Angeschlagene Schiffe können aus dem Gefecht warpen, um einer Zerstörung zuvorzukommen.

 

Arbeit vor dem Spaß: Multiplayer

Bleiben wir beim Multiplayer-Part: Er wirkt – ähnlich wie der Schwierigkeitsgrad der Solokampagne – noch etwas unausgegoren. Wir reden nicht von den Verbindungsabbrüchen und Desktop-Crashes, über die sich einige Käufer bei Steam beschweren. Wir hatten im Testzeitraum lediglich einen Absturz zu verzeichnen. Nein, wir haben uns eher am Matchmaker und an der unnötigen Punktesammelei gestört. Letztere ist das drängendste Problem: Während wir im Einzelspielermodus auf das Imperium als spielbare Fraktion beschränkt sind, können wir in Mehrspielerpartien auch Orks, Chaos-Kräfte und Eldar (Weltraum-Elfen) steuern.
 
Darauf hatten wir uns gefreut, weil die vier Fraktionen spürbare Eigenheiten aufweisen. Die Orks setzen auf Nahkampf und Rammattacken. Ihre Laserbatterien verlieren auf Distanz dramatisch an Genauigkeit, sind aber aus nächster Nähe vernichtend. Und kommt man ihnen zu nahe, nehmen sie einen mit ihren schweren Panzerkreuzern auf die Hörner.
 

Eldar-Schiffe besitzen durchschlagende Strahlenwaffen mit enormer Reichweite.

Die Eldar setzen hingegen auf schnelle, wendige Schiffe, die wenig aushalten, aber durchschlagende Strahlenwaffen ins Feld führen. Sie sind wohl am schwierigsten zu managen, weil sie ihre Kontrahenten durch ständige Manöver auf Distanz halten müssen. Die Streitkräfte des Chaos setzen sich aus abtrünnigen Imperialen zusammen, ähneln diesen also in puncto Spielweise. Allerdings verlassen sie sich weniger auf Panzerung als auf präzise Fernangriffe und Tarnung. Die Flotte des Kaisers schließlich ist mit starken Schilden und gestählten Rümpfen eher defensiv ausgerichtet, verfügt gleichzeitig jedoch auch über eine vielseitige Mischung an Offensivwaffen. Weitere Parteien wie die Space Marines sind bereits angekündigt.
 
Wir waren also sehr gespannt, alle Parteien online auszuprobieren. Aber aus unerfindlichen Gründen haben die Macher das Erfahrungs- und Rufsystem aus der Kampagne auch im Multiplayer-Modus übernommen. Anfangs kommandieren wir gerade einmal einen leichten Kreuzer. Wir müssen uns erst das Recht verdienen, Schlachtschiffe und große Flotten ins Gefecht zu führen. Und das dauert mindestens zehn Stunden für jede einzelne Rasse! Warum? Sollte Armada mal „Free to play“ werden?
 

Vor der (Multiplayer-) Schlacht stellen wir unsere Flotte zusammen. Üblicherweise reichen die Punkte nur für zwei, drei Großkampfschiffe und ein paar Eskorten.

Wer sich jetzt denkt: Naja, dann spiele ich die anderen Völker eben im Skirmish-Modus… Pustekuchen! Auch da muss alles zeitaufwendig freigeschaltet werden. Gerade im Multiplayer-Part kann diese Punkteschinderei ganz schön frustrieren: Mehr als einmal setzte uns der angeblich faire Matchmaker ranghöhere Gegner mit größerer Flotte vor die Nase. Verluste sind in solchen Situationen kaum zu vermeiden und tun wirklich weh: Wir dürfen nämlich zerstörte oder geflohene Schiffe für mehrere Schlachten nicht mehr verwenden, bis sie wieder einsatzbereit sind. Was im Zweifel bedeutet, dass wir die folgenden Missionen gleich verloren geben, weil wir mit unserer reduzierten Flotte eh keine Chance haben. Tatsächlich gibt es wohl nicht wenige Teilnehmer, die sich ihre Erfahrungspunkte „zusammenkapitulieren“, bis sie endlich „richtig“ spielen dürfen. Dämliches System.
 

Farbenrausch in der Leere

Kommen wir zum Abschluss wieder zu einem positiveren Bereich: der Technik. Battlefleet Gothic sieht richtig gut aus, Unreal Engine sei Dank. Wer zumindest einen Hauch Warhammer-Affinität mitbringt, wird sich freuen, wie detailreich die absurden Designs der Vorbilder umgesetzt wurden: Die Raumstationen der Imperialen, die wie gothische Kathedralen aussehen, die eleganten Eldar-Kreuzer, die von ketten zusammengehaltenen Minenfelder. Leider erkennt man davon außer in kurzen Engine-Sequenzen nur selten etwas, weil man üblicherweise der Übersicht zuliebe in der kleinstmöglichen Zoomstufe spielt. Trotzdem bleibt jede Menge „Eye Candy“: bunte Nebel, gleißende Sterne, Asteroiden, Ruinen und jede Menge schicke Spezialeffekte. Ausgerechnet die Explosionen enttäuschen etwas; wir hätten uns gerade bei Großkampfschiffen ein etwas spektakuläreres Verglühen gewünscht. Trotzdem sind wir von der Grafik schwer angetan. Man merkt dem Spiel einfach an, dass die Macher das Warhammer-Universum lieben – bis hin zu den Tooltips und Menübeschriftungen. Der Reparaturbefehl der Orks heißt: „Fästä mit'm Hamma druff!“
 
Auch die Ohren werden von Battlefleet Gothic verwöhnt. Die Musik untermalt das Geschehen zumeist passend, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Die englischen Synchronsprecher übertreiben ihre Rollen genau so stark, wie wir es von Warhammer erwarten – auch wenn uns die gebrüllten Befehle nach einiger Zeit auf die Nerven gingen. Es gibt noch ein paar kleinere Lästigkeiten, zum Beispiel, dass wir verlorene Gefechte nicht einfach neu starten können, sondern uns nach dem Laden eines früheren Spielstands erneut umständlich durch alle Zwischensequenzen und Vorbereitungen klicken müssen. Ansonsten steht die Technik auf starken Beinen.

Autor: Rüdiger Steidle, Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)