Aragami 2

Aragami 2 Test+

Tolles Ninja-Gefühl mit Wermutstropfen

Hagen Gehritz / 17. September 2021 - 20:19 — vor 1 Jahr aktualisiert
Steckbrief
PCPS4PS5SwitchXOneXbox X
3D-Actionadventure
18
Lince Works
Lince Works
17.09.2021
Link
Amazon (€): 16,90 (PlayStation 5), 65,88 ()

Teaser

In Aragami 2 schleicht und kämpft ihr als Super-Ninja, der sich ein paar Tricks bei Sekiro abgeschaut hat. Wir haben sowohl Schatten als auch Licht des Indie-Titels erkundet.
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal

Mit Aragami 2 versetzt euch das Indie-Studio Linceworks zum zweiten Mal in die Haut eines Ninjas mit Macht über die Schatten. Mit dem ersten Aragami (im Check) feierte das spanische Studio 2016 sein Debut. Der Nachfolger bietet erneut Stealth-Action, macht nun jedoch so einiges anders. So zeichnete sich der erste Teil noch stärker durch einen Comic-Look aus, während Aragami 2 noch immer bunt, aber deutlich weniger stilisiert daherkommt. Auch beim Gameplay beschreitet der Nachfolger andere Wege, so war der Protagonist im ersten Teil noch darauf angewiesen, das Licht zu meiden, das seine Lebensleiste leert.

Eine Lichtallergie konnte ich beim zweiten Teil nicht feststellen, dafür aber einige Gameplay-Entscheidungen, die von Sekiro (im Test, Note 8.5) entlehnt sind – allerdings besitzt Aragami 2 keine Soulslike-Elemente.  Nicht zuletzt fügt das neue Ninja-Abenteuer diverse Anpassungmöglichkeiten für das Aussehen eures Helden hinzu und besitzt einen Online-Koop für bis zu drei Spieler. Ich habe mich in diesem Test auf die Singleplayer-Erfahrung konzentriert, dennoch habe ich eine Auswirkung des Koop-Designs zu spüren bekommen: Das Spielgeschehen hält im Pause-Menü nicht an.  Ob ich ansonsten meine Zeit als tödlicher Super-Ninja in Aragami 2 genossen habe, verrät euch dieser Test.
 
Mit dem Schattenspurt zieht ihr euch unauffällig an Kanten heran.
 

Ninjaflink

Das Spiel beginnt nach dem Tutorial mit dem Tod eurer Figur, die aber danach nicht im Jenseits landet, sondern in einem Dorf voller Ninjas mit dem Fluch der Unsterblichkeit. Mehr zu der vor sich hindümpelnden Story ist eigentlich nicht erwähnenswert, sie dient als Anlass, dass ihr nach jedem Auftrag wieder zum Dorfvorsteher rennt, der ein paar Sätze von sich gibt und euch los schickt, eine von zwei feindlichen Fraktionen eure Ninja-Fertigkeiten spüren zu lassen. Dann dackelt ihr zur Tafel beim Portal des Hub-Dorfes, um dort die nächste Mission mit Namen wie "Hilf der Miliz 1" auf der Karte auszuwählen, wobei die Levels für verschiedene Missionen wiederverwendet werden.

Der Fokus in Aragami 2 liegt auf dem Gameplay. Ihr schleicht viel in der Hocke durch Schatten und hohes Gras, wobei leuchtende Linien auf eurem Ninja schön deutlich anzeigen, wenn die Schatten dafür sorgen, dass ihr schwerer zu entdecken seid. Ihr habt einen unbegrenzten Röntgenblick, der Feinde, Geldbeutel, interaktive Objekte und Ziele anzeigt, dazu zeigen wabernde Wolken die ungefähre Richtung zu weiter entfernten Zielen. Von erhöhter Position aus könnt ihr euch einen besseren Überblick verschaffen und da kommt der Schattensprung zum Einsatz. Mit dem könnt ihr euch aus mittlerer Distanz ganz wie in Sekiro an Kanten ziehen. Eure Ausdauer erlaubt euch zwei Schattensprünge in Folge, so könnt ihr den Move nicht spammen, seid aber herrlich mobil. Es macht Spaß, so über den Köpfen der Wachen herumzuturnen (die praktischerweise nie nach oben sehen).
Ist die Ausdauer des Gegners verbraucht, fügt der nächste Angriff enormen Schaden zu oder wird direkt zum Finisher. Ihr könnt zwischen tödlichem und nicht-tödlichen Vorgehen wählen.
 

