Corruption 2029

Corruption 2029 Test

Taktikfutter vom Mutant-Year-Zero-Studio

Rüdiger Steidle / 24. Februar 2020 - 22:23 — vor 4 Jahren aktualisiert

Teaser

Der zweite amerikanische Bürgerkrieg läuft rundenweise ab: Im neuen Spiel der Mutant-Year-Zero-Macher puzzelt ihr euch mit Cyborg-Soldaten durch eine dystopische Zukunftsvision mit Stealth-Gefechten.
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Mit Mutant Year Zero - Road to Eden gelang dem schwedischen Entwicklerteam The Bearded Ladies Ende 2018 ein kleiner Überraschungshit für erfahrene Taktiker. Auch im GamersGlobal-Test von Redaktions-Chefgeneral Jörg Langer wurde das Spiel mit einer starken Bewertung von 8.5 geadelt. Besonders gelobt wurde dabei das gelungene Kampfsystem, das sich angenehm nach Xcom anfühlt. Auch die Charakterbindung haben die Entwickler sehr gut hinbekommen. Das liegt laut Jörg vor allem an den fixen Charakteren, die nicht durch gemeinsam erlebte Situationen sondern durch ihre Wesenszüge ans Herz wachsen.

Jörgs im Test geäußerter Wunsch nach einem Nachfolger wird nun zumindest teilweise erfüllt. Corruption 2029 übernimmt größtenteils die bewährte Spielmechanik des quasi-Vorgängers, tauscht die etwas abgedrehte Rollenspielwelt von Mutant Year Zero mit ihren sprechenden Schweinen und radioaktiven Enten aber gegen ein massenkompatibleres, allerdings auch blasseres Near-Future-Szenario: Gegen Ende der laufenden Dekade (wer errät das genaue Jahr?) sind die Vereinigten Staaten in zwei verfeindete Fraktionen zerfallen, die sich mit ferngesteuerten Cyborg-Armeen bekriegen. Ihr kontrolliert einen kleinen Kommandotrupp aus drei Soldaten, die hinter den feindlichen Linien Sabotage betreiben. Der Schlüssel zum Sieg sind blitzartige Guerilla-Überfälle – sowie häufiges Speichern und Laden.
 

Falle für alle Fälle

Die Story spart nicht an Pathos oder Analogien zur gegenwärtigen politischen Lage in den USA, wirkt aber einfallslos.
Genau wie Mutant Year Zero läuft auch Corruption 2029 teils in Echtzeit und teils rundenweise ab. Außerhalb der Gefechte könnt ihr euer Trio frei über die Karte bewegen, wobei ihr nur jeweils einen Soldaten per WASD-Tasten oder Gamepad durch die 3D-Landschaft steuert. Die beiden Begleiter folgen euch entweder automatisch oder harren auf Kommando in Position aus. Auf diese Weise arbeitet ihr euch Stück für Stück durch die Levels, kundschaftet die Umgebung aus und legt an günstigen Stellen Hinterhalte für eure nichtsahnenden Gegner.

In manchen Zügen ähnelt Corruption 2029 dem kürzlich neu aufgelegten Commandos: Ihr pirscht euch heimlich an eure Widersacher heran, beobachtet ihr Verhalten und ihre Patrouillenrouten, findet heraus, wo die Schwachstellen im feindlichen Verteidigungsgürtel liegen, und schlagt schließlich mit vereinten Kräften zu. Weil eure Kontrahenten praktisch immer deutlich in der Überzahl und obendrein mit mehr Lebenspunkten und dickerer Panzerung gesegnet sind, solltet ihr sie einzeln oder in möglichst kleinen Gruppen ausschalten – ohne dass sie ihre Kameraden alarmieren können. Das gelingt euch nur, wenn ihr alle Feinde in Reichweite binnen eines Zuges kaltstellt. Ansonsten ruft der Computer Verstärkung, sobald er an die Reihe kommt.

Einen wichtigen Unterschied zur Commandos-Serie gibt es dann aber doch: Den KI-Pappsoldaten ist es offenbar völlig egal, wenn sie über Leichen stolpern. Alarm schlagen sie nur, wenn sie euch auf frischer Tat ertappen. Also alles exakt wie bei Mutant Year Zero.
Mit Tarnanzügen können wir uns sehr weit an die Sichtradien (rote Kreise) der Gegner heran wagen, ohne entdeckt zu werden – perfekt für Überfälle aus dem Hinterhalt.
 

Einfaches Kampfsystem mit taktischer Tiefe

Insgesamt bekommt ihr in Corruption 18 Einsätze vorgesetzt, von denen einige aus zwei aufeinanderfolgenden Levels bestehen. Eure Missionsziele lauten auch nicht immer gleich, sondern variieren: Mal sollt ihr sämtlichen Widerstand eliminieren, mal eine Schutzperson eskortieren, mal Sprengsätze entschärfen. Aber der grundlegende Spielfluss ist praktisch immer wie oben beschrieben: auskundschaften, Gegner isolieren und ausschalten. Und trotzdem bleibt die rund 15 Stunden dauernde Kampagne trotz des etwas repetitiven Ablaufs stets spannend. Das verdankt Corruption 2029 dem einfachen, aber durchdachten Kampfsystem, das sich wie schon Mutant Year Zero deutlich an Xcom anlehnt.

