Test: Amy hasst dich!

AMY Test

Philipp Spilker 21. Januar 2012 - 17:35 — vor 11 Jahren aktualisiert
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Meidet den verkorksten Nahkampf. Erst recht gegen mehrere Gegner. Blöd nur, dass das manchmal nicht geht. Hier haben uns Gegner entdeckt, obwohl wir schon fast selbst wie ein Zombie aussehen. Das dürfte eigentlich nicht passieren.
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Holprige Geschichte und Grafik
Für die eben geäußerte Sequel-Theorie würde zumindest das Ende von AMY sprechen. Ein offensichtlicheres Cliffhanger-Ende nämlich hätten sich die Schreiber kaum ausdenken können. Warum Lana Amy aus der Klinik, in der sie untergebracht war, befreit hat, welche Rolle der ominöse Dr. Lambert spielt, was der Ursprung von Amys übernatürlichen Kräften ist, wieso ihr das Zombie-Virus nichts anhaben kann und wodurch eben dieses Zombie-Virus überhaupt ausgebrochen ist: Nichts, aber auch wirklich rein gar nichts von all den Fragen, die sich uns beim Spielen aufgedrängt haben, wird aufgelöst. Das einst so vielversprechende Spiel von Flashback-Entwickler Paul Cuissett endet mit noch mehr offenen Fragen als, es je eine Lost-Staffel tat. Und das will wirklich etwas heißen. Aber eigentlich tun wir Lost extremes Unrecht, denn es gibt da mindestens einen gewichtigen Unterschied: Bei Lost hatte man zumindest noch Lust, die Geschichte weiter zu verfolgen. 
 
Aber nicht nur die Geschichte von AMY ist holprig. Die Technik ist es auch. Alleine schon die Introsequenz ruckelt – trotz bestenfalls mittelmäßiger Grafikpracht – am laufenden Band. So sehr, dass es uns gar nicht mehr groß wunderte, dass der Zug, in dem Lana und Amy sitzen, vor Beginn des ersten Kapitels entgleist: Bei der ganzen Ruckelei könnten wir als Zugführer auch nicht mehr vernünftig steuern. Das Ruckeln wird im eigentlichen Spiel zum Glück etwas erträglicher, machte sich aber in der von uns getesteten PS3-Version dennoch immer wieder bemerkbar. Als mindestens ebenso störend wie das Ruckeln empfinden wir die Gesichter der beiden Hauptcharaktere. Immer, wenn das Spiel auf Amys Augen blendet, wirken sie so tot wie die notdürftig angenähten Ersatzaugen eines in die Jahre gekommenen Kuscheltiers. Im Fall von Lana sieht das nicht viel besser aus. Das ist insbesondere deshalb schade, da die Charaktere ansonsten ganz gut gestaltet wurden. Aber warum missachtet man dann die Gesichtspartie so sträflich? Wie soll es dem Spieler denn dann gelingen, wirklich Emotionen für diese Videospielmenschen mit den toten Augen aufzubauen? Da hilft auch das wirklich schöne Feature nicht, dass wir immer, wenn wir in Gefahrensituationen die Hand von Amy halten, ihr Herz über den Controller schlagen spüren. Doch so ein Kniff reicht zur Bindung an die Charaktere nicht aus. Auf der Habenseite in puncto Grafik stehen einige gelungene Beleuchtungs- und Staubpartikeleffekte. Loben wollen wir auch den gelungenen Soundtrack, dem es im Gegensatz zum Gameplay und zur Grafik gelingt, hin und wieder eine schaurige Atmosphäre aufzubauen.

Fazit: Trial-and-error-Terror
Wir haben es wirklich versucht. Haben immer dann, wenn uns AMY wieder an den Rand eines Wutanfalls brachte, kurz durchgeatmet, uns eine Pause gegönnt, mal auf ein schönes Urlaubsbild gesehen, mal ein Gedicht geschrieben, noch mal durchgeatmet, und dann halbwegs frohgemut dem Spiel eine weitere Chance gegeben. Aber es hat alles nicht geholfen: AMY ist ein mit Designsünden zum Bersten gefüllter Trial-and-error-Terror. Da können die Entwickler noch so vehement behaupten, dass sie ihr Spiel ganz bewusst sehr schwer machen wollten: AMY ist nicht schwer, sondern schwer misslungen. Die paar guten Impulse, die es in das Spiel geschafft haben, werden von zahlreichen Designsünden völlig erdrückt. Das schreiben zu müssen, tut uns gerade aufgrund der Vorfreude, die wir für das Spiel empfunden haben, aufrichtig leid.

Wir können AMY niemandem empfehlen, auch nicht Menschen, die ein Dark Souls an einem Sonntagnachmittag durchspielen und für zu einfach halten. Außer, ihr habt Interesse daran, euch anzusehen, wie ein im Konzept vielversprechender Titel in der Praxis zu einer Ansammlung gut gemeinter, schlecht ausgeführter Ideen werden kann. Menschen, die das Achievement Survivor errungen haben, werden wir in Zukunft jedenfalls immer mit freundlichen Worten begegnen. Selbst wenn wir sie nervig finden. Denn dieses Achievement erhält man nur, wenn man AMY bis zum Ende durchhält. Und wir wissen aus eigener Erfahrung, wie hart das sein kann.

