Bezwinger der Horden

Conan Unconquered Test

Jörg Langer 1. Juni 2019 - 21:31 — vor 4 Jahren aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Nach halbstündigem Kampf (während dem wir weiter unsere Basis verteidigen müssen) haben wir einen Spezialgegner besiegt. Lohn der Mühen: Ein wertvolles Artefakt, das uns den entscheidenden Vorteil bringen kann.
Anzeige
 
 

Mächtige Einzelgegner mit Artefakten

Auf den späteren Karten (sowie den Unconquered-Maps) treiben sich außerdem besonders mächtige Einzelgegner herum, deren Position von Anfang an auf der Minimap zu sehen ist. Besiege ich einen von diesen, bekomme ich ein Artefakt geschenkt, von denen ich zwei anlegen kann. Etwa eine Münze, durch die von mir besiegte Gegner Gold zurücklassen. Oder ein Zauberamulett, das Gegner im Umkreis schädigt und mich heilt. Diese Artefakte können den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen — doch die Artefakt-Monster sind schwer zu knacken, und wenn ich deswegen meine halbe Armee verliere oder nicht rechtzeitig vor der nächsten Welle zurück in der Festung bin, geht vermutlich die Partie verloren.
 
Ein bis zweimal pro Partie kommt eine Sandsturm-Welle: Dann ist die Minimap verdeckt (und auch ein kleiner Teil der eigentlichen 3D-Karte, eben immer dort, wo der Sandsturm gerade ist) und man weiß erst, wo die Angriffe stattfinden, wenn sie stattfinden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die Stellung rundum abgesichert sein, denn brechen die Gegner an einer Stelle erst mal durch und erreichen mehr als nur einige außen liegende Produktionsstätten oder Häuser, ist das der Anfang vom Ende: Selbst, wenn man den Einbruch noch zurückschlagen kann, gehen bei der Reparatur so viele Ressourcen (und wertvolle Minuten) drauf, dass spätestens die übernächste Welle das Ende bringt.
 
Eine "Wüstensturm-Welle" ist besonders schwer, weil die Minimap ausfällt und auch auf der Map ein Wirbelsturm herumzieht.

 

Viele Gegnertypen

Wichtig ist das kontinuierliche Ausbauen der Verteidigung. Hier helfen uns ein Ballistenturm und Mauer-Abschnitte, die brennendes Öl vergießen.
Zweiter Faszinationsgrund sind die vielen unterschiedlichen Gegnertypen und deren Angriffe. Kommen anfangs noch einfache Speerträger an, sind es später berittene Flammenpfeil-Bogenschützen, Skelett-erschaffende Nekromanten oder ihre Feinde vergiftende Riesenskorpione. Spinnen überwinden Berge und laufen so einfach an meinen Befestigungen vorbei, geflügelte Dämonen können nur von Ballista-Türmen oder Speerwerfern bekämpft werden. Meine Gebäude, Festungen und Truppen können in Brand geraten, der sich schnell ausbreitet. Dutzende getötete Feinde (in einer Partie wird man viele Tausend Gegner töten, wenn man sie überlebt) führen dazu, dass sich meine Soldaten mit Seuchen infizieren, was sie fast wertlos macht — schnell ab zum Schrein! Fies, wenn Katapulte außerhalb der Reichweite meiner Abwehrtürme beginnen, meine Mauern zu zerlegen oder faulige Kadaver zu werfen, die alles verseuchen.
 
Jetzt hilft nur ein Ausfall! Hoffentlich habe ich an ein Tor in dem Mauerabschnitt gedacht, denn während in der Umgebung Gegner sind, darf nicht gebaut (oder repariert) werden. Nach und nach wird meine Festung immer stärker, ich verstärke etwa Mauerabschnitte mit Öltöpfen, sodass die Feinde eine Feuersbrunst erwartet. Oder ich setze meinerseits auf Zauberer. Oder ich baue einen großen Tempel und beschwöre alle paar Minuten einen riesenhaften Götter-Avatar, der als gigantische Statue nur so durch die Hundertschaften der Horde pflügt. Alles gleichzeitig aber werde ich kaum je bauen oder erforschen können, dafür sind die Ressourcen zu knapp.
 
Als Conan führen wir den letzten Streich gegen den "Infernalischen Fürsten" -- ein Artefakt erwartet uns.

Präsentation und LangzeitmotivationDie Präsentation von Conan Unconquered ist okay: Die Grafik ist detaillierter als beim Vorbild They Are Billions, und man kann näher dranzoomen. Ein praktischer „Bau-Modus“ zeigt das Geschehen aus der Vogelperspektive (statt „isometrisch“), man will ja nicht versehentlich eine Lücke in der Mauer lassen. Die Musik ist schmissig, die Soundeffekte gut, es gibt hilfreiche Durchsagen wie „Gebäude brennt“.