Kampf mit Konterfokus

Wenn der Job erledigt ist, also zum Beispiel feindliche Vorräte markiert, Briefe gestohlen oder Attentatsziele ausgeknippst wurden, müsst ihr allerdings noch lebend zum Portal zurückkehren. Seid ihr noch nicht gestorben, ist es sogar ganz praktisch, dass euch ein Tod dorthin zurückschickt. Allerdings bleiben nur beim ersten Mal Fortschritt und besiegte Gegner wie gehabt. Sterbt ihr zweimal innerhalb einer Mission, müsst ihr wieder ganz von vorn beginnen. Für besonders gute Abschlusswertungen wollt ihr aber möglichst perfekt durch die Levels. Da hilft es, dass nach einem Game Over auch die Uhr wieder zurückgesetzt wird. Durch das Wissen aus dem ersten Anlauf könnt ihr so oft in den ersten Dutzend Missionen in weniger als fünf Minuten am Ziel sein und abhauen – doch mit späteren Aufgaben steigt auch das Feindaufgebot und nicht immer ist auf Dächer springen und abtauchen eine einfache Option. Mit einem Entführungsopfer auf der Schulter springt es sich beispielsweise nicht so gut.

Werdet ihr entdeckt, lässt wieder Sekiro grüßen: Der zentrale Wert in Duellen ist die Ausdauer. Ist die leer, landet ihr starke Treffer und Finishing-Moves. Ihr bringt den Gegner aus der Puste, wenn er eure Schläge blocken muss oder ihr seine Angriffe pariert. Allerdings beherrscht der Gegner ebenfalls Konter, auf die ihr am besten mit Gegenkontern reagiert. Das Konter-Timing ist nicht zu leicht, verlangt aber auch keine allzu große Präzision. So gestaltet sich das reduzierte Gekloppe spannend und es sieht cool aus, Gegner auflaufen zu lassen und niederzustrecken – bei tödlichen Finishern fehlt dann auch nicht die riesige Blutfontäne wie aus Samuraifilmen.

Ihr könnt aber auch nicht einfach Rambo-Ninja spielen, da Ausweichschritte, Blocks und feindlicher Konter (nicht aber die Ausführung eurer Angriffe) eure Ausdauer ebenfalls schnell leeren und ihr allgemein nicht viele Treffer aushaltet. Ein direkter Kampf mit mehreren Feinden ohne Ausnutzung der Ninja-Fähigkeiten und Gadgets, die ihr im Spielverlauf freischaltet, geht daher schnell nach hinten los. Zu den frühesten Fähigkeiten gehört es, Feinde zu euch zu locken, damit ihr sie aus der Deckung heraus heimlich ausschaltet. Passive Skills machen euch beispielsweise komplett unsichtbar, wenn ihr euch an Wände drückt oder an Vorsprüngen hängt. Zu den Hilfsmitteln, die ihr zwischen Missionen im Dorf aufstocken müsst, gehören zum Beispiel Heiltränke oder Wurfnadeln, die einen aufgescheuchten Gegner betäuben und dann vergessen lassen, dass er etwas gesehen hat.
Nach der erfolgreichen Flucht wird der Einsatz bewertet, wobei ein Game Over und kompletter Neustart der Mission nicht mit einfließt. Wenn ihr euch komplett auf tödliches oder nicht-tödliches Vorgehen festlegt, locken Bonus-Auszeichnungen.
 

Technik mit Macken

Aragami 2 setzt auf einen bunten Look, doch das täuscht nicht über die schwache, detailarme Grafik hinweg. Die KI funktioniert meist und bietet kleine Unterschiede beim Gegnerverhalten, so lassen sich stärkere Wachen nicht so einfach per Anlock-Fähigkeit von ihrem Posten wegbewegen. Hin und wieder gibt es aber Aussetzer, wie Zielpersonen, die trotz Alarm seelenruhig an ihrem angestammten Platz stehenbleiben. Abseits davon: Wie so oft in Stealth-Titeln vermissen Wachen nie die Kameraden, die gerade noch mit ihnen im Raum waren und von denen nun plötzlich jede Spur fehlt – sind wahrscheinlich nur zufällig alle gleichzeitig auf dem Abort...

