Die nach Freischaltung dauerhaft aktive Fähigkeit "Dual Wield" lässt Figuren ohne Abzüge zwei Waffen führen.

Berufsbezogene Kleidung

Jeder Beruf hat auch Einfluss auf die Ausrüstung der Figuren. Theoretisch können alle eure Helden jedes Kleidungsstück anlegen, aber bestimmte Jobs haben bestimmte "Vorlieben". So gibt es sieben Waffen-Varianten: Dolche, Schwerter, Äxte, Bogen, Speere, Stäbe und Schilde, die es teilweise in Shops zu kaufen gibt oder die in Dungeons gefunden werden können. Jede Variation ist in sechs Gebrauchsstufen eingeteilt – von E (ganz schlecht) bis S (Sehr gut). So kann ein Mönch ein Schwert zwar führen, trifft aber kaum. Mit einem Stab oder gar bloßen Händen sieht das schon ganz anders aus – wo die blanke Faust hintrifft, wächst kein Gras mehr.  Das ist auch deswegen wichtig, weil viele Gegner gegen bestimmte Waffentypen (oder magische Angriffe) immun oder geschützt sind. Das wird im Kampf angezeigt, ist aber ärgerlich, wenn ihr mit vier Berserkern, die mit Kampfäxten schwer bewaffnet sind, auf eine Gruppe Gegner trefft, die eben gegen diesen Waffentyp ein dickes Fell entwickelt haben.

Die Qualitätsstufe S kommt vornehmlich in der zweiten Spielhälfte zum Tragen, wenn ihr die etwas komplexeren Berufe erlernen könnt. So muss sich ein Dieb noch mit einer A-Einstufung für Dolche begnügen. Das flinkere Phantom (praktisch das Äquivalent zum Ninja aus älteren Spielen) kann mit Dolchen noch besser umgehen und auch die höchste Güteklasse führen. Zusätzlich gibt es natürlich noch Rüstungen, Helme und Accessoires, die zwar weitestgehend jobunabhängig sind, aber eventuell den Charakter überladen – was sich auf die Zuggeschwindigkeit im Kampf negativ auswirkt.

Mit dem „Brave“-Kommando könnt ihr bis zu vier Aktionen aneinander ketten.

 

Erfahrung zahlt sich aus

Ein häufiger Jobwechsel ist nicht nur nötig, um spezielle Ausrüstung zu tragen. Viel Bewegung im Lebenslauf eurer Charaktere ist auch deswegen von Nöten, damit man die begehrten Dauerfähigkeiten bekommt. So kann beispielsweise das Phantom mit genügend Erfahrung zwei Waffen ohne Malus führen. Theoretisch kann jeder Charakter zwei Prügel schwingen, aber einer davon erhält einen Schadensmalus – dieser wird mit eben dieser Fähigkeit ausgehebelt. Eine weitere, bei Experten besonders beliebte, Fähigkeit ist das "Sky High" des Dragoons. Ist diese Fähigkeit aktiv, springt der Charakter beim ersten Zug des Kampfes automatisch in die Luft und ist somit für gegnerische Attacken nicht zu erreichen. Im nächsten Zug stürzt sich der Held mit seinen Waffen auf einen zufällig ausgewählten Gegner und richtet entsprechend viel Schaden an.

Erfahrene Spieler entwickeln die richtige Wahl der Fähigkeiten zur Kunstform und gewinnen damit rund 90 Prozent aller Gefechte und sogar einige der Boss-Battles bereits in der ersten Runde. Und negieren damit das taktische Bravely-System des rundenbasierenden Kampfes einfach. Dank dieser Mechanik kann der Spieler bis zu vier individuelle Aktionen im Voraus planen und aktivieren. So kann beispielsweise ein Charakter einen Angriff ausführen, anschließend die Truppe heilen, einen Buff anlegen und dann noch ein Item nutzen. Alles in einer Runde. Der Nachteil: Danach muss die Figur warten, bis das Zugkonto ausgeglichen ist. Das nennt sich "Default" und kann in einigen Situationen durchaus risikoreich sein.

Optisch ist das Spiel ein echter Leckerbissen. Sogar an Details, wie die Spuren im Schnee, haben die Grafiker gedacht.

 

Diorama zum selber spielen

Betretet ihr in Städten ein Gebäude, wird das Haus „aufgeschnitten“, um das Innere sichtbar zu machen.

Neben dem von Final Fantasy geerbten Job-System sind die Spiele der Bravely-Default-Macher bei ihren Fans vor allem durch optische Spielereien bekannt und beliebt. Kein Wunder, denn der Gründer des Originalstudios Silicon Studio, Teruyasu Sekimoto, war vorher Vize-Präsident bei Silicon Graphics (SGI). Bravely Default 2 basiert auf der Unreal Engine 4 und wirkt wie eine lebendig gewordene Spielzeugwelt. Praktisch ein virtuelles Diorama zum Mitspielen. Ob in freier Wildbahn, in Dungeons oder in Städten – die extrem detailreiche 3D-Umgebung wirkt wie aus dem Modellbau-Kasten. Dabei wird geschickt mit Licht, Schatten und vor allem Schärfeeinstellungen gearbeitet. So wirken Objekte und Landschaft in der Mitte des Bildschirms super scharf. Der Vordergrund oder entferntere Sachen sind nicht fokussiert und erzeugen so einen noch deutlicheren 3D-Effekt.

Dank drehbarer Kamera in der Oberwelt lassen sich auch verborgene Wege, Schatzkisten oder Gegner gut entdecken. Im Kampf mit Monsterhorden, die schon auf geraume Entfernung zu sehen sind, wird auf eine eher klassische 3D-Ansicht umgeschaltet. Im Vordergrund die eigene Truppe, gegenüber die Gegner. Erfreulicherweise laufen später zu leichte Gegner vor euch davon, sodass ihr nicht immer wieder in Kämpfe verwickelt werdet. Anderseits: Gegner, die eure Stärke haben oder noch kräftiger sind, greifen euch direkt und ohne zu zögern an. Zudem gibt es noch einen Tag- und Nachtzyklus. Zu später Stunde sind die Feinde natürlich aggressiver und zahlreicher. Monster oder Dialogpartner sind auch in detailreicher 3D-Optik modelliert und wirken teilweise wie aus Plastilin gemodelt. Praktisch ein interaktiver Nick Park-Film. Zugegeben, das gefällt mir ausnehmend gut und trägt zur Lebendigkeit der Welt bei. 

Diorama-Optik pur: Der Fokus liegt auf der Party. Der Rest wird zum Rand hin immer unschärfer. Ein genialer Effekt.