Allerdings ist alles, szenariogerecht, in Braun-, Grau- und Beige-Tönen gehalten — schön ist anders. Und wie gesagt: Mir fehlen Cutscenes, die mich nach dem ja oft stundenlangen Ringen belohnen — die Aussage „Die Prinzessin wird sich nun bei dir bedanken“ ist mir leider nicht Huldigung genug…
 
Statt einer echten Kampagne oder Story gibt es einen Ingame-Comic-Band.
Wer jede der fünf Missionen auf Anhieb löst, wird real gut zwölf Stunden beschäftigt sein, vermute ich (ich habe die fünfte noch nicht geschafft). Doch das ist natürlich eher unwahrscheinlich, ab der dritten nimmt die Schwierigkeit merklich zu. Doch irgendwann wird man durch sein, was bleibt dann als Motivation? Zum einen schaltet man immer mehr Erfolge frei und erfährt auch vorher, was man dafür tun muss, was auch beim erneuten Spielen schon geschaffter Maps klappt (vielleicht ja auch mal als Valeria).

Zum anderen wartet der Unconquered genannt Sandkasten-Modus mit etlichen Einstellungen (die man ebenfalls teils erst freispielen muss), hier werden im Gegensatz zur Kampagne auch die Maps jedes Mal neu generiert.
 
Autor: Jörg Langer (GamersGlobal)
 
 

Meinung: Jörg Langer

Conan Unconquered ist einer der Fälle, die man eben nicht nach einer Stunde beurteilen kann, siehe unsere SdK. Gerade dann, wenn man fast unvorbereitet den Sandbox-Modus im Koop startet, statt „richtig“ anzufangen. Ich glaube zwar nicht, dass Heinrichs Urteil nach einer Solo-Stunde ein anderes gewesen wäre, meines aber ziemlich sicher schon. Und mittlerweile ist mein Fazit ganz klar: Ich mag Conan Unconquered!

Es gibt mir das gute Gefühl, mit Taktik und Planung gegen eine geradezu lachhafte Übermacht bestehen zu können, dabei ständig gekonnt zwischen Angriff und Defensive, Basisbau und Truppenrekrutierung umschaltend. Und trotz der durchaus großen Herausforderung bekomme ich schneller und häufiger Erfolgserlebnisse als bei They Are Billions. Nach 1600 getöteten Feinden siegreich zu sein: großartig!
 
In Sachen Information und Feedback könnte Conan Unconquered mehr tun, um gerade neue Spieler nicht ins Messer laufen zu lassen. Und während es die Möglichkeit gibt, per Button automatisch alles zu reparieren, fehlt so etwas fürs Feuerlöschen, das schnell in konfuses Micro-Management ausartet. Das ist aber bereits meine größte Detailkritik.
 
Vor allem fehlen mir Cutscenes und generell mehr Conan-Feeling — mein Held (der ja auch Valeria heißen kann) könnte irgendwer sein. Die Kampagne ist ein schlechter Witz, die Story quasi nicht vorhanden. Hier wurde, sicher aus Budgetgründen, wahnsinnig viel Potenzial verschenkt. Das und die aus meiner Sicht begrenzte Langzeitmotivation (nur zwei, oder per Zukauf drei Helden? Immer dasselbe Grafikset?) lassen mich dann doch konservativ werten. Aber täuscht euch nicht: Nach der durchwachsenen ersten SdK-Stunde folgten bei mir bislang 13 weitere, in denen ich kaum vom PC loszueisen war. Ein paar werden noch dazukommen, das letzte Szenario will ich noch knacken!
Conan Unconquered PC
Einstieg/Bedienung
  • Weitgehend klassische RTS-Steuerung
  • Bau- und Truppenbefehle auch im Pausenmodus
  • Kein Tutorial
  • Anfangs steile Lernkurve
Spieltiefe/Balance
  • Spannende, lang andauernde, immer schwieriger werdende Missionen
  • Ständiges Abwägen, wohin die knappen Ressourcen fließen sollen
  • Nur eine gute Balance aus Abwehr und Angriff führt zum Erfolg
  • Abwechslungsreiche Gegner-Truppentypen
  • Relativ komplexes Wirtschaftssystem
  • Schwere Einzelmonster, die Artefakte liegenlassen
  • Wirbelsturm-Angriffswellen
  • Keine echte Kampagne
  • Keine echte Story
  • Conan-Lizenz wird weitgehend "verschenkt"
  • Zuviel Micromanagement beim Löschen
  • Auf Dauer zuwenig Wiederspielwert (nach etwa zwölf bis 15 Stunden)
Grafik/Technik
  • Trotz hunderter Einheiten ist die Übersicht relativ gut
  • Einige nette Kampfeffekte
  • "Bau-Kamera" (Vogelperspektive)
  • Insgesamt dröge Grafik
  • Keine nennenswerte Abwechslung (zum Beispiel unterschiedliche Terrains)
Sound/Sprache
  • Schmissige Musik
 
