Die Kamera lässt sich in den Kämpfen jederzeit frei drehen, weshalb die Übersicht gewahrt bleibt.

Mehr für ErkunderWährend uns der erste Teil von Lords of Shadow noch durch stark voneinander separierte Levels führte, gehen die Entwickler im Nachfolger einen anderen Weg. Ihr genießt nun deutlich größere Freiheiten und könnt von ein paar wenigen Szenen, wie etwa den Bosskämpfen, abgesehen quasi jederzeit an bereits besuchte Schauplätze zurückkehren. Über Kartenräume, die ihr nach der ersten Entdeckung auch als Zielpunkt markieren könnt, erfolgt die Reise noch bedeutend schneller, als wenn ihr erneut sämtliche Räume passieren und Klettereinlagen wiederholen müsst.

Die Entwickler beweisen viel Kreativität. Hier müssen wir eine Geschichte in einem Theater nachspielen und bestimmen, welche Bühnenbilder und Charaktere  zum Einsatz kommen.

Die neuerliche Freiheit lohnt sich vor allem für Fleißige, die alle Sammelobjekte finden möchten. Die erreicht ihr oft nämlich erst, wenn ihr im Rahmen der Story neue Fähigkeiten wie etwa den Nebel erworben habt. Die Rückkehr in bekannte Gebiete lohnt sich jedoch auch für solche Spieler, die Probleme mit dem Schwierigkeitsgrad bekommen. Denn auch einige der Schmerz-Applikatoren, mit denen ihr in Zelda-Manier eure Status-Werte für Leben und Magie erhöht, sind nur auf diese Weise erreichbar. Notfalls könnt ihr einzelne Fragmente aber auch beim Händler kaufen. Dafür müsst ihr allerdings Kapital aufwenden, das ihr ansonsten in den Erwerb neuer Angriffe stecken würdet. Da es in den Gebieten stetigen Gegnerrespawn gibt, könnt ihr euer Guthaben durch freiwilliges Backtracking aber auch nach und nach aufstocken, so dass es am Ende vielleicht sogar für beides reicht.

Nebenmissionen in dem Sinne gibt es in Castlevania - Lords of Shadow 2 hingegen nicht. Lediglich ein paar Herausforderungen könnt ihr mit den Sammelobjekten freischalten und dann im Laden eines kleinen Gnoms annehmen. Im Großen und Ganzen folgt ihr jedoch einem linearen Storypfad, der euch einerseits durch die Gassen der modernen Stadt und andererseits durch Draculas Schloss in der Unterwelt führt. Wer die größere Reisefreiheit in Lords of Shadow 2 im Vergleich zum Vorgänger also nicht will, kann sie ignorieren.

Kleine Rätsel

Es gibt einige Rätsel im Spiel, bei denen ihr etwa diese Leitungen per Eiszauber verstopft.

Rätsel spielten in Castlevania schon immer eine wichtige Rolle. In Lords of Shadow 2 sind sie ebenfalls vorhanden, wenngleich nur die wenigsten besonders anspruchsvoll sind. Einfallsreichtum beweisen die Entwickler dabei dennoch. So betreten wir an einer Stelle ein altes Theater, in dem uns eine lebensgroße Marionette die Geschichte eines Puppenmachers erzählt. Der Spieler muss nun entscheiden, welches Bühnenbild aufgestellt werden soll und welche Charaktere einen Auftritt haben. Was visuell entfernt an Der Puppenspieler (GG-Test: 8.0) erinnert, ist spielerisch allerdings keine anspruchsvolle Aufgabe. Hier eine falsche Wahl zu treffen wäre da schon die größere Kunst.

Etwas kniffliger wird es hin und wieder in den Schleichabschnitten, in denen der Kampfmodus von Gabriel respektive Dracula nicht verfügbar ist. Stattdessen nutzt ihr dort etwa einen Fledermausschwarm, um eine Wache abzulenken, und schleicht dann an ihr vorbei. Manchmal müsst ihr auch Gabriels Fähigkeit nutzen, in den Körper einer der abgelenkten Wachen zu steigen und ihn so zu übernehmen, um etwa eine Schleuse passieren zu können. Übernehmen kann Dracula auch eine Ratte, was es ihm ermöglicht, durch enge Gänge in einen anderen Bereich zu gelangen, um dort zum Beispiel den Strom wieder einzuschalten. Dabei kommen neben dem Rätselaspekt auch die Jump-and-run-Elemente stärker zum Tragen, wobei ihr die Ratte zum Beispiel an ein paar herausschießenden Kolben vorbeiführen müsst. Eine Berührung damit überlebt die Ratte nicht, allerdings habt ihr dennoch mehrere Chancen. Im Falle des Ablebens der ersten, übernehmt ihr einfach die nächste Ratte des meist neunköpfigen Schwarms.

Das ist alles ganz nett gemacht, wiederholt sich im Laufe des Spiels allerdings in ähnlicher Form immer wieder. Die Rattengänge zu benutzen oder eine der Wachen zu übernehmen, ist im Regelfall keine alternative Lösungsvariante, sondern die einzige, die funktioniert. Ab und zu kommt der Rattenschwarm aber auch im optionalen Bereich zum Einsatz, um etwa hinter einer anderen Abzweigung Sammelobjekte zu finden oder ein Geheimversteck, das ihr nur mit speziellen und sehr seltenen Schlüsseln öffnen könnt. Dabei müsst ihr auch häufiger mal in eurer normalen Gestalt klettern und hüpfen. Die Abzweigungen zu solchen Geheimverstecken sind, genauso wie der korrekte Pfad zum Missionspunkt, meistens so offensichtlich, dass wir uns an Assassin's Creed 4 erinnert fühlen. In sehr seltenen Fällen kommt es in Castlevania jedoch vor, dass sich Dracula nicht an einem Haltepunkt festhält und in die Tiefe stürzt, obwohl wir ihn eigentlich genau angesprungen sind. Tot ist Dracula im Falle eines Sturzes übrigens nur dann, wenn ihr irgendwo ins Bodenlose fallt und der darauffolgende geringe Lebensenergie-Entzug euch den Rest gibt. Der Fall aus großer Höhe auf festen Grund macht ihm hingegen gar nichts aus, Dracula rollt sich auch aus zwanzig Metern Höhe locker ab. Respekt!

Die Bosskämpfe (hier: der Puppenspieler) sind stark in Szene gesetzt und erfordern eine spezielle Taktik. Serienkenner dürften sie aber als zu leicht empfinden, weshalb wir ihnen empfehlen, Lords of Shadow 2 auf "Schwer" zu starten.