Im Gefecht wechselt das Spiel in den Rundenmodus, in dem jeder Kämpfer bis zu zwei Aktionen ausführen kann. Etwa vorrücken und feuern, warten und Deckung geben oder abtauchen und nachladen. Wichtig für die Trefferchancen sind vor allem Deckungsmöglichkeiten und die Position relativ zum Ziel. Einen Gegner zu flankieren oder von erhöhter Position aus zu befeuern, bringt euch deutliche Vorteile. Hinter Kisten, Fahrzeugwracks oder Mauern zu kauern, schützt zuverlässig vor Beschuss. Größtenteils erscheint das Geschehen nachvollziehbar. Weil das Interface beispielsweise vor jeder Bewegung Trefferchancen und Sichtlinien vorhersagt, lassen sich die meisten Schritte präzise planen. Es gibt allerdings immer mal wieder Ausnahmen im Gegnerzug, wenn Rivalen scheinbar mitten durch Wände feuern oder noch aus den abenteuerlichsten Winkeln Treffer landen. Das kommt aber selten genug vor, dass es mir nicht allzu sauer aufgestoßen ist.
Anzeige
Angriffe von oben haben nicht nur bessere Trefferchancen, sondern resultieren auch oft in kritischen Treffern.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469341 - 24. Februar 2020 - 22:22 #

Viel Spaß beim Lesen!

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75316 - 24. Februar 2020 - 22:37 #

Ich muss erstmal Mutant Year Zero spielen, das ich aus nem Humble Monthly hab. Und ich denke, das reicht mir dann auch. Corruption 2020 klingt jetzt nicht so, als bräuchte ich das danach unbedingt auch noch. Ein etwas verbessertes Kampfsystem reicht mir da nicht, vor allem da mich das Setting viel weniger als das von MYZ anspricht.

schlammonster 31 Gamer-Veteran - P - 277636 - 24. Februar 2020 - 23:29 #

Hab gerade meinen DU-Beitrag zu Corruption 2029 abgegeben, bin leider noch nicht sooo weit gekommen :(

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56344 - 25. Februar 2020 - 1:15 #

Mir sind die Cyborgs irgendwie auch lieber als Schwein und Ente, dafür fehlt aber leider der komplette Hub (Basis). Aber gut, letztlich geht es um die Kämpfe... und da nervt mich doch wieder so einiges, wie auch schon bei MYZ.

Wenn ich einen Cyborg an eine Ende der Map schicke, die anderen beiden am anderen Ende positioniere und dann einen Angriff starte, wissen die Gegner wie von Zauberhand, wo alle meine 3 Figuren stehen und rennen schnurstracks zu den beiden Geparkten, obwohl der Angriff doch am ganz anderen Ende der Karte stattfindet. Völlig unrealistisch.

Overwatch-Trefferchancen sind teilweise grotesk niedrig. Da wartet man auf dem Dach in perfekter Deckung, dass ein Gegner eine Leiter hochklettert. Und dann treffe ich aus dieser Idealposition nichts, der völlig exponierte Gegner trifft aber meinen Mann hinter der Deckung. Albern.

Die blöde Kamera, deren Neigung man nicht ändern kann. Führt regelmäßig dazu, dass man höher positionierte Gegner nicht sieht.

Wie auch MYZ ist Corruption ein ewiges Save & Reload... schlimmer als Fantasy General 2. Aber dazu hatte ich mich ja schon ausführlichst positioniert (https://www.gamersglobal.de/user-artikel/q-lumne-7-entscheide-dich). Das ist Spieldesign von vorgestern!

Im Moment bin ich bei meiner Wertung sogar noch unter der von Rüdi... und im direkten Vergleich zu Phoenix Point, gewinnt Corruption keinen Blumentopp. Aber ach, durchspielen werde ich es natürlich trotzdem :)

Rüdiger Steidle Freier Redakteur - P - 17268 - 25. Februar 2020 - 10:04 #

Ein paar Worte dazu: Solange die eigenen Leute getarnt bleiben, weiß der Gegner eben nicht, wo sie sind. Man kann durchaus Hinterhalte legen, indem man einen Scout vorschickt, der dann zurück zu seinen versteckten Kameraden rennt, die dann die vorstürmenden Gegner in die Zange nehmen. Ja, wenn sie nicht getarnt sind, "sieht" die KI die Figuren, aber das ist einfach eine Eigenheit des abstrahierten Spielsystems. Störender fand ich es, dass die Heildrohnen sich außerhalb des Gefechts nicht um Leichen scheren, aber im Rundenmodus Tote wiederbeleben, an denen sie vorher ein Dutzend Mal achtlos vorbei geflogen sind.