Multiplayer
  • Unconquered-Modus kooperativ spielbar
  • Simple, aber funktionierende Regeln (man teilt sich alles bis auf die Truppen und Bau-Radien; Ressourcen werden hälftig geteilt)
  • Kampagne nicht kooperativ spielbar
  • Wieso kein Versus-Modus?
7.5
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
Hardware-Info
Minimum: i3-540 oder Phenom 9750, Win 7, 4 GB RAM, Intel Graphics 620 (1GB) oder vglb., DX11, 10 GB HDD
Maximum: i5-4690 oder FX-8370, 8 GB, Win 7, GTX 970 (4GB) oder RX 580 (4GB), DX11, 10 GB HDD
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
 
 
Jörg Langer 1. Juni 2019 - 21:31 — vor 4 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 1. Juni 2019 - 21:33 #

Viel Spaß beim Lesen!

Al3xanderD 10 Kommunikator - 521 - 1. Juni 2019 - 22:31 #

Vielen Dank!

zfpru 18 Doppel-Voter - 10896 - 1. Juni 2019 - 22:33 #

Das Spiel wird sich nicht auf breiter Front durchsetzen.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 1. Juni 2019 - 23:19 #

Es wird sich nicht mal auf schmaler Front durchsetzen. Ist eher ein Leckerbissen für Kenner :-)

Michl 16 Übertalent - 4299 - 1. Juni 2019 - 22:52 #

Na das hört sich doch um einiges besser an.
Freut mich, aber trotzdem reizt es mich leider gar nicht...

vgamer85 (unregistriert) 2. Juni 2019 - 0:14 #

Bin gespannt wie erfolgreich es wird :-)

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62104 - 2. Juni 2019 - 0:18 #

Ich glaube es bleibt ein Nischentitel.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20286 - 2. Juni 2019 - 10:03 #

Omg, ein zweiseitiger Test bzw Text! Ich kriege nostalgische Freudentränen :)

Hyperlord 18 Doppel-Voter - 12024 - 2. Juni 2019 - 12:11 #

Hätte ich nicht gedacht, dass das Spiel noch so gut wegkommmt. Mich stresst das viel zu sehr nach Studium der SdK

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 3. Juni 2019 - 7:45 #

Klar, Stress ist fast schon das Grundprinzip dieser Spiele, in der Bedeutung von knappen Ressourcen inkl. Zeit. ABER du kannst beliebig oft und beliebig lange die Zeit anhalten und dabei weiterhin Befehle geben, was den „körperlichen“ Stress doch stark reduziert. So wie in der SdK spielt man das Ding jedenfalls nicht, zumindest solo nicht :-)

angelan 15 Kenner - P - 3220 - 3. Juni 2019 - 6:47 #

nach der SdK hatte ich auch so den Eindruck - Stress und den habe ich bei der Arbeit genug.
War zwar lustig, dem zuzuschauen wie die beiden von der einen Seite zur anderen gehetzt sind um die Horden zu besiegen, aber selbst...
und hier zeigt sich auch wieder, was ein fehlendes richtiges Handbuch bewirkt, man hat keine Ahnung, was eigentlich abgeht...

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 3. Juni 2019 - 7:05 #

Aber dies ist nicht die SdK, sondern ein Test, der auch zu einem anderen Schluss kommt als die SdK. Wohlgemerkt, nichts gegen deine Meinung, aber es wirkt ein wenig so, als fuße sie nur auf der SdK.

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65104 - 3. Juni 2019 - 19:37 #

Also ich hab den Test gelesen, aber du bist ja schon bei den Kommentaren unter der SdK drauf eingegangen :)

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40317 - 3. Juni 2019 - 22:06 #

Dank SdK und diesem Test weiß ich nun, dass dieses Spiel nichts für mich ist :)

rammmses 22 Motivator - P - 32652 - 3. Juni 2019 - 23:35 #

Also ich wusste ja sogar schon vor der sdk, dass das Spiel garantiert nichts für mich ist. ;) Finde es aber toll, dass ihr auch Nischenspiele testet, also das hier, pathologic 2, fade to silence usw findet man nicht überall, schon gar nicht so fundiert.