Folge mirBound by Flame legt viel Wert auf seine actionorientierten, aber dennoch tiefgängigen Kämpfe, die ihr meist mit wenigstens einem Begleiter bestreitet. Nachdem die Kameraden freigeschaltet sind, könnt ihr außerhalb der Hauptquest frei entscheiden, welcher sich an eure Seite gesellt. Sybil ist zum Beispiel keine besonders gute Kämpferin, kann euch mit ihren Blitzzaubern aber dennoch unterstützen und euch vor allem magisch heilen. Randval ist ein effektiver Mann fürs Grobe, der einiges einstecken kann. Edwen unterstützt euch unter anderem mit Flächen-Eiszaubern und Schwarzmagie, oder sie manipuliert Gegner, die dann ihre eigenen Leute angreifen. In der zentralen Hauptquest wird der Begleiter zumeist vorgegeben – einzelne Passagen müsst ihr auch allein bestreiten. Mit rudimentären Befehlen nehmt ihr Änderungen am Kampfverhalten der Begleiter vor, lasst sie etwa aggressiver oder defensiver zu Werke gehen. Große Auswirkungen auf den Verlauf der Kämpfe entstehen durch die Wahl des Mitstreiters oder die eurer Befehle aber nicht.

Ebenfalls mehr versprochen hätten wir uns vom fließenden Tag-Nacht-Wechsel: Von ein paar wenigen Quests abgesehen, für die ihr einfach zwingend per Kurz-Nickerchen von Tag auf Dämmerung oder Nacht "umschaltet", macht die Uhrzeit keinen spielerischen Unterschied. Ihr begegnet zu jeder Tages- und Nachtzeit denselben Monstern, beispielsweise Gargoyles, Zombies, Giftspeiern oder Skeletten. Eine gewisse Vielfalt ist bei den Gegnertypen gegeben, zumal sie durch besondere Magiebegabungen wie Eis oder Gift später noch mehr Varianz erhalten. Von den grundlegenden Feindtypen habt ihr nach ein paar Spielstunden die meisten gesehen.

Komplexes RollenspielsystemHinter den Kämpfen in Bound by Flame steckt ein komplexes Spielsystem mit unzähligen Skills, Perks und diversen Crafting-Möglichkeiten. Wer nur nach dem Motto "teuerste Waffe und drauf" vorgeht, wird kläglich scheitern, sogar erfahrene Spieler werden gefordert. Ihr kämpft auf eine von zwei Arten: entweder mit einer großen Zweihandwaffe oder mit zwei kleineren Stichwerkzeugen. In der ersten Variante könnt ihr einzelne schwere Angriffe und Rundschläge verteilen und seid zudem in der Lage, die meisten feindlichen Angriffe abzublocken. Mit einem Tritt dürft ihr zudem euren Kontrahenten unterbrechen oder gar zu Boden befördern, sofern ihr im richtigen Moment dazu ansetzt.

Im schnellen Kampfmodus "Waldläufer" nutzt Vulcan zwei kleine Klingen. Statt eines Tritts beherrscht er den Sprung nach hinten, statt Blocken duckt er sich unter Angriffen weg.

Der schnellere Kampfstil mit zwei Waffen gewährt euch einen Ausweichsprung nach hinten, um Attacken zu entgehen. Nur die flinke Gangart umfasst einen heimlichen Angriff in den Rücken von Gegnern, den ihr im Schleichmodus ausführt. Der gibt euch allerdings lediglich einen Startvorteil gegen einen Gegner und ermöglicht nicht, die Feinde in einem Gebiet nach und nach hinterrücks auszuschalten. Beide Kampfvarianten könnt ihr mit den magischen Fähigkeiten Vulcans, die – wie für einen Dämon üblich – allesamt etwas mit Feuer zu tun haben, verbinden. So schenkt ihr euren Waffen zusätzlichen Feuerschaden oder schaltet später Feuerbälle oder Flammenwellen frei, die entsprechend mächtig reinhauen, aber auch sehr viel Mana verbrauchen.

Während die meisten Gegner in beiden Kampfvarianten besiegt werden können, zwingen euch manche zu einer davon. Oder ihr müsst eure bevorzugte Kampfart zumindest mit Magie oder Gadgets kombinieren. Vulcan kann als Sprengmeister der Klingen Fallen legen und besitzt zudem eine Armbrust, mit deren Bolzen er die Schilde seiner Feinde zertrümmert. Anfangs könnt ihr zwar versuchen, schildbewehrten Gegnern in den ungeschützten Rücken zu fallen. Später tragen sie jedoch einen zweiten Schild auf dem Rücken, der eure Attacken (im schnellen Kampfstil) nicht durchkommen lässt. Im schweren Kampfmodus müsst ihr nicht die Armbrust verwenden, sondern könnt alternativ durch einen Tritt oder Block im rechten Moment die Verteidigung aushebeln.

Eine Frage des Timings

Gegen diesen Eisgeneral hat Vulcan gleich zwei Helfer. Ob sie wirklich hilfreich sind, hängt aber mehr vom Zufall als von euren rudimentären Befehlen an sie ab.

Die normalen Schwerthiebe der Gegner wehrt ihr zum größten Teil ab, wenn ihr einfach in Abwehrstellung geht. Entscheidend für Sieg oder Niederlage ist aber das richtige Timing eurer Aktionen. Führt ihr einen Block oder Ausweichsprung erst im letzten Moment durch, verlangsamt sich kurzzeitig das Geschehen, was euch Gelegenheit für eine Konteraktion gibt. Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, hängt vom Gegner ab und ist nicht optimal zu erkennen, was zu unverschuldeten Treffern gegen euren Helden führt. Gerade am Anfang des Spiels nervt das, weil ihr ohne Heiltrank oft nach zwei, drei Treffern bereits das Zeitliche segnet – die Gegner sind gerade zu Beginn sehr stark. Genau in diesem vergleichsweise hohen Anspruch liegt aber auch der Reiz der Kämpfe fernab von "Klicki-klicki-töt".

So anspruchsvoll und taktisch das klingt und auch ist: Eine gute Portion Trial and Error ist immer dabei. Wenn ihr denselben Kampf zweimal spielt, kann gut Folgendes passieren: Das eine Mal konzentrieren sich die Feinde auf euren Mitstreiter, sodass ihr einzelne von ihnen anlocken und bekämpfen könnt. Das andere Mal aber stürzen sich sofort alle Feinde auf euch, was taktische Finessen nahezu unmöglich macht – also etwa Bogenschützen als erstes auszuschalten, damit sie euch nicht die ganze Zeit über beharken.

Der größte Nachteil der eigentlich gelungenen Kämpfe ist der mangelnde Überblick über das Geschehen. Die Kamera ist in den Kämpfen zwar frei dreh- und schwenkbar (auf PC könnt ihr zudem das Sichtfeld anpassen). Dennoch kommt es sehr oft vor, dass Objekte eure Sicht behindern oder ihr einfach kaum mehr sehen könnt, ob ein hinter euch stehender Gegner zum Angriff ansetzt. In Anbetracht der Leichtigkeit, mit der Vulcan stirbt, ist das alles andere als eine optimale Voraussetzung.