gut zu werden muss einiges an Zeit investiert werden. Wenn ich dann aber den Schlag eines Gegners mit einem Griff elegant abwehre, und ihm anschließend eine brachiale Kombo in die Kauleiste drücke, bei der ich ihn auch noch in der Luft jongliere, dann ist das einfach nur befriedigend. Dank dem umfangreichen Trainings- und Tutorial-Modus werden auch Einsteiger sehr gut an das System herangeführt, Kenner frischen hingegen ihren Wissensstand wieder etwas auf.

Die erwachsenere Marschrichtung, in die Team Ninja bei der Darstellung der Kämpfer geht begrüße ich ausdrücklich. Sicher, sonderlich prüde gekleidet sind die Damen und Herrenimmer noch nicht. Aber immerhin fallen die übertriebenen Oberweiten-Proportionen weg und auch etwas mehr Stoff ist zu sehen. Bei den Spielmodi hätte man sich eventuell ein paar abwechslungsreichere Solo-Varianten einfallen lassen können, mit der DOA Quest gibt es aber immerhin ein motivierendes missionsbasiertes System. Und auch, dass die übertriebenen Kostümkaufmöglichkeiten zurückgefahren wurden, finde ich sehr angenehm.