Autor: Philipp Spilker (GamersGlobal)


 AMY


Einstieg/Bedienung
  • Geschichte anfangs spannend
  • Recht faires Einstiegskapitel
  • Rumble-Effekt simuliert beim Handhalten den Herzschlag von Amy
  • Schlechte Kameraführung
  • Charaktere bleiben oft an Ecken und Bodenunebenheiten hängen
  • Nahkampfsystem ist Glücksspiel
  • Unzureichendes Feedback an vielen Stellen (zum Beispiel: Wie lange lebt Lana noch, wenn sie infiziert ist?)
Spieltiefe/Balance
  • Kooperation zwingend notwendig
  • Einige gute Rätsel, in denen Amy ihre besonderen Fähigkeiten einsetzt 
  • Trial and error an der Tagesordnung
  • Schon das zweite Kapitel kann zu einer einzigen Geduldsprobe werden
  • Rätsel wirken wie Fremdkörper und ergeben oft gar keinen Sinn
  • Unfair schwere zweite Hälfte
  • Nur sehr wenige Gegnertypen
  • Story wird überhaupt nicht aufgelöst
  • Zu seltene Checkpoints pro Level
  • Checkpoints in den Levels "verfallen" nach Beenden des Spiels
  • Stirbt man, wird das Inventar gelöscht (die gesammelten Heilspritzen)

Grafik/Technik
  • Gute Beleuchtung und Effekte
  • Einige gelungene Animationen
  • Emotionslose Gesichter
  • Tote Augen
  • Ruckeln zieht sich durch das Spiel
  • Standardeinstellung zu dunkel
  • Sehr lange Ladezeiten (vor Levels und auch innerhalb von Levels)
Sound/Sprache
  • Gute englische Sprecher
  • Soundtrack sehr gelungen
  • Keine deutsche Sprachausgabe, nur deutsche Untertitel verfügbar
Multiplayer
Nicht vorhanden  
Userwertung
4.4
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Survival-Horror
VectorCell
Lexis Numérique
11.01.2012
PS3360
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Philipp Spilker 21. Januar 2012 - 17:35 — vor 11 Jahren aktualisiert
McGressive 19 Megatalent - 14300 - 21. Januar 2012 - 17:45 #

Da bekommt der Begriff "Grusel-Spiel" gleich eine ganz andere Bedeutung :P

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66902 - 21. Januar 2012 - 17:54 #

Das klang so vielversprechend. Umso entsetzter sind sämtliche Redaktionen, von denen ich bisher Tests dazu gelesen habe. Schade.

spooky74 16 Übertalent - P - 4070 - 21. Januar 2012 - 18:01 #

Ich habe es mir leider gleich gekauft auf XBL... der Anfang und die Intros sehen ja gut aus.. aber das man die Kapitel zu Enden spielen muß, damit man nicht von vorne Anfangen muß... oh graus

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 21. Januar 2012 - 18:02 #

Tja bestätigt sich mit andren Tests schade.

Mal eine frage an GG testet ihr eigentlich RE:R fürn 3DS?

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469805 - 22. Januar 2012 - 0:48 #

Ja, das haben wir vor.

McGressive 19 Megatalent - 14300 - 22. Januar 2012 - 19:59 #

Top!!

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110370 - 21. Januar 2012 - 18:06 #

Schade, daß das Potential vom Spiel so schlecht ungesetzt wurde. Ich hatte echt Interesse an dem Spiel, wenn es für PC dann gekommen wäre, aber so nicht.

Butcherybutch 14 Komm-Experte - 2558 - 21. Januar 2012 - 18:18 #

Hm erinnert mich an eXperience 112 welches ja auch von Lexis Numérique ist, das war auch irgendwie "Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt" schade drum.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66902 - 21. Januar 2012 - 18:35 #

Ach das waren die Leute? eXperience 112 war auf der einen Seite wirklich faszinierend, aber es war einfach sooo bockig, dass ich schnell keine Lust mehr hatte. Fand ich damals auch sehr schade. Dann hat das ja Tradition bei dem Studio.

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 21. Januar 2012 - 18:29 #

für das Gedicht allein Kudos :D

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175224 - 21. Januar 2012 - 18:33 #

Kann den Test gut nachvollziehen.

Hab mich sehr drauf gefreut, am Releasetag schon 800 MP besorgt. Dann hab ich aber wegen diversen negativen Gerüchten erst die Demo besorgt. Trotz des flauen Gefühls bin ich noch frohen Mutes ran, man soll sich ja nicht alles kaputtreden lassen.

Der Anfang war noch echt mitreisend, das Schleichen durch den entgleisten Zug sehr spannend. Das erste Mal...