Die Overwatch-Trefferchancen sind meinem Eindruck nach genauso groß wie im eigenen Zug, wovon man sich auch überzeugen kann, wenn man wieder an die Reihe kommt. Man kann beklagen, dass die eigenen Leute nicht auf einen "sicheren" Treffer warten, sondern bei erstbester Gelegenheit feuern, aber wiederum: So ist halt das System. Das war bei XCOM ähnlich. Ich glaube eher, der Eindruck von "grotesk niedrigen" Trefferchancen kommt daher, dass manchmal die Sicht- und Feuerlinien einfach nicht nachvollziehbar sind. Man wundert sich schon manchmal, warum ein Soldat fünf Meter vor einem Ziel steht, und dann nur 50 % Treffer landet.

Save & Reload fand ich weniger schlimm als in MYZ (oder in Fantasy General), einfach weil das Spiel insgesamt etwas leichter ist und man die Schwachstellen in der gegnerischen Aufstellung schneller rausfindet. Bei mir ist jedenfalls nach den ersten drei oder vier Einsätzen ein gewisser "Fluss" entstanden, in dem ich längst nicht mehr vor jedem Überfall speicher musste.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130063 - 25. Februar 2020 - 7:43 #

PC only? Dann ist das leider nichts für mich.

Berthold 23 Langzeituser - - 41145 - 25. Februar 2020 - 9:04 #

Geht mir genauso.

Rüdiger Steidle Freier Redakteur - P - 17268 - 25. Februar 2020 - 10:05 #

Das wundert mich ehrlich, denn die gesamte Machart des Spiels ist extrem "konsolig" (Steuerung, Speicherverwaltung, "Press any button to continue" ...).

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42927 - 25. Februar 2020 - 11:01 #

ICh rate mal, dass die Konsonlenumsetzung folgt, solange es kein totaler finanzieller Flop wird.

Rohrkrepierer 18 Doppel-Voter - - 12878 - 25. Februar 2020 - 11:06 #

Da MUTANT YEAR ZERO auch auf den Konsolen verfügbar ist - und ich es dort sehr sehr gern gespielt habe, nebst Erweiterung - dürfte es wohl eine Frage der Zeit sein, bis CORRUPTION 2029 folgt.

Vampiro Freier Redakteur - - 121601 - 25. Februar 2020 - 13:34 #

Es gab sicher einen Deal mit Epic. Den Vorgàmger gab es ja zB auch im Ganepass.

Bantadur 17 Shapeshifter - 7049 - 27. Februar 2020 - 12:32 #

Dann hoffentlich nur zeitlich befristet.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24299 - 25. Februar 2020 - 9:03 #

Danke für den Test, Rüdiger! Ich mochte die schräge Mutantentruppe in MYZ und war eine Zeitlang regelrecht begeistert vom Spiel.

Letztlich war es dann aber eine fürchterlich nervige Speichern/Lade Orgie mit der man sich dann von perfekter Runde zur nächsten perfekten Runde durchgequält hat. Das brauche ich nicht noch mal, auch nicht in weniger charmant.

TheLastToKnow 30 Pro-Gamer - - 125254 - 25. Februar 2020 - 11:11 #

Danke für den Test, scheint interessant zu sein. :-)

Hyperlord 18 Doppel-Voter - 12024 - 25. Februar 2020 - 12:52 #

Bis ich das auf Steam bekomme, habe ich vielleicht auch Mal dieses MYZ gespielt, nur zugelegt weil "Rundentaktik" aber gemieden weil "bescheurtes Setting und erst Mal alberne Charaktere" ;-)

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62062 - 25. Februar 2020 - 16:39 #

Das ist für mich dann eher doch ein Rückschritt gegenüber MYZ, werde es also nicht spielen.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266411 - 26. Februar 2020 - 1:27 #

Die Entwickler bedanken sich bei GG auf Twitter: https://twitter.com/TheBeardedLC/status/1232269437933363200 :)

paschalis 31 Gamer-Veteran - P - 444858 - 26. Februar 2020 - 10:24 #

Das schräge Szenario von Mutant Year Zero sowie die Charaktere und ihre Kommentare waren für mich ein wesentlicher Motivationsfaktor. Schade, daß das hier fehlt. Für den kleinen Preis werde ich mir Corruption aber wohl auch zulegen, vorher sollte ich aber langsam mal den DLC von MYZ spielen.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40286 - 27. Februar 2020 - 18:45 #

Ich denke mir immer "Oh cool" und weiß dann nicht, ob ich mit so einem Spiel wirklich glücklich werde. Vielleicht muss ich es einfach mal ausprobieren...

rammmses 22 Motivator - P - 32633 - 28. Februar 2020 - 13:23 #

Kein Testvideo :(

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40286 - 28. Februar 2020 - 21:26 #

Die Beschreibung ist doch gut :)

Maverick 34 GG-Veteran - - 1327300 - 1. März 2020 - 18:55 #

Mal wieder ein gewohnt guter und lesenwerter Text-Only-Test von Rüdiger. :)

Der Debüt-Titel, Mutant Year Zero, ist aktuell noch im Game Pass enthalten. Den wollte ich mir mal zuerst ansehen, ob mich das Spiel von den Gameplay-Mechaniken und dem Save&Reload motivieren kann. ;)