Auf technischer Seite stört, dass die Kamera hin und wieder im Kampf lieber eine Hauswand zeigt. Noch ärgerlicher sind einige Bugs in Aragami 2. So wollte ich einmal einen betäubten Gegner in eine Mauerecke mit dem traditionellen hohen Versteckgras werfen. Allerdings glitchte der Benommene durch die Wand auf die Straße auf der anderen Seite, was zwei dort positionierte Wachen aufscheuchte, die obendrein den Betäubten aufweckten.

Autor: Hagen Gehritz (GamersGlobal)

 
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Meinung: Hagen Gehritz

Die große Stärke von Aragami 2 liegt für mich in dem Spaß, den die Bewegung durch die Areale macht. Auch durch das stetig wachsende Arsenal an Skills und Hilfsmitteln sowie die Wucht der Konter-Kämpfe kommt feine Ninja-Stimmung auf. Doch Aragami 2 krankt an einsetzender Monotonie. So ist der Ablauf bei den Auftragsarten wie Attentat, Diebstahl oder Entführungen nicht allzu unterschiedlich.

Auch die einzelnen Levels bieten optisch zu selten Wiedererkennbares wie eine Mine.  Ständig bin ich gefühlt in austauschbaren Lagern und Festungen. Während mein Aktionsrepertoire wächst, bleibt die Herausforderung sehr ähnlich. Schwierigere Aufträge erhöhen die Zahl der Gegner, die Menge an Gegnertypen ist aber sehr überschaubar. 

Die dünne Story wiederum verschwindet oft im Schatten. Meist fühle ich mich, als würde ich bei einem Online-Spiel an der Tafel die nächste Quest abarbeiten, statt eine Kampagne zu verfolgen. Das zentrale Ninjadorf wirkt auch schlicht wie eine Multiplayer-Lobby, (was es im Koop schließlich auch ist). Obwohl Stealth und Action im Kern gut funktionieren, lässt die Spielwelt mehr Atmosphäre vermissen und hinterlässt einen zu beliebigen Eindruck.
ARAGAMI 2 PC
Einstieg/Bedienung
  • Tutorial führt gut in einzelne Aspekte ein
  • Auch mit Maus und Tastatur gut spielbar
  • Talentbaum zurücksetzbar
  • Kamera hängt teils an Gebäuden
  • Spielgeschehen läuft in Pause-Menü weiter
Spieltiefe/Balance
  • Spaßige Mobilität durch Schattensprung zum Heranziehen an Kanten
  • Solides, konterfokussiertes Kampfsystem
  • Weitgehend nachvollziehbare KI...
  • Zahlreiche nützliche Ninja-Fähigkeiten und Gadgets freischaltbar
  • Missionen fühlen sich zu ähnlich an
  • Nur wenige Gegnertypen und neue Herausforderungen im Spielverlauf
  • ... die sich auch einige Patzer leistet
  • Story plätschert im Hintergrund vor sich hin
Grafik/Technik
  • Blutfontänen wie im Samurai-Film
  • Level-Design mit zu wenig optischer Abwechslung
  • Unansehnliche Texturen
  • So einige Bugs
Sound/Sprache
  • Japanische Sprachausgabe...
  • Gute deutsche Textübersetzung
  • Einige stimmige Musikstücke
  • ... die recht hölzern klingt
Multiplayer
 Nicht getestet
6.5
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
Hardware-Info
Minimum: Win 7, FX-6100/ i3-3220, HD 7750/ GTX 650, 8 GB RAM, 11 GB HDD
Maximum: Win 10, Ryzen 7 1700/ i7-6700K, RX Vega 56, GTX 1070, 16 GB RAM, 1 GB HDD
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
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Hagen Gehritz 17. September 2021 - 20:19 — vor 1 Jahr aktualisiert
Hagen Gehritz Redakteur - P - 132254 - 17. September 2021 - 20:21 #

Viel Spaß mit dem Test. So einige werden gewiss später von der neuen Startseite herfinden. =D

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 72389 - 17. September 2021 - 20:38 #

Schöner Test. Der Vorgänger hat mir ziemlich gut gefallen, den zweiten Teil lass ich wohl aber aus, das Gezeigte macht mir nicht so Lust drauf. Da spiel ich lieber erstmal Sekiro.