Dann kamen Gegner angerannt, obwohl ich schleiche. Der NPC humpelt seelenruhig in einen Gegner von dem das Tutorial vorher meinte ich soll ihm aus den Weg gehen und während er schreiend weghumpelt tritt er auf seinen Trigger für die Story und fängt an ruhig nach Amy zu rufen während ich um mein Leben kämpfe. Tot. Wieder der Zug, ich will der Atmo willen wieder langsam durchgehen. Kampf läuft nicht wie geplant. Wieder Tot, so wie die Atmo. Ich sprinte zur Waffe im Zug, gehe raus, buttonsmashe die ersten Gegner in Grund und Boden. Verdammt.

Es war am Anfang so schön, dann fühlte ich mich aber wie Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier"

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 21. Januar 2012 - 19:14 #

3.0 ^^ Der arme Kerl. Tja da bewehrt sich wieder:

Nichts ist schlimmer als gut gemeint.

Johannes 24 Trolljäger - 53700 - 21. Januar 2012 - 19:26 #

Schönes Gedicht, schöne Anspielung in der 2. Strophe (erinnert fast schon ein bisschen an Rammstein, die dieselbe Anspielung bekanntlich auch schon genutzt haben)

Schöner Test, vom Spiel hatte ich mir mehr erhofft, wenn ich die Review so lese.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 21. Januar 2012 - 19:29 #

Schade schade :(

Politician 13 Koop-Gamer - 1286 - 21. Januar 2012 - 19:33 #

Schade drum.....der Trailer hatte Hoffnung gemacht, dass das Spiel spannend wird. Die grundsätzliche idee fand ich gut, aber leider gehen alle Tests in die selbe Richtung.
Jedenfalls freue ich mich, dass ihr mal wieder ein Arcade Spiel komplett testet. Weiter so, gern auch bei besseren Titeln :)

Callet 12 Trollwächter - 1153 - 21. Januar 2012 - 19:36 #

Hmmm, Trial and Error gilt wohl auch für das Entwicklerstudio...

Dragon Ninja 13 Koop-Gamer - 1292 - 21. Januar 2012 - 22:25 #

Dem Test ist nichts hinzuzufügen. Ich habe mich sehr auf dieses Spiel gefreut, wurde aber von der Demo schon arg enttäuscht. Das ist wirklich sehr schade! Es gibt einfach viel zuwenig gute Survival Horror Games in der heutigen Zeit...

raumich 16 Übertalent - 4673 - 21. Januar 2012 - 23:13 #

Danke für den Warn-Test. Mein Download Finger hatte schon zweimal blind gezuckt. Zum Glück (offensichtlich) konnte ich mich bisher beherschen.

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 22. Januar 2012 - 7:03 #

Toll geschriebener Test zu einem offensichtlich massiv gescheiterten Spiel. Es gehört schon große Schreibkunst dazu aus dem Test eines solchen Spiel noch etwas Lesenswertes zu machen :).

Sciron 20 Gold-Gamer - 24182 - 22. Januar 2012 - 13:37 #

Als großer Fan des Genres, trauere ich natürlich um jeden gescheiterten Versuch, dem Survival-Horror neue Impulse zu geben. Eigentlich könnte ich mit ein paar Gameplay-Macken durchaus leben, aber hier scheint die Grenze wohl deutlich überschritten worden zu sein.

Etomi 16 Übertalent - 5349 - 22. Januar 2012 - 14:35 #

Wenigstens ein Gutes hat das Spiel. Es hat mir einen lesenswerten und unterhaltsamen Test beschert.

Spartan117 13 Koop-Gamer - 1479 - 24. Januar 2012 - 23:52 #

autsch...

Rebbot 11 Forenversteher - 582 - 25. Januar 2012 - 11:38 #

Auf meiner Xbox ruckelt das Intro so stark, dass es zu einigen Soundaussetzern kommt. Keine Ahnung, wie man sowas dermaßen verbocken kann, immerhin ist das doch das erste, was man vom Spiel sieht.

Ansonsten hatte ich viel Spaß mit der Demo. Klar, die Checkpoints könnten zahlreicher sein, aber bis auf einen Kampf habe ich alle auf Anhieb geschafft (auf normal), gerade die ersten sind doch echt einfach. Die Wartezeiten bei den Aktionen haben aber schon nach kurzer Spielzeit genervt. Wenn die Story dann noch (wie im Test geschrieben) nicht abgeschlossen ist, kann man sich den Kauf wohl sparen.

Taris 17 Shapeshifter - 6004 - 6. Februar 2012 - 20:14 #

Danke für den Test. Da lass ich lieber die Finger davon. Hätts mir neulich fast gekauft.

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 24. Oktober 2013 - 21:49 #

Schade, das gibt es gerade für 0,74 € im PSN. Aber nachdem ich das hier gelesen habe müsste man mir eher nochwas zahlen, damit ich das spiele.