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 41438 - 17. September 2021 - 20:45 #

Den Plattenplatz spare ich wohl erstmal. Da gibts im Genre besseres.

vgamer85 21 AAA-Gamer - - 29658 - 17. September 2021 - 21:16 #

Hab auf 7.5 getippt vor dem Lesen des Tests..aber am Ende doch anders :-)

Gorkon 20 Gold-Gamer - - 20720 - 17. September 2021 - 22:02 #

Ist im Game Pass. Also wird es gründlich angetestet. :-) Da kann ja nichts schief gehen. ;-)

Sciron 20 Gold-Gamer - 24105 - 18. September 2021 - 9:41 #

War ich so semi-gehypt für. Den Vorgänger hab ich aber auch nur rund zur Hälfte durchgespielt, da der auch irgendwann recht eintönig wurde. Dachte da würde man nun dran schrauben, aber scheint sich nicht viel geändert zu haben. Glaube, das werde ich trotz GamePass erstmal auslassen.

rammmses 22 Motivator - P - 31442 - 18. September 2021 - 9:52 #

Meine Güte ist das hässlich, den veralteten 3D Look von 2005 zu nehmen, ist doch keine gute stilistische Entscheidung. Hätten sie lieber auf mehr Comic setzen sollen, oder Kurosawa schwarz-weiß etc., um irgendwie die Technik mit Stil zu kaschieren.

Bluff Eversmoking (unregistriert) 19. September 2021 - 14:46 #

Das sieht wirklich etwas merkwürdig aus, als würde es auf einer PS2 in FullHD laufen.

LRod 19 Megatalent - - 15531 - 18. September 2021 - 10:36 #

Ich konnte schon etwas reinspielen und kann mich Hagen nur anschließen. Die Spielmechanik selbst ist schon spaßig, die eigene Figur bewegt sich flüssig und es ist gut nachvollziehbar, wann man versteckt ist. In den ersten Missionen war ich ganz angetan davon.

Die KI ist allerdings schwach und merkt nicht, wenn Gegner, die bei der letzten Runde noch da waren, nun fehlen. Die Story ist praktisch nicht existent und die Abwechslung bei Gegnern und Levels über die ersten 10 Missionen kaum vorhanden.

Zu Dishonored oder Styx fehlt dann doch noch einiges. Reinspielen im Gamepass kann man aber gut machen.

Berthold 22 Motivator - - 36700 - 18. September 2021 - 10:53 #

Ich habe heute morgen bei Gamersglobal nach einem Test zu Aragami 2 gesucht, leider war die Seite zu dieser Zeit nicht erreichbar. Aber jetzt konnte ich ihn lesen, danke daüfr. Da der Titel auch im Game Pass ist, habe ich ihn einmal kurz angetestet und kann einige Dinge, die Hagen anspricht, bestätigen. Mich stört ein kleines bisschen ein leichtes Dauerruckeln, das besonders beim Drehen der Kamera auffällt.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 132254 - 18. September 2021 - 21:39 #

Ich nehme an, du hast auf Xbox gespielt? Zumindest ist mir auf dem PC kein Ruckeln bei der Kameradrehung aufgefallen.

Berthold 22 Motivator - - 36700 - 19. September 2021 - 9:10 #

Jup, auf der Xbox. Stört den Spielfluss nicht,es ist mir nur aufgefallen. Vielleicht hilft ein Patch.

TheRaffer 22 Motivator - - 36841 - 19. September 2021 - 8:49 #

Klingt nicht so überzeugend. Vielleicht ist es im Multiplayer interessanter? *grübel*

paschalis 31 Gamer-Veteran - - 305796 - 6. Oktober 2021 - 17:40 #

Vielleicht werde ich es mit meinem Bruder herausfinden. Durch den Game Pass können wir unverbindlich reinschauen.

TheRaffer 22 Motivator - - 36841 - 12. Oktober 2021 - 18:35 #

Und? :)

Mersar 17 Shapeshifter - P - 6343 - 20. September 2021 - 10:38 #

Habe es auf der Series X im GamePass gespielt und direkt wieder deinstalliert. "Unansehnliche Texturen" ist eine Untertreibung und nicht die einzige technische Schwäche, die sich die Unity-Engine bzw. die Entwickler leisten (Beleuchtung, keine Vegetation, Kantenglättung usw.). Wenn sich wenigstens das Gameplay von der Masse hervorheben würde, dann könnte man über den Rest evtl. hinwegsehen, aber so ist es ein Spiel, dass ich vor 10 Jahren auf der PS3 erwartet hätte.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 76420 - 23. September 2021 - 11:02 #

Da fallen mir zu viele From-Software-Titel im Text, dazu die nicht sehr schöne Grafik, der generische Aufbau mit (wortwörtlich) gesichtslosen Figuren... Nee, das spricht mich